Mittwoch, 21. April 2010

The Last Recruit – Review Part I

Heute verzichte ich mal auf „erste Eindrücke“ und es kommt direkt die erste Hälfte der Review, denn nach der Folge ist vor allem Gedankenordnen angesagt und so hab ich mich entschlossen, mich sofort um die Inselhandlung zu kümmern.

MiB behauptet gegenüber Jack also, er wäre Christian und ich schätze mal, dass ich nicht der einzige bin, den das derzeit am meisten beschäftigt. Klar, viele haben es geahnt und gemutmaßt und auf den ersten Blick scheint es logisch – auf den zweiten nicht mehr. Warum?

Christian erschien sowohl Michael als auch Jack fern der Insel. MiB schafft es ohne Boot nicht mal zur Hydra und als Jacob noch lebte, dürfte es umso unmöglicher gewesen sein. Wie sollte er also in der Gestalt Christians Jack erscheinen? Claire, die mit MiB ebenso zusammenhängt wie Christian, erschien Kate fern der Insel und warnte sie, sie solle Aaron nicht zurückbringen und das, obwohl Claire annimmt Aaron sei bei den Anderen. Jetzt könnte man mutmaßen: Beides war MiB, der sich irgendwie als Vision in der Losties Köpfe setzt. Das Problem: Kate schlief, Jack und Michael waren wach; Claire lebt, Christian ist/war tot. Dann wäre da Johns Treffen mit Christian am Rad – wie kann es MiB schaffen Christians Gestalt anzunehmen, ehe der gestorben ist, denn Christian/MiB müsste sich sonst vor Bens Eintreffen schon am Rad aufgehalten haben, um so bei der Verschiebung in der Zeitblase des Rads zu sein. So anfällig wie MiB für diese Art von Feldern ist, ist das schwer vorstellbar, denn könnte er in die Nähe des Rades, wäre er damit schon längst geflohen. Aber das Todschlagargument ist ein ganz anderes: Wie soll MiB gleichzeitig bei Sun und Frank im Dharma-Dorf gewesen sein, wenn er als Locke auf der Hydra-Insel ist und sich zwischen den beiden ohne Boot nicht einmal bewegen kann? Ist Christian auf der Insel also wirklich MiB gewesen, so muss ich sagen, dass die Autoren uns dann bitte erklären müssen, warum das möglich war, wenn MiB doch nun in Johns Gestalt gefangen ist. Ganz abgesehen davon, wüsste ich gerne, wieso MiB gegenüber Vincent Jack als seinen Sohn bezeichnen sollte? Außer natürlich MiB wäre Jacks Vater und nicht Christian ;-).

Aber warum sollte MiB lügen? Hier nun also meine Master-Theorie zu MiBs REKRUTEN: Ilana sagt ganz klar, dass MiB jetzt rekrutiert. Anzunehmen, dass er damit die Leute meint, die er um sich versammelt, war wohl ein großer Denkfehler. Rekruten sind Menschen, die gestorben sind und von MiB zurückgeholt werden. Das hat er mit Sayid (im Tempel durch das „verdorbene“ Wasser) und Claire (nach der Explosion – der Sonarzaun war aus und Miles macht im englischen O-Ton bekanntermaßen eine entsprechende Bemerkung, was mal wieder zeigt wie ärmlich die deutsche Synchro ist) gemacht. Wer sagt uns, dass er es nicht auch mit Christian gemacht hat und ihn einsetzte, um Jack zu manipulieren? Anders als bei John, bleibt Christians Leiche verschwunden. Jetzt will MiB die Insel verlassen und würde Jack glauben, dass sein Vater noch da draußen rumläuft, wäre er kaum bereit zu gehen, denn schließlich ist er wegen Christian zurückgekommen. Sofern Jack die Insel verlässt, kann MiB auch gehen. Bleibt Jack, so muss MiB ihn zu einem der Seinen machen und genau das passiert am Ende der Folge – Jack stirbt und MiB holt ihn zurück. Schließlich sagt er Jack nach der Explosion, er gehöre jetzt zu Ihm – wie Claire und Sayid. Jack ist ein Kandidat und somit wäre sein Tod MiB sehr willkommen, weshalb es keinen Sinn machen würde, Jack zu retten, außer er bindet ihn dadurch an sich: Jack ist der letzte Rekrut.

