Donnerstag, 28. Januar 2010

Die Seuche hat mich

Nein, nicht wirklich, aber ich bin jetzt doch einigermaßen im Eimer und fürchte daher, dass ich vor Dienstag keine Review mehr Zustande bringen kann, da ich die paar Kräfte, dich ich noch mobilisieren kann, für andere Dinge brauche.
Damit ihr aber eure Gastbeiträge, die vielleicht schon fertig sind, nicht komplett umsonst geschrieben habt, schickt sie mir bitte zu, dann lade ich sie, wenn auch ohne Kontrollelesen, noch hoch, bevor Staffel 6 startet. Auch die, die mir ihren schon geschickt haben, sollten ihn mir besser nochmal schicken, damit ich nichts übersehe/vergesse.
Alles Gute!
Anubis2705

Montag, 25. Januar 2010

Der Wunderheiler vom heiligen Felsklotz ist da: die S.O.S.-Review

S.O.S.:

Da wir nicht an Zufälle glauben: Was bedeutet eigentlich SOS? „Save Our Souls“? „Save Our Ships“? „Samuel ohne Schlupfloch“? Nein, nichts von alledem. Es bedeutet schlichtweg absolut und rein gar nichts. SOS hat keinerlei Bedeutung, sondern ist lediglich die in Buchstaben zurückgewandelte Codierung für den einprägsamen Morsecode eines Notsignals: ···---··· (dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz). Hat schon eine gewisse Ironie, wenn ich bedenke, dass ich seit September kaum etwas anderes mache als irgendwelche Zeichen zu interpretieren und zu analysieren, von denen einige vermutlich – ebenso wie das SOS-Signal – keinerlei Bedeutung haben. Da ich aber nun einmal nicht weiß, was eine Bedeutung hat und was nicht, kommt hier nun die neue Review zu „SOS“ oder „S.O.S.“ (sucht euch eine Schreibweise aus). Da diese Folge ein Sammelsurium kleiner Nebenhandlungsstränge ist, halte ich es für sinnvoll alle Chronologie vollends über Bord (auch wenn die Chronologie dann ein SOS-Signal absetzen sollte) zu werfen und die Themengebiete einfach abzugrasen.

Rose und Bernard sind wohl der lebende Beweis dafür, dass Gegensätze sich gelegentlich tatsächlich anziehen. Damit meine ich keineswegs die Hautfarbe, denn die ist letztlich irrelevant – sie mag bei der Partnerwahl wie alle Äußerlichkeiten zwar eine Rolle spielen, doch in der Beziehung selbst zählt sie letztlich nicht mehr. Rose ist jedoch all das, was Bernard nicht ist und umgekehrt. Die einzigen Gemeinsamkeiten in ihrer Persönlichkeit teilen sie mit der halben Insel: beide sind sie ein wenig bevormundend (wenn auch auf weit angenehmere Art als Jack oder Ana) und im Grunde ihres Wesens wollen sie keinem schaden. Was sie später noch verbindet, aber von den meisten anderen Inselbewohnern krass unterscheidet ist ihr Bestreben, Konflikte ohne Einsatz von Gewalt beizulegen (einige versuchen das zwar auch immer wieder, doch am Ende erwürgen und erschießen sie trotzdem einen gewissen Glatzkopf). Aber noch sind sie nicht die Insel-Gandhis.

Aber kommen wir jetzt zu den Unterschieden: Bernard ist ein ewig Getriebener, jemand, der handeln muss und nicht so wie Rose die Hände in den Schoß legen kann. Obgleich er es nicht so meint, wirken seine Ratschläge oder Anweisungen oft herablassend und überheblich. Im Grunde seines Herzens ist Bernard hilfsbereit und jedem wohlgesonnen und möchte, wenn er jemanden bevormundet, ihm eigentlich nur helfen – das zeigt sich besonders in der Szene mit dem im Schnee festgefahrenen Wagen. Ich glaube sogar, er hat, bis er von Rose und James mit der Nase drauf gestoßen wird, nicht einmal wirklich gemerkt, dass ihn alle hängen lassen, weil es sich die leichtesten Aufgaben rausgepickt und einen recht harschen Befehlston angeschlagen hat. Dazu fehlt es ihm an Feingefühl. Auf den Gedanken, er könne beim Steinetragen helfen, kommt er gar nicht erst, er hat die Initiative ergriffen und Aufgaben verteilt und hat schon eine so genaue Vorstellung, dass er einfach keinem anderen Planungsarbeiten überlassen will. Bernard ist ein Kontrollfreak.

Anders als der hilfsbereite und manchmal etwas begriffsstutzige Besserwisser ist Rose von Natur aus gelassen. Sie vertraut einfach darauf, dass sich alles zum Guten wendet und wenn nicht, hat sie auch damit ihren „Frieden gemacht“. Aber auch sie hat Fehler, die ihr selbst wohl am wenigsten bewusst sind. Bernard ist ein sehr ehrlicher Mensch, wohingegen Rose des öfteren Dinge verschweigt und gerade Bernard belügt. Außerdem mangelt es ihr an seiner bedingungslosen Loyalität: So fällt sie Bernard, als er den Vorschlag macht, das Zeichen zu bauen, ganz schön in den Rücken und stellt ihn vor versammelter Mannschaft bloß. Sie blamiert und beschämt ihn. Ich muss sagen: das war eine der ganz wenigen Stellen, in denen mir Rose ziemlich unsympathisch war. So etwas tut man nicht – schon gar nicht unter den gegebenen Umständen. Bernard mag ja manchmal ein ganz schöner Quälgeist sein und vielleicht wollte sie ihn auch nur vor noch größerem Schaden bewahren, aber trotzdem: das war einfach mies. Rose sagt Bernard dann, er würde diesen Menschen falsche Hoffnung geben. Da merk ich mal wieder, wie weise Christian letztlich ist, denn: auch falsche Hoffnung ist Hoffnung und die stirbt bekanntlich zuletzt. Bernards eigene, beizeiten falsche Hoffnungen spornen ihn letztlich immer wieder an, auch utopisch anmutende Dinge zu probieren und einfach auf das Beste zu hoffen. Obgleich Rose stets Gott vertrauen predigt und Bernard so gar nicht religiös scheint, hat er viel mehr von einem Gläubigen als Rose, denn Rose ergibt sich in Situationen, während Bernard weiß: Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren. Er vertraut darauf, dass sich alles zum Guten wendet, wenn man selbst aktiv wirft oder etwas profaner ausgedrückt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Einfach alles auszusitzen, hat nicht viel mit Gottvertrauen zu tun, doch in dem festen Glauben, alles werde gut, zu handeln, da schon eher.

Bernard hat also seine Idee von einem großen Zeichen – den symbolischen Subtext muss ich wohl nicht wirklich noch mal erläutern, oder? Wir sind alle tief genug in der Lost-Materie drin, um zu wissen, dass da einiger Subtext mitschwingt, wenn eine Folge lang ständig über ein „Zeichen“ geredet wird. Eine zusätzliche Bedeutung bekommt dieses Zeichen dann jedoch in Verbindung mit dem „?“. Denn John zeigt sich, obgleich er permanent an seiner Karte bastelt, recht belustigt, als Rose ihm erzählt, Bernard wolle ein Zeichen machen, dass man vom Himmel aus sehen kann. Locke steht bald vor so einem Zeichen und kann es genau aus dem Grund nicht sehen, weil er sich am Boden befindet.

Bemerkenswert ist auch, womit Bernard sein Zeichen machen will: „Black Rocks“ – Kommentare überflüssig^^! Eine andere eher lustige Randnotiz ist Hurleys Bemerkung: „Hey, um, I can sketch the letters.“ („Eye...ähm...Ich kann die Buchstaben vorzeichnen.“). Tja, weder sind Locke und Jack die einzigen, die Hurley unliebsame Aufgaben auferlegen, nein, Bernard ist auch nicht der einzige, der gerne Rosinen pickt.

Doch wirklich Unterstützung erhält Bernard nicht – er ist halt nicht Jack. Wenn der was sagt, stehen die meisten sofort stramm, wenn Bernard was sagt, gehen die meisten weg. Eko ist „busy“, weil er eine Kirche bauen muss... klar, nichts ist für den Kampf ums Überleben wichtiger. Nicht gegen Glaube als Anker, doch zum beten braucht man keine Holzhütte. Lehrt uns dieser komische Wälzer... irgendwas mit B am Anfang... lehrt der uns nicht, dass Gott über all ist und man keine speziellen Orte oder Bildnisse braucht, um ihn zu verehren? Gott steckt überall und der Teufel wiederum steckt im Detail. Ich kann Bernards Reaktion hier zumindest mal vollends nachempfinden: „I think I liked you better when you just hit people with your stick.“ („Ich glaub, ich mochte dich lieber, als du noch Leute mit deinem Stock verprügelt hast.“) Eko meint, jeder würde die Leute auf seine Weise retten, was doch etwas überheblich auf mich wirkt. Ich meine.... er baut eine Kirche und das Schärfste ist ja: er hört nach den Eckpfeilern auf. Auf so – im Verhältnis zu Steineschleppen – doch recht bescheidene Bitten wie die, ein paar von den Stämmen und Ästen borgen zu können, derart abweisend zu reagieren, entspricht nicht meiner Vorstellung von christlicher Nächstenliebe, denn Bernard wollte sie ja lediglich borgen, um damit seinen Grundriss zu ziehen. Aber Eko: „Nein, ist alles Meins. Ich brauch die... nicht morgen und nicht diese Woche, aber irgendwann brauch ich die!“ Aber solche Leute hatte ich schon immer gefressen, also weiter im Text...

Irgendwann steht Bernard nur noch mit vier statt fünfzehn Helfern da und Rose meint, das läge wohl weniger an ihrer sehr offenen Kritik als vielmehr an seinem Management. Rose wünscht sich, Bernard könnte wie sie selbst die Dinge manchmal einfach auf sich beruhen lassen. Kommt euch das auch so bekannt vor? Rose spricht sich hier doch sehr deutlich für „Whatever happened, happened“ aus, während Bernard ganz klar die Gegenposition vertritt: er nimmt sein Schicksal in die Hand, doch letztlich ist er damit nicht sonderlich erfolgreich. Ganz anders Rose. Bernard ist sich aber nicht darüber im Klaren, dass Rose ihn hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes belogen hat und erwidert ihr trotzig: „If I didn't always have to do something you wouldn't be here.“ („Wenn ich nicht stets handeln würde, wärest du jetzt nicht hier.“) was für eine wunderhübsche Überleitung zu den Flashbacks.

Die Schneestraßenszene (was für ein schöner Neologismus^^) überspring ich mal direkt und gehe mit der Kapitelwahl : weiter zu den Niagarafällen. Dort macht Bernard der schon recht kurzhaarigen Rose einen Heiratsantrag und erst jetzt (nach fünf Monaten!!!) rückt Rose mal damit raus, dass sie wie Ben, Diane, Rachel und wie sie alle heißen Krebs hat. Bernard interessiert das jedoch nicht. Für ihn ändert sich dadurch nichts... bis auf eines: er muss einen Weg finden, Rose zu retten.

Deshalb geht ihre Hochzeitsreise auch nicht an den Strand (wobei... später ja doch noch^^ - und ganz abgesehen davon: nach einem Heiratsantrag vor den Niagarafällen sag ich Rose: Ruhe auf den billigen Plätzen!), sondern ins australische Outback, in den Busch, die Wildnis, ins Walkabout-Land, in den größten John-Locke-und-Rüdiger-Nehberg-Freiluft-Fan-Club aller Zeiten, in die Pampa, die Karpaten (wobei die eigentlich in Süd-Ost-Europa liegen... da bei Rumänen, Polen, Slowakei... die Ecke, bei Graf Dracula zuhause... ihr wisst schon...irgendwo da in den Karpaten...verdammt!). Also zumindest irgendwohin, wo man schön im Kreis fahren kann („Driving around in circles in the middle of the Outