Freitag, 27. November 2009

Gastbeiträge aktuell - euer Magazin zu Gastbeiträgen

Hi ihr Losties und Anderen da draußen,
ich brauch heute mal einen Lost-freien Tag, glaub ich. Ich muss Kraft und Nerven ansammeln, ehe ich mich mit einer Ana-Lucia-Zentrischen Episode quälen kann... ich bin halt doch ein kleiner Masochist. Für euch gibt es außerdem die aktuelle Übersicht. Drei Folgen wären noch zu haben. Ich hab ja immer noch die Hoffnung, dass wir Staffel 3 dieses Jahr noch packen, allein schon, weil es auch grob dem Zeitverlauf auf der Insel entsprechen würde. Wenn Ben endlich aufmarschiert, bin ich bestimmt wieder mit mehr Elan bei der Sache.

Aktualisierte Übersicht:
  1. Glaube und Wissenschaft - abgehakt
  2. Treibholz - abgehakt
  3. Orientierung - abgehakt
  4. Alle hassen Hugo - abgehakt
  5. Gefunden - abgehakt
  6. Verlassen - seit vorgestern online
  7. Die anderen 48 Tage - seit gestern und in der Version 1.1 seit heute online
  8. Kollision - jetzt doch ein Gastbeitrag von Elli
  9. Was Kate getan hat - geh ich selbst am Wochenende an
  10. Psalm 23 - Gastbeitrag (Jessica und Tim)
  11. Jagdgesellschaft - Gastbeitrag (Elli)
  12. Feuer + Wasser - Anubis2705
  13. Langer Atem - Gastbeitrag (Furya)
  14. Einer von Ihnen - Anubis2705
  15. Mutterschutz - Anubis2705
  16. Die ganze Wahrheit - Gastbeitrag (Furya)
  17. Verriegelt - Gastbeitrag (Furya)
  18. Dave - Anubis2705
  19. S.O.S. - offen
  20. Zwei für Unterwegs - Anubis2705
  21. ? - Gastbeitrag (Code14J )
  22. Drei Minuten - offen
  23. Zusammen leben, alleine sterben - Anubis2705

Aktualisierter Gastbeitrag von Elli

So, damit nichts verkommt, hier nochmal die aktualisierte Fassung ganz frisch, direkt aus der Mail. Da ich schon in der letzten kaum Fehler gefunden habe, hab' ich mir das Korrekturlesen mal gespart, denn Ergänzungen wären wohl auch ziemlich albern. Vor allem ist es wohl besser, wenn nicht noch mehr Zeit verloren geht dadurch, dass nur die ältere Version online ist. Für alle, die den alten Artikel noch nicht gelesen haben, gilt: Lest den hier und dann allenfalls das Kursivgedruckte bei dem davor, wobei sich da vermutlich ein bisschen was wiederholt.

"Die anderen 48 Tage" startet mit einer kleineren Version der Pilotfolge: Die Katastrophe, die wir schon kennen, wiederholt sich - nur mit
anderen (Schach)-Figuren. Auch wenn sich dies natürlich zum selben Zeitpunkt abspielt, den wir von unseren Losties kennen, könnte das ein Hinweis auf sich immer wiederholende Vorgänge sein, getreu dem Motto: "Sie kommen, Sie kämpfen, Sie zerstören, Sie verderben. Es endet immer gleich". Wir sehen eine Strandidylle, die jäh durch den Absturz des Heckteils zerstört wird. Wie habe ich mich beim ersten mal erschrocken! Beim Sturz des Flugzeugteils ins Wasser meine ich, das selbe Geräusch zu hören, welches das Monster verursacht, wenn es unvermittelt auftaucht. Ist es bereits da? Nimmt es die Szenerie auf? Welchem Zweck dient das? Wird hier das "Sicherheitssystem" der Insel bereits aktiv, sobald die "Fremdkörper" auf der Insel eingetroffen sind?

Zunächst sehen wir in dem perfekten Chaos die beiden Hauptakteure aus dem Heckteil, Ana-Lucia und Eko, sich rettend an Land bringen,
die Situation analysieren und dann aktiv sich um die Menschen um sie herum kümmern. Sie bergen die Verletzten und Toten und geben ihr Bestes. Ana-Lucia nimmt mehr oder weniger Jacks Rolle ein, indem Sie die Situation in den Griff zu bekommen versucht. Sie wendet sich sofort den Kindern zu und rettet Emma durch Wiederbelebungsmaßnahmen. Sie gibt ihr, ebenfalls wie wir es von Jack kennen, das Versprechen, dass sie bald wieder zuhause bei Ihrer Mutter sein wird. Ein Versprechen, das sie nicht halten kann und von dem sie zukünftig in Ihrem Handeln getrieben wird. Aber sie gibt ihr in dem Moment auch Hoffnung.

Eko vertraut später Cindy die Kinder an. Wie wir aus Staffel 3 wissen, taucht sie auch, als sie bereits entführt sind, zusammen mit den Kindern wieder auf. Ist das vielleicht der Grund, warum auch sie entführt wurde? Haben die Kinder vielleicht in Gewahrsam der Anderen nach ihr gefragt? Denn warum ist sie allein soviel später noch entführt worden? Ist das ihre Aufgabe? Eko widmet sich derweil der undankbaren Aufgabe, die Toten aus dem Wasser zu fischen.

In der nächsten Szene taucht erstmals Libby in Erscheinung, indem sie sehr beherzt, mit einer netten kleinen Geschichte untermalt, den Bruch eines der Verletzten richtet. Daraufhin fragt Ana-Lucia, ob sie Ärztin sei, worauf sie uns offenbart, dass sie Psychologin sei. Entweder hat sie unter dem Einfluss von Medikamenten und inmitten von echten Patienten einen psychologischen Selbstversuch in Santa Rosa unternommen oder es ist eine glatte Lüge oder irgendwas dazwischen. Erinnert mich irgendwie an Daniel, der ja auch sagt, dass er "es" an sich selbst getestet hat, was bei Theresa zu den verheerenden Folgen geführt hat, die wir kennen. Wer weiss, vielleicht gibt es bei Libby eine Verbindung zu Widmore oder Dharma. Immerhin gibt sie Desmond auch das Segelboot.

Tja und dann taucht Goodwin aus dem Dschungel auf und schreit um Hilfe für Bernard. Auch hier ist Ana-Lucia die Erste, die Initiative ergreift und sofort zur Rettung eilt. Noch heute frage ich mich, wie Bernard auf diesem Baum landen konnte - muss wohl ein Schleudersitz gewesen sein! Zumal ja Rose sagt, er wäre auf der Toilette gewesen oder sagt sie, dass er auf dem Weg zur Toilette war, als das Flugzeug abstürzte? Und die Tatsache, dass er auf diesem Baum hängt, entkräftet leider m.E. Ana-Lucias Argument bei der Enttarnung von Goodwin, dass er nicht eine Sekunde im Wasser war - denn Bernard war es auch nicht. Klar ist natürlich, dass Bernard als Verdächtiger ausfällt, da er sich wohl kaum selbst in dem Flugzeusitz auf den Baum gebeamt hat, aber zumindestens bestünde dann die (zugegeben vage) Möglichkeit, dass auch andere Insassen auf das Festland geschleudert wurden. Auf jeden Fall handelt Ana-Lucia in dieser Situation sehr überlegt und rettet sein Leben, was sie später in Form von Gehorsam und Dankbarkeit wieder einfordert. Goodwin ist schon da sichtlich angetan von ihr, was wohl später zur Diskussion mit Ben führen wird, dass sie ein "wertvolles Mitglied ihrer Gemeinschaft" werden könnte.

Auch an diesem Strandabschnitt wird am Abend ein Signalfeuer entfacht, damit, so Goodwin, "sie uns finden". Außerdem kann er in Ermangelung an Streichhölzern erstaunlich gut mit 2 Stöckchen umgehen und lügt Ana-Lucia an, er wäre im Friedenskorps. Merkwürdig ist, dass Bernard Eko nach seiner Fau fragt. Er muss doch wissen, dass sie im vorderen Flugzeugteil saß. Soll wohl eher dazu dienen, dass Eko sagen kann, dass er für alle beten wird, was Rose ja auch immer tut und uns klar werden soll, dass Eko religiös ist.

In der Nacht werden alle durch die Geräusche des ersten Überfalls geweckt. Goodwin(!) und Ana-Lucia sind sofort zur Stelle, um Eko blutüberströmt und mit einem Stein als Waffe kniend über einem Anderen vorzufinden. Weil es gerade mal Tag 1 ist, frage ich mich, wie sollen die Informationen da bereits an die "Entführerstelle" gegangen sein? Hatte Goodwin, wie später Juliet auch, irgendwo ein Kontaktgerät versteckt? Aber wann sollte er das benutzt haben? Er war doch die ganze Zeit am Ort des Geschehens! Wenn keine Informationen geflossen sind, nach welchen Kriterien sind die Entführten dann ausgewählt worden? Die kräftigsten Männer, sagt Goodwin später zu Ana-Lucia. Aber wieso? Nur um die Bedrohung aus der Gruppe zu entfernen? Weil man starke Männer braucht? Aber grade diese werden sich doch nicht einfach in ihr Entführten-Schicksal fügen oder sind sie direkt in Raum 23 gelandet? Woher wollten die Entführer da schon wissen, dass Nathan kein "guter Mensch" ist? Und vor allem wurde die Rechnung ja mal ohne Eko gemacht!!! Deshalb die barfüßige Verkleidungsaktion? Für den Fall, dass da was schief gehen könnte und man keine Spuren zurücklassen will? Irgendwo hab ich mal die Theorie gelesen, dass das Monster die Erinnerungen der Leute scannt. Halte ich nach dem erneuten Schauen der Episode nicht mehr für abwegig. Eko legt sich ab Tag 2 derweil für die tödliche Notwehr an 2 Menschen 40 biblische Tage Sprechverbot auf und bastelt seinen Jesusstab. Er tut auf seine Weise Buße.

Jetzt geht es darum, einen sicheren Unterschlupf zu finden und Nathan hält seine verhängnisvolle Rede als Fürsprecher, am Strand zu bleiben und auch Cindy ist für das Signalfeuer, da sie angibt, dass evtl. Suchtrupps nicht wissen, wo sie suchen sollen. Ana-Lucia kommt ebenfalls wie Jack auf die Idee mit der Blackbox.

An Tag 3 steht es schlecht um Donald (der mit der Fraktur). Tja, man könnte sagen, das ist Schicksal! Es gibt keinen Arzt und es gibt keine Medikamente und keine Essensvorräte, die hätten geborgen werden können. Jack hätte ihn sicherlich heldenhaft gerettet.

An Tag 5 wird Donald als Vierter beerdigt. An Tag 7 wird ein von Goodwin gefangenes und gekonnt geköpftes trauriges kleines Huhn (musste ich an die Klein-Sayid-tötet-Huhn-Szene denken) überm Feuer gegrillt und eine Libby-Handvoll davon zu Eko gebracht. Trotz Libbys Feingefühlbricht er sein Schweigen nicht.

Dann geht es erst mit Tag 12 weiter. Ana-Lucia hat ein Schwein gehört. Aber die Truppe hat nicht nur keinen Jack, sie hat auch keinen Locke! Und so wird es nix mit dem Schinken zum Abendbrot. (Und sie hat auch keinen Jin, so kommt auch kein Fisch auf den Tisch.) Nathan macht seine verhängnisvolle 2-stündige Pinkelpause, die Ana-Lucia äußerst mißtrauisch macht. Aber auch ich frage mich immer noch, was zum Henker er in der Zeit gemacht hat? Vielleicht brauchte er einfach nur ein bißchen Ruhe abseits des Geschehens und setzt sich über das Pinkelpausen-System hinweg. Oder vielleicht arbeitet er auch mit Goodwin zusammen? Und prompt passiert es wieder. Während der Nacht kommen die barfüßigen Entführer wieder und schnappen sich neben den Kindern weitere 7 Personen. Aber auch hier gibt es Geräusche, Hilfe-Schreie zum Beispiel. Und Ana-Lucia macht dasselbe wie Eko - sie erschlägt eine(!) von ihnen mit einem Stein. Der Rest ist nicht mehr auffindbar. Goodwin ist übrigens ob der Toten aus seinen eigenen Reihen kein bißchen angeknackst, was mich wieder auf den Gedanken bringt, dass jeder Andere jederzeit bereit ist zu sterben. Bei der Toten wird ein Messer und die Liste mit den Namen sowie der Beschreibung (Aussehen, Kleidung) der 9 Entführten gefunden. Was mich wiederum zu der Frage bringt: wie sind die Informationen geflossen????? Und ausgerechnet Nathan sagt zur aufgebrachten Ana-Lucia, die sich das alles auch nicht erklären kann: Vielleicht beobachten sie uns! Woraufhin sich ihr Verdacht gegen ihn erhärtet. Aber auch Goodwin steht sie bereits hier mißtrauisch gegenüber, weil sie sich erinnert, dass er derjenige war, der gesagt hat, das Signalfeuer würde noch gebraucht.

An Tag 15 sieht man die Truppe auf ihrer Flucht vom Strand und Nathan widersetzt sich ein weiteres mal Ana-Lucia, indem er die angeordnete 5-minütige Pause verlängert. An Tag 17 sieht man Ana-Lucia die Grube für Nathan ausheben und Libby sät weitere Zweifel gegen Nathan. An Tag 19 baut Nathan eine Kaninchenfalle. Woher kann er das? und Ana tritt ihn k.o. und befördert ihn in die Grube, in der später auch Sawyer, Jin und Michael landen sollen. Libby und Cindy bekräftigen abermals ihre Zweifel an Nathan, woran man sehen kann, wie schnell der Falsche verdächtigt wird und das erinnert mich ganz stark an die Folterszene mit Sawyer, als man glaubte, er hätte Shannons Inhalator. Ana-Lucias "Verhör" beginnt jedesmal mit der Frage nach den Kindern. Auf ihre Frage, wo Nathan herkommt, antwortet dieser: "Aus Kanada." Komisch, das hat Ethan in "Volkszählung" auch behauptet (Ontario/ Kanada). Er behauptet weiterhin, weil ihn im Flugzeug keiner gesehen zu haben glaubt (Cindy behauptet, sie kann sich jedes Gesicht merken - aber wieso wird sie dann nicht bei Goodwin stutzig?), im Flugzeug auf der Toilette gewesen zu sein. Damit wäre er mit Bernard und Charlie bereits der Dritte. An Tag 23 wird klar, dass Eko Nathan eine Banane zugesteckt hat. Trotzdem redet er auch weiterhin nicht und verhindert auch sonst nicht, dass Nathan weiter in der Grube schmort, obwohl er sichtlich nicht damit einverstanden ist. Ich würde sagen: Nathan ist tatsächlich "lost". Goodwin versucht, Ana ins Gewissen zu reden und will, dass sie Nathan freilässt, weil er befürchtet, dass Ana merken könnte, dass sie den Falschen hat. Der Clou ist, dass er sagt: "Wir sind keine Wilden". In wessen Namen spricht er da? Ana erinnert sich an ihr Versprechen, dass sie Emma gegeben hat und Goodwin fragt sie, ob sie Kinder hat, was sie verneint - ihr wunder Punkt, da sie ihr Ungeborenes ja durch den Schuss von Jason verloren hat. Auf jeden Fall lässt Goodwin Nathan in der Nacht zunächst frei und bricht ihm dann das Genick. Als an Tag 42 Cindy verkündet, dass Nathan "weg" ist (wo hat ihn Goodwin eigentlich hingebracht?), brechen sie erneut auf, weil Ana denkt, dass sie (die Anderen) sie gefunden haben.

An Tag 27 finden sie die Pfeilstation, lassen sich - wie unsere Losties auch - nicht davon abschrecken, dass an der Innenseite der Tür "Quarantäne" steht und stoßen auf das Glasauge, die Bibel und das Funkgerät. Das kann aber kaum dem Informationsaustausch zwischen Goodwin und Ben gedient haben, denn die Station ist über 8 km vom Strand entfernt. Goodwin will mit dem Funkgerät die Berge hochklettern und Ana-Lucia geht mit. Ana stellt ihm auf dem Weg die Frage, wieso die Anderen sie angreifen und die Antwort ist: "Vielleicht sehen sie es nicht als Angriff". Hier ist der springende Punkt. Wir wissen immer noch nicht, warum die Entführungen stattfanden. Welchem Zweck sie dienen, ob sie gar einem höheren Zweck dienen. Getreu dem Motto: Der Zweck heiligt die Mittel. Was keinesfalls heißen soll, dass ich dieses Vorgehen gutheiße. Er sagt auch, den Kindern gehe es besser als vorher. Cool ist in dem Zusammenhang die Sache mit dem Messer, das sich zögerlich hin- und hergereicht wird. Das Messer ist vom amerikanischen Militär, wie Ana-Lucia aufmerksam feststellt, was ein Indiz dafür sein könnte, das die Lost-Macher sehr wohl von Ánfang an wissen, was sie tun. Denn schließlich erfahren wir in Staffel 5(!), dass das amerikanische Militär auf der Insel eine Wasserstoffbombe dagelassen hat. Jedenfalls gipfelt die Situation in dem Aufspießen von Goodwin. Was aber hat ihn letztlich doch verraten? Wieso hatte Ana-Lucia den Geistesblitz, dass er völlig trocken (und unverletzt - das wäre auch ein Argument gewesen) erst jetzt, nachdem der Falsche ermordet wurde? Oder waren beide die Richtigen?

An Tag 41 empfängt Bernard Boones Worte und Ana-Lucia denkt, das sie die Anderen empfangen und schaltet das Funkgerät aus. Insgesamt strotz die Folge nur so von falschen Schlussfolgerungen und den daraus entstehenden ebenso falschen Konsequenzen. Ana bricht endlich weinend zusammen und lässt sich von dem auch endlich wieder sprechenden Eko trösten.

An Tag 45 trifft die Gruppe auf Jin, Sawyer und Michael. Ana testet die Gefangenen und ist sich zum Schutze ihrer Leidensgenossen für nichts zu schade. Dafür nimmt sie sogar einen Schlag ins Gesicht von Eko in Kauf und dass der kräftig ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Ihr Misstrauen gegenüber allen und jedem ist verständlicherweise groß oder anders gesagt: Das ist eine Frage des Vertrauens Ana!

Der Rest der Folge sind bis zum Schuss auf Shannon Rückblenden aus bereits Gesehenem und darf in diesen Folgen verwurstet werden. Was gibt es noch zu erwähnen? Die Folge ist ein Beweis für die Relativitätstheorie. Denn hat man in der ersten Staffel noch mitleidig gedacht: Oh Gott, wie schlimm! Flugzeugabsturz, Verletzte, Essen geht aus, jemand wird entführt usw., weiss man nach "Die anderen 48 Tage", dass das ganze deutlich steigerungsfähig ist. Im Vergleich zu den Tailies geht es unseren Losties ja fast blendend. Und die Folge zeigt auch, welche bedeutende Rolle der "Anführer" spielt, denn in dieser Rolle hat Ana m.E. ziemlich versagt.

Und eins noch. Am Merkwürdigsten finde ich nach wie vor das völlig geräuschlose Verschwinden von Cindy. Fast denke ich, sie ist freiwillig mitgegangen ...
Was denkt Ihr?

Donnerstag, 26. November 2009

Unser erster Gastbeitrag: "Die anderen 48 Tage" von Elli

Moin Leute, wir stehen nun vor unserem ersten Gastbeitrag. Den Artikel selbst habe ich bis auf einige Fehlerkorrekturen nicht verändert. Alles, was ich noch so zu ergänzen hatte, findet ihr nach dem eigentlichen Beitrag. Bevor ich nun aber Elli zu Wort kommen lassen, mal noch eine Frage in die Runde: Hat gestern zufällig jemand "Stargate: Atlantis" geguckt? Ich dachte ja, es läuft wieder auf eine platte Traumfolge hinaus oder eine alternative Zeitlinie, die korrigiert werden muss. Aber dem war nicht so. Ich war echt positiv überrascht, als sich herausstellte, dass endlichmal das passiert ist, worauf ich seit 10 Staffeln "Stargate: SG-1" und 5 Staffeln "Stargate: Atlantis" warte. Mehr als einmal haben die ihre Realität auf Kosten einer anderen gerettet, doch jetzt erwischt es wohl mal die Realität, deren Zeugen wir sonst sind. Bin gespannt wie sich das entwickelt. Außerdem wäre das ein Ansatz für alternative Zeitlinie bei "Lost", mit dem ich mich eher anfreunden könnte, als mit einem kompletten Reset. Jetzt aber Schluss mit meinem Gebrabbel, auf zum Gastbeitrag... Trommelwirbel, bitte! Ich sagte: Trommelwirbel! Okay, Trommelwirbel ist anscheinend aus. Dennoch viel Spaß:


"Die anderen 48 Tage" startet mit einer kleineren Version der Pilotfolgen: Die Katastrophe, die wir schon kennen wiederholt sich - nur mit anderen (Schach)-Figuren. Auch wenn sich dies natürlich zum selben Zeitpunkt abspielt, den wir von unseren Losties kennen, könnte das ein Hinweis auf sich immer wiederholende Vorgänge sein. Wir sehen ein Strandidyll, dis jäh durch den Absturz des Heckteils zerstört wird. Wie habe ich mich beim ersten mal erschrocken! Beim Sturz des Flugzeugteils ins Wasser meine ich, das selbe Geräusch zu hören wie wenn das Monster unvermittelt auftaucht. Ist es bereits da? Nimmt es die Szenerie auf? Welchem Zweck dient das? Wird hier das "Sicherheitssystem" der Insel bereits aktiv, sobald die "Fremdkörper" auf der Insel eingetroffen sind?

Zunächst sehen wir in dem perfekten Chaos die beiden Hauptakteure aus dem Heckteil, Ana-Lucia und Eko, sich rettend an Land bringen, die Situation analysieren und sich dann aktiv um die Menschen um sie herum kümmern. Sie bergen die Verletzten und Toten und geben ihr Bestes. Ana-Lucia nimmt mehr oder weniger Jacks Rolle ein, indem Sie die Situation in den Griff zu bekommen versucht. Sie wendet sich sofort den Kindern zu und rettet Emma durch Wiederbelebungsmaßnahmen. Sie gibt ihr, ebenfalls wie wir es von Jack kennen, das Versprechen, dass sie bald wieder zuhause bei Ihrer Mutter sein wird. Ein Versprechen, das sie nicht halten kann und von dem sie zukünftig in Ihrem Handeln getrieben wird. Aber sie gibt ihr in dem Moment auch Hoffnung.

Eko vertraut später Cindy die Kinder an - wie wir aus Staffel 3 wissen, taucht sie auch, als sie bereits entführt sind, zusammen mit den Kindern wieder auf. Ist das vielleicht der Grund, warum auch sie entführt wurde? Haben die Kinder vielleicht in Gewahrsam der Anderen nach ihr gefragt? Denn warum ist sie allein soviel später noch entführt worden? Ist das ihre Aufgabe? Eko widmet sich derweil der undankbaren Aufgabe, die Toten aus dem Wasser zu fischen.

In der nächsten Szene tritt erstmals Libby in Erscheinung, indem sie sehr beherzt, mit einer netten kleinen Geschichte untermalt, den Bruch eines der Verletzten richtet. Daraufhin fragt Ana-Lucia, ob sie Ärztin sei, worauf sie uns offenbart, sie sei Psychologin. Tja und dann kommt Goodwin aus dem Dschungel und schreit um Hilfe für Bernard. Jetzt wissen wir, dass Bernard tatsächlich lebt. Aber woher wusste es Rose? Sie glaubt ganz fest daran! Auch hier ist Ana-Lucia die Erste, die Initiative ergreift und sofort zur Rettung eilt. Noch heute frage ich mich, wie Bernard auf diesem Baum landen konnte - muss wohl ein Schleudersitz gewesen sein! Und die Tatsache entkräftet leider Ana-Lucias Argument bei der Enttarnung von Goodwin, dass er nicht eine Sekunde im Wasserr war - denn Bernard war es auch nicht. Ana-Lucia handelt hier sehr überlegt und rettet sein Leben, was sie später in Form von Gehorsam und Dankbarkeit wieder einfordert. Goodwin ist sichtlich angetan von ihr, was wohl später zur Diskussion mit Ben führen wird, dass sie ein "wertvolles Mitglied ihrer Gemeinschaft" werden könnte.

Auch an diesem Strandabschnitt wird am Abend ein Signalfeuer entfacht. Goodwin kann in Ermangelung an Streichhölzern erstaunlich gut mit 2 Stöckchen umgehen und lügt Ana-Lucia an, er wäre im Friedenskorps. Merkwürdig ist, dass Bernard Eko nach seiner Frau fragt. Er muss doch wissen, dass sie im vorderen Flugzeugteil saß. Soll wohl eher dazu dienen, dass auch der langsamste Zuschauer schnallt, dass es Rose´ Mann ist und dass Eko sagen kann, dass er für alle beten wird, was Rose ja auch immer tut und uns klar wird, dass Eko religiös ist.

In der Nacht werden alle durch die Geräusche des ersten Überfalls geweckt. Goodwin (!) und Ana-Lucia sind sofort zur Stelle, um Eko blutüberströmt und mit einem Stein als Waffe kniend über einem Anderen vorzufinden. Oh mein Gott, das war Tag 1! Fehlen nur noch 47! Versprochen: da hole ich nicht so aus. Aber weil es Tag 1 ist, frage ich mich, wie sollen die Informationen da bereits an die "Entführerstelle" gegangen sein? Hatte Goodwin, wie später Juliet auch, irgendwo ein Kontaktgerät versteckt? Aber wann sollte er das benutzt haben? Er war doch die ganze Zeit am Ort des Geschehens! Wenn keine Informationen geflossen sind, nach welchen Kriterien sind die Entführten dann ausgewählt worden? Die kräftigsten Männer, sagt Goodwin später zu Ana-Lucia. Aber wieso? Um die Bedrohung aus der Gruppe zu entfernen? Weil man starke Männer braucht? Wenn ja, werden sich doch aber grade diese, nicht einfach in ihr Entführten-Schicksal fügen? Warum dann nicht alle? Woher wollten die Entführer da schon wissen, dass Nathan kein "guter Mensch" ist? Und vor allem wurde die Rechnung ja mal ohne Eko gemacht!!! Deshalb die barfüßige Verkleidungsaktion? Für den Fall, dass da was schief gehen könnte und man keine Spuren zurücklassen will? Eko legt sich ab Tag 2 derweil für die tödliche Notwehr an 2 Menschen Sprechverbot auf und bastelt seinen Jesusstab. Er tut auf seine Weise Buße.

Jetzt geht es darum, einen sicheren Unterschlupf zu finden und Nathan hält seine verhängnisvolle Rede als Fürsprecher, am Strand zu bleiben und auch Cindy ist weiterhin für das Signalfeuer, da sie weiß, dass evtl. Suchtrupps nicht wissen, wo sie suchen sollen. Ana-Lucia kommt ebenfalls wie Jack auf die Idee mit der Blackbox.

An Tag 3 steht es schlecht um Donald (der mit der Fraktur). Tja, man könnte sagen,:das ist Schicksal! Es gibt keinen Arzt und es gibt keine Medikamente und keine Essensvorräte, die hätten geborgen werden können.

Tag 4(!) wird uns nicht gezeigt :-)

An Tag 5 wird Donald beerdigt. Tag 6 wird wieder ausgelassen. An Tag 7 wird ein von Goodwin gefangenes und gekonnt geköpftes, trauriges, kleines Huhn überm Feuer gegrillt und eine Handvoll davon von Libby zu Eko gebracht, die ihn trotz psychologischen Feingefühls nicht zum Reden bringen kann.

Dann geht es erst mit Tag 12 weiter. Ana-Lucia hat ein Schwein gehört. Aber die Truppe hat nicht nur keinen Jack, sie hat auch keinen Locke! Und so wird es nix mit dem Schinken zum Abendbrot. Nathan macht seine verhängnisvolle 2-stündige Pinkelpause, die Ana-Lucia äußerst mißtrauisch macht. Aber auch ich frage mich immer noch, was zum Henker er in der Zeit gemacht hat? Vielleicht brauchte er einfach nur ein bißchen Ruhe abseits des Geschehens und setzt sich über das Pinkelpausen-System hinweg. Oder vielleicht arbeitet er auch mit Goodwin zusammen?

Dann passiert es wieder: Während der Nacht kommen die barfüßigen Entführer zurück und schnappen sich neben den Kindern weitere 7 Personen. Aber auch hier gibt es Geräusche, Hilfe-Schreie zum Beispiel. Und Ana-Lucia macht dasselbe wie Eko - sie erschlägt eine (!) von ihnen mit einem Stein. Der Rest ist nicht mehr auffindbar. Goodwin ist übrigens ob der Toten aus seinen eigenen Reihen kein bißchen angeknackst, was mich wieder auf den Gedanken bringt, dass jeder Andere jederzeit bereit ist zu sterben. Bei der Toten wird ein Messer und die Liste mit den Namen sowie der Beschreibung (Aussehen, Kleidung) der 9 Entführten gefunden. Was mich wieder zu der Frage bringt: wie sind die Informationen geflossen? Und ausgerechnet Nathan sagt zur aufgebrachten Ana-Lucia, die sich das alles auch nicht erklären kann: Vielleicht beobachten sie uns! Woraufhin sich ihr Verdacht gegen ihn erhärtet. Aber auch Goodwin steht sie bereits hier mißtrauisch gegenüber, weil sie sich erinnert, dass er derjenige war, der geagt hat, das Signalfeuer würde noch gebraucht.

An Tag 15 sieht man die Truppe auf Ihrer Flucht vom Strand und Nathan widersetzt sich ein weiteres Mal Ana-Lucia, indem er die angeordnete 5-minütige Pause verlängert. An Tag 17 sieht man Ana-Lucia die Grube für Nathan ausheben und Libby sät weitere Zweifel gegen Nathan. An Tag 19 baut Nathan eine Kaninchenfalle. Woher kann er das? Und Ana tritt ihn k.O. und befördert ihn in die Grube, in der später auch Sawyer, Jin und Michael landen sollen. Libby und Cindy bekräftigen abermals ihre Zweifel, woran man sehen kann, wie schnell der Falsche verdächtigt wird und das erinnert mich ganz stark an die Folterszene mit Sawyer, als man glaubte, er hätte Shannons Inhalator. Ana-Lucias "Verhör" beginnt jedesmal mit der Frage nach den Kindern. Auf ihre Frage, wo Nathan herkommt, antwortet dieser: Aus Kanada. Komisch, hat das nicht Ethan in Volkszählung auch behauptet? Er behauptet weiterhin, im Flugzeug auf der Toilette gewesen zu sein - 2 Stunden lang. Hat vermutlich ´ne ganz schwache Blase! An Tag 23 wird klar, dass Eko Nathan eine Banane zugesteckt hat. Trotzdem redet er auch weiterhin nicht und verhindert auch sonst nicht, dass Nathan weiter in der Grube schmort, obwohl er sichtlich nicht damit einverstanden ist. Ich würde sagen: Nathan ist tatsächlich "lost". Goodwin versucht, Ana ins Gewissen zu reden und will, dass sie Nathan freilässt. Plagt ihn da das schlechte Gewissen oder sieht er seine Felle davonschwimmen? Der Clou ist, dass er sagt: "Wir sind keine Wilden". In wessen Namen spricht er da? Ana erinnert sich an ihr Versprechen, dass sie Emma gegeben hat und Goodwin fragt sie, ob sie Kinder hat, was sie verneint. Auf jeden Fall lässt Goodwin Nathan in der Nacht zunächst frei und bricht ihm dann das Genick. Als an Tag 24 Cindy verkündet, dass Nathan "weg" ist (wo hat ihn Goodwin eigentlich hingebracht?), brechen sie erneut auf, weil Ana denkt, dass Sie (die Anderen) sie gefunden haben.

An Tag 27 finden sie die Pfeilstation, lassen sich - wie unsere Losties auch - nicht davon abschrecken, dass an der Innenseite der Tür "Quarantäne" steht und stoßen auf das Glasauge, die Bibel und das Funkgerät. Das kann aber kaum dem Informaionsaustausch zwischen Goodwin und Ben gedient haben, denn die Station ist über 8 km vom Strand entfernt. Goodwin will mit dem Funkgerät die Berge hochklettern und Ana-Lucia geht mit. Ana stellt ihm auf dem Weg die Frage, wieso die Anderen sie angreifen und die Antwort ist: "Vielleicht sehen sie es nicht als Angriff". Hier ist der springende Punkt. Wir wissen immer noch nicht, warum die Entführungen stattfanden. Welchem Zweck sie dienen, ob sie gar einem höheren Zweck dienen. Getreu dem Motto: Der Zweck heiligt die Mittel. Was keinesfalls heißen soll, dass ich dieses Vorgehen gutheiße. Er sagt auch, den Kindern gehe es besser als vorher. Cool ist in dem Zusammenhang die Sache mit dem Messer, das sich zögerlich hin- und hergereicht wird. Das Messer ist vom amerikanischen Militär, wie Ana-Lucia aufmerksam feststellt, was ein weiteres Indiz dafür sein könnte, dass die Lost-Macher sehr wohl von Ánfang an wissen, was sie tun. Denn schließlich erfahren wir in Staffel 5(!), dass das amerikanische Militär auf der Insel eine Wasserstoffbombe testen wollte. Jedenfalls gipfelt die Situation in das Aufspießen von Goodwin. Was aber hat ihn letztlich doch verraten? Wieso hatte Ana-Lucia den Geistesblitz, dass er völlig trocken (und unverletzt - das wäre auch ein Argument gewesen) war, erst jetzt, nachdem der Falsche ermordet wurde? Oder waren beide die Richtigen?

An Tag 41 empfängt Bernard Boones Funkspruch und Ana-Lucia denkt, dass sie die Anderen empfangen und schaltet das Funkgerät aus. Insgesamt strotz die Folge nur so von falschen Schlussfolgerungen und den daraus entstehenden ebenso falschen Konsequenzen. Ana bricht endlich weinend zusammen und lässt sich von dem auch endlich wieder sprechenden Eko trösten.

An Tag 45 trifft die Gruppe auf Jin, Sawyer und Michael. Ana testet die Gefangenen und ist sich zum Schutze ihrer Leidensgenossen für nichts zu schade. Ihr Misstrauen gegenüber allen und jedem ist verständlicherweise groß oder anders gesagt: Das ist eine Frage des Vertrauens ,Ana! Der Rest der Folge sind Rückblenden aus bereits Gesehenem und darf in diesen Folgen verwurstet werden. Nur eins noch. Am Merkwürdigsten finde ich nach wie vor das völlig geräuschlose Verschwinden von Cindy. Fast denke ich, sie ist freiwillig mitgegangen ...was denkt Ihr?

Also ich war stets der Ansicht, dass Cindy die ganze Zeit über eine der Anderen war, denn sie fügt sich doch überraschend schnell in deren Gesellschaft, oder? Für alle, die es nicht selbst gemerkt haben: jetzt schreibt wieder Anubis (hätte man aber auch an der kursiven Schrift merken können).
Ehe ich etwas ergänze, will ich noch ein paar inhaltliche Anmerkungen zum Gastbeitrag selbst machen, die keinesfalls als Korrektur verstanden werden sollten. Ich finde es nur etwas albern, es in einen Kommentar zu schreiben, wenn ich den Text selbst reinstelle. Das, was nun kommt, entspricht also jenen Anmerkungen, die ihr bei meinen Reviews auch immer anbringen könnt. Zunächsteinmal: Woher sollten wir wissen, ob Goodwin über das Friedenscorps lügt? Er könnte doch tatsächlich mal Mitglied gewesen sein.
Bezüglich Nathans 2-stündigen Toilettengängen: Muss ja keine schwache Blase sein. Er könnte auch RDS, Morbus Crohn oder einfach was falsches gegessen haben - bei allem drei kann man durchaus mal zwei Stunden aufm Klo verbringen; gerade in Stresssituationen wäre RDS eine überaus logische Erklärung. Ebenso wäre es auch denkbar, dass Nathan zwar kein Anderer war, aber Goodwin ihn irgendwie als Bote nutzte. Allerdings finde ich es nicht so schwer zu glauben, dass Goodwin Ben die Liste übermitteln konnte, wenn man bedenkt wie schnell er an der Absturzstelle war, ist es wohl wirklich keine Stunde zu Fuß bis man bei den Baracken ist. Zumindest sagt Ben, Goodwin könne in einer Stunde da sein und das wiederum würde auch zu Nathans Abwesenheit von zwei Stunden passen - eine hin, eine her. Übrigens könnte die viel geringere Entfernung auch erklären, weshalb die Tailies schon viel eher von den Anderen aufgemischt wurden.
Die Kaninchenfalle könnte ein Verweis auf die Anderen sein, schließlich ist Ben ein großer Fan weißer Kaninchen und Christian wird von Locke ebenfalls mit einem weißen Kaninchen verglichen. Wenn Ana also fragt, ob Nathan und Bernard Kaninchen fangen, könnte das auf ihr eigenes Vorhaben, einen Anderen zu fangen,
hindeuten. Apropos Ben: Wann hat Goodwin eigentlich die Zeit gefunden mit Ben wegen Ana zu diskutieren? Außerdem frage ich mich, ob Ben den Mord an Nathan gebilligt hätte, denn er hat bekanntermaßen ein Problem damit, wenn Unbeteiligte bei den Operationen seiner Leute zu Schaden kommen.
Zu der Szene mit Goodwin und Ana-Lucia: Sie fragt ja erst wie er Bernard gefunden hat, worauf Goodwin antwortet: "
I heard him shouting from the beach." Darin liegt ja ihr Ansatzpunkt, denn wäre er am Strand gewesen, hätte er nass sein müssen. Mir fällt hier etwas ganz anderes als Logikfehler auf. Laut Ben liegt die Absturzstelle eine Stunde vom Barackendorf entfernt - Ana Lucia sagt jedoch: "You ran out of the jungle 10 minutes after the crash, you weren't wet." Hat der einen befreundeten Gepard getroffen, auf dem er zum Strand geritten ist, oder was?
Und eine letzte, eher grundsätzliche Frage noch: Warum sollte man sich davon abschrecken lassen, dass an der Innenseite "Quarantäne" steht, wenn man draußen ist?
Wie Bernard in den Baum kommt, frage ich mich seit vier Jahren. Sollte der nicht aufm Klo sein? Wenn das Heck ins Wasser gestürzt ist und Bug und Mittelteil auf die Insel stürzen, kann er auch schlecht beim Drüberfliegen rausgefallen sein, oder doch? Aber dann wäre er schon verdammt nah an der Bruchstelle gewesen, denn die Toiletten sind für gewöhnlich ganz hinten und ganz vorne im Flugzeug. Dass er eigentlich im Mittelteil gesessen hätte, ist aber sein Glück, denn keiner aus dem Heck war bestimmt zu überleben, ohne ein Anderer zu werden - klar einige überleben eine Zeit lang (das Universum hat ihnen eine Schonfrist gewährt, wie sie auch Charlie, Boone und Shannon gewährt wurde) , doch letztlich sterben sie - das Universum hat eine Kurskorrektur vorgenommen.
Verwunderlich finde ich auch, dass nicht nur keiner auf Psycho-Island einen Kamm hat, sondern auch keine Streichhölzer oder Feuerzeuge, obwohl man die ja - wie wir alle aus "Fahrenheit 9/11" wissen - durchaus im Handgepäck mitführen darf. Das mühevolle angzündete Feuer ist Goodwin bereit ausgehen zu lassen, als er weiß, dass seine Leute eh' nicht wiederkommen werden.
Die Anderen kommen in der ersten Nacht - Ben wollte Listen in drei Tagen. Waren es überhaupt die Anderen, die beim ersten Mal angriffen? Apropos angreifen - da ist mir mal wieder etwas aufgefallen, wo die deutschen Übersetzer ordentlich geschlampt haben. Im Deutschen sagt Goodwin, wie wir alle wissen: "Vielleicht sehen Sie es nicht als Angriff!" - im Original sagt er hingegen: "
Maybe they're not attacking us." ("Vielleicht greifen sie uns nicht an.") Ich muss wohl nicht erst darauf hinweisen, dass diese Äußerung mehrdeutig ist.
Alles, was ich sonst noch notiert habe, ist entweder ziemlich unwichtig oder irgendwie in Ellis Beitrag enthalten. Also, Namaste und meine nächste Review kommt vermutlich Samstag, wenn ich es schaffe.

Mittwoch, 25. November 2009

“We wouldn't want to spoil ourselves, now would we?”

Abandoned:

Ich muss gestehen: Mich hat der Tod Shannons von allen Toden in der Geschichte von „Lost“ bis heute immer noch am meisten getroffen. Gar nicht so sehr, weil sie einer meiner Lieblingscharaktere gewesen wäre – Daniel und John mochte ich etwa lieber als Shannon – sondern vor allem, wegen der Art und Weise wie sie starb. Für gewöhnlich hatte es einen tieferen Sinn, wenn wir uns von einem unserer Hauptcharaktere verabschieden mussten. So sind Boone, Charlie, John, Eko, Michael, Daniel, Juliet oder Jacob ja nicht umsonst gestorben. Shannon hat auch nicht wie Ethan oder Keamy irgendetwas getan, was ihren Tod rechtfertigen könnte. Sie lief durch den Wald und wurde über den Haufen geschossen. Einfach so! Scheinbar willkürlich! Ferner hatte man sie gerade erst liebgewonnen, als sie starb. Durch die Flashbacks in dieser Episode wird einem klar, dass sie die verwöhnte Zicke nur spielt, um ihre eigene Unsicherheit und Verzweiflung zu kaschieren. Sie möchte andere Menschen auf Abstand halten, weil sie den Schmerz nicht erträgt, ein weiteres Mal hintergangen zu werden, wie es ihr in der Vergangenheit schon so oft passierte.

Shannons Vergangenheit! Ein gutes Stichwort für die Flashbacks möchte ich meinen. Also starten wir heute doch zur Abwechslung mal wieder mit den Rückblenden. Ich muss gestehen rein optisch gehört Ballett für mich zu den fünf dümmlichsten Sportarten (im weitesten Sinne), die der Mensch bislang erfunden hat – zusammen mit Gehen, Nordic Walking (im Prinzip das gleiche, nur dass man außerdem einen Weg gefunden hat Ski-Langlauf-Stöcke auch im Sommer zu verkaufen), Extrembügeln (nein, das ist kein Scherz, das gibt es tatsächlich) und Synchronschwimmen. Nichtsdestotrotz passt dieser Tanz zu Shannon und sie wird einem doch prompt sympathischer als sie dem kleinen Mädchen versichert, ihr Daddy habe bestimmt zugeguckt, obwohl der gerade versucht Shannons Kollegin abzuschleppen. Dann kommt der Anruf und wir sehen Shannon und ihre Hexe von Stiefmutter im St. Sebastian. Huch, ach guck mal einer an, wer da durchs Bild läuft? „Walt?!“ Nein, Herr Gott! Wenn das mal nicht der Herr Dr. Shephard ist. Shannon, guck ihn dir gut an: der hat deinen Vater NICHT gerettet... deshalb ist er jetzt auch tot. Was für ein unsensibles und gefühlkaltes Biest Sabrina Carlyle ist, beweist sie uns auch hier, indem sie ausdrücklich darauf hinweist, dass Shannon nur ihre Stieftochter ist, obwohl sie damit Adam als einziger Mensch näher gestanden hat als Sabrina, schließlich ist sie seine leibliche Tochter.

Auf Adams Beerdigung gibt es für uns dann ein Wiedersehen mit einem Charakter, der mittlerweile selbst schon unter der Erde liegt: Boone (vermutlich dachten einige, jetzt kommt mal wieder „Walt?!“, aber wir wollen den Runninggag nicht überreizen). Boone und Shannon versuchen sich dann in Shannons Zimmer aus den Teetassen ihres Puppenservices zu besaufen – das dürfte eine zeitaufwendige Angelegenheit werden, denn in diese fingerhutgroßen Tässchen passt ja nicht mal so viel wie in ein normales Schnapsglas. Wobei ich mich auch frage, warum Boone was zum Saufen in der Tasche hat bzw. das zu einer Beerdigung mitbringt? Wenn es bei Leichenschmaus etwas außer Schnittchen in rauen Mengen gibt, sind das doch Alkohol. Warum also hat Boone einen Flachmann mit Scotch dabei? Die einzige logische Erklärung wäre, dass er ihn nicht für die Beerdigung eingesteckt hat, sondern sowieso damit außer Haus geht. Wenn dem so wäre, sollten wir nun nicht nur für Christian, Jack und Charles, sondern auch für Boone die Alkoholismusglocke läuten. Was ich auch komisch finde ist, dass Shannon auf die Frage nach dem Poster damit argumentiert, sie sei nun 18, während Boone gerade Scotch in eine Spielzeugtasse neben einem Puppenhaus gießt. Entweder verbannt man alles aus Kindertagen aus seinem Zimmer oder man steht zu seinen infantilen Anwandlungen. Was eigentlich ja auch nicht schlimm ist, oder? Wie Locke bewahre ich mir das sogar, man wird sonst zu verbissen. Etwas nicht mehr zu besitzen oder bestimmte Dinge nicht mehr zu tun, nur weil es nicht altersgemäß erscheint, bedeutet doch letztlich nur eine Unterwerfung unter gesellschaftliche Normen – letztlich geht unsere Gesellschaft an ihren eigenen Normvorstellungen langsam aber sicher zu Bruch. Man tötet den Individualismus stetig weiter ab. Bei Shannon könnte man diesen Widerspruch aber ebenso symbolisch deutet wie den Scotch in der Puppentasse selbst: sie hängt zwischen Erwachsenendasein und Kindheit fest. Shannon ist in gewisser Weise eine ewig Pubertierende, die zum einen ernstgenommen werden will und zu anderen Halt sucht. Sie will als erwachsen wahrgenommen werden, obwohl sie sich manchmal mehr wie ein Kind fühlt und auch gibt.

Über Boones Mutter sagt sie in dieser Szene alles, was wir über sie wissen müssen: „She hates me.“ („Sie hasst mich“). Wie sehr ahnt Shannon zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sabrina wird Shannons gesamte Zukunft mutwillig zerstören. Nach sechs Monaten des Wartens erhält Shannon die Zusage für die Martha Graham Dance Company. Sie selbst sagt, dass es eine Chance von 3000:1 wäre, an dieser renommierten Akademie angenommen zu werden. Es ist etwas völlig normales, dass Eltern die Ausbildung ihrer Kinder (mit)finanzieren, eben damit sie in der Lage sind später auf eigenen Füßen zu stehen. Umso schwachsinniger ist Sabrinas Argumentation, Adam habe gewollt, dass Shannon lerne für sich selbst zu sorgen. Es ist mehr als offensichtlich, dass Sabrina die Naivität ihres verstorbenen Gatten ausnutzt, um Shannon zu demütigen, denn Adam dürfte es für selbstverständlich erachtet haben, dass Sabrina das gemeinsame Vermögen auch nutzt, um Shannon Ausbildung zu bezahlen. Hätte Adam nur in Erwägung gezogen, dass Sabrina Shannon jegliche Unterstützung verweigern würde, hätte er mit Sicherheit Shannon einen Großteil des Vermögens vererbt, doch Liebe macht ja bekanntlich blind. Es geht aber nicht nur darum, Shannon die finanzielle Unterstützung zu versagen, sondern vor allem darum, dass Sabrina Shannon ihre Nutzlosigkeit aufzeigen will. Sie will das Shannon sich wertlos fühlt – „The only thing I've ever seen you do 16 hours a day straight is sleep.“ („Das einzige, das ich dich jemals 16 Stunden am Tag habe machen sehen, ist Schlafen.“) Als Shannon versichert: „I really want this, Sabrina. I can do this.“ („Ich möchte das unbedingt, Sabrina. Ich kann das.“), erwidert Sabrina heuchlerisch: „I'm sorry, Shannon. You're on your own.“ („“Es tut mir leid Shannon. Du bist auf die allein gestellt.“)

Wenn man oft genug gesagt bekommt, man müsse sich selbst hassen, weil man nichts darstelle und nutzlos wäre, glaubt man es irgendwann auch. Deshalb verweigert sie später auch Boones Hilfe, denn sie will einerseits zeigen, dass sie es alleine schafft, andererseits will sie auch Unterstützung, jedoch nur die, von der sie der Ansicht ist, dass sie ihr zustünde. Auch hier zeigt sich wieder wie sehr sie zwischen Kindheit und Erwachsenendasein hängt – Ja, Nein, Doch, Vielleicht, wenn Mittwoch die Sonne scheint... . Shannon will ihr Geld, nicht Boones. Andererseits hatte sie gehofft bei Boone wohnen zu können. Schon ein komischer Zufall, dass Boone von seiner Mutter mit einem Job-Angebot (soviel zum Thema: Kinder sollen selbst klar kommen) aus New York genau dann weggeholt wird, wenn Shannon ihn dort gebraucht hätte.

Wenn wir aus diesem Flashback in die Gegenwart auf der Insel zurückkehren, lehnt Shannon Sayids Hilfe ebenso ab wie Boones. Sie schlägt die Hilfe aus, weil sie keine Hilfe will, nur weil jemand nicht an sie glaubt. Aber gehen wir zunächst einmal ein paar Stunden zurück: Sayid führt Shannon zu einem Zelt, das mich persönlich sehr an Rousseaus Lager in „Dead is dead“/“Tot ist tot“ erinnert.

Sayid trägt eine Waffe bei sich und als Shannon ihn fragt, ob er die Pistole die ganze Zeit bei sich tragen müsse, erwidert Sayid: „I only carry it because I have someone to protect.“ („Ich trage sie nur, weil ich jemand zu beschützen habe.“) Komisch, Sayid, denn als Charlie von dir eine Waffe haben wollte, um Claire zu beschützen, galt das Argument nicht. Ach, entschuldige, mir fällt gerade ein, dass Charlie, als er das letzte Mal eine Waffe hatte, ja wen erschossen hat, während du, Sayid, die Waffe ja nur trägst und nie benutzt. Du würdest ja niemals einen Menschen umbringen... was für ein alberner Gedanke. Außerdem muss Shannon auch viel mehr beschützt werden, weil sie ja bereits einmal entführt wurde und ihr Kind auch... ach, nein, stimmt nicht, das war Claire. Ich bin heue aber auch durcheinander. Aber mal eine letzte Frage an Sayid: Hat die Waffe dir geholfen, Shannon zu beschützen? Oder war es nicht vielmehr euer nicht sehr umsichtiger Umgang mit diesen Dingern, der sie getötet hat? Und wieso hat Jack die Waffe von Sayid anders als von Sawyer damals eigentlich nicht zurückgefordert und wieder in seinen netten Koffer geschlossen? Muss wohl wirklich an Sayids einwandfreiem Leumund liegen.

Sayid taugt aber auch zum Wasserträger, wenn Shannon statt der Zigarette danach lieber das Wasser danach möchte. Kaum hat Sayid das Zelt verlassen, erlischt das Feuer und Walt erscheint. Jetzt könnte man einfach sagen, dass die erlischende Flamme ein simpler dramaturgischer Kniff ist, der schon so oft gebraucht wurde, dass man es mittlerweile fast als Naturgesetz empfindet, dass stets, ehe etwas merkwürdiges passiert, zuerst sämtliche Lichtquellen ausgehen müssen. Doch eigentlich sind derart plumpe Stimmungsmacher unter dem Niveau der Lost-Macher – besonders dann, wenn sie keinen Sinn ergeben. Oder ergibt es doch Sinn? Ja, es würde sogar sehr viel Sinn machen, wenn wir weiterhin davon ausgehen, dass Jacob durch Feuer repräsentiert wird, denn dann würde Walt oder dessen Erscheinung, die ich bereits beim letzten Mal (in der Review zu „Man of Science, Man of Faith“) mit „Samuel“ in Verbindung brachte, Jacob aussperren. Was hat Walt Shannons diesmal mitzuteilen? Der letzte Ratschlag war ja schon so unglaublich brillant. Diesmal sagt er: "They're coming and they're close." („Sie kommen und sie sind nah.“) Kommt euch das auch so bekannt vor? Also vor allem der erste Teil... . Zufälle gibt’s, nich’ wahr? Erst Jacob aussperren und ihn dann teilweise zitieren, ehe er überhaupt gesagt hat, was da zitiert wird. Aber hey, mit Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart nehmen wir es auf dieser Insel eh’ nicht so genau. Wieder stehen wir aber vor der Frage: Wer sind sie? Ich denke mal, dass man davon ausgehen kann, dass hier zur Abwechslung mal nicht die Anderen gemeint sind, sondern jene „Sie“, vor denen auch Jacob warnte, oder aber schlichtweg die Tailies. Betrachtet man die Transcripte anderer Flüsterer (finden sich im englischen Lostpedia) scheinen jene Entitäten, die das Flüstern verursachen, die Losties zu beobachten und sich uneins darüber zu sein, ob sie mit ihnen direkt reden sollen oder nicht. Allerdings sollte ich das Flüstern wohl besser ein andermal genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht widme ich ihm auch mal einen eigenen Artikel.

Nachdem Walt wieder verschwunden ist, kommt es zwischen Sayid und Shannon zum Streit. Wie einst bei Claire, die nun auch dazu stößt, wird das Geschehen als bloßer Traum abgetan. Wutentbrannt fragt Shannon Sayid: „Do you believe me?“ (Glaubst du mir?“) Sayid antwortet nicht, aber keine Antwort ist bekanntlich auch ’ne Antwort.

Am nächsten Morgen sehen wir Hurley, der Rose bei der Wäsche hilft. Hurley fragt Rose, weshalb sie nicht den Trockner in der Station nutze, woraufhin Rose ihm erklärt, sie möge die Station nicht und außerdem bräuchte man keinen Trockner, wenn man Sonne hat. Eine ungewöhnlich stationsfeindliche Haltung hat Rose da, wenn man bedenkt, dass es vermutlich die Energiefelder im Schwan waren, die ihren Krebs heilten. Ob Ben sich deshalb hat so leicht gefangen nehmen lassen? An John wäre er auch anders ran gekommen, aber so saß er mehrere Folgen direkt neben der Krebsheilenergiequelle.

Shannon stößt zu Rose und Hurley und fragt nach den Sachen von Walt und Michael. Hurley meint, dass die Sachen vermutlich noch in deren Zelt liegen. Als Shannon geht, äußert Rose: „Poor thing, it can't be easy losing the one person you love on the Island.“ („Armes Ding, es ist kaum einfach, die einzige Person zu verlieren, die man auf dieser Insel geliebt hat.“) Es ist schon bemerkenswert, dass ausgerechnet Rose das sagt und dann auch noch in Hurleys Gegenwart. Schließlich gingen vom ersten Tag an alle davon aus, dass Rose selbst diejenige wäre, die einen geliebten Menschen durch den Absturz verloren hat. Ferner ist es Hurley, der als nächster den einzigen Menschen, den er liebt, verlieren wird: Libby. Und Shannon? Tja, durch ihren Tod wird Sayid bald den einzigen Menschen auf der Insel verlieren, der ihm etwas bedeutete. Starben Libby, Boone und Shannon weil einer der Anderen sie getötet hätte? Nein, das Handeln der Überlebenden selbst bringt jedem von ihnen den Tod, doch es ist leichter mit dem Finger auf Andere zu zeigen, als auf sich selbst oder die eigene Gruppe.

Shannon durchsucht Walts Sachen und lässt Vincent daran schnüffeln, damit er Walts Fährte aufnimmt. Doch zu wem führt Vincent Shannon? „Walt?!“ Nein, eben nicht! Vincent bringt Shannon zu Boones Grab. Warum tut er das? Was soll Shannon sehen oder erkennen, was sollen wir sehen oder erkennen? Wenn es unter den Losties einen gibt, der nichts ohne Grund tut, dann ist es der Hund – überhaupt der einzige auf dieser Insel voller Bekloppter, der noch rund läuft. Was hat Walts Erscheinen mit dem Friedhof und Boones Grab zu tun? Ist Walt tot? Besteht eine Verbindung zu Boone? Zumindest stimmt irgendetwas an Walt nicht – er erscheint pitschepatschenass an Orten, an denen er nicht sein sollte, brabbelt komisches Zeug (das nicht immer vorwärts) und ist von großem Interesse für Jacob und die Anderen.. Boone erscheint nach seinem Tod John als Führer (ich verkneife mir trotz Boones beizeiten verdächtigen Scheitels sämtliche Hitler-Witze und ihr bitte auch – danke) in der Schwitzhütte. Wo besteht also die Verbindung? Wieder einmal deuten alle Finger auf die üblichen Verdächtigen: Jacob und Keyser Söze. Und schon wieder hat „Samuel“ einen neuen Spitznamen weg. Da die Anderen Walt zu fürchten beginnen, könnten wir wohl davon ausgehen, dass „Samuel“ sich seiner Gestalt bedienen kann, um sich den Losties zu zeigen. Oder aber Jacob bedient sich Walts Gestalt, denn was Walt Shannon in dieser Folge mitteilt würde ebenso wie Walts Erscheinung am Massengrab und der Umstand, dass der echte Walt wohl noch lebt, dazu passen, dass es nicht „Samuel“ ist. Was aber wenn Vincent Shannon zum Grab führt, um ihr damit zu sagen: „Du suchst einen Toten“? Nehmen wir mal an Walt ist bereits beim Absturz gestorben und „Samuel“ hätte seine Gestalt angenommen oder aber „Samuel“ ist das Monster und hat sich Walts Körper bemächtigt wie Danielles Team. Würde das nicht irgendwie Sinn machen? Denn würde John bereits zu dem Mord an Naomi nicht von Jacob, sondern von dessen Rivalen getrieben, würde das fast schon zu gut passen und auch erklären, weshalb Jacob Walt untersucht haben wollte, obwohl er offenkundig eher eine düstere Natur hat.

Sayid nimmt hingegen an, Shannon sitze an Boones Grab, weil es dessen Tod ist, der sie so aufwühlt. Shannon erwidert: „You really think that this is all about Boone? I saw Walt, Sayid.“ („Glaubst du wirklich, bei alldem ginge es um Boone? Ich sah Walt, Sayid.“) Ich glaube: das lass ich mal genauso unkommentiert stehen wie folgende Antwort auf die Frage, wohin Shannon gehe: „To find Him.“ („Ihn finden“ oder aber „Um Ihn zu finden.“) Ach, ich liebe es, wenn alle so schön vage und doppeldeutig ist und bleibt. Shannon wandert also weiter mit Vincent über die Insel und sucht nach Walt, von dem sie annimmt, dass er irgendwo ganz alleine über die Insel streift und Hilfe benötigt. Die Annahme finde ich nun wieder recht wirsch, aber sei’s drum. Zumindest sind wir nun wieder da angekommen, wo ich vorhin nach der Rückblende angesetzt habe und noch mal zurückgesprungen bin.

Shannon will weniger, dass Sayid ihr glaubt, als dass er vor allem an sie glaubt, denn das tat niemals jemand zuvor („Why don't you believe me? I need you to believe in me.“ | „Warum glaubst du mir nicht? Ich brauche es, dass du an mich glaubst.“). Shannon schüttet Sayid ihr Herz aus, offenbart all ihre Selbstzweifel und ihre Zweifel an Sayids Aufrichtigkeit. Doch prompt gibt Sayid bestimmt zu „I believe you.“ („Ich glaube dir.“), erscheint wer mitten im Dschungel? „Walt?!“ Ja, genau der. Beide sehen sie ihn. Jetzt wissen wir zumindest schon mal eines: Walt ist keine Einbildung. Bevor wir nun alle Fäden zusammenlaufen lassen, müssen wir erst mal den anderen Faden unter die Lupe nehmen, doch dazu muss ich den erst mal wiederfinden... Moment... er war rot, soviel weiß ich noch... wo hab ich den denn nur? Das ich auch immer den roten Faden verliere. Ah, da isser ja! Nein doch nicht, das ist der rote Faden von der letzten Folge. Den hab ich überall gesucht. Prompt hört man mal auf zu suchen, findet er sich von alleine. Bei Jacob! Ah, jetzt hab ich ihn. Jetzt muss ich den nur noch etwas entwirren und den Anfang finden, dann kann’s weiter gehen... So, auf geht es:

She is lost!“ – „I’m not lost!“ Ja, das ist eindeutig der richtige Faden. Aber Ana weiß wirklich nicht wo sie sind oder wo sie lang müssen. Doch Ana-Lucia wäre nicht Ana-Lucia, wenn sie die Schuld nicht schnell auf irgendwen anders schieben würde, der vorzugsweise nicht anwesend ist. Zum Glück erscheint Mr. Eko prompt (wenn man vom „Samuel“/Teufel spricht) und berichtet „Sie“ gesehen zu haben. Die Tailies, Michael, Jin und der Typ mit dem Loch im Arm brechen auf. Als sie so über die Insel wandern, kann man übrigens einmal ziemlich deutlich die Hydra-Insel im Hintergrund erkennen und als hätte James geahnt, dass er da bald hin muss, bricht er erst mal zusammen. Libby – ganz die Psychiaterin – beginnt daraufhin Fragen zu stellen, denn das können Psychiater echt gut: „How'd you get shot, anyway?“ („Wie wurdest du überhaupt angeschossen?“) – „With a gun?!“ („Mit einer Pistole?!“) Das nenn ich Galgenhumor! Viel erstaunlicher ist aber was Michael sagt: „He got shot when they took my kid.“ („Er wurde angeschossen, als sie mein Kind entführten.“) Nicht nur, dass das die erste Äußerung Michaels ohne „Walt?!“ seit acht Folgen war, nein, es heißt durch die Blume an Sawyer gerichtet etwa so viel wie: „Eye, Mann, tut mir leid, dass ich mich so doof benommen hab. Danke, dass du versucht hast, meinen Sohn zu beschützen.“

Sawyers Verwundung wird bald zum Streitpunkt zwischen Ana und Eko, der durch den Dschungel gehen will und nicht – wie Ana – entlang der Küste. Wie menschenverachtend Ana in ihrem Egoismus und ihrer Furcht werden kann, offenbart sich hier in aller Deutlichkeit: „You're doing this to get the cowboy back faster, aren't you? You would risk our lives to help him?“ („Du tust das, um den Cowboy schneller zurückzubringen, oder etwa nicht? Du würdest unsere Leben riskieren, um seines zu retten?“) Zu so einer Äußerung fällt einem doch echt nichts mehr ein. Und eben weil mir nichts dazu einfällt, kommen wir direkt zu Anas nächster Äußerung: „I liked you better when you weren't talking.“ („Ich mochte dich lieber, als du nicht gesprochen hast.“) In „S.O.S.“ sagt Bernard etwas vergleichbares zu Eko: „I think I liked you better when you just hit people with your stick.“ („Ich glaub, ich mochte dich lieber, als du noch Leute mit deinem Stock verprügelt hast.“)

Auch auf dem Rest der Wanderschaft zeigt sich Anas Paranoia in immer extremeren Formen. Sie verbietet ihren Begleitern den Mund und vermutet hinter jedem Busch einen Anderen, der gleich hervorspringt und sie mit seinem bloßen Blick in Stücke reißt. Sie vergleicht die Anderen mit cleveren Tieren, die jederzeit und an jedem Ort auftauchen können. Ferner meint sie auch, dass eine Waffe und eine Kugel die Anderen nicht aufhalten könnten („And if you think that one gun and one bullet is going to stop them – think again“). Da fragt an sich doch: Warum schießt sie dann irgendwo wahllos in den Busch? Wenn sie so überzeugt davon ist, dass ihre Waffe eh’ nichts ausrichten kann, macht es nicht wirklich Sinn auf Verdacht ins Gebüsch zu ballern und so womöglich die einzige Kugel, die sie noch hat, zu verschwenden. Aber man wäre ja froh, wenn sie die Kugel nur verschwendet hätte! Es kommt letztlich sogar noch weit schlimmer und Ana erschießt eine Unschuldige.

Aber beinahe wäre Shannon nicht der einzige Lostie gewesen, den Ana auf dem Gewissen gehabt hätte, denn Sawyer will sie, als dieser entgültig zusammenklappt, am liebsten zum Sterben zurücklassen. Mehr will ich auf die Szene auch nicht eingehen... schon allein davon, dass ich an die Szene zurückdenke, werde ich ganz aggressiv.

Als die Gruppe Sawyer dann die Böschung hochhievt, indem sie ihn nach oben durchreichen, verschwindet Cindy dann spurlos. Und mal wieder hat mein spezieller Liebling etwas richtig nettes dazu zu sagen: „This is all your [Eko’s] fault. We never should have gone through the jungle. You risked our lives to save him and he's already dead. This one's on you.“ („Das ist alles deine [Ekos] Schuld. Wir hätten niemals durch den Dschungel gehen sollen. Du hast unsere Leben riskiert, um seines zu retten und dabei ist er schon tot. Das geht auf deine Kappe.“) Man hört das Flüstern, Ana zieht die Waffe und... sagen wir so: Shannon war zur falschen zeit am falschen Ort. Obwohl...?! Walt hat sie ja direkt in den Tod geführt. Und weshalb bleibt Sayid erst auf der Lichtung zurück und springt dann plötzlich auf und rennt ihr hinterher, als sei ihm gerade eingefallen, dass die schießwütige, hysterische Kuh ja mit ’ner Knarre im Wald steht und auf alles ballert, das sich bewegt. Apropos: Guckt euch mal an wie Ana guckt, als ihr klar wird, was sie angerichtet hat.

Kommen wir zum Abschluss noch zu etwas erfreulicherem: der Nebenhandlung um Claire und Charlie, die sich nach ein paar Wochen auf Psycho-Island schon verhalten wie ein altes Ehepaar. John hilft Claire mit dem Baby und später bietet sie ihm dafür an Aaron einen Moment zu halten. Als Charlie dazukommt reagiert er gewohnt eifersüchtig – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: er ist süchtig danach zu eifern. Außerdem verrät Claire John in dieser Folge versehentlich von Charlies geheimen Heroinvorrat.

Okay, ich denke das reicht für heute und diese Folge. Die nächste ist ein Gastbeitrag, den ich aber noch mal Korrektur lesen und am Ende ggf. um ein paar Punkte ergänzen werde. Ein letztes hab ich noch: Da sie in dieser Folge nicht vorkommt, muss ich der Ordnung halber jetzt aber doch noch mal nachfragen: „Where’s Kate?“

Montag, 23. November 2009

Ein kleiner Exkurs in Sachen Jacob

Wie einige über Twitter vielleicht mitbekommen haben war ich am Freitag im RuhrPark, um mich um ein neues Bankkonto zu kümmern. Allerdings war das nicht das einzige, das mich in den RuhrPark führte. Da ich mein altes Konto auflösen will, hab ich mir „Harry Potter und der Halbblutprinz“ nicht über Amazon besorgt, sondern ihn ganz altmodisch im Laden gekauft. Abgesehen davon, dass man hätte denken können, es seien nur noch zwei Tage bis Weihnachten, so wie sich die Leute schon benahmen, war es eigentlich ganz schön mal wieder selbst zwischen den Regalen und Tischen zu stöbern. Ich habe mir dann natürlich gleich einen netten, kleinen DVD-Abend gegönnt. Jetzt mögt ihr euch fragen, was das alles mit Jacob zu tun hat – außer ihr habt es schon erraten. Jacob nimmt bei „Lost“ ja eine ganz ähnliche Position ein wie Dumbledore bei „Harry Potter“ oder auch Gandalf in „Der Herr der Ringe“ oder Obi-Wan Kenobi (wollte erst Old Ben schreiben – schein mir dann doch missverständlich^^) in den „Star Wars“-Filmen. Was haben die vier gemeinsam? Alle vier sind mächtige, weise Mentoren, die ihren auserwählten Schüler auf den richtigen Weg bringen wollen. Und: alle vier sterben. Gandalf stirbt, um seinen Gefährten die Flucht zu ermöglichen im Kampf und kehrt mächtiger zurück als er es in seinem bisherigen Leben war. Für Obi-Wan gilt ähnliches, obgleich er nie wieder körperliche gestalt annahm. Der schwule Nikolaus (Dumbledore) bittet sogar seinen treusten Anhänger ihn vor den Augen seiner Feinde zu ermorden, um so einem langsamen Tod zu entgehen und seinem Gefolgsmann einen sicheren Posten in den Rängen des Feindes zu ermöglichen. Und Jacob? Tja, das ist und bleibt die große Frage.

Ich saß zumindest vor meinem Fernseher und als ich Draco so weinerlich vor Dumbledore stehen sah, kam mir irgendwie Ben in den Sinn. Doch dann kam Snape und ich dachte: Warum eigentlich nicht? Wäre es nicht denkbar, dass nicht „Samuel“ Ben, sondern Ben „Samuel“ ausgetrickst hat. Vor drei Tagen meinte Don im Lostpedia-Blog: „In "The Incident" fand ich es aber schon sehr auffällig, wie fast penetrant Ben da ständig darauf hinwies, was und wovon er alles nichts wusste!“ Ich habe da zunächst noch vehement widersprochen, weil Don ebenfalls nahe legte Ben führe etwas zu seinem Vorteil im Schilde, was ich auch weiterhin nicht glaube. Aber ich sagte auch, dass ich es für unwahrscheinlich hielte, dass Ben etwas von der Existenz einer Jacob feindlich gesinnten Macht wisse. Da man manchmal einsehen sollte, dass man unter Umständen falsch lag, mache ich das jetzt!

Auch wenn jetzt viele „wenn“s und „abers“s kommen, würde das folgende eigentlich passen: Angenommen Ben wusste von der Existenz „Samuels“ und hat fern der Insel versucht ihn gezielt zu bekämpfen, indem er Sayid seine Gefolgsleute ausschalten ließ, könnte auch die Anordnung Locke zu töten nicht von „Samuel“ (bzw. nicht nur von „Samuel“) sondern von Jacob stammen, der seine eigene Falle auslegen wollte. Wir haben ja bereits mehr als einmal die Argumente gesammelt, die dafür sprächen, dass „Samuel“ der Ökonom ist. Wenn dem so wäre, würde es für Ben nur dann Sinn machen, ihn zu bekämpfen, wenn er eben genau das auch wusste. Auf der Insel dann leistet Ben keinen Widerstand gegen Locke und spielt bei allem mit, nickt alles ab und sagt „Ja“ und „Amen“. Unter der Statue dann folgt die Aussprache mit Jacob, in der Jacob Ben sehr offenkundig provoziert und nichts unternimmt, um sein Schicksal abzuwenden. Doch Ben tötet Jacob nicht! Er hätte allen Grund dazu ihn zu hassen, Jacob für alles verantwortlich zu machen, was ihm widerfahren ist. Aber was tut Ben? Er sticht zweimal zu und dann steht er daneben wie bestellt und nicht abgeholt, während „Samuel“ seinem Rivalen den Rest gibt. Wenn Ben jemanden töten will, dann tut er das auch: Roger, Keamy, John – gerade bei letzterem dürfte ihn das eine Menge Überwindung gekostet haben. Was könnte ihn also daran hindern, den Job zuende zu bringen? Plötzlich aufkeimendes Mitleid? Wenn das stimmt, was vorher in dem Gespräch zwischen den beiden geäußert wurde, hätte Ben allen Grund Jacob zu ermorden. Wäre dieses Gespräch aber Teil des Plans, wäre es notwendig, damit „Samuel“ nicht dahinterkommt.

Klar, kann gut sein, dass es so ist, wie wir bisher dachten und Ben einfach hin- und hergerissen war. Bislang habe ich diese Theorie auch immer angenommen. Aber zuzutrauen wäre es Ben zweifelsohne, dass er für den Glatzkopf eine Riesenshow abzieht, damit Jacobs Falle zuschnappen kann.

Ob Jacob nun wie Gandalf wiedergeboren wird, wie Obi-Wan in eine höhere Bewusstseinseben aufsteigt oder aber wie Dumbledore einfach gestorben ist, wird sich wohl noch zeigen. Doch ohne tieferen Sinn wird sein Tod wohl kaum gewesen sein, sonst hätte er ihn versucht abzuwenden.

Aktuelles zu den Gastbeiträgen

Moin moin,
auch ohne Nachfrage hätte ich heute morgen auf den neuesten Stand gebracht und eine in letzter Zeit häufig gestellte Frage beantwortet. Denn immer wieder wird gefragt wie und wann ihr mir was zuschicken solltet. Also euer Beitrag sollte mich per Mail (an timfeldmann@unitybox.de) spätestens erreichen, wenn ich die Review zur vorangehenden Episode online gestellt habe. Das heißt folglich, dass ihr am besten drei Folgen vor eurer mit der Arbeit beginnt - dann habt ihr so lange Zeit wie ich für zwei Reviews brauche.
Welches Format solltet ihr mir schicken?
Auch wenn pdf sonst immer sehr nützlich ist, wäre es in diesem Fall aus ziemlich offensichtlichen Gründen eher unvorteilhaft. Am besten ist also ein reines Textdokument (vorzugsweise Microsoft Word 2000) im Anhang zur Mail. Oder aber (und das ist wohl die sicherste Möglichkeit) ihr macht es so wie Elli und schickt mir die Review selbst als Mail zu, denn das dürfte ich in 99% der Fälle öffnen und lesen können. Wenn jetzt noch Fragen offen sind, postet sie einfach in den Kommentaren.

Aktualisierte Übersicht:
  1. Glaube und Wissenschaft - abgehakt
  2. Treibholz - abgehakt
  3. Orientierung - abgehakt
  4. Alle hassen Hugo - abgehakt
  5. Gefunden - seit gestern online
  6. Verlassen - seit heute morgen in Arbeit
  7. Die anderen 48 Tage - Gastbeitrag (Elli)
  8. Kollision - offen
  9. Was Kate getan hat - Anubis2705
  10. Psalm 23 - Gastbeitrag (Jessica und Tim)
  11. Jagdgesellschaft - offen
  12. Feuer + Wasser - Anubis2705
  13. Langer Atem - offen
  14. Einer von Ihnen - Anubis2705
  15. Mutterschutz - Anubis2705
  16. Die ganze Wahrheit - Gastbeitrag (Furya)
  17. Verriegelt - Gastbeitrag (Furya)
  18. Dave - Anubis2705
  19. S.O.S. - offen
  20. Zwei für Unterwegs - Anubis2705
  21. ? - Gastbeitrag (Code14J )
  22. Drei Minuten - offen
  23. Zusammen leben, alleine sterben - Anubis2705 oder Furya (vielleicht auch beide^^)

Sonntag, 22. November 2009

"Same way anything lost gets found - I stopped looking."

...And Found:

Ich dachte ja immer, mir wäre Ana-Lucia nicht zuletzt wegen dieser grauenhaften, deutschen Synchron-Stimme so auf den Keks gegangen, aber jetzt muss ich feststellen: Die englische Originalstimme ist bald noch schlimmer. Da offenbar nur einer/eine von euch Ana mag, traue ich mich jetzt mal offen zu sagen: Bei der Folge hätte ich sie mehr als einmal erwürgen können. Wenn man sich schon über John, Jack oder Ben als Anführer aufregt, muss man der doch echt die Schweinegrippe an den Hals wünschen. Kleiner Insel-Diktator! So, das musste mal gesagt werden... und vermutlich war es auch nicht das letzte Mal, dass ich es gesagt habe. Die Ana-Lucia-Fans mögen mir bitte vergeben, aber mir geht sie auf den Wecker. Aber wo ich gerade einen Blick auf die Umfrage werfen: Ben und Sawyer ziehen dem Rest langsam aber sicher davon – was sagt das über uns? Wir mögen offenbar Typen, die wie manipulative, egoistische Mistkerle wirken, aber in Wahrheit völlig kaputte, unreife, hochintelligente und individualistische Autodidakten sind, die nicht zugeben können, dass sie nichts nötiger hätten, als eine Schulter, an der sie sich ausweinen können. Nachdem gewohnten Vorwort mit den Gedanken des Tages, kommen wir nun zu „Lost and Found“, einer Episode, in der ich mich überhaupt viel mit meinen zwei speziellen Lieblingen auseinandersetzen muss. Wären Jin und Eko nicht, ich glaub ich hätte mir ein Kabel besorgt und mich in meinem Zimmer aufgehangen... oder Ben angerufen, damit der das mit dem Kabel und dem Erwürgen übernimmt.

Meine Gedankengänge führten mich irgendwie schon in der ersten Szene zu Jacob. Nicht weil Jacob seine Wäsche im Eimer wäscht, wenn das Meer vier Meter weiter ist. Das wissen wir nicht. Vielleicht wäscht der seine Wäsche auch gar nicht, sondern zaubert sie weiß oder er hat Locke nur auf die Insel geholt, weil er dachte, der wäre wirklich Meister Proper und der Weiße Riese in einer Person. Man weiß es nicht... . Nein, was mich zu Jacob brachte war der Ehering, denn den bekommt man bei der Hochzeit und wo hat Jacob Sun und Jin getroffen? Genau, bei deren Hochzeit. Aber nicht nur das: Jin Ehering wird Sun als Beweis von Ben gebracht, dass Jin noch lebt. Sun wäre zum Zeitpunkt von Jacobs Tod gar nicht auf der Insel ohne die Eheringe. Die Verkettungen, die man wohl als Ironie des Schicksals bezeichnen sollte, gehen noch weiter. Sun und Jin finden einander, weil sie beide aufgehört haben nach einem Partner zu suchen: das Schicksal führt sie zusammen. Ebenso findet Sun den Ehering mit Kate, als sie aufgehört hat danach zu suchen. Locke hatte das praktisch vorausgesehen (die Szene analysiere ich später noch mal dezidierter). Doch auch in Bezug auf Jacob fiel mir was ein/auf: und zwar geht es öfters in dieser Episode darum, dass Jin „nur“ ein Fischer sei und Jacob sehen wir in der ersten Szene von „Der Vorfall“ auf ähnliche Weise Fisch fangen wie Jin in dieser Folge – Jin tut es mit einem Netz, Jacob mit einer Art Korb (war nie Fischen/Angeln, keine Ahnung wie so etwas im Fachchinesisch oder in dem Fall wohl eher Fachkoreanisch heißt). Zumindest fiel mir da ein anderer überaus berühmter Fischer aus der Bibel ein: Simon, besser bekannt als der Fels (lat.: „Petrus“), auf dem Jesus seine Kirche bauen wollte. Ich habe ja schon irgendwann einmal erwähnt, dass ich den biblischen Bezug bei Jacob weniger in Jakob dem Stammvater der Israeliten suchen würde, als unter den Jüngern Jesu, von denen zwei den Namen Jakobus trugen, der sich genau wie Jakob, Jacob oder auch James vom Hebräischen "Ya'akov" (יעקב) ableitet. Da wäre einmal Jakobus der Ältere, der Schutzpatron der Pilger, nach dem auch der Jakobsweg benannt wurde. Der andere Jakobus hat fünf Beinamen, die theoretisch auf drei einzelne Personen hinweisen könnten, doch werden sie für gewöhnlich gleichgesetzt: Jakobus der Gerechte/Jakobus, Bruder des Herrn; Jakobus der Kleine und Jakobus der Jüngere/ Jakobus, Sohn des Alphäus. Gerade Jakobus den Gerechten (im Englischen meist James The Just) finde ich hier sehr interessant, denn er und Simon Petrus gelten als so etwas wie die Nachfolger/Stellvertreter Jesu. Während Jesu Bruder Jakobus in Jerusalem verblieb, ging Simon bekanntermaßen nach Rom in die Höhle des Löwen, wo er auf dem Kopf gekreuzigt wurde. Ohne Kaiser Konstantin wäre wohl nicht Rom, sondern Jerusalem das Zentrum der christlichen Welt geworden – da kann man Konstantin fast dankbar sein, dass die Christen in diesem Hexenkessel derzeit nicht auch noch mitmischen.

Man hat bei „Jacob“ natürlich als erstes den Patriarchen dieses Namens im Kopf und Esau als sein Gegenstück. Doch scheinen „Samuel“ und Jacob ja als von einer höheren Macht eingesetzt darum zu kämpfen, wer mit seiner These, Auslegung Recht hat. Bemerkenswert ist auch der Name des Mannes, er die Steinigung von Jakobus anordnete: Hanan ben Hanan. Ich weiß, ich weiß – „Ben“ bedeutet in erster Linie „Der Sohn von“. Aber es ist ungewöhnlich, dass es normal als Teil des Namens mitgeführt wird. Hinzukommt dann noch die Bedeutung von „Hanan“ = „Der Mitfühlende“. Auch wenn ich mich davor hüten würde Jacob mit Jakobus, Jakob oder gar Simon Petrus gleichzusetzen, sollte man solche Parallelen nie unbeachtet lassen – das gilt für diese christlichen ebenso wie für die ägyptischen Einflüsse. Interessant würde es allerdings werden, wenn sich herausstellt, dass „Samuels“ richtiger Name Simon ist^^. Kommen wir nun mal weg von wilden Hypothesen und Bibelstunde für Fortgeschrittene.

Das Floß ist nun also vier Tage weg und Sun sucht überall nach ihrem Ehering. Sie redet unter anderem mit Claire, Jack, Hurley, John und Kate darüber. Jack erklärt sie weinerlich: „ I lost my wedding ring!“ („Ich habe meinen Ehering verloren!“) Jack erzählt daraufhin eine Geschichte, in der es wie so oft um Betrug geht, denn nichts anderes ist es, wenn man den Ehering verliert und einfach einen neuen anfertigen lässt. Es hat wohl auch etwas sehr symbolträchtiges, dass die Ehe von Jack und Sarah wenig später in die Brüche gehen sollte. Sun und Jin hingegen kommen auf der Insel wieder näher zusammen, halten später sogar durch die Eheringe über Raum und Zeit hinweg Kontakt miteinander – andere brauchen für so was ’nen Extra-Briefkasten. Mit Hurley wartet Sun dann darauf, dass Vincent mal muss – was für eine schöne Freizeitbeschäftigung. Vergesst Theater, Kino, die Oper und Musicals – das ist Entertainment... Oh Gott, mir wird gerade bewusst: RTL2 würde ich so eine „Doku-Soap“ zutrauen. Wenigstens wäre da die Behauptung „Die senden nichts als Scheiße!“ mal keine Verunglimpfung des Formats, sondern eine Tatsache. Wobei „Wetten Dass...!“ ging ja jüngst schon in eine ähnliche Richtung. Was ist nur mit dem Fernsehen passiert? Wenn man sich überlegt, dass man sich früher schon über Krawall-Talkshows und „BigBrother“ aufgeregt hat... Da kannten wir 9live und die ganzen Doku-Soaps (alternativ auch Reality-Soaps, Soap-Dokus, Reality-Shows, Doku-Shows oder gequirlter Dreck) ja noch nicht näher. Wo war ich, ach, ja im Dschungelcamp oder „Ich bin ein Lostie, holt mich hier raus!“

Wir erfahren aus dem Gespräch zwischen Sun und Hurley, dass Sun und Jin aus dem „guten“ Korea kommen und, dass Suns zerknautschter Flohteppich Bpo Bpo heißt, was „ein Kuss“ bedeutet. Aber was bedeutet denn bitte „gutes Korea“ – hätte ein Nordkoreaner gesagt, er käme aus dem „bösen Korea“? Wohl kaum! Wieder einmal ein Paradebeispiel für die Frage: Wie definiere ich Gut und Böse? Oder ist es nicht vielmehr eine Frage des Blickwinkels? Und wo wir gerade bei Blickwinkeln sind, kommt auch schon Locke aus den Büschen gelatscht, als Sun gerade durch ihren Garten tobt wie ein tollwütiger Chihuahua auf Kokain. Sun fragt Locke: „Did you see me?“ („Hast du mich gesehen?“ bzw. in dem Fall wo mehr soviel wie: „Hast du es gesehen?“ oder „Wie lange stehst du schon da?“) Und John erwidert: „Nein, Sir, ich habe nicht gesehen, dass Sie mal wieder mit Ihren Puppen spielen!“ Ach, ne.. falscher Film, immer diese Instand-Kassetten da kommt man ganz durcheinander. Locke sagt natürlich: „Rip apart your garden? No.“ („Wie du deinen Garten auseinander nimmst? Nein.“) Na ja, kommt ja fast aufs gleiche raus. Sun meint, als John sagt, manchmal wünsche er sich einen Garten zum Wüten, dass sie ihn noch nie wütend erlebt habe. John gesteht früher oft wütend gewesen zu sein – ebenso wie Sun, weil er auf der Suche war („I'm not lost anymore.“). Auch wenn er nicht fand, was er sucht, so hat es doch ihn gefunden. Er brauchte nur aufhören zu suchen („How did you do that?“ – „Same way anything lost gets found – I stopped looking.“). Wir wissen mittlerweile nur zu gut, dass Locke auch zornig sein kann, wie fast alle Losties ist er beizeiten sogar überaus wütend, aggressiv und gar jähzornig. In den meisten Fällen ist es Verlust, der unsere Losties wütend werden lässt oder aber ihren Verstand ausschaltet und sie impulsiv handeln lässt. Gerade jene, die die Insel verloren haben, sie suchen oder im Begriff sind, sie zu verlieren, sind kaum wiederzuerkennen. Verlust („loss“) lässt die Hemmungen vergessen. Locke etwa ist selbst auf der Insel nur so lange besonnen, bis er das Gefühl hat, seine Verbindung zur Insel bräche ab. Shannon will über den Verlust ihres Bruders John erschießen. Ben rastet in der Serie nur dreimal richtig aus und jedes Mal geht es um einen Verlust: Er will Ana-Lucia erwürgen (okay, wer will das nicht?), weil sie zwei seiner Leute umgebracht hat (so egal war Goodwin ihm wohl doch nicht); er lässt Goodwins Tod zu und verliert gegenüber Juliet die Fassung, weil sie sich ihm verweigert; als Ben Keamy ermordet läuft er regelrecht Amok, verhält sich wie ein wildgewordener Irrer und brüllt, laut, während er wieder und wieder auf Keamy einsticht – warum? Er hat Alex verloren und weiß, dass er in wenigen Minuten die Insel verlassen wird – vermutlich für immer. Michael tickt in dieser Folge mal wieder vollends aus, weil er Walt verloren hat – und das nicht zum ersten Mal. Ein Stück weit könnte das Jacobs Schlüssel zum Erfolg sein: Er gibt ihnen allen zurück, was sie verloren haben und nimmt ihnen so den Grund zu ihrem aggressiven Verhalten. Würde auch zu dem mehrdeutigen Titel der Serie passen – das, was verloren ist, ist das letzte Puzzelteil. Schließlich heißt „lost“ ja nichts anderes als „verloren“.

Zu guter letzt ist es Kate, die Sun hilft den Ehering wieder zufinden und dabei selbst nach etwas sucht. Wir erfahren nie, ob Kate ihren Brief suchte oder den, den Sawyer verfasst hat, wir merken aber, wie sehr sie es bereut nicht da gewesen zu sein, als das Floß ablegte: „We didn't, uh... I didn't say goodbye.“ („Wir haben uns nicht, ähm... Ich habe nicht Lebewohl gesagt.“) Das verbindet Sun und Kate und trennt sie auch wieder: sowohl Jin als auch Sawyer haben die Insel mit dem Floß verlassen und sie sorgen sich um sie, doch während Sun sich von ihrem Ehemann verabschieden konnte, ihn sogar am gehen hindern wollte, so hat Kate nie auf wiedersehen gesagt und kurz zuvor sogar noch versucht sich Sawyers Platz auf dem Boot zu erschleichen. Sun und Kate haben beide etwas verloren, sind beide auf der Suche. Kate findet den Brief, den sie sucht nicht, findet dafür jedoch, was Sun suchte: den Ehering. Sowohl Locke als auch Hurley hatten recht mit ihren Tipps: zurückverfolgen, was man zuvor getan hat ODER aufhören zu suchen – das eine hätte Sun zum Erfolg geführt, das andere hat zum Erfolg geführt.

Gehen wir nun ein paar Kilometerchen weiter zu den Tailies, denn die sind mit ihrem Drill Sergeant Ana-Lucia Cortez gerade im Aufbruch inbegriffen. Ana macht das, was sie am besten kann: Aufträge verteilen und Leute runterputzen. Jin macht sie dann beim Fischen gleich schief von der Seite an, weil er nicht so fischt, wie sie es erwartet hat. Er erwidert ihr etwas, doch Ana versteht nur Chinesisch...oder...also zumindest kein Koreanisch, denn: „Does it look like I speak Korean?“ („Seh’ ich so aus, als ob ich Koreanisch spräche?“) Gegenfrage: Sieht Jin so aus, als spräche er Englisch?

Michael versucht derweil herauszufinden, warum die Tailies so verängstigt sind. Komisch, gerade er sollte die Antwort doch kennen und kaum hat Libby ihm gesagt wo „Sie“ herkommen („Because that's where They come from.“), macht er sich schon auf den Weg. Derweil machen sich Eko und Sawyer bekannt, wobei beide nicht ihren richtigen Namen nennen, denn weder heißt Eko Tunde „Mr. Eko“ noch heißt James Ford „Sawyer“.

Also, Michael ist weg und sucht nach...? Na?Where’s Kate?“ Nein, Jack, du nicht! Michael! Jetzt führ ich schon Dialoge mit Seriencharakteren, die gar nicht da sind... also wen sucht Michael? „Walt!?“ Röööchtisch! Warum denn nicht gleich so? Also Michael sucht nach... „Walt?!“ ich kann ja nur hoffen, dass ihr das im Kopf auch so schön illustrieren könnte wie ich, denn ich hör Michael im Kopf tatsächlich rufen... das sollte ich mal untersuchen lassen... Also Michael ist weg und sucht nach „Walt?!“, woraufhin Jin los will und nach Michael suchen möchte. Eko will ihn nicht gehen lassen, doch auf dieser Insel regelt man solche Probleme ja immer auf die gleiche Weise: da gibt’s auf die Fresse. Obwohl ich Pazifist bin, muss ich Jin ja irgendwie große Bewunderung aussprechen: einem Schrank wie Eko eine zu zimmern, erfordert Mut. Eko haut natürlich zurück und Jin geht zu Boden. Ja, da sind zwei mal wieder so richtig liebenswürdig zueinander (Insider für Asterix-Fans). Der Vorteil ist: eine Faust im Gesicht bedeutet in Korea und Nigeria das Selbe. Ihr merkt: es fällt mir schwer bei dieser Folge mit dem nötigen Ernst bei der Sache zu bleiben. Aber dennoch will ich mich darum bemühen. Eko und Jin gehen also Michael suchen, der seinerseits „Walt?!“ sucht.

Kurz nachdem Jin einen unsanften Zusammenstoß mit einem Wildschwein hatte, stoßen Eko und Jin auf Goodwins Leiche (Ich glaub bald, der Typ ist als Leiche in mehr Folgen dabei als lebendig). Praktischerweise hat Jin zumindest das Wort „Others“ (aus seinem Mund klingt zwar mehr wie „Adders“, aber egal...) schon gelernt, obgleich er es vermutlich für einen Eigennamen hält und nicht weiß, dass es sich auch um ein normales, englisches Wort handelt. Eko und Jin unterhalten sich also in einigen, wenigen Schlüsselwörtern und mit Zeichensprache. So scheint etwa ein Hitlergruß vor der Brust das internationale Gebärdensprachenzeichen für „Flugzeug“ zu sein – das lässt einen die deutsche Geschichte doch plötzlich mit ganz anderen Augen sehen.

Außerdem entdeckt Eko Jins Ehering und fragt ihn, so gut es möglich ist, nach Sun. Schließlich ist so ein Ehering auch eine Art der Kommunikation, denn er symbolisiert den Ehepartnern „Wir gehören zusammen“ und Außenstehenden überdies noch „Bin vergeben!“.

Doch dann kommen Sie. Jin und Eko verstecken sich in den Büschen und vorüberziehen ein paar Gestalten, die allesamt barfuß sind, keine Lau von sich geben und überdies keine Spuren hinterlassen. Vielleicht kam dem ein oder anderen ja der gleiche Satz in den Sinn wie mir: „They are coming“ Was bringt uns zu der Annahme, dass es sich bei diesem Trupp nicht um andere Andere handelt als die Anderen, die wir kennen? Von offizieller Seite wurde bestätigt, dass es sich bei dem Kind mit dem Teddybär weder um Zach noch um Emma handle. Was wäre also, wenn diese Personen nicht zu Bens Leuten gehörten? Denn eigentlich haben sie mehr mit Jacob und Samuel gemein. Die Anderen tragen ihre Dschungelkluft nur zur Tarnung. Doch durch wen inspiriert? Jacob und „Samuel“ haben beide einfache Hemden und Hosen an, die sie vermutlich selbst angefertigt haben. Als Gürtel dient eine Kordel, festes Schuhwerk tragen sie nicht. Vor ein paar Tagen noch kam die Theorie auf, dass Jacob „Samuel“ warnen wollte, als er sagt: „Sie kommen!“ Was also, wenn wir mit Jacob und „Samuel“ immer noch nicht die Spitze erreicht haben. Wie sagte Ben noch gleich? „But everyone answers to someone and the leader answers to Jacob.“ („Aber jeder muss sich vor jemandem verantworten und der Anführer verantwortet sich vor Jacob.“) So und jetzt betrachten wir die zurückliegenden Staffeln mal. Staffel 1: da hieß das Duell Jack gegen John – Anführer der Losties. Staffel 2: Henry/Ben und die Anderen gegen die Losties als Kollektiv – stärkere Macht auf der Insel. Staffel 3: Ben gegen John – Herrschaft über die Anderen als Wächter der Insel. Staffel 4: Ben gegen Charles – Kampf um die Insel zwischen zwei Menschen. Staffel 5: Jacob und „Samuel“ – Kampf um die Menschheit mit der Insel als Versuchslabor. Staffel 6: Bewohner der Insel gegen „Sie“??? Kann es nicht sein, dass „Sie“ die Macht sind, vor der sich nun wieder Jacob und „Samuel“ verantworten müssen? Wäre es möglich, dass Jacob und sein grauhaariger Gegenspieler nicht die einzigen ihrer Art auf der Insel sind? Ganz im Gegenteil: es wäre sogar recht wahrscheinlich, dass sie nicht die einzigen ihrer Art sind. Auch wenn ich es langsam etwas verquer fände, wenn es immer noch eine dunkle Macht gibt, die schlimmer ist als die bisher bekannte, würde ich es nicht ausschließen, denn eines ist klar: Ein Krieg wird kommen! Doch gegen wen? Der König ist tot und sein Rivale hat nicht einen echten Anhänger auf seiner Seite.

Jin findet Michael später dann, als er gerade mal nicht sucht , sondern am Bach sitzt und sich wäscht. Wieder einmal wird also etwas bzw. (in diesem Fall) jemand gefunden, als man gerade aufgehört hatte, danach zu suchen. Vielleicht würde Michael so auch Walt finden, aber stattdessen macht er das, was er am besten kann... und jetzt alle zusammen auf Drei: Eins...Zwei...Drei – „Walt?!“ Das müssen wir aber noch mal üben... tststststs.

Als letztes werfen wir dann noch einen kurzen Blick ins Flashback. Sun wird von ihrer Mutter gesagt, sie sei nun Silber und solle nicht warten, bis sie Bronze geworden ist, während Jins Freund Tai ihm vorhersagt, die Frau seines Lebens sei orange. Auch wenn ich mich bei den Rückblenden dieser Folge vor der viel zu inflationär gebrauchten Floskel „Andere Länder – andere Sitten“ fernhalten wollte, gelingt es mir nicht so recht, denn darauf läuft es hinaus. Sun wird von ihren Eltern gedrängt, zu heiraten, ehe sie nicht mehr gut genug ist – Gammelfleisch, wenn man so will. Jin will hingegen einer Partnerschaft aus dem Weg gehen, weil er glaubt, nichts darzustellen im Leben. Beim Vorstellungsgespräch wird Jin von oben herabbehandelt, weil er „nur“ der Sohn eines Fischers ist. Ironie: Auf der Insel wird er von Ana solange von oben herabbehandelt, bis er sich durch seine Kenntnisse als Fischer ihren Respekt verdient. Aber auch das soziale Gefälle wird hier (wie in der vorangegangenen Episode) thematisiert – Menschen werden darüber beurteilt, wo sie herkommen, was sie verdienen, wie viel Macht und Einfluss sie haben und in Suns Fall auch noch wie sie aussehen. Dass Sun studiert hat, gereicht ihr – laut ihrer Mutter – sogar zum Nachteil. Ginge man nach dieser Einteilung wären viele Menschen so gut wie gar nichts wert. Ich zum Beispiel bin übergewichtig (bevor wir uns falsch verstehen: in Übergrößengeschäften muss ich noch nicht einkaufen...^^), sehe auch sonst nicht besonders gut aus, verdiene praktisch nichts und habe obendrein auch noch Abitur und eine ganz gute Allgemeinbildung. Irgendwo erschreckend, dass man so in unserer Gesellschaft (denn das ist ja weiß Gott nicht nur in Korea so) weniger wert ist als ein Supermodel mit Hauptschulabschluss und dem IQ einer Topfpflanze. Aber genau darauf läuft es hinaus. Jae Lee und Sun sind beide durch die westliche Kultur mitgeprägt und dennoch verfallen sie rasch wieder in dieses Muster und bilden sich ein, sich ernsthaft von ihren Eltern und deren Vorstellungen abzuheben, was das Ganze um so erbärmlicher macht.

Jin reicht die gesellschaftliche Rangfolge nicht wirklich zum Vorteil, obwohl sie es hätte tun sollen: denn hätte Jins Chef gewusst, dass Jin bei seinem Chef (denn nichts anderes ist Jae Lee: der Chef von Jins Chef) wegen der Blume noch einen gut hat, hätte er Jin wohl anders behandelt. Das Zauberwort heißt schließlich auch hier Vitamin B.

Was gibt es zu dieser Folge sonst noch zu sagen? Ein paar Kleinigkeiten: Sun gesteht gegenüber dem unsensiblen Holzkopf Jae Lee zwar nicht, dass sie sich Hoffnungen gemacht hatte, gibt dafür aber zu, auch gerne nach Amerika ziehen zu wollen – kommt euch das auch so bekannt vor? Dann wird Jin von dem Vater des kleinen Jungen mit der schwachen Blase als „guter Mensch“ bezeichnet. Und das letzte, was bleibt ist die Frage: Wie um alles in der Welt hat Sun es geschafft, ein Studium in Kunstgeschichte zu bewältigen?