...And Found:
Ich dachte ja immer, mir wäre Ana-Lucia nicht zuletzt wegen dieser grauenhaften, deutschen Synchron-Stimme so auf den Keks gegangen, aber jetzt muss ich feststellen: Die englische Originalstimme ist bald noch schlimmer. Da offenbar nur einer/eine von euch Ana mag, traue ich mich jetzt mal offen zu sagen: Bei der Folge hätte ich sie mehr als einmal erwürgen können. Wenn man sich schon über John, Jack oder Ben als Anführer aufregt, muss man der doch echt die Schweinegrippe an den Hals wünschen. Kleiner Insel-Diktator! So, das musste mal gesagt werden... und vermutlich war es auch nicht das letzte Mal, dass ich es gesagt habe. Die Ana-Lucia-Fans mögen mir bitte vergeben, aber mir geht sie auf den Wecker. Aber wo ich gerade einen Blick auf die Umfrage werfen: Ben und Sawyer ziehen dem Rest langsam aber sicher davon – was sagt das über uns? Wir mögen offenbar Typen, die wie manipulative, egoistische Mistkerle wirken, aber in Wahrheit völlig kaputte, unreife, hochintelligente und individualistische Autodidakten sind, die nicht zugeben können, dass sie nichts nötiger hätten, als eine Schulter, an der sie sich ausweinen können. Nachdem gewohnten Vorwort mit den Gedanken des Tages, kommen wir nun zu „Lost and Found“, einer Episode, in der ich mich überhaupt viel mit meinen zwei speziellen Lieblingen auseinandersetzen muss. Wären Jin und Eko nicht, ich glaub ich hätte mir ein Kabel besorgt und mich in meinem Zimmer aufgehangen... oder Ben angerufen, damit der das mit dem Kabel und dem Erwürgen übernimmt.
Meine Gedankengänge führten mich irgendwie schon in der ersten Szene zu Jacob. Nicht weil Jacob seine Wäsche im Eimer wäscht, wenn das Meer vier Meter weiter ist. Das wissen wir nicht. Vielleicht wäscht der seine Wäsche auch gar nicht, sondern zaubert sie weiß oder er hat Locke nur auf die Insel geholt, weil er dachte, der wäre wirklich Meister Proper und der Weiße Riese in einer Person. Man weiß es nicht... . Nein, was mich zu Jacob brachte war der Ehering, denn den bekommt man bei der Hochzeit und wo hat Jacob Sun und Jin getroffen? Genau, bei deren Hochzeit. Aber nicht nur das: Jin Ehering wird Sun als Beweis von Ben gebracht, dass Jin noch lebt. Sun wäre zum Zeitpunkt von Jacobs Tod gar nicht auf der Insel ohne die Eheringe. Die Verkettungen, die man wohl als Ironie des Schicksals bezeichnen sollte, gehen noch weiter. Sun und Jin finden einander, weil sie beide aufgehört haben nach einem Partner zu suchen: das Schicksal führt sie zusammen. Ebenso findet Sun den Ehering mit Kate, als sie aufgehört hat danach zu suchen. Locke hatte das praktisch vorausgesehen (die Szene analysiere ich später noch mal dezidierter). Doch auch in Bezug auf Jacob fiel mir was ein/auf: und zwar geht es öfters in dieser Episode darum, dass Jin „nur“ ein Fischer sei und Jacob sehen wir in der ersten Szene von „Der Vorfall“ auf ähnliche Weise Fisch fangen wie Jin in dieser Folge – Jin tut es mit einem Netz, Jacob mit einer Art Korb (war nie Fischen/Angeln, keine Ahnung wie so etwas im Fachchinesisch oder in dem Fall wohl eher Fachkoreanisch heißt). Zumindest fiel mir da ein anderer überaus berühmter Fischer aus der Bibel ein: Simon, besser bekannt als der Fels (lat.: „Petrus“), auf dem Jesus seine Kirche bauen wollte. Ich habe ja schon irgendwann einmal erwähnt, dass ich den biblischen Bezug bei Jacob weniger in Jakob dem Stammvater der Israeliten suchen würde, als unter den Jüngern Jesu, von denen zwei den Namen Jakobus trugen, der sich genau wie Jakob, Jacob oder auch James vom Hebräischen "Ya'akov" (יעקב) ableitet. Da wäre einmal Jakobus der Ältere, der Schutzpatron der Pilger, nach dem auch der Jakobsweg benannt wurde. Der andere Jakobus hat fünf Beinamen, die theoretisch auf drei einzelne Personen hinweisen könnten, doch werden sie für gewöhnlich gleichgesetzt: Jakobus der Gerechte/Jakobus, Bruder des Herrn; Jakobus der Kleine und Jakobus der Jüngere/ Jakobus, Sohn des Alphäus. Gerade Jakobus den Gerechten (im Englischen meist James The Just) finde ich hier sehr interessant, denn er und Simon Petrus gelten als so etwas wie die Nachfolger/Stellvertreter Jesu. Während Jesu Bruder Jakobus in Jerusalem verblieb, ging Simon bekanntermaßen nach Rom in die Höhle des Löwen, wo er auf dem Kopf gekreuzigt wurde. Ohne Kaiser Konstantin wäre wohl nicht Rom, sondern Jerusalem das Zentrum der christlichen Welt geworden – da kann man Konstantin fast dankbar sein, dass die Christen in diesem Hexenkessel derzeit nicht auch noch mitmischen.
Man hat bei „Jacob“ natürlich als erstes den Patriarchen dieses Namens im Kopf und Esau als sein Gegenstück. Doch scheinen „Samuel“ und Jacob ja als von einer höheren Macht eingesetzt darum zu kämpfen, wer mit seiner These, Auslegung Recht hat. Bemerkenswert ist auch der Name des Mannes, er die Steinigung von Jakobus anordnete: Hanan ben Hanan. Ich weiß, ich weiß – „Ben“ bedeutet in erster Linie „Der Sohn von“. Aber es ist ungewöhnlich, dass es normal als Teil des Namens mitgeführt wird. Hinzukommt dann noch die Bedeutung von „Hanan“ = „Der Mitfühlende“. Auch wenn ich mich davor hüten würde Jacob mit Jakobus, Jakob oder gar Simon Petrus gleichzusetzen, sollte man solche Parallelen nie unbeachtet lassen – das gilt für diese christlichen ebenso wie für die ägyptischen Einflüsse. Interessant würde es allerdings werden, wenn sich herausstellt, dass „Samuels“ richtiger Name Simon ist^^. Kommen wir nun mal weg von wilden Hypothesen und Bibelstunde für Fortgeschrittene.
Das Floß ist nun also vier Tage weg und Sun sucht überall nach ihrem Ehering. Sie redet unter anderem mit Claire, Jack, Hurley, John und Kate darüber. Jack erklärt sie weinerlich: „ I lost my wedding ring!“ („Ich habe meinen Ehering verloren!“) Jack erzählt daraufhin eine Geschichte, in der es wie so oft um Betrug geht, denn nichts anderes ist es, wenn man den Ehering verliert und einfach einen neuen anfertigen lässt. Es hat wohl auch etwas sehr symbolträchtiges, dass die Ehe von Jack und Sarah wenig später in die Brüche gehen sollte. Sun und Jin hingegen kommen auf der Insel wieder näher zusammen, halten später sogar durch die Eheringe über Raum und Zeit hinweg Kontakt miteinander – andere brauchen für so was ’nen Extra-Briefkasten. Mit Hurley wartet Sun dann darauf, dass Vincent mal muss – was für eine schöne Freizeitbeschäftigung. Vergesst Theater, Kino, die Oper und Musicals – das ist Entertainment... Oh Gott, mir wird gerade bewusst: RTL2 würde ich so eine „Doku-Soap“ zutrauen. Wenigstens wäre da die Behauptung „Die senden nichts als Scheiße!“ mal keine Verunglimpfung des Formats, sondern eine Tatsache. Wobei „Wetten Dass...!“ ging ja jüngst schon in eine ähnliche Richtung. Was ist nur mit dem Fernsehen passiert? Wenn man sich überlegt, dass man sich früher schon über Krawall-Talkshows und „BigBrother“ aufgeregt hat... Da kannten wir 9live und die ganzen Doku-Soaps (alternativ auch Reality-Soaps, Soap-Dokus, Reality-Shows, Doku-Shows oder gequirlter Dreck) ja noch nicht näher. Wo war ich, ach, ja im Dschungelcamp oder „Ich bin ein Lostie, holt mich hier raus!“
Wir erfahren aus dem Gespräch zwischen Sun und Hurley, dass Sun und Jin aus dem „guten“ Korea kommen und, dass Suns zerknautschter Flohteppich Bpo Bpo heißt, was „ein Kuss“ bedeutet. Aber was bedeutet denn bitte „gutes Korea“ – hätte ein Nordkoreaner gesagt, er käme aus dem „bösen Korea“? Wohl kaum! Wieder einmal ein Paradebeispiel für die Frage: Wie definiere ich Gut und Böse? Oder ist es nicht vielmehr eine Frage des Blickwinkels? Und wo wir gerade bei Blickwinkeln sind, kommt auch schon Locke aus den Büschen gelatscht, als Sun gerade durch ihren Garten tobt wie ein tollwütiger Chihuahua auf Kokain. Sun fragt Locke: „Did you see me?“ („Hast du mich gesehen?“ bzw. in dem Fall wo mehr soviel wie: „Hast du es gesehen?“ oder „Wie lange stehst du schon da?“) Und John erwidert: „Nein, Sir, ich habe nicht gesehen, dass Sie mal wieder mit Ihren Puppen spielen!“ Ach, ne.. falscher Film, immer diese Instand-Kassetten da kommt man ganz durcheinander. Locke sagt natürlich: „Rip apart your garden? No.“ („Wie du deinen Garten auseinander nimmst? Nein.“) Na ja, kommt ja fast aufs gleiche raus. Sun meint, als John sagt, manchmal wünsche er sich einen Garten zum Wüten, dass sie ihn noch nie wütend erlebt habe. John gesteht früher oft wütend gewesen zu sein – ebenso wie Sun, weil er auf der Suche war („I'm not lost anymore.“). Auch wenn er nicht fand, was er sucht, so hat es doch ihn gefunden. Er brauchte nur aufhören zu suchen („How did you do that?“ – „Same way anything lost gets found – I stopped looking.“). Wir wissen mittlerweile nur zu gut, dass Locke auch zornig sein kann, wie fast alle Losties ist er beizeiten sogar überaus wütend, aggressiv und gar jähzornig. In den meisten Fällen ist es Verlust, der unsere Losties wütend werden lässt oder aber ihren Verstand ausschaltet und sie impulsiv handeln lässt. Gerade jene, die die Insel verloren haben, sie suchen oder im Begriff sind, sie zu verlieren, sind kaum wiederzuerkennen. Verlust („loss“) lässt die Hemmungen vergessen. Locke etwa ist selbst auf der Insel nur so lange besonnen, bis er das Gefühl hat, seine Verbindung zur Insel bräche ab. Shannon will über den Verlust ihres Bruders John erschießen. Ben rastet in der Serie nur dreimal richtig aus und jedes Mal geht es um einen Verlust: Er will Ana-Lucia erwürgen (okay, wer will das nicht?), weil sie zwei seiner Leute umgebracht hat (so egal war Goodwin ihm wohl doch nicht); er lässt Goodwins Tod zu und verliert gegenüber Juliet die Fassung, weil sie sich ihm verweigert; als Ben Keamy ermordet läuft er regelrecht Amok, verhält sich wie ein wildgewordener Irrer und brüllt, laut, während er wieder und wieder auf Keamy einsticht – warum? Er hat Alex verloren und weiß, dass er in wenigen Minuten die Insel verlassen wird – vermutlich für immer. Michael tickt in dieser Folge mal wieder vollends aus, weil er Walt verloren hat – und das nicht zum ersten Mal. Ein Stück weit könnte das Jacobs Schlüssel zum Erfolg sein: Er gibt ihnen allen zurück, was sie verloren haben und nimmt ihnen so den Grund zu ihrem aggressiven Verhalten. Würde auch zu dem mehrdeutigen Titel der Serie passen – das, was verloren ist, ist das letzte Puzzelteil. Schließlich heißt „lost“ ja nichts anderes als „verloren“.
Zu guter letzt ist es Kate, die Sun hilft den Ehering wieder zufinden und dabei selbst nach etwas sucht. Wir erfahren nie, ob Kate ihren Brief suchte oder den, den Sawyer verfasst hat, wir merken aber, wie sehr sie es bereut nicht da gewesen zu sein, als das Floß ablegte: „We didn't, uh... I didn't say goodbye.“ („Wir haben uns nicht, ähm... Ich habe nicht Lebewohl gesagt.“) Das verbindet Sun und Kate und trennt sie auch wieder: sowohl Jin als auch Sawyer haben die Insel mit dem Floß verlassen und sie sorgen sich um sie, doch während Sun sich von ihrem Ehemann verabschieden konnte, ihn sogar am gehen hindern wollte, so hat Kate nie auf wiedersehen gesagt und kurz zuvor sogar noch versucht sich Sawyers Platz auf dem Boot zu erschleichen. Sun und Kate haben beide etwas verloren, sind beide auf der Suche. Kate findet den Brief, den sie sucht nicht, findet dafür jedoch, was Sun suchte: den Ehering. Sowohl Locke als auch Hurley hatten recht mit ihren Tipps: zurückverfolgen, was man zuvor getan hat ODER aufhören zu suchen – das eine hätte Sun zum Erfolg geführt, das andere hat zum Erfolg geführt.
Gehen wir nun ein paar Kilometerchen weiter zu den Tailies, denn die sind mit ihrem Drill Sergeant Ana-Lucia Cortez gerade im Aufbruch inbegriffen. Ana macht das, was sie am besten kann: Aufträge verteilen und Leute runterputzen. Jin macht sie dann beim Fischen gleich schief von der Seite an, weil er nicht so fischt, wie sie es erwartet hat. Er erwidert ihr etwas, doch Ana versteht nur Chinesisch...oder...also zumindest kein Koreanisch, denn: „Does it look like I speak Korean?“ („Seh’ ich so aus, als ob ich Koreanisch spräche?“) Gegenfrage: Sieht Jin so aus, als spräche er Englisch?
Michael versucht derweil herauszufinden, warum die Tailies so verängstigt sind. Komisch, gerade er sollte die Antwort doch kennen und kaum hat Libby ihm gesagt wo „Sie“ herkommen („Because that's where They come from.“), macht er sich schon auf den Weg. Derweil machen sich Eko und Sawyer bekannt, wobei beide nicht ihren richtigen Namen nennen, denn weder heißt Eko Tunde „Mr. Eko“ noch heißt James Ford „Sawyer“.
Also, Michael ist weg und sucht nach...? Na? „Where’s Kate?“ Nein, Jack, du nicht! Michael! Jetzt führ ich schon Dialoge mit Seriencharakteren, die gar nicht da sind... also wen sucht Michael? „Walt!?“ Röööchtisch! Warum denn nicht gleich so? Also Michael sucht nach... „Walt?!“ ich kann ja nur hoffen, dass ihr das im Kopf auch so schön illustrieren könnte wie ich, denn ich hör Michael im Kopf tatsächlich rufen... das sollte ich mal untersuchen lassen... Also Michael ist weg und sucht nach „Walt?!“, woraufhin Jin los will und nach Michael suchen möchte. Eko will ihn nicht gehen lassen, doch auf dieser Insel regelt man solche Probleme ja immer auf die gleiche Weise: da gibt’s auf die Fresse. Obwohl ich Pazifist bin, muss ich Jin ja irgendwie große Bewunderung aussprechen: einem Schrank wie Eko eine zu zimmern, erfordert Mut. Eko haut natürlich zurück und Jin geht zu Boden. Ja, da sind zwei mal wieder so richtig liebenswürdig zueinander (Insider für Asterix-Fans). Der Vorteil ist: eine Faust im Gesicht bedeutet in Korea und Nigeria das Selbe. Ihr merkt: es fällt mir schwer bei dieser Folge mit dem nötigen Ernst bei der Sache zu bleiben. Aber dennoch will ich mich darum bemühen. Eko und Jin gehen also Michael suchen, der seinerseits „Walt?!“ sucht.
Kurz nachdem Jin einen unsanften Zusammenstoß mit einem Wildschwein hatte, stoßen Eko und Jin auf Goodwins Leiche (Ich glaub bald, der Typ ist als Leiche in mehr Folgen dabei als lebendig). Praktischerweise hat Jin zumindest das Wort „Others“ (aus seinem Mund klingt zwar mehr wie „Adders“, aber egal...) schon gelernt, obgleich er es vermutlich für einen Eigennamen hält und nicht weiß, dass es sich auch um ein normales, englisches Wort handelt. Eko und Jin unterhalten sich also in einigen, wenigen Schlüsselwörtern und mit Zeichensprache. So scheint etwa ein Hitlergruß vor der Brust das internationale Gebärdensprachenzeichen für „Flugzeug“ zu sein – das lässt einen die deutsche Geschichte doch plötzlich mit ganz anderen Augen sehen.
Außerdem entdeckt Eko Jins Ehering und fragt ihn, so gut es möglich ist, nach Sun. Schließlich ist so ein Ehering auch eine Art der Kommunikation, denn er symbolisiert den Ehepartnern „Wir gehören zusammen“ und Außenstehenden überdies noch „Bin vergeben!“.
Doch dann kommen Sie. Jin und Eko verstecken sich in den Büschen und vorüberziehen ein paar Gestalten, die allesamt barfuß sind, keine Lau von sich geben und überdies keine Spuren hinterlassen. Vielleicht kam dem ein oder anderen ja der gleiche Satz in den Sinn wie mir: „They are coming“ Was bringt uns zu der Annahme, dass es sich bei diesem Trupp nicht um andere Andere handelt als die Anderen, die wir kennen? Von offizieller Seite wurde bestätigt, dass es sich bei dem Kind mit dem Teddybär weder um Zach noch um Emma handle. Was wäre also, wenn diese Personen nicht zu Bens Leuten gehörten? Denn eigentlich haben sie mehr mit Jacob und Samuel gemein. Die Anderen tragen ihre Dschungelkluft nur zur Tarnung. Doch durch wen inspiriert? Jacob und „Samuel“ haben beide einfache Hemden und Hosen an, die sie vermutlich selbst angefertigt haben. Als Gürtel dient eine Kordel, festes Schuhwerk tragen sie nicht. Vor ein paar Tagen noch kam die Theorie auf, dass Jacob „Samuel“ warnen wollte, als er sagt: „Sie kommen!“ Was also, wenn wir mit Jacob und „Samuel“ immer noch nicht die Spitze erreicht haben. Wie sagte Ben noch gleich? „But everyone answers to someone and the leader answers to Jacob.“ („Aber jeder muss sich vor jemandem verantworten und der Anführer verantwortet sich vor Jacob.“) So und jetzt betrachten wir die zurückliegenden Staffeln mal. Staffel 1: da hieß das Duell Jack gegen John – Anführer der Losties. Staffel 2: Henry/Ben und die Anderen gegen die Losties als Kollektiv – stärkere Macht auf der Insel. Staffel 3: Ben gegen John – Herrschaft über die Anderen als Wächter der Insel. Staffel 4: Ben gegen Charles – Kampf um die Insel zwischen zwei Menschen. Staffel 5: Jacob und „Samuel“ – Kampf um die Menschheit mit der Insel als Versuchslabor. Staffel 6: Bewohner der Insel gegen „Sie“??? Kann es nicht sein, dass „Sie“ die Macht sind, vor der sich nun wieder Jacob und „Samuel“ verantworten müssen? Wäre es möglich, dass Jacob und sein grauhaariger Gegenspieler nicht die einzigen ihrer Art auf der Insel sind? Ganz im Gegenteil: es wäre sogar recht wahrscheinlich, dass sie nicht die einzigen ihrer Art sind. Auch wenn ich es langsam etwas verquer fände, wenn es immer noch eine dunkle Macht gibt, die schlimmer ist als die bisher bekannte, würde ich es nicht ausschließen, denn eines ist klar: Ein Krieg wird kommen! Doch gegen wen? Der König ist tot und sein Rivale hat nicht einen echten Anhänger auf seiner Seite.
Jin findet Michael später dann, als er gerade mal nicht sucht , sondern am Bach sitzt und sich wäscht. Wieder einmal wird also etwas bzw. (in diesem Fall) jemand gefunden, als man gerade aufgehört hatte, danach zu suchen. Vielleicht würde Michael so auch Walt finden, aber stattdessen macht er das, was er am besten kann... und jetzt alle zusammen auf Drei: Eins...Zwei...Drei – „Walt?!“ Das müssen wir aber noch mal üben... tststststs.
Als letztes werfen wir dann noch einen kurzen Blick ins Flashback. Sun wird von ihrer Mutter gesagt, sie sei nun Silber und solle nicht warten, bis sie Bronze geworden ist, während Jins Freund Tai ihm vorhersagt, die Frau seines Lebens sei orange. Auch wenn ich mich bei den Rückblenden dieser Folge vor der viel zu inflationär gebrauchten Floskel „Andere Länder – andere Sitten“ fernhalten wollte, gelingt es mir nicht so recht, denn darauf läuft es hinaus. Sun wird von ihren Eltern gedrängt, zu heiraten, ehe sie nicht mehr gut genug ist – Gammelfleisch, wenn man so will. Jin will hingegen einer Partnerschaft aus dem Weg gehen, weil er glaubt, nichts darzustellen im Leben. Beim Vorstellungsgespräch wird Jin von oben herabbehandelt, weil er „nur“ der Sohn eines Fischers ist. Ironie: Auf der Insel wird er von Ana solange von oben herabbehandelt, bis er sich durch seine Kenntnisse als Fischer ihren Respekt verdient. Aber auch das soziale Gefälle wird hier (wie in der vorangegangenen Episode) thematisiert – Menschen werden darüber beurteilt, wo sie herkommen, was sie verdienen, wie viel Macht und Einfluss sie haben und in Suns Fall auch noch wie sie aussehen. Dass Sun studiert hat, gereicht ihr – laut ihrer Mutter – sogar zum Nachteil. Ginge man nach dieser Einteilung wären viele Menschen so gut wie gar nichts wert. Ich zum Beispiel bin übergewichtig (bevor wir uns falsch verstehen: in Übergrößengeschäften muss ich noch nicht einkaufen...^^), sehe auch sonst nicht besonders gut aus, verdiene praktisch nichts und habe obendrein auch noch Abitur und eine ganz gute Allgemeinbildung. Irgendwo erschreckend, dass man so in unserer Gesellschaft (denn das ist ja weiß Gott nicht nur in Korea so) weniger wert ist als ein Supermodel mit Hauptschulabschluss und dem IQ einer Topfpflanze. Aber genau darauf läuft es hinaus. Jae Lee und Sun sind beide durch die westliche Kultur mitgeprägt und dennoch verfallen sie rasch wieder in dieses Muster und bilden sich ein, sich ernsthaft von ihren Eltern und deren Vorstellungen abzuheben, was das Ganze um so erbärmlicher macht.
Jin reicht die gesellschaftliche Rangfolge nicht wirklich zum Vorteil, obwohl sie es hätte tun sollen: denn hätte Jins Chef gewusst, dass Jin bei seinem Chef (denn nichts anderes ist Jae Lee: der Chef von Jins Chef) wegen der Blume noch einen gut hat, hätte er Jin wohl anders behandelt. Das Zauberwort heißt schließlich auch hier Vitamin B.
Was gibt es zu dieser Folge sonst noch zu sagen? Ein paar Kleinigkeiten: Sun gesteht gegenüber dem unsensiblen Holzkopf Jae Lee zwar nicht, dass sie sich Hoffnungen gemacht hatte, gibt dafür aber zu, auch gerne nach Amerika ziehen zu wollen – kommt euch das auch so bekannt vor? Dann wird Jin von dem Vater des kleinen Jungen mit der schwachen Blase als „guter Mensch“ bezeichnet. Und das letzte, was bleibt ist die Frage: Wie um alles in der Welt hat Sun es geschafft, ein Studium in Kunstgeschichte zu bewältigen?
Absolut geil. Hab selten so bei einer deiner Reviews gelacht. Und jetzt versteh ich auch, wieso ich diese Folge übersprungen habe, verpasst hab ich nicht viel. Und nein, du brauchst keinen Arzt. Ich höre Michael auch in meinem Kopf nach Walt schreien, das hat sich nach zigmaligem Hörem mittlerweile fest eingebrannt. Aber gut, dass die Review jetzt da ist, da kann ich auch für The Whole Truth noch mal auf einiges eingehen.
AntwortenLöschenDer Folge kann man ja nur noch mit Humor begegnen. Die ist so voller Klischees und platt obendrein... Wenn bei einer Sun-zentrischen Folge die Rückblenden schon das Interessanteste sind, nimmt man sich am besten gleich 'nen Strick. Wäre die Szene mit den Bläck Fööss (Kölsch: "barfuß" und der Name einer Band) nicht, hätte ich die Review glaub ich verweigert^^
AntwortenLöschenwar mal ein super review...normalerweise hasse ich sun epis, aber dieser review...super
AntwortenLöschenTolle review - du hast das Beste aus dieser eher langweiligen Episode rausgeholt. Schön geschrieben mit Jin und Jacob als Fischer!
AntwortenLöschenKannst Du vielleicht immer mal die Übersicht, welche Reviews vergeben sind, aktualisieren (falls es Änderungen gibt) und einen ungefähren Zeitplan dazu machen?
Ich höre auch die Walt-Schreie in meinem Kopf, also kein Grund zur Panik!