Wie sich jedoch zu zeigen beginnt, kann man sich auch dann noch gegen MiB entscheiden, denn Claire tut offenkundig genau das. Auch Sayid macht Anstalten, sich von MiB abzuwenden, denn wir sehen zwar wie er bei Desmond ist und dann schon zögert, jedoch nicht wie er ihn tötet. Man muss am Anfang der Folge ferner genau aufpassen: MiB lenkt jack zu der Frage hin, oder? Oder weiß er vielleicht wirklich nicht, worauf jack hinaus will. Dann dieses kurze Zögern, um es dann ganz bereitwillig zuzugeben? Dann wäre da noch Claire, die das gespräch belauscht hat und zuvor MiB und ihren Vater ganz klar als zwei verschiedene Individuen kennzeichnete. MiB bemerkt Claire und lässt sie mit jack allein. Was ist es, das Claire fragt? Sie fragt nicht, ob Jack wisse, dass MiB sich als ihr gemeinsamer Vater ausgab, sondern, ob MiB Jack gesagt hätte, dass er vorgegeben habe, Christian zu sein. Das ist keine Bestätigung von MiBs Behauptung, sondern eine Frage nach einer Bestätigung. Ja, es muss nicht einmal bedeuten: „Hat er dir das auch erzählt?“ Es könnte in der Situation ebenso gut heißen: „Hab ich richtig gehört?“ Zumal sie dann erst feststellt, dass sie nie so etwas wie Familie um sich hatte. Das könnte darauf hindeuten, dass ihr hier bewusst wird, wie sehr MiB sie manipuliert hat, was auch erklären würde, wieso sie sich im späteren verlauf der Folge von ihm abwendet. Ferner sagt sie – das wollen wir nicht vergessen – Jack sei nun „with him“ („gehöre nun zu ihm“), weil er ihn (zuerst) habe sprechen lassen („Let him talk to you“). Letztlich hat das wohl jeder schon zu Beginn der Folge bemerkt: MiB richtet sein Wort ganz schnell an Jack und spricht zuerst. Bleibt nur die Frage: Wann ließ Claire MiB zuerst sprechen... ich würde sagen: da klärt sich die noch fehlende Gedächtnislücke nach der Flucht aus dem Stab.

Bleiben noch zwei Problemfälle: Ben und John. John wird ziemlich offenkundig von Jacob zurückgeholt. Und Ben? Ben wird im Tempel gerettet und womöglich ist er dadurch Jacobs Rekrut geworden und war deshalb (neben John) der einzige, der Jacob töten konnte. Jetzt sind Jack, Sayid und Claire diejenigen, die MiB töten könnten, aber sie wissen es nicht.

Bevor mir jetzt wer eine zu einseitige Analyse unterstellt: natürlich gibt es auch Dinge, die für Christian als Gestalt MiBs sprechen: etwa die Tatsache, dass Christians Gruß an Jack, den John ausrichtet, Jack zurückbringt und ihn John mitbringen lässt. Auch die Manipulation von John, Ben und Claire spräche dafür. Nur das hätte Christian auch selbst als MiBs Rekrut tun können. Tja, und dann wäre da noch die Hütte: Wer war bei Christian, wenn nicht MiB? Oder sah Hurley den echten Christian im Stuhl sitzen und die anderen Christians waren MiB? Wie man es also dreht und wendet: das Rätsel um Christian ist noch keineswegs gelöst. Und sein wir mal ehrlich: Was wäre es für ein gelungener Mindfuck diese ja nun schon recht alte Theorie zu bestätigen, nur um sie dann zu widerlegen. Kurzum: Mir ist die Lösung für Lost-Verhältnisse zu billig und hat schlichtweg zu viele Lücken.

Was sich sonst auf der Insel abspielt, bedarf weniger Worte und daher will ich mich da so kurz wie möglich fassen: Von Ben, Richard und Miles erfahren wir nichts, wobei es mich etwas wundert, dass keiner der Anwesenden mal einen Gedanken an die drei verschwendet. Zoe taucht also in MiBs Camp auf, weil der Charles das „Paket“ geklaut (und – wie wir wissen – in einen Brunnen geworfen) hat... soll ja Glück bringen, sofern Des Geld dabei hatte zumindest. Komisch, dass MiB keinen Austausch vorschlägt, wo er doch so besorgt um seinen Smoking-Club ist. In einem scheint MiB aber tatsächlich Recht zu behalten: Alles, was Charles Widmore interessiert, ist Macht, denn wirklich fair spielt auch Charles nicht – was für eine Überraschung! Die ganze Ränkespielchen und die Frage, wer jetzt wieder wen austrickst, sind zwar spannend anzugucken, brauchen aber kaum analysiert zu werden. James handelt endlich wieder wie Sawyer: „Every Man for himself!“ Kate weiß uns aber positiv zu überraschen und nötig James dazu, Claire doch mitzunehmen, denn die scheint langsam zu kapieren, wer wirklich zu ihr steht und das ist Kate und nicht MiB. Sie gibt zwar vor, MiB zu trauen, doch ihr Handeln beweist, dass dieses Vertrauen bröckelt. Eine aus purer Verzweiflung geborene Allianz mit dem Bösen geht zu Bruch und so langsam ist Claire weniger eine Gefahr für die Losties als für ihren Herrn und Meister... Ben Linus wir hörn dir trapsen^^ - das Problem: Im Gegensatz zu MiB ist Jacob ein leichteres Ziel als jede Boxbirne. Aber wir wünschen Claire viel Glück, wenn sie Ihn umbringen will.

Die Losties wollen also mit der Elizabeth zur Hydra-Insel übersetzen, während MiB darauf wartet, dass James ihn und sein Gefolge abholt. Da Jack aber mittlerweile zu einem Mann des Glaubens geworden ist und verstanden hat, dass die Insel noch nicht mit ihm fertig ist, bleibt er. Interessant ist hierbei die Parallele zum Finale von Staffel 4: Damals sprang James aus dem Hubschrauber und kehrte zur Insel zurück, weil er auch nie wirklich gehen wollte, denn es gab ja nichts, was ihn dort draußen erwartete. Jetzt ist es ausgerechnet James, der Jack dazu bringt, von Bord zu springen und zur Insel zurückzuschwimmen. Jack erinnert sich an die Qualen nach seiner ersten Rückkehr von der Insel und an sein einst mit Ben gefasstes Vorhaben, die Insel nie wieder zu verlassen.

Warum Charles nun wieder den Deal mit James bricht, ist im Moment wahrlich schwer zu sagen... es scheint mir nur langsam so, als wolle Charles noch immer, was er schon in Staffel 4 wollte: Die ganze gottverdammte Insel abfackeln – warum sonst sollte er sie mit Lenkraketen beschießen? Apropos: Sollte ihm nicht eigentlich klar sein, dass er alles mögliche mit den Dingern zerstört, aber nicht den Mann in Schwarz? Der zeigt sich von der Explosion ähnlich beeindruckt wie Gothmog von den fliegenden Mauerfragmenten bei der Schlacht auf den Pelennor-Feldern („Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“).

Für den Moment war das erst einmal das, was mir zur Inselhandlung einfällt. Falls ich was vergessen hab, reiche ich das mit der Review der Flash Sideways zusammen nach. Die kommt voraussichtlich noch im Laufe der Woche.

Lost... and Found?!

Da Anis Ben Amor - wie wir heute morgen alle lesen konnten - sich aus privaten Gründen derzeit um keinen Stream kümmern kann und ich auch keinen finde, dachte ich mir: Selbst ist der Lost-Fan und daher ergreife ich jetzt mal die Initiative. Jetzt gäbe es zwei Möglichkeiten: ihr mailt mir den Link oder ihr postet ihn hier. Da ich aber keine Ahnung hab wie ich das Video hier dann einbetten müsste und ich mal ganz stark hoffe, dass mein Blog jetzt nicht so durchforstet wird wie Facebook, Twitter oder der Lostpedia-Blog: Postet die Links, wenn ihr welche findet, und wir hoffen, dass es gut geht ;-).
Denn je eher ich die Episode sehe, desto früher kann ich mich an die Review setzen ;-)
Danke euch allen - schonmal im Voraus!

Sonntag, 18. April 2010

Review zu "Everybody Loves Hugo" and...

...Hugo loves Chicken... and Libby. Keine Sorge: es geht auf Deutsch weiter. Apropos: Wer hat Lust, Wetten auf den deutschen Titel abzuschließen? „Alle lieben Hugo“? Ach, kommt! So naiv ist doch wohl keiner. Wie wäre es denn mit „Rollstuhl ins Krankenhaus“, „Hühnchengrill in die Psychiatrie“ oder „Hugo liebt alle“ – im Zweifelsfall ginge noch „Am vierten Mai sind wir bei Ihnen“ (Inside-Joke ;-) ).

Die Folge beginnt mit einer wohl vertrauten Stimme... Hand hoch, wer erkannt hat, dass es Pierre Chang ist, bevor man ihn gesehen hat! Komisch nur, dass Pierre uns den Richard macht, denn er ist um keinen Tag gealtert, seit wir ihn zuletzt in 1977 sahen – das sind fast 30 Jahre. Da ich den LOST-Machern einen derart plumpen Fehler nicht so wirklich zutraue, stellt sich also die große Frage, die sich bei der Serie ja ständig stellt: Warum? Hat Jacob ihm auf die Schulter geklopft? Hat er ein Bild von sich malen lassen, das an seiner Statt altert? Ist er ein Klon?

Und noch eine Frage, die mit „Warum“ beginnt: Warum ist der Preis, den Hurley verliehen bekommt, eine matte Plexiglasscheibe in Form eines T-rex mit Haltungsschaden? Oder anders ausgedrückt: Wieso verleiht die paläontologische Abteilung des Naturkundemuseums ihm überhaupt einen Preis? Na ja, halten wir uns nicht damit auf, sondern schreiten in den Flash Sideways weiter voran. Hurleys Mutter schickt ihn zu einem Blind Date, weil er noch immer keine Frau hat. Es gibt halt so Sachen die ändern sich nie und so sind auch in dieser Realität die einzigen „Chicks“, an denen Hurley Interesse hat, die von Mr. Cluck’s.

Statt seiner Verabredung (eine gewisse Rosalita, Tochter des Nachbarn von Hurleys Opa Tito) taucht eine durchgeknallte Blondine an Hurleys Tisch auf. Nein, nicht Paris Hilton! Und auch nicht Britney Spears, Miss Barbie oder Thomas Gottschalk... denn ich würde mich hüten, eine von denen als „durchgeknallt“ zu bezeichnen, denn die haben gutbezahlte Anwälte. Die Rede ist natürlich von Elizabeth „Libby“ Smith, von der man uns seit Jahren weiß machen will, sie sei nicht mehr von Bedeutung für die Story. LAX-Libby war nie an Bord von Flug 815 und hat nie die Psychiatrie verlassen, in der Hurley im Übrigen nie gelandet ist. Doch Santa Rosa selbst ist der entscheidende gemeinsame Nenner beider Libbys – der aus der Original-Zeitlinie und der aus den Flash Sideways. Bislang ist Libby die einzige Person, die sich auch ohne Nahtoderfahrung, Spiegel etc. nicht nur an das andere Leben erinnert, sondern sogar recht genau weiß, was sich da so abgespielt hat. Hurley nur im Fernsehen zu sehen, genügte ihr als Schlüsselreiz. Sie hat also offenkundig eine besondere Verbindung zu der anderen Realität und wird nicht zuletzt deshalb für verrückt gehalten. Da drängt sich doch eine Frage auf: Konnte die andere Libby ebenfalls beide Realitäten wahrnehmen? Und wenn nicht, liegt es dann daran, dass sich diese Realität tatsächlich nicht parallel zu der anderen abspielt, sondern erst danach zuträgt? Denn es ist schon komisch, dass sowohl Charlie als auch Desmond und Libby sich an Ereignisse erinnern, die sich zum gleichen Zeitpunkt in der Crash-Timeline noch gar nicht zugetragen hatten. Desmond erinnert sich mit Charlies Tod und „NOT PENNY’S BOAT“ am 22.9.2004 der LAX-Timeline an ein Ereignis, das sich in der Crash-Timeline erst am 21.12.2004 zuträgt – also ganze drei Monate später. Und da muss man doch bei allen Wurmlöchern, Brücken in andere Realitäten und so weiter fragen: Wie ist das bitte möglich? Einen Blick in ein anderes Leben erhaschen und Erinnerungen daraus mitnehmen ist das eine, sich an etwas zu erinnern, das sich selbst in einem anderen Universum noch gar nicht ereignet hat, ist noch mal was ganz anderes. Zunächst wird Libby aber von Dr. Brooks zurück in den Bus gezerrt, der nach Santa Rosa zurückfährt – oder, um einen meiner Lieblingsfilme zu zitieren: „Schwachsinnige, euer Bus fährt gleich!“ (für alle, die es nicht erkannt haben, hier noch ein paar: „Willst du lieber hier draußen oder im Wagen kotzen?“ – „Ich glaube... BEIDES!“; „Und fahre nie, nie, nie auf Eisenbahnschienen!“; „Sie sind wirklich noch nicht lange dabei, was? Wissen Sie, Menschen mögen auch Blutwurst und so was! Menschen sind Schwachköpfe!“; „Haben Sie manchmal Déjà-Vus, Mrs. Lancester?“ – „Ich glaub nicht, aber ich könnt ja mal in der Küche nachfragen.“). Ich schweife schon wieder ab.

Hurley geht in einem SEINER Lieblingsrestaurants was essen – also in einer Filiale von Mr. Cluck’s Hühnchengrill. Dort trifft er – was für ein ungeheurer Zufall – auf Desmond, der sich nach kurzem Smalltalk zu ihm setzt und feststellt, Hurley habe da eine ganz schöne Menge Hähnchen, woraufhin Hurley erwidert, er esse, wenn er deprimiert sei – so deprimiert kann keiner sein! Außerdem meinte er doch im Flugzeug noch, er sei der glücklichste Kerl der Welt... vermutlich isst er auch, wenn er glücklich ist. Da Desmond ja egal in welcher Realität ein Näschen (okay, in Desmonds Fall: Nase) dafür hat, wenn eine Frau im Spiel ist, fragt er Hurley gerade heraus: „Ah! So what's her name?“ („Ah! Klar, wie ist ihr Name?“) Hurley teilt Des seine Bedenken aufgrund von Libbys Geisteszustand mit und erwähnt dabei auch, sie habe gedacht, sie würden sich schon kennen. Da bei Desmond wohl schon sämtliche Alarmglocken läuten, rät er Hurley, der Sache auf den Grund zu gehen. „42! Order 42!“ – Desmond Hühnchen wartet darauf, gegessen zu werden.

Hurley fährt also nach Santa Rosa und als großzügiger Spender darf er dann auch mal mit Libby reden. Was die ihm erzählt, ist ja bekannt. Nichtsdestotrotz erklärt sich hier auch, warum wir wohl ausgerechnet am Ende von „Dave“ erfuhren, dass auch Libby in Santa Rosa war, denn die Szene mit Hurley und Libby in der alternativen Zeitlinie weist gewisse Parallelen mit „Dave“ auf. Da wäre etwa der Glaube, dass etwas im eigenen Leben nicht stimmt, die Idee es sei ein Traum – Libby überzeugt Hurley an der Klippe davon, dass sie und die Insel sehr wohl real sind. Jetzt überzeugt sie ihn erneut davon – allerdings von der anderen Seite aus. In „Dave“ ist es Hurley, der glaubt Libby bereits zu kennen – nun ist es umgekehrt. Aber es gibt noch eine andere Schnittstelle zwischen den Realitäten und das ist der Typ im Hühnerkostüm. In „Everybody Hates Hugo“ gab es diese bizarre Traumsequenz, in der Hurley nicht nur Jin versteht, sondern in der auch ein Typ im Hühnerkostüm rumsteht – der gleiche Typ, den wir auf einem Foto bei der Preisverleihung sehen (siehe Header). Die offenkundigste Verbindung zur Insel ist natürlich das Picknick, das die zwei nun endlich machen können, was auch in der Insel-Handlung aufgegriffen wird. Hier erinnert sich Hurley dann auch durch einen Kuss (wie romantisch...^^) an die Insel zurück.

Die letzte Flash-Sideways-Szene beschäftigt sich jedoch nicht mit Hurley und Libby, sondern mit Desmond, Ben und John. Die Frage, mit der wir aus der Episode entlassen werden, ist natürlich: Warum wartet Desmond auf John, nur um ihn dann über den Haufen zu fahren? Der offenkundigste Grund wäre wohl, dass er John eine Nahtoderfahrung bescheren wollte, was – wie einige schon anmerkten – wohl auch etwas geschickter bzw. risikofreier möglich gewesen wäre. Auch die Annahme, der Anschlag gelte gar nicht locke, sondern MiB, der Desmond in den Brunnen wirft, stand im Raum. Seit Beginn der fünften Staffel wissen wir ja, wie wirsch Desmonds Erfahrungswelt manchmal ist. Zumindest schlägt Desmond, wenn auch eher unbewusst, zwei Fliegen mit einer Klappe, denn neben John erreicht er auch Ben, der zunächst noch mit Desmond spricht und dann der erste ist, der John zu Hilfe eilt. Beides deutet auf Bens guten Kern hin, den er in der Originalzeitlinie viel zu selten zeigen konnte. Er sieht Desmond im Auto sitzen und geht zu ihm hin, was auf jeden Fall aufmerksam ist, denn neben dem von Ben gemutmaßten und dem von Desmond vorgeschobenen Grund, gäbe es ja noch einen weiteren, warum ein erwachsener Mann alleine im Auto sitzen und die Kinder beobachten könnte. Und so misstrauisch wie Ben zu Beginn des Gespräches noch war, kann man wohl davon ausgehen, dass er auch diese Möglichkeit in betracht gezogen hat. Als John dann am Boden liegt, ist Ben sofort bei ihm, was – in Anbetracht der anderen Zeitlinie – nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Nur könnte gerade Bens Anwesenheit der nötige Schlüsselreiz sein, den John braucht, um sich zu erinnern. Gleichzeitig könnte Ben so – ohne je an Bord von Flug 815 gewesen zu sein – wieder involviert werden.

So, jetzt bin ich wahrlich reif für die Insel: Hurley sitzt an Libbys Grab und hier trifft ein Ausspruch, der noch nie treffender war: Es ist Gras über die Sache gewachsen – ein Brüller! Hurley redet also mit Libby und man sollte doch meinen, dass der Typ, der tote Menschen sieht und auch mit ihnen spricht, kein Grab bräuchte, um mit Libby zu kommunizieren. Aber komischer Weise taucht die ja nie in bei Hurley auf – Dave, Charlie, Ana, Eko, Jacob, Isabella und sogar Michael, aber keine Libby und das, obwohl Jacob sagte, Hurleys Gabe ermögliche es ihm doch, mit jenen zu sprechen, die er verloren habe, und sei genau deshalb kein Fluch, sondern ein Segen. Ilana kommt kurz vorbei, um Hurley ihren glorreichen Plan mitzuteilen, und verschwindet sofort danach wieder.

Wie aus dem Nichts taucht Michael auf und warnt Hurley, er müsse Ilanas Vorhaben vereiteln, weil sonst alle sterben werden. Moment mal? Isabella sagt Hurley, er müsse Richard sagen, dass der Mann in Schwarz daran gehindert werden muss, die Insel zu verlassen, weil sonst alle zur Hölle fahren. Auch sonst wird immer wieder klar gestellt: Flieht MiB, geht die Menschheit zugrunde. Und jetzt soll plötzlich der Plan, der MiBs Flucht unterbinden soll, alle umbringen? Wie wir später erfahren, ist Michael genau wie MiB auf der Insel gefangen. Jeder Sünder sitzt hier an der Höllenpforte fest, bis er gesühnt hat...oder aber der Korken aus der Flasche fliegt. Wenn Michael und die Verursacher des Flüsterns (sofern man Michael Angaben und Hurleys Vermutung Glauben schenkt) also wie MiB auf der Insel festsitzen, wäre es da nicht möglich, dass sie ein gewisses Interesse an der Flucht von MiB hätten, da das auch für sie die Freiheit bedeuten würde. Michael ist nun wahrlich nicht für seine Ehrlichkeit und seinen Altruismus bekannt – keine sehr vertrauenswürdige Person, wenn ihr mich fragt. Wäre es wirklich Jacobs Wille, Richards Vorhaben zu vereiteln, käme er persönlich, denn sein sonstiges Vorgehen (bloß nicht einmischen) hat er für Hurley und Richard gleichermaßen schon vor langer Zeit außer Kraft gesetzt. Ich hätte auch Eko, Ana oder Charlie geglaubt, wenn einer von denen bei Hurley aufmarschiert wäre – aber Michael? Man sollte zumindest in Betracht ziehen, dass Michael seine eigenen Interessen verfolgt und die mit „Samuels“ Flucht Hand in Hand gehen, auch wenn Walts Schicksal dabei ungewiss ist, denn Walt ist ja letztlich der einzige Mensch, für den Michael sich – abgesehen von sich selbst – interessiert.

Ilana kommt bald vom Sprengstoffshopping zurück und macht trotz aller Warnungen mal ganz flott den Arzt. Warum nun ausgerechnet Ilana, die nicht unter dem besonderen Schutz der Insel steht (im Gegensatz zu Richard und den Kandidaten), mit dem Dynamitschleppen betraut wird, leuchtet nicht so wirklich ein. Da waren die Losties (allen voran Ilana selbst) nun mal wirklich selten dämlich. Doch bevor Ilana sich selbst über die Insel verteilt, äußert Hugo, Jacob habe ihm nichts über das Sprengen des Flugzeugs gesagt. Mag sein. Aber Jacob hat schon gesagt, Richard wisse, was zu tun ist. Folglich will Jacob zumindest, dass Richard tut, was er zu tun beabsichtigt. Ganz abgesehen davon, hat Jacob auch nie etwas gegenteiliges angeordnet. Er ist es ja nicht, der zu Hurley kommt und ihm aufträgt, Richard zu stoppen. Auch ist es derzeit irrelevant, ob alle anderen, die Insel verlassen können oder nicht. Solange man vom U-Boot nichts weiß, muss man davon ausgehen, dass nur das Flugzeug MiB eine Flucht ermöglichen würde, denn könnte er das Rad benutzen, hätte er es schon längst getan. Ist es aber wirklich das Flugzeug, das der Mann in Schwarz braucht, so drängt sich die Frage auf, ob dann auch er und nicht Jacob den Bau der Lande- und Startbahn anordnete. Denn sollte sie in Jacobs Auftrag entstanden sein, will er wohl wirklich nicht, dass man das Flugzeug zerstört. Aber wie soll man MiB sonst an der Flucht hindern, wenn man nicht in bester John-Locke-Manier alle Fluchtmöglichkeiten endgültig unterbindet: sie also sprengt. Die Taktik funktioniert aber auch andersherum und so sprengt Hurley statt dem Flugzeug den Sprengstoff selbst in die Luft.

Bevor wir aber weiter voranschreiten, sollten wir noch einen Blick auf die vielleicht klügste Aussage der Folge werfen und die kommt – wie sollte es auch anders sein – von Ben: „Ilana. There she was – handpicked by Jacob, trained to come and protect you candidates. No sooner does she tell you who you are, then she blows up. The Island was done with her. Makes me wonder what's gonna happen when it's done with us.“ („Ilana. Da war sie – von Jacob handverlesen, ausgebildet, um her zu kommen und euch Kandidaten zu beschützen. Kaum hat sie euch erklärt, wer ihr seid, wird sie in die Luft gejagt. Die Insel war fertig mit ihr. Da frag ich mich doch, was wohl passiert, wenn sie mit uns fertig ist.“) Es gibt also ganz offenkundig eine Macht, die noch über Jacob und MiB steht und das Ganze lenkt, darauf achtet, dass die Regen eingehalten werden etc.. Ob man diese Macht jetzt in der Insel selbst sieht oder in einer Kraft, die in und auf ihr existiert, wäre bei unserem jetzigen Wissensstand wohl Haarspalterei und wird es vielleicht auch immer bleiben. Sicher ist wohl nur, dass Jacob Ilanas Tod nicht bestimmt oder zugelassen hat, denn er würde sie nicht zum Schutz der Kandidaten ausbilden und auf die Insel holen, nur um sie dann abzuhaken. Ihren Todeszeitpunkt bestimmte die Insel. Ferner sagt Bens Feststellung über ihn selbst, Frank und Miles etwas entscheidendes aus: Die Insel ist noch nicht mit ihnen fertig, denn obwohl sie weder Kandidaten noch von Jacob mit Unsterblichkeit „gesegnete“ sind, bleiben sie am Leben und gerade Ben hat schon Dutzende Situationen überlebt, in denen er ebenso gut hätte sterben können. Daraus folgt also, dass Ben, Frank und Miles auch noch ihren Part zu spielen haben, denn ist es nicht die Insel, die sie am Leben hält, so ist es Jacob und er hat noch etwas mit ihnen vor – denn Richard stirbt nicht, weil er wie die Kandidaten und Ben von Jacob berührt wurde. Wir können also in jedem Fall davon ausgehen, dass jeder der verbleibenden Charaktere noch eine Aufgabe vor sich hat, die er oder sie erfüllen muss, ehe es mit ihm/ihr zuende geht. Ilana starb weil Insel und Autoren sie nicht mehr benötigten und wohl auch, weil es mal wieder Zeit wurde, dass ein Hauptcharakter stirbt.

Hurleys Aktion mit dem Sprengstoff führt zu einer hitzigen Diskussion zwischen Richard und Hurley, die Ben und Jack schon längst als Führungspersönlichkeiten abgelöst haben. Richard will zum Dharma-Dorf zurück, um dort Sprengstoff zu holen (auf die Idee hätte er mal früher kommen können – Ilana hätte das wohl besonders gefreut). Ausgerechnet Jack, der sich sonst so verhielt wie Richard jetzt, will in Ruhe darüber reden. Jacobs Spiegel-Kaputt-Hau-Therapie scheint langsam Früchte zu tragen: Jack vertraut nun auf Jacob und die Insel, er ist ein Mann des Glaubens geworden. Er hat verstanden, dass man manchmal warten muss, wie die Dinge sich entwickeln. Wie der Mann in Schwarz treffender Weise in dieser Folge selbst sagt: „There's a difference between doing nothing and waiting.“ („Es gibt einen Unterschied zischen Nichtstun und Abwarten.“). Hurley insistiert, es sei Jacobs Wille, dass sie mit dem Mann in Schwarz sprechen, woraufhin Ben ihn fragt, ob er vorhabe, sie alle umzubringen. Hurley behauptet, es sei Jacobs und nicht sein Wille. Richard durchschaut den Bluff und zieht mit Ben und Miles Richtung Dharma-Dorf. Ben geht vermutlich mit, weil er wie Richard nicht glaubt, es sei Jacobs Wille, dass sie mit MiB sprechen. Hier zeigt sich mal wieder sehr eindeutig der Unterschied zwischen Jacob und MiB: Jacob lässt den Leuten die Wahl, woran sie glauben wollen, agiert gerade so viel wie eben nötig, gibt nie einen klaren Beweis für seinen Plan. Der Mann in Schwarz hingegen ordnet einfach an. Warum Miles mitgeht erfahren wir im übrigen sehr klar und deutlich von ihm selbst: „I saw that thing in action, man. It doesn't want to talk. Sorry.“ („Ich hab dieses Teil in Aktion gesehen, Alter. Es will nicht reden. Sorry.“). Die anderen schließen sich Hurley an: Sun weil sie Jin wiedersehen und von der Insel weg will, Frank aus einem ähnlichen Grund (also nicht wegen Jin, sondern weil er weg will.. obwohl?! Wer weiß!? ;-) ) und Jack... ? Ja, Jack geht tatsächlich mit, weil er nun an Hurley und Jacob glaubt (Wie gesagt: Spiegel kaputt hauen!). Hurley gesteht Jack aber, er habe einfach behauptet Jacob dort zu sehen, damit ihm alle zuhören. Tja, Hurley, da sind Ben und Richard aber wahrlich das falsche Publikum für, denn den Trick haben die zwei erfunden – Ben hat ihn sich sogar patentieren lassen.

Man hört das altbekannte Flüstern im Dschungel und Hurley hat langsam eine Idee, was das ist und geht tiefer in die Büsche rein, wo er erneut auf Michael trifft. Den Teil hatten wir aber im Wesentlichen schon geklärt: das Flüstern sind Seelen, die wegen ihrer Sünden auf der Insel festsitzen. So viel zum Thema: Die Insel ist nicht das Fegefeuer.. ja, nee, is’ kla’! Michael weist Hurley den Weg zu MiBs Lager und das ist wohl ein guter Zeitpunkt, um auch auf die Story rund um MiB zu sprechen zu kommen.

Zu Beginn der Folge schnitzt „Samuel“ gerade an einem Holzpflock – falls sich Vampire auf die Insel verirren sollten (Michael Emerson bekundete ja schon öfters Interesse an einer Gastrolle in „True Blood“... also, wer weiß). James ist langsam verdammt angepisst, weil sich so gar nichts tut. Insbesondere weil MiB gar nichts tut... nein, er tut durchaus etwas: er wartet. Worauf? Auf besseres Wetter? Darauf, dass der Pflock ihm sagt, dass er ein Pflock werden will? Oder vielleicht auch ein – Achtung, besonders armseliges Wortspiel – Flocke? Nein, er wartet darauf, dass Jack, Sun und Hurley von alleine zu ihm kommen.. was für eine bescheuerte Idee! Na, da kann er lange warten! So dumm sind die nicht... die... die... ach, die tauchen am Ende der Folge ja tatsächlich bei ihm auf. Na dann... Was noch? Oh, stimmt! Mein spezieller Liebling (Sayid) möchte mit meinem anderen speziellen Liebling (MiB) unter vier Augen reden.

Sayid führt MiB also zu Desmond, der, obwohl er aus freien Stücken mit Sayid mitgegangen ist, von dem vorsorglich dennoch an einen Baum gefesselt wurde. Die Szene hat mich sehr an die Szene mit Ben und Sayid in „The Final Episode“ (eine Lost-Parodie mit den Originaldarstellern aus dem Jahre 2007) erinnert. MiB entschuldigt sich für Sayid, dass der Desmond gefesselt habe, aber Sayid habe wohl befürchtet, Des könne fliehen, ehe MiB die Gelegenheit gehabt hätee, mit ihm zu sprechen. Desmond erwiderte: „I have nowhere to run to, brother.“ („Ich habe nichts, wo ich hinfliehen könnte, Bruder.“) – „Well, if that's not the best argument against captivity that I've ever heard, I don't know what is.“ („Na, wenn das nicht das beste Argument gegen Gefangenschaft ist, das ich je gehört habe, dann weiß ich nicht was dann.“) Er muss es ja wissen ;-). Desmond und MiB machen also einen kleinen Spaziergang, bei dem ihnen auch ein gewisser Junge begegnet, dessen Identität uns noch immer nicht bekannt ist. Zumindest nervt er MiB gehörig und noch mehr nervt es ihn, dass Desmond ihn wahrnimmt und trotz seiner strikten Anordnung, den Jungen zu ignorieren, weiter von ihm redet. Ferner erwähnt Desmond bei dem Spaziergang, dass nicht er besonders sei, sondern die Insel einfach für jeden von ihnen etwas bereit hielte. Zu meiner Überraschung stimmt MiB ihm zu, wo er doch allen anderen erzählt, die Insel sei nur ein blöder Felsklotz.

MiB und Desmond erreichen einen (aber nicht den) Brunnen. Tja, und was macht MiB nach etwas Smalltalk? Er schmeißt Desmond in den Brunnen. Ich finde, das Gespräch davor erklärt sich in weiten Teilen von selbst. Interessant wäre allenfalls die Frage, ob MiB und/oder Jacob zu denen gehörten, die Löcher gebuddelt haben und/oder einer der beiden, den anderen befreiten? Da wo Brunnen sind, hat der Korken Löcher, oder?

MiB kehrt also in sein Lager zurück, wo bald darauf Hurley aufkreuzt und der macht in einem Punkt, dann doch etwas richtig: er redet vor MiB. Und ich denke, damit können wir die Review abschließen und „Everybody Loves Hugo“ zu den Akten legen. Wir lesen uns zu „The Last Recruit“. Macht’s bis dahin gut! Oder auch nicht... macht, was ihr gerne machen möchtet.