Montag, 23. November 2009

Ein kleiner Exkurs in Sachen Jacob

Wie einige über Twitter vielleicht mitbekommen haben war ich am Freitag im RuhrPark, um mich um ein neues Bankkonto zu kümmern. Allerdings war das nicht das einzige, das mich in den RuhrPark führte. Da ich mein altes Konto auflösen will, hab ich mir „Harry Potter und der Halbblutprinz“ nicht über Amazon besorgt, sondern ihn ganz altmodisch im Laden gekauft. Abgesehen davon, dass man hätte denken können, es seien nur noch zwei Tage bis Weihnachten, so wie sich die Leute schon benahmen, war es eigentlich ganz schön mal wieder selbst zwischen den Regalen und Tischen zu stöbern. Ich habe mir dann natürlich gleich einen netten, kleinen DVD-Abend gegönnt. Jetzt mögt ihr euch fragen, was das alles mit Jacob zu tun hat – außer ihr habt es schon erraten. Jacob nimmt bei „Lost“ ja eine ganz ähnliche Position ein wie Dumbledore bei „Harry Potter“ oder auch Gandalf in „Der Herr der Ringe“ oder Obi-Wan Kenobi (wollte erst Old Ben schreiben – schein mir dann doch missverständlich^^) in den „Star Wars“-Filmen. Was haben die vier gemeinsam? Alle vier sind mächtige, weise Mentoren, die ihren auserwählten Schüler auf den richtigen Weg bringen wollen. Und: alle vier sterben. Gandalf stirbt, um seinen Gefährten die Flucht zu ermöglichen im Kampf und kehrt mächtiger zurück als er es in seinem bisherigen Leben war. Für Obi-Wan gilt ähnliches, obgleich er nie wieder körperliche gestalt annahm. Der schwule Nikolaus (Dumbledore) bittet sogar seinen treusten Anhänger ihn vor den Augen seiner Feinde zu ermorden, um so einem langsamen Tod zu entgehen und seinem Gefolgsmann einen sicheren Posten in den Rängen des Feindes zu ermöglichen. Und Jacob? Tja, das ist und bleibt die große Frage.

Ich saß zumindest vor meinem Fernseher und als ich Draco so weinerlich vor Dumbledore stehen sah, kam mir irgendwie Ben in den Sinn. Doch dann kam Snape und ich dachte: Warum eigentlich nicht? Wäre es nicht denkbar, dass nicht „Samuel“ Ben, sondern Ben „Samuel“ ausgetrickst hat. Vor drei Tagen meinte Don im Lostpedia-Blog: „In "The Incident" fand ich es aber schon sehr auffällig, wie fast penetrant Ben da ständig darauf hinwies, was und wovon er alles nichts wusste!“ Ich habe da zunächst noch vehement widersprochen, weil Don ebenfalls nahe legte Ben führe etwas zu seinem Vorteil im Schilde, was ich auch weiterhin nicht glaube. Aber ich sagte auch, dass ich es für unwahrscheinlich hielte, dass Ben etwas von der Existenz einer Jacob feindlich gesinnten Macht wisse. Da man manchmal einsehen sollte, dass man unter Umständen falsch lag, mache ich das jetzt!

Auch wenn jetzt viele „wenn“s und „abers“s kommen, würde das folgende eigentlich passen: Angenommen Ben wusste von der Existenz „Samuels“ und hat fern der Insel versucht ihn gezielt zu bekämpfen, indem er Sayid seine Gefolgsleute ausschalten ließ, könnte auch die Anordnung Locke zu töten nicht von „Samuel“ (bzw. nicht nur von „Samuel“) sondern von Jacob stammen, der seine eigene Falle auslegen wollte. Wir haben ja bereits mehr als einmal die Argumente gesammelt, die dafür sprächen, dass „Samuel“ der Ökonom ist. Wenn dem so wäre, würde es für Ben nur dann Sinn machen, ihn zu bekämpfen, wenn er eben genau das auch wusste. Auf der Insel dann leistet Ben keinen Widerstand gegen Locke und spielt bei allem mit, nickt alles ab und sagt „Ja“ und „Amen“. Unter der Statue dann folgt die Aussprache mit Jacob, in der Jacob Ben sehr offenkundig provoziert und nichts unternimmt, um sein Schicksal abzuwenden. Doch Ben tötet Jacob nicht! Er hätte allen Grund dazu ihn zu hassen, Jacob für alles verantwortlich zu machen, was ihm widerfahren ist. Aber was tut Ben? Er sticht zweimal zu und dann steht er daneben wie bestellt und nicht abgeholt, während „Samuel“ seinem Rivalen den Rest gibt. Wenn Ben jemanden töten will, dann tut er das auch: Roger, Keamy, John – gerade bei letzterem dürfte ihn das eine Menge Überwindung gekostet haben. Was könnte ihn also daran hindern, den Job zuende zu bringen? Plötzlich aufkeimendes Mitleid? Wenn das stimmt, was vorher in dem Gespräch zwischen den beiden geäußert wurde, hätte Ben allen Grund Jacob zu ermorden. Wäre dieses Gespräch aber Teil des Plans, wäre es notwendig, damit „Samuel“ nicht dahinterkommt.

Klar, kann gut sein, dass es so ist, wie wir bisher dachten und Ben einfach hin- und hergerissen war. Bislang habe ich diese Theorie auch immer angenommen. Aber zuzutrauen wäre es Ben zweifelsohne, dass er für den Glatzkopf eine Riesenshow abzieht, damit Jacobs Falle zuschnappen kann.

Ob Jacob nun wie Gandalf wiedergeboren wird, wie Obi-Wan in eine höhere Bewusstseinseben aufsteigt oder aber wie Dumbledore einfach gestorben ist, wird sich wohl noch zeigen. Doch ohne tieferen Sinn wird sein Tod wohl kaum gewesen sein, sonst hätte er ihn versucht abzuwenden.

8 Kommentare:

  1. Bei deinen Beispielen muss der mächtige Mentor einfach sterben. (Ich gliedere Herr der Ringe mal aus, da Gandalf nur temporär tot ist und am Ende wieder aktiv mitkämpft.)
    Es hätte nämlich keinen Sinn wenn man die zu Beginn „schwache“ Hauptperson (Harry Potter, Luke Skywalker) ausbildet und langsam auf den finalen Kampf vorbereitet, wenn der gute Mentor dies möglicherweise schon zu beginn allein hätte tun können.
    (Ganz so leicht ist es natürlich nicht, aber ich wollte das mal ganz einfach ausdrücken.)

    Finde deinen Gedankenansatz aber sehr gut und ich bin überzeugt, dass es sich bei Jakob ähnlich verhalten kann.
    „A war is coming.“ In der finalen Staffel müssen eben die Lostis (bzw Ben?) allein etwas bewirken ohne dass sie ein deus ex machina Auftritt von Jakob rettet.

    „Samuel“ hat seine gesamte Vorgehensweise genau geplant um letztendlich bei Jakob in der Statue zu landen. „...i have gone through to be her“
    Da er Jakob seinen Plan ihn zu töten verrät und dieser sagte er erwarte ihn wenn es soweit ist, können wir davon ausgehen, dass Jakob all diese Jahre nicht Däumchen gedreht hat, sondern er sich wiederum ein klugen Plan ausgedacht hat. (die Besuche bei den Losties und Illana bestätigen dies)

    Wie es zu diesem Moment scheint war der Plan „Samuels“ erfolgreich und ist abgeschlossen, doch jener von Jakob scheint noch voll im Gange zu sein. Wenn dem so ist, dann hat Jakob nicht nur seinen „Tod“ geplant, sondern auch jeden Schritt seines Gegners sorgfältig einkalkuliert.
    (Überrascht sieht er im Staffelfinale nicht aus.)

    Natürlich ist alles nur Spekulation und es kann nicht gesagt werden wie die Handlung weitergeführt wird. Vor allem bei Lost.


    Ich geh nochmal kurz auf deine Beispiel ein: Die „Ich bin ein mächtiger Mentor des guten und ich sterbe freiwillig Präzedenzfälle“:
    Obi Wan hört zu kämpfen auf und lässt sich einfach von Darth Vader erschlagen.
    Dumbledore bittet Snape mehrmals ihn zu töten.
    Gandalf lässt sich einfach fallen.

    Jakob muss es demnach auch so gewollt haben.

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  2. „...i have gone through to be her“
    Ach, eine Geschlechtumwandlung auch noch? Wusste ich gar nicht^^ Über so drollige Tippfehler kann ich mich immer sehr amüsieren, zumal mir vor einigen Jahren mal der hier unterlaufen ist: "Greedo konnte doch nicht mal richtig scheißen!"

    Und zu den anderen drei Herren: Ich wollte da jetzt nicht noch näher drauf eingehen, weil es mich sehr wundern würde, wenn irgendwer hier nicht weiß, wer Dumbledore, Gandalf und vor allem Obi-Wan Kenobi sind - nach letzterem wurde in Polen sogar eine Straße benannt. Doch wie alle Fantasy-Sagen folgt halt auch "Lost" einem bestimmten Genre-bedingten Muster, nur dass dieses hier erst mit der Zeit ersichtlich wird. Denn Ben hat ja wahrlich viel mit Darth Vader, Gollum oder Snape gemein ODER John auch mit Harry, Luke und Aragorn. Ich denke so bestimmte Muster sind einfach unumgänglich in epochalen Meisterwerken wie diesen.

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  3. Ja was so ein fehlender Buchstabe so alles anrichten kann. Solange alles gut lesbar bleibt und man an Fehlern noch eine Freude hat.. xD

    Detaillierte vergleiche lassen die Charaktere zwar nicht zu aber grob verallgemeinert lassen sich schon Ähnlichkeiten erkennen.
    Lost wird sicher auch nichts Neues erfinden, sondern wir werden mit etwas überrascht werden was es vorher schon in irgendeiner Form gegeben hat.

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  4. Ich halte es auch für ziemlich undenkbar etwas komplett neues zu erfinden. Alle großen Geschichten kombinieren doch vielmehr Elemente miteinander, die scheinbar nicht zusammenpassen. So etwas wie den einzigartigen, neuen Einfall gibt es nicht. Die "Lost"-Autoren haben auch nie vorgegeben soetwas zu haben, sondern ganz im Gegenteil immer offen zu ihren Inspirationsquellen gestanden. Ich persönlich rechne ihnen das hoch an, denn nichts ist ätzender als Autoren, die so tun als ob ihnen allein all diese tollen Ideen von alleine ins Hirn und von da aufs Papier gewandert sind. Das ist lächerlich! Und meist sind das gerade die Autoren bei denen das Plagiat schon aus dem Cover springt.^^

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  5. Ich mochte ja immer Samweis am meisten :-)
    Ich glaube, Jacob nimmt doch ein wenig eine andere Rolle ein. Denn wen es (so wie es momentan wirken soll) am Ende gegen Samuel geht, so hätte Jacob gar nicht eingreifen dürfen. Hier unterscheidet er sich also von den anderen, diese hätte und haben ja teils weiter eingegriffen. Aber prinzipiell ist der Vergleich schon passend, vor allem, wenn man bedenkt, dass wohl Samuel nicht das Ende aller Dinge ist.

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  6. Hey, ich fühle mich ja jetzt doch sehr geehrt, daß ein Post von mir den Anstoß für einen eigenen Beitrag in Deinem Blog gab! :-)

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  7. @Don
    Ich möchte dein Gefühl der Ehrung nicht mindern, aber den Anstoß gab schon eher Miss Rowling ;-). Nichtsdestotrotz hätte ich es als Scheinheilig empfunden, nicht zu erwähnen, dass du eine ähnliche Spur verfolgt hast, die ich zunächst noch abglehnt habe.

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  8. Hey,
    als ich eben deinen Exkurs so durch gelesen habe, ist mir aufgefallen das mich die Situation unter der Statue sehr stark an Star Wars erinnert. Anakin wollte Mace Windu mit sicherheit auch nicht töten als er Palpatine vor dem Tod gerettet hat (todesstoß durch den Sith Lord). Danach hatte er so ein schlechtes Gewissen bzw er war so ein psychisches Frak und somit leichte Beute für den Sith Lord. So könnte ich mir das auch mit Ben vorstellen, er wollte Jacob vll nicht töten (todesstoß durch "Samuel"). Was du eben so geschrieben hast mit den letzten Morden von Ben sehe ich genau so wenn er Jacob wirklich töten wollte hätte er das wesentlich ich sag mal "Zielorientierter gemacht^^

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