Samstag, 24. Oktober 2009

Besser spät als nie

Tag 31 – 22.10.2009:

So unproduktiv ich in der ersten Wochenhälfte auch war, so produktiv will ich nun in den letzten paar Tagen sein... allein schon wegen des nahenden Monsuns. Wir stehen mal wieder vor einer Folge mit unzureichender Titelübersetzung „Ein höheres Ziel“ – da wäre ja sogar „Der Zweck heiligt die Mittel“ besser gewesen, denn „The Greater Good“ meint bei dieser Episode ja, dass man für ein höheres Ziel ODER auch zum Wohle vieler manchmal gewisse Opfer bringen muss. Tja, Ben ist noch gar nicht in Erscheinung getreten und schon kommt eine Episode daher, die nach seinem Lebensmotto benannt zu sein scheint. Es ist mal wieder so richtig typisch Sayid, dass er in dieser Folge etwas proklamiert, was durchaus vertretbar sein kann, das er aber anderen – vor allem Jack, John und Ben – liebend gerne ankreidet. Aber es ist ja nichts neues mehr, dass Sayid der König der Doppelmoral ist – Juliet hat das in Staffel 3 ja mal so schön auf den Punkt gebracht: „You know its interesting, that you two [Sayid and Sawyer] are now the camp's moral police. I'm curious, Sayid, how long was it before you told everyone on that beach exactly how many people you've tortured in your life. Do they know about Basra?“ („Wisst ihr, was interessant ist? – Dass ausgerechnet ihr zwei jetzt die Moralapostel des Camps seid. Ich bin verwirrt, Sayid: Wie lange hat es gedauert, bis du allen am Strand genau gebeichtet hast, wie viele Menschen du in deinem Leben schon gefoltert hast? Wissen sie von Basra?“) Ich weiß: Vermutlich entseht der Eindruck als hätte ich was gegen den Charakter Sayid, was nicht einmal stimmt. Er ist einer der ganz wenigen Charaktere, die mir immer ziemlich egal waren, und viele seiner Handlungen kann man auch verstehen oder nachvollziehen. Aber man kann wohl kaum abstreiten, dass er eine etwas verschoben Wahrnehmung und merkwürdige Moralvorstellungen hat.

Sowohl in der Inselhandlung als auch im Flashback richtet Sayid seine Handlungen nach einem höheren Ziel oder dem Allgemeinwohl aus. Er hilft der CIA zunächst aus egoistischen Motiven, doch kommt sein Handeln auch der Allgemeinheit zu Gute. Auf der Insel hält er Shannon davon ab, Locke zu töten – einerseits um sie vor sich selbst zu schützen und zum anderen weil ihm klar ist, dass die Losties ohne Locke nicht lange überleben würden. Also zweimal sind seine Motive die Dame seines Herzens und die Gemeinschaft. Doch auch der Auslöser für Shannons Hass auf Locke, Boones Tod, diente einem höheren Zweck. Ich komm auf die einzelnen Punkte noch mal zu sprechen, wenn es soweit ist.

Bei der ersten Rückblende hab ich mich zunächst noch gefragt, was Sayid überhaupt in London macht. Die Antwort kam rasch: „Because we know where she is. Seven years since you left Iraq – six months here, three months there – always moving. There's only two reasons a man would do that, Sayid: Either he's running away from something or looking for something.“ („Weil wir wissen, wo sie ist. Sieben Jahre sind vergangen, seitdem Sie den Irak verlassen haben – sechs Monate hier, drei Monate dort – immer in Bewegung. Es gibt nur zwei Gründe sich so zu verhalten, Sayid: Entweder flieht man vor etwas oder man sucht etwas.“) Aber gilt das nicht für jeden Lost-Charakter? Wer von denen ist denn nicht auf der Flucht oder auf der Suche? Überlegen wir mal:

· Jack: Jack sucht seinen Vater – deshalb hat er Los Angeles einst verlassen und kaum hatte er ihn gefunden, verlor er ihn wieder. Auf der Insel sucht Jack einen Weg von ihr runter und nachdem er das geschafft hat, einen Weg zurück.

· Kate: Kate ist auf der Flucht – immer zu. Das war sie schon, ehe sie Wayne umbrachte. Es liegt in ihrer Natur, weglaufen zu wollen und das könnte daran liegen, dass sie in Wahrheit etwas sucht, nämlich eine Heimat ® Die Insel.

· John: Wir wissen wohl alle, dass Locke vor allem eines stets gesucht hat: seine Bestimmung.

· Ben: Tja, der sucht so manches und ist deshalb wohl auch so ein kaputter Typ. Zeit seines Lebens sucht er eine Vaterfigur, jemanden, zu dem er aufsehen kann und der ihn seinerseits lobt. Aber wie Locke sucht Ben auch nach seiner Bestimmung, dem tieferen Sinn seines Daseins. Zwischenzeitlich sucht er aber auch um Vergebung und läuft dabei vor seinen Taten davon. Als er an Krebs erkrankt, sucht er Heilung. Aber er ist auch auf der Flucht und zwar vor Charles und – wie ja schon gesagt – vor sich selbst.

· James: Noch einer, der vor seiner Vergangenheit flieht. Aber James ist auch ein Suchender: er sucht den echten Sawyer und somit Vergeltung und Rache.

· Desmond: Na, der sucht vor allem seine Konstante.

· Claire: Wenn man sich – wenn auch mit einem gewissen Maß an Skepsis – in die Hände eines Wahrsagers begibt und sich für Astrologie interessiert, ist man wohl immer auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Okay, das hätte sie einfacher haben können: Einmal „Per Anhalter durch die Galaxis“ lesen und man weiß: Die Antwort lautet „42“. Ins Flugzeug stieg Claire allerdings, weil sie auf der Flucht vor ihrer Verantwortung „Rübenkopf“ gegenüber war.

· Sayid: Auf der Suche nach Nadia, auf der Flucht vor sich selbst – wissen wir!

· Hurley: Hurley sucht eine Antwort. Er will wissen, was es mit den Zahlen auf sich hat. Aber vor alle sucht er jemanden, der ihm zustimmt, ihm bestätigt, dass es einen fluch gibt. In Danielle findet er diese Person.

· Charlie: Der M-TV-Clown und Teilzeithobbit Charlie H. Pace sucht eine Perspektive, einen Weg aus der Sucht, eine Zukunft als Musiker oder als irgendwas anderes... . Aber dadurch wird er auch zum Flüchtenden.

· Jin: Okay, das ist ziemlich offensichtlich. Jin will vor Mr. Paik fliehen.

· Sun: Dito

· Juliet: Als Wissenschaftlerin ist sie zwangsläufig eine ewig Suchende; sei es nun ein Weg ihre Schwester zu heilen, eine Lösung des Schwangerschaftsproblems auf der Insel oder eine Chance Ben zu entkommen. Sie sucht immerzu.

· Rose: Was sucht Rose? Heilung? Nein, sie hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Ich denke Rose sucht das, was wir letztlich alle suchen: Glück.

· Bernard: Der sucht wiederum Heilung für seine Frau.

· Richard: Richard flieht in gewisser Weise vor dem Tod und vermutlich sucht er dabei auch etwas. Fragt sich nur was...

· Charles: Also der sucht die Insel. Das war leicht^^

· Jacob: Jacob hat vermutlich sein ganzes Dasein auf der Suche nach einem Gegenbeweis zu „Samuels“ These zugebracht. Aber er flieht nicht, nicht einmal vor dem Tod.

· „Samuel“/Man in Black: Schlupf-loch, Schlupf-loch, na-na-na-na – mit dem Song trete ich demnächst mal bei „Das Supertalent“ auf

· Michael: „Walt!?“ Ich glaub die Autoren hatten irgendeinen Hotkey, mit dem die das in Michaels Textzeilen immer ganz schnell einfügen konnten.

· Shannon: Die sucht nach Anerkennung, dem Gefühl gebraucht zu werden.

· Boone: Boone sucht eigentlich auch nach aufrichtiger Anerkennung. Er will respektiert, geachtet werden.

· Eko: Eko flieht vor seiner Vergangenheit und sucht sowohl nach Vergebung als auch nach seinem Bruder.

· Walt: Walt ist auf der Suche nach einer Heimat, einem Ort, wo er hingehört.

· Daniel: Der sucht vor allem sein Gedächtnis, ist aber auch auf der Flucht vor seiner Vergangenheit.

· Miles: Miles sucht Antworten.

· Charlotte: Endlich mal eine, die unsere geleibte Insel selbst sucht.

· Ilana: Bei der wissen wir noch nicht, was sie sucht oder vor wem sie flieht, doch ich bin mir sicher, dass es da etwas/wen gibt.

· Frank: Der sucht nach Antworten, nach der Wahrheit, was mit Flug 815 wirklich passiert ist.

· Ana-Lucia: Die sucht nach Rache und flieht, weil sie Rache genommen hat. Aber sie sucht wohl auch nach jemandem, der sie so schätzen oder gar lieben kann wie sie ist.

· Libby: Also Libby sucht vermutlich ihren Verstand^^

· Niki und Paulo: Diamantenfieber!

Sayid willigt also etwas widerborstig und genötigt ein und macht sich nach Sydney auf. Dort hockt er dann ganz zufällig in der gleichen Moschee beim Gebet wie Essam. Der Imam, der mit seinem Saruman-Gedächtnis-Bart aussieht, als sei er scharf auf einen Literatur-Nobelpreis (mal ehrlich: es fehlt nur noch ’ne Pfeife und dieses Klischee wäre perfekt), leiert also ein überaus abwechslungsreiches Gebet runter, zu dem auch ein paar Halswirbeldehnübungen gehören (bevor das einer falsch interpretiert: ich will mich nicht über die Religion lustig machen, sondern vielmehr über diese klischeehafte Darstellung). Dabei muss Essam dann zur Seite gucken und erblickt Sayid. Da die Rückblende mit den islamistischen Selbstmordattentätern und der Gebetsstunde noch nicht genug Klischees abgefeiert hat, ballern die Lost-Macher noch ein paar weitere raus: die Terroristen üben mit „Killerspielen“ (wozu eigentlich? Der Vorteil bei wahllosen Selbstmordattentaten ist doch, dass man eben nicht zielen muss), die Wanze ist im Rauchmelder versteckt und das Zusammentreffen von Sayid und Essam wird als Schicksal gedeutet („Perhaps it was fate“). Fehlt nur noch, dass Jack Bauer, John McClane und James Bond gemeinsam durchs Fenster geflogen kommen und die Terroristen mit ihren Maschinengewehren eine Minute wie wild um sich schießen, dabei den Fernseher, die Playstation und sämtliche Kaffeetassen, aber keinen ihrer Gegner treffen, die dann ihrerseits mit drei sauberen Kopfschüssen die bösen Muselmänner erlegen. Also wirklich, Darlton, diese Rückblende ist unter eurem Niveau!

Zum Glück kriegen die Autoren aber noch gerade so die Kurve: Essam hat Zweifel. Ein Muslim in einer amerikanischen Fernsehserie, der sich mal nicht, nichts geileres vorstellen kann als ein Selbstmordattentat. Daumen hoch! Jetzt werden ratzfatz die zwei Geheimagenten zu den Bösen und auch Sayid, weil er seinerseits erneut mitspielt. Er betrügt Essam, manipuliert ihn, bringt ihn dazu, etwas zu tun, was er nicht tun will und von dem Sayid ihn auch abhalten wird. Jetzt muss man zu Gute halten, dass Sayid so nicht nur Nadia, sondern auch viele Unschuldige retten wird. Aber Essam ist sein Freund. Wäre es das Risiko nicht wert gewesen, ihn einzuweihen und zu hoffen, dass er ihn so ebenfalls retten kann? Sayid beschließt kein Risiko einzugehen und wiegt das Leben vieler gegen das Leben eines einzelnen auf. Eines wird hier mal wieder überdeutlich klar: Sayid mag sich für besser halten als Ben, doch in Wahrheit ist er ein noch viel dunkleres Abbild von ihm. Er ist sein Spiegel und wird sogar zu dem werden, der Ben überhaupt erst zerstört hat. Wie eng Sayid und Ben immer schon miteinander verwoben waren, zeigt sich daran, dass Ben in allen späteren Sayid-zentrischen Folgen eine große Rolle spielt. Okay, was hätte jemand wie Ben oder Sawyer in dieser Situation anders gemacht? Ein Manipulator hätte es vermutlich geschafft, selbst die Kontrolle an sich zu reißen, anstatt sie den Geheimagenten zu überlassen. Sayid wird aber ganz bewusst zu dem, was Ben stets war ohne es zu wissen: Ein Werkzeug. Er wird dazu manipuliert, seinerseits Essam zu manipulieren.

Etwas ähnliches wie zwischen Sayid und Essam spielt sich später auch zwischen dem falschen Locke und Ben ab. Ben lässt ebenfalls durchblicken, das Verbrechen nicht begehen zu wollen und wird so manipuliert, dass er glaubt, einen lang gehegten Wunsch umzusetzen. Letztlich wissen wir ja nicht, wann „Samuel“ begann Ben zu manipulieren, ob er nicht schon John auf „Samuels“ Manipulation hin tötete. Ich will hier mal kurz einen Gedanken anführen, der mir vorgestern kam: Ben behauptet ja, dass er gewusst hätte, dass John auf der Insel wieder leben würde, und gibt gegenüber Sun wiederum zu, es würde ihn ängstigen Locke wieder lebendig zu sehen. Man würde meinen dies sei ein Widerspruch. Doch was wäre, wenn „Samuel“ Ben tatsächlich eingetrichtert hätte, er müsse John töten, damit alle wieder zurück auf die Insel kommen und John würde dann auf der Insel wieder leben. Könnte nicht Jack, sondern Ben der zweifelnde Thomas sein? Denn wenn Ben zwar glauben wollte, aber nicht konnte, dass Locke wieder leben würde, würde es doch passen: es könnte ihn ängstigen, weil er nicht so recht glauben konnte, dass es möglich ist, aber er hat es dennoch gehofft. Denn von irgendjemand muss Ben doch erfahren haben, dass John sterben muss. Er sagt in seinem Büro John selbst. John hat es ihm nicht erzählt und Charles oder Richard wohl auch nicht. Nur noch zwei weitere Personen wussten jedoch davon: „Samuel“ und Christian. Entschuldigt bitte den kleinen Abstecher, doch es fiel mir gerade beim Tippen wieder ein und bis Staffel 5 hätte ich es bestimmt vergessen.

Kehren wir jetzt zu Sayids Verrat an Essam zurück, der, kurz nachdem Sayid ihn über seine Absichten aufgeklärt hat, ganz überrascht erwidert: „You said we were going to do this together. You said you lost someone.“ („Du sagtest, wir würden das zusammen durchstehen. Du sagtest, du hättest jemanden verloren!“) Sayid klärt Essam auf. Der entgegnet: „You said it was for the greater good“ („Du sagtest, es sei zum größeren Wohl“) und ehe er sich erschießt, haut er gleich noch den nächsten Schlüsselsatz raus: „I hope she makes you whole again.“ („Ich hoffe, sie macht dich wieder vollständig.“) In der Tat gab es in Sayids Leben nur eine Phase, in der er nicht gemordet und gefoltert hat und das war, als er mit Nadia glücklich zusammen leben konnte. Doch kaum war sie tot, fehlte ihm wieder etwas im Leben. Das Gefühl nicht vollständig zu sein, kann einen Menschen umtreiben, um den Verstand bringen. Wieder haben wir etwas, das unsere Lost-Charaktere gemein haben. Jedem von ihnen fehlt etwas – entweder wurde es ihnen genommen oder sie befinden sich auf der Suche danach. Das macht sie rastlos. So explizit wie bei Sayid wird dieses „Loch“ sonst nur bei Miles angesprochen. Bram sagt ihm, dass kein Geld der Welt in der Lage sei, das Loch in ihm selbst auszufüllen. Jedem der Hauptcharaktere fehlt etwas und sei es die Insel selbst. Doch sie alle haben auch einen oder gar mehrere wichtige Menschen in ihrem Leben – oft auf grauenvolle Art und Weise – verloren (auch wenn die dazu nicht immer sterben mussten): Jack – Christian, Sarah; Kate – Tom, in gewisser Weise ihre Mutter; James – seine Eltern; Ben – seine Mutter, Annie, Alex; John – seine Stiefschwester, seine Eltern (im übertragenen Sinne); Juliet – durch die Scheidung der Eltern ihre Familie und ihren Mann durch den „Busunfall“; Desmond – Penny (zumindest zeitweilig); Claire – Thomas, ihre Mutter (die lag zur Zeit des Absturzes noch im Koma), Christian; Charlie – den Familienzusammenhalt... die Liste geht immer weiter.

Die letzte Flashbackszene beinhaltet noch zwei Details, die wir uns noch einmal kurz genauer angucken sollten. Sayid fragt, was mit Essam Leiche passieren wird, und als er erfährt, dass sie verbrannt werden soll, protestiert er; Wie schon gegenüber Jack, als der die Leichen im Wrack verbrennen wollte. Wieder ist das Argument die Religionszugehörigkeit, bei der diese Art der Bestattung mit den Glaubensgrundsätzen nicht vereinbar ist. Wobei ich mich da doch frage, wieso Explodieren in Ordnung geht und Verbrennen nicht – kann mir ja vielleicht irgend ein Muslim hier mal erklären. Um sich um Essams Bestattung selbst kümmern zu können, lässt Sayid seinen Flug umbuchen und wird sich so an Bord von Oceanic Flight 815 wiederfinden.

Auf der Insel findet zu Beginn bereits eine ganz andere Bestattung statt: Boones. Aber zuvor musste Jack mal wieder keuchend durch den Dschungel tigern. Kate folgt ihm und sagt: „You are walking in circles!“ („Du gehst in Kreisen!“) Etwas ähnliches hatten wir schon mal und wieder könnte eine tiefer gehende Bedeutungsebene suggerieren, dass Jack sich tatsächlich im Kreis bewegt und zwar durch die Zeit. Allerdings hätte Jack dann wissen müssen, dass John gelogen hat, stattdessen ist er auf der Suche nach Locke, weil dieser gelogen hat und so von Jack für Boones Tod verantwortlich gemacht wird. Ich persönlich sehe darin auch ein stückweit eine Schutzbehauptung. Jack zeigt immer wieder, dass er mit Fehlern, die er als Chirurg gemacht hat, besser umgehen kann, wenn er irgendwem anders den schwarzen Peter zuschieben kann. Häufig mag das auch berechtigt sein, aber nichtsdestotrotz sterben die Leute nun einmal Jack und nicht John oder Christian unter den Händen weg und so versucht Jack damit fertig zu werden. In diesem Fall gesteht John seine Schuld sogar öffentlich ein und Jack stürmt wutentbrannt auf ihn los: „Where were you?!“ („Wo warst du?!“). So macht Jack John öffentlich zum Sündenbock, geht ja sogar soweit, Locke als Mörder zu bezeichnen. So bringt er Shannon dazu, John ebenfalls die alleinige Schuld zu geben. Obgleich John um Vergebung bittet, fordert Shannon Sayid auf, John zu töten.

Sayid beginnt also Locke zu verhören, fragt ihn zunächst über seine Narbe aus und lässt sich dann zur Beechcraft bringen. Warum lügt Locke Sayid über seine Narbe von der Organtransplantation an? Wieso beichtet er Sayid, dass er ihn niedergeschlagen und den Transceiver zerstört hat? Sayid erklärt Shannon später, er hielte es für einen Unfall, woraufhin die Jack den Schlüssel zum Waffenkoffer stiehlt. Weil Sayid selbst weiß, wie schwer es ist, damit fertig werden zu müssen, jemanden getötet zu haben, hält er Shannon auf („If you do it, you can never take it back.“). Letztlich hätte die Insel Lockes Tod sowieso nicht zugelassen – ganz abgesehen davon: ich traue Shannon einen Mord nicht so recht zu. Hätte sie Locke wirklich töten wollen, hätte sie direkt geschossen und nicht gewartet, bis Jack, Kate und Sayid dazukommen und sie davon abhalten.

Der Handlungsstrang um drei Männer und ein Baby beinhaltet nur ein erwähnenswertes Detail: Claires Angst, man könne ihr Rübenkopf wegnehmen. Natürlich hat sie Angst davor, ihn jemand anderes anzuvertrauen, nach allem was ihr widerfahren ist. Es widerstrebt ihr daher ihren Sohn nur für einen Moment aus den Augen zu lassen oder gar jemand anders auf ihn aufpassen zu lassen. Umso unbegreiflicher ist es da doch, dass sie ihn später im Dschungel zurücklassen wird.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Plan für den Rest der Woche

Leider habe ich sowohl heute als auch morgen einiges vor und bin zudem alles andere als wieder aufm Damm. Nichtsdestotrotz könnt ihr davon ausgehen, dass wir bis Sonntagabend mit Staffel 1 durch sind und mit Staffel 2 dann beschwingt in die nächste Woche starten. Ich hoffe ganz stark, dass die Reviews zu den letzten beiden regulären Folgen bis Freitag fertig sind; mit ganz viel Glück bekommt ihr eine vielleicht sogar morgen schon zu lesen.
Edit: Ihr merkt, es ist Samstag und noch nichts ist da. ich arbeite aber dran und die zu "The Greater Good" wird heute garantiert noch fertig. Da die zu "Born to Run" relativ kurz ausfallen dürfte, könnte es mit der auch heute noch was werden. Um euch die Wartezeit etwas zu versüßen, gibt es den coolsten Fakt aus "Born to Run" vorab. Ich habe extra noch einmal einen Bildvergleich gemacht, um absolut sicher zu gehen: Die Box, die Kate und Tom für ihre Zeitkapsel benutzt haben, ist eben die Lunchbox, die Jacob für Kate bezahlt hat. Es ist defintiv die selbe und plötzlich wird klar, warum dieser Moment in Kates Leben ebenso entscheidend war wie die OP bei Jack, die Beerdigung bei James oder auch der Sturz bei John.

Dienstag, 20. Oktober 2009

"I saw Kate in the jungle!"

Tag 26 – 17.10.2009:

„Schade nicht“ ist so eine Folge, bei der man den grausigen deutschen Titel erst kapiert, wenn man den englischen kennt: „Do no harm“ – „Richte keinen Schaden an“. Ist doch erschreckend, dass irgendwo ein Mensch sitzt, der Geld dafür bekommen hat, diese Übersetzungsarbeit zu leisten, wenn jeder Achtklässler mit einer Vier in Englisch es besser hinbekommen hätte. Ich kenne niemanden, der den deutschen Titel las oder von mir gesagt bekam und nicht gesagt hätte: „Häh? Was soll das denn bedeuten?“

Viel schreiben kann man über diese Folge allerdings nicht, denn sie stammt aus einer Zeit, in der Hauptcharaktere noch eine ganze Folge Zeit zum Sterben gelassen wurde. Ja, das waren noch Zeiten. Mittlerweile werden Charaktere auf deren Auftritt man 100 Folgen warten durfte, kaum, dass sie sich einmal in der Gegenwartshandlung blicken ließen, in eine Feuerstelle getreten. Da kann Boone schon fast froh sein, so früh draufgegangen zu sein, denn dadurch war der Abtritt einer der dramatischsten in der Geschichte von „Lost“ allenfalls noch geschlagen von Libby und John, dessen Tod ja ewig bekannt war und dann immer mal wieder wackelte und eigentlich wissen wir wohl erst im Mai, ob er denn auch tot bleibt, was ich nicht hoffen will. Ich musste schon bei „Heroes“ erfahren, dass mein Lieblingscharakter meinen zweitliebsten Charakter umbringen würde* – vor der Folge hab ich aufgehört die Folgen auf Englisch zu gucken. Schlimm genug das einmal auf Deutsch aushalten zu müssen. Kommen wir nun aber zum sehr langsamen Tod von Boone und gleichzeitig zur vierten Jack-zentrischen Folge in einer Staffel. Das gab es aus gutem Grund auch nur dieses eine Mal, denn eigentlich sind die Rückblenden bereits in dieser Folge mit nichtssagend überaus wohlwollend beschrieben. Es gibt nichts, was wir in den Rückblenden dieser Folge über Jack erfahren, was man nicht auch aus anderen Folgen erfahren hätten: er kann Klavier spielen, er hat Probleme loszulassen („...just not good in letting go!“), er hat Sarah wundersamer Weise geheilt („I didn’t fix you – you fixed me!“) und heiratet sie jetzt.

Überhaupt fällt wie immer in Jack-zentrischen Folgen ausgesprochen oft die Phrase „fix it“ („es wieder hinbekommen“). Dennoch erdreistet sich Jack auch noch locke dessen Stammzitat zu klauen: „Don't tell me what I can't do!“ („Sag mir nicht, was ich nicht tun kann!“). Das meiste von dem, was ich finden konnte, sind ähnlich belanglose Kleinigkeiten: Jack führt bei Boone eine Pleurapunktion durch, als sich Boones Lunge mit Flüssigkeit füllt – Boone selbst schlug Jack nach dem Absturz vor einen Luftröhrenschnitt zu machen, um Rose zu retten. Wenn es hart auf hart kommt, lässt Sawyer nicht den egoistischen Kotzbrocken raushängen und gibt Kate ohne Widerworte seinen gesamten Alkohol.

Der Rest dieser Episode wird mal wieder stark von einem Gegensatzpaar dominiert – in diesem Fall: Leben und Tod; Boone stirbt, während Claire Aaron zur Welt bringt. Überaus symbolträchtig! Jack würde eigentlich an beiden Orten gebraucht, doch stattdessen bringt die Frau das Kind mit zur Welt, die es später drei Jahre lang wie ihr eigenes großziehen wird: Kate. Jin, der auch in dieser Folge wie in „Ji Yeon“ zu einer Geburt eilt, die nicht die seines Kindes ist, kommt durch diese Ereignisse Sun wieder etwas näher. Die Sprache, die beide entzweite, zwingt sie in dieser Notsituation wieder miteinander zu reden und es erweist sich als nützlich, dass Sun Englisch kann. Shannon ist, als Boone stirbt, mit Sayid an jenem Strand, zu dem auch Hurley mit Libby gehen wollen wird, kurz bevor auch diese einem schier endlosen Todeskampf erliegt. Doch Shannons eigener Tod ähnelt Libbys noch viel mehr, denn sie beide werden „aus Versehen“ erschossen – sofern man jemanden überhaupt aus Versehen erschissen kann.

Am Ende der Folge bleibt nur eine Frage offen: Was sollte Jack Shannon von Boone sagen?





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*SPOILER für „Heroes“: Sylar wird Elle umbringen – wieso? Ausgerechnet! Konnte er nicht endlich Angela töten – die geht mir schon seit der ersten Folge auf den Keks.

Ein Opfer, das die Insel verlangt hat

Tag 25 – 16.10.2009:

Zeit für den Deus Ex Machina. Aber was ist eigentlich ein Deus Ex Machina? Ich schätze mal, dass die wenigsten, die nicht Latein hatten und sich überdies mit Germanistik bzw. der Dramatik als Literaturform beschäftigt haben, das wissen. Als die Episode das erste Mal lief, wusste ich es auch noch nicht, daher halte ich eine kurze Erklärung des Begriffs mal für angebracht – zunächst zur Übersetzung: „Deus“ = „Gott“ – taucht heute noch oft in Kirchenliedern auf oder auch in der weiblichen Form „Dea“ im Namen einer Tankstellenkette, deren Namen ich wegen der Schleichwerbung natürlich nicht direkt ansprechen kann^^. „Ex“ (oder einfach nur „e“) heißt nicht wie einige jetzt meinen könnten „ehemalig“, sondern „heraus“ – wie etwa in „explodieren“, „emigrieren“ („auswandern“) oder „exzerpieren“ („herausziehen“). Okay, was „Machina“ bedeutet kann sich wohl wirklich jeder denken. Der Deus Ex Machina ist also der „Gott aus der Maschine“. Gemeint ist damit aber heutzutage eine nicht sehr elegante, aber häufig verwendete Erzähltechnik. In den antiken griechischen Tragödien wurde ein nicht mehr zu lösendes Problem am Ende oft dadurch gelöst, dass einer der Götter auftrat und das Problem aus der Welt schaffte. Oder aber er trat auf um der Geschichte eine plötzliche, überraschende Wendung zu geben. Um den Gott jedoch als solchen kenntlich zu machen und von den anderen Figuren abzuheben, ließ man ihn meist mit Hilfe einer Maschine auf die Bühne „schweben“. In modernen Dramen, aber auch Filmen und Serien bezeichnet Deus Ex Machina also ganz allgemein einen gegen Ende auftauchenden Charakter, der entweder die Problematik auflöst oder der Story eine überraschende Wendung gibt, oder eine nicht zu erahnende Wendung selbst. „Lost“ bildet wohl einige der wenigen Ausnahmen im Gebrauch dieser Erzähltechnik, da sie hier wirklich geschickt genutzt wird ohne ironisch gemeint zu sein (ein berühmtes Beispiel für einen satirischen Deus Ex Machina findet man in Brechts „Dreigroschenoper“). Zumeist ist ein Deus Ex Machina mehr eine aus der Verzweiflung geborene Figur nicht sonderlich talentierter Autoren. Ein Lost-Charakter hat sich den Titel Deus Ex Machina mehr als redlich verdient und wir haben keine Ahnung, was er durchmachen musste, um dahin zu kommen.

Warum die „Lost“-Autoren nun ausgerechnet dieser Folge den Titel „Deus Ex Machina“ gaben, sei mal dahingestellt, denn mir würden etliche Episoden einfallen, wo der Titel mehr zugetroffen hätte. Aber auf unseren Deus Ex Machina (könnte generell ein neuer Spitzname für Jacobs Gegenspieler werden – denn er hat ja bisher so wenige) gibt es in dieser Folge wieder einige Querverweise, denn es geht mal wieder um Betrug, Verrat, Geduld, Fallen und natürlich auch um Schlupflöcher. Es scheint mir sinnig, die Handlungsfäden komplett getrennt voneinander zu betrachten, obgleich sowohl Insel- als auch Flashback-Handlung in dieser Folge gleichwertig brisant sind wie sonst nur in Folgen, die einen der Anderen zentrieren – okay, jetzt werden einige sagen: „Tut die doch!“ Aber ihr wisst, dass es vor allem darum geht, dass man sonst eigentlich nur dann derart den Atem anhält, wenn die Flashbacks auch die Geschichte der Insel aufdecken.

Also ab in einen Spielwarenladen – überhaupt eine sehr angenehme Location (außer kurz vor Weihnachten): Locke erklärt hier den Kampf zwischen Jacob und „Sam... mein, Fehler! Natürlich erklärt Locke lediglich das Spiel „Mouse Trap“. Gaaaaaaanz zufällig ist das auch Johns Lieblingsspiel. Konnte er schon mal für die Insel üben, denn so groß ist der Unterschied zwischen Wildschweinen und Mäusen nun auch nicht, außerdem funktioniert es aber auch mit annähernd glatzköpfigen Spielwarenverkäufern, die eine Niere zuviel haben, reichen Ehefrauen, deren Männer ein paar Millionen zu viel haben, und natürlich mit teppichknüpfenden „Göttern“, die eine ganze Menge Selbstvertrauen zu viel haben. Letztlich bleibt festzuhalten, dass wir nun das dritte Spiel gefunden haben, das eine Analogie zur Handlung von „Lost“ darstellt: Backgammon, Schach und nun „Maus reiß aus!“ (da haben sich die deutschen Übersetzer – anders als meine Wenigkeit – mal wieder nicht die Mühe gemacht, zu recherchieren wie das Spiel bei uns nun wirklich heißt und es einfach „Fang die Maus“ getauft). Was haben all diese Spiele gemeinsam? Zunächst einmal gibt es zwei Seiten – „eine ist hell, eine dunkel“. Während Schach jedoch rein strategisch ist, beinhalten die anderen beiden durch den Würfel auch ein Zufallselement. Verbleiben wir mal kurz bei diesen drei Spielen und ihrem Bezug zu „Lost“ – beginnen wir mit dem wohl präsentesten und treffendsten: Schach.

Der Kampf zwischen Jacob und „Samuel“ kommt einem Schachspiel eigentlich am nächsten. Die beiden Könige sind nicht in der Lage sich selbst zu schlagen, weil man sich mit dem eigenen König ins Schach begeben müsste, um in Schlagweite zu kommen. Es ist also mindestens eine weitere Figur von Nöten, um den gegnerischen König matt zu setzen. Des weiteren wird kein Schachspieler widersprechen, wenn ich sage: manchmal können es sogar die eigenen Figuren sein, die einem zum Verhängnis werden, weil sie entweder dem Gegner Deckung geben oder einem selbst im Weg stehen – ist zwar selten, kommt aber vor. Vor allem ist Schach aber ein Spiel, bei dem man seinen Gegner einschätzen können muss. Man muss mögliche Züge gegnerischer Figuren lange im Voraus berechnen und jeden noch so kleinen Bauern genau im Blick behalten. Die denkwürdigste Schachpartie bei „Lost“ bekam sogar ihre eigene Mobisode und wiedereinmal verlangt Ben uns Respekt ab, denn wer es schafft beim Schach zu bescheißen, hat es schon wieder verdient zu gewinnen, denn so einen Gegner muss man auch erst mal finden. Ferner muss Locke den Schachcomputer der Flamme schlagen, um die Station zu sprengen. Aber auch Mathias und Henrik spielen Schach.

Backgammon, was ich offengestanden noch nie gespielt habe, ist eine Mischung aus Glücks- und Strategiespiel und beinhaltet somit auch die beiden in „Lost“ immer wieder thematisierten Faktoren: Schicksal und freier Wille. Aber was ist nun mit „Maus reiß aus!“? Wie uns Locke hier erklärt, muss man in diesem Spiel aus mehreren Einzelteilen eine Falle konstruieren und deren Auslösung exakt timen, um den Gegner zu besiegen. Die Parallelen zum Kampf zwischen Jacob und „Samuel“ braucht man da wohl schon nicht mehr aufdröseln.

Bereits in dieser Szene wird John von der Therapeutin aus „Eiskalte Engel“ (falls ihr euch gefragt habt, warum euch die Schauspielerin so bekannt vorkommt) angesprochen und nach Bällen gefragt. Auf dem Parkplatz steht sie dann wieder rum und als John ihr hinterher will, wird er angefahren. Auch das ist mittlerweile ja keine Seltenheit mehr bei „Lost“: Michael, Nadia (vermutlich kein Unfall) und zwei Andere (bei denen war es aber definitiv kein Unfall). Wirklich interessant wird es aber erst, als John mit Emily einen Kaffee trinken geht und sie ihm eröffnet, sie sei seine Mutter. Jetzt wissen wir zwar, dass alles, was sie ihm so erzählt, dem einen Zweck folgt, Anthony eine Niere zu besorgen, damit der ihr Geld gibt. Echt klasse Eltern hat unser John da... mal wieder etwas, das er mit Ben, aber auch Daniel, Penny, Sun, Kate, Boone und Shannon gemein hat. Doch würden wir nur für einen Moment mal annehmen, es sie kein Vorwand und sie würde die Wahrheit sagen, dann würden wir hier einige bemerkenswerte Hinweise erhalten. Emily bezeichnet John als „special“ („besonders“) und meint ihr Zusammentreffen, sei ein Vorbote großer Ereignisse. Sie behauptet sogar, John sei eine unbefleckte Empfängnis gewesen. Obgleich ich persönlich nicht viel von der Theorie halte, John könnte Jacobs Sohn sein, wäre das ein Indiz, was dafür spräche, da hier ein ganz klarer Bezug zu Jesus Christus aufgebaut wird, den wir in so eindeutiger Form allenfalls noch bei Ben, Aaron oder Jacob selbst finden können. Cooper meint über die Story mit der unbefleckten Empfängnis selbstgefällig: „Really? Well, I guess that makes me god, huh?“ („Wirklich? Tja, dann schätze ich, dass macht mich dann wohl zu Gott, hä?“). Selbstverständlich spricht aber der Rest dieser Episode gegen Jacob als Johns Vater, denn wäre John Jacobs Sohn, wäre er kaum der Idealspender für Anthony Cooper.

Der muss seinen Sohn allerdings erst einmal ordentlich einlullen und braucht dazu einen verdammt langen Atem (gut für ihn, dass er’s an der Niere und nicht an der Lunge hat^^). Von Anthony Cooper lernt John zumindest eines, was ihm und anderen auf der Insel mehr als nützlich sein wird: das Jagen. Vielsagend ist hier vor allem die Szene mit den Vögeln: Erst müssen sie aufgescheucht werden, ehe man sie erlegen kann. Dass Cooper eine Niere von John will, bringt er natürlich nicht selbst zur Sprache – ganz im Gegenteil: er gibt sogar vor, seine Erkrankung vor John verstecken zu wollen. Ferner sagt er vor der OP zu John: „See you on the other side, son.“ („Ich seh’ dich auf der anderen Seite, Sohn“) Später einmal wird John froh sein, dass ihm eine Niere fehlt. Allerdings stellt sich da bis heute die Frage, ob Ben in Kenntnis von John Krankengeschichte auf die Entfernung nicht absichtlich dahin geschossen haben könnte, um John einem letzten Test zu unterziehen, denn wie sagte Ben: „Dann wollen wir hoffen, dass er jetzt dir hilft!“ Als John Coopers perfiden Plan durchschaut, ist es schon zu spät und John läuft wie ein Panter im Käfig vor dem Zufahrtsgitter von Coopers Villa auf und ab. Er ist so rasch aus dem Krankenhaus abgehauen, dass die Wunde von der OP nicht richtig verheilt war – man sieht einen Blutfleck an Johns Rücken. Auch am Ende der Inselhandlung sehen wir John verzweifelt, wütend und mit Blut am Rücken um Einlass flehend. Doch ehe er fluchend gegen die Luke hämmert, ist noch einiges passiert.

Die Inselhandlung beginnt mit John und Boone beim Bau eines Trebuchets (ihr seht: da ist ein „T“ am Ende – zumindest im Nominativ, da das jetzt ein Genitiv ist, ist eigentlich ein „s“ am Ende, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein). Mich wundert irgendwie, dass aus dem Inneren der Luke – also von Desmond – so gar keine Reaktion kommt und auch später nie davon gesprochen wird, dass Locke eine aus Bambus und Wrackteilen gebastelte Blide auf sein Dach krachen ließ. Übrigens ist Boones Einwand gar nicht so verkehrt, denn Katapult ist lediglich der Überbegriff für alle Arten von mechanischen, schweren Wurfapparaturen und –Waffen also auch für Trebuchet/Blide, Balliste, Onager, Warwulf etc.. Bei dem Unfall mit dem Trebuchet verletzt Locke sich das Bein ohne es zu bemerken: er beginnt das Gefühl in den Beinen zu verlieren. Die Mächte der Insel fangen damit an Boones Tod vorzubereiten.

Locke wartet begierig auf ein Zeichen der Insel, doch interpretiert er es falsch – aber das sollte er wohl auch. Wer schickt Locke seine Vision überhaupt? Die Insel selbst? Jacob? „Samuel“? Das Monster? Noch eine andere Kraft? Die Vision enthält Hinweise auf die kommenden Ereignisse. Locke konzentriert sich aber wie so oft nur auf das, was er auch sehen will: Die Beechcraft, deren Absturz er Jahre zuvor selbst miterleben wird. Doch was sagt ihm die Vision wirklich?

Boone ist wütend auf John, der sich und die Insel verteidigt und so seinen Glauben bestätigt. Dann kommt der langersehnte Hinweis, an dem Boone zweifelte, angeflogen. Emily zeigt gen Himmel – Lockes Mutter, in die er Vertrauen setzte und die ihn betrog. Plötzlich ist Boone blutüberströmt und sagt immer wieder: „Theresa falls up the stairs. Theresa falls down the stairs.“ („Theresa fällt die Treppe rauf. Theresa fällt die Treppe runter.“) Locke findet sich handlungsunfähig in seinem Rollstuhl wieder und brüllt: „Don't take it back!“ („Nimm es mir nicht wieder weg!“) Ist das nicht genau das, was an der Beechcraft später passiert? Locke ist unfähig zu klettern, also erklimmt Boone den Felsen und steigt in die Beechcraft, mit der er hinabstürzt und sich lebensgefährlich verletzt. Die Insel hat genau gesagt, was passieren würde, sogar dass er sich an Boones Tod so schuldig fühlen würde, wie jener an Theresas. Dass Theresa von Boone in der Vision erwähnt wird, war weniger dazu da, um Boone zu überzeugen, sondern war vor allem ein Teil der Botschaft an Locke. Warum also nimmt die Insel Locke seine Fähigkeit, wieder zu laufen, kurzzeitig wieder weg? Eben weil er so nicht ins Flugzeug klettern kann und Boone es tun muss. Nachdem die Beechcraft vom Fels gestürzt ist, kann Locke wieder laufen, trägt Boone zu den Höhlen und verschwindet danach binnen Sekunden im Wald, lässt Boone zum Sterben bei Jack zurück, weil der ihn aufgrund von Lockes Lüge falsch behandelt.

In Johns Vision ging es nie darum, ihm einen Weg in die Station unter der Luke zu weisen, sondern einzig und allein darum, dass die Insel mit Boone ein Opfer verlangte. John hat es ihr geliefert. Ob das Ganze nun tatsächlich nur darauf abzielte, Desmond vom Selbstmord abzuhalten, sei mal dahingestellt. Ich denke, dass da noch mehr dahintersteckt. Was werde ich wohl bei „Schade nicht“ näher thematisieren. Es gibt aber auch ein paar eindeutige Hinweise auf spätere Ereignisse in der Handlung von „Lost“, die mit der Beechcraft in Zusammenhang stehen: Der Funkspruch, den Boone absetzt, wird von Bernard beantwortet; als die Beechcraft auf dem Boden auftrifft ist kurz ein hohles, metallischen Geräusch zu vernehmen, weil das Flugzeug auf die Luke zur Perle aufgeprallt ist; die Leichen der Priester sind ein Hinweis auf Eko und Yemi; die Drogen verweisen schon hier auf eine weitere Prüfung für Charlie – ähnlich wie bei Hurley mit dem Essen in „Dave“. Gleichzeitig sind die Statuen mit den Drogen natürlich auch von einer gewissen Ironie geprägt – wie schon Marx sagte: „Religion ist Opium fürs Volk!“ Und machen sich die Mächtigen der Insel nicht genau das zunutze? Zeigen John Visionen, heilen ihn, machen ihn zu einem Gläubigen, indem sie ihm kleine Geschenke geben, um ihn so kontrollieren zu können.

Gucken wir uns zu guter letzt noch mal eben die Story um Sawyers Kopfschmerzen an. Ein paar Dinge sind mir auch da aufgefallen. James erwähnt gegenüber Jack, sein Onkel sei an einem Gehirntumor gestorben – also mal wieder einer mit Krebs. Nur hat man den anders als Ben, Rose und Rachel doch schon längst wieder vergessen. Sawyer braucht also eine Brille. Aber warum zum Teufel hat Jack tatsächlich welche parat? Hat der zusammen mit den Medis jetzt also auch Brillen gehortet, falls mal einer plötzlich an Fehlsichtigkeit erkrankt? Okay, genau das ist passiert, aber genau das ist ja so ungewöhnlich. So was ist ein schleichender Prozess, der nicht nur mit Kopfschmerzen, sondern vor allem mit trockenen, gereizten Augen einhergeht. Und zu Hurleys Kommentar: „Dude, it looks like someone steam rolled Harry Potter.“ („Alter, scheint wohl als stünde einer da voll auf Harry Potter.“) kann ich nur sagen: da kannte er den jungen Ben wohl noch nicht^^.

„Schade nicht“ kommt wohl gegen Abend. Wir lesen uns!

Sonntag, 18. Oktober 2009

Falls ihr wartet oder euch wundert

Hi,
also geguckt hab ich - geschrieben nur noch nicht. Während die Review zu "Deus Ex Machina" vermutlich recht umfangreich sein wird, dürfte die zu "Schade nicht" eher kurz ausfallen. Ich hoffe mal, dass ich beide bis heute Abend geschafft habe.
Und falls ihr euch fragt: Warum ist der neue Header schon da? - Ich muss gestern Abend im Halbschlaf wohl tatsächlich gedacht haben, es wäre schon Sonntag. Das sind die Ferien: keine Nachhilfeschüler, mein Vater (der ist Lehrer) ist die ganze Zeit zu Hause, irgendwann kommt man mit den Wochentagen dann doch noch durcheinander. Hinzu kommt, dass ich den Header gestern noch schnell gebastelt habe und den ursprünglich geplanten mit Staffel-2-Motiven in einen für Woche 6 umgebaut habe.
EDIT: Leider hat es mich gesundheitlich nun doch ganz schön erwischt. Ich werde mein Möglichstes tun, doch will ich mich an "Deus Ex Machina" auch ungern ranwagen, wenn ich nicht einigermaßen fit bin, weil da steckt so viel drin, was man anylsieren müsste, dass ich nicht aus Karnkheitsgründen eine dieser Hammer-Folge unwürdige Review schreiben möchte. Kann nur hoffen, dass es mir nachher besser geht und ich dann noch einen Lauf habe^^. Blöd ist nur: Morgen hab ich noch einen ganz wichtigen Arzttermin - aber ihr wisst ja, dass ich dieses Projekt am Laufen halten will und mich bemühe, alles so schnell wie möglich online zu stellen. Hoffe ihr könnt's verschmerzen. Melde mich, sobald es was Neues von der Front gibt.
EDIT2:Jetzt hab' ich zu allem Überfluss noch Probleme mit dem PC. nein, er wurde nicht angeschossen. Es ist mehr etwas, von dieser Sorte:
I Am A PC - Chig Audition

The Chig | MySpace-Videos


EDIT3 (19.10.09): Also, den PC hab ich halbwegs wieder im Griff; "Deus Ex Machina" ist in Arbeit und wenn ich nachher vom Arzt zurück bin und was gegessen hab', werde ich mich auch direkt wieder dran setzen und zumindest die Review heute hoffentlich noch hochladen. Tut mir echt leid, aber gegen sowas kann man halt wenig machen. Ab morgen geht hoffentlich alles wieder seinen gewohnten Gang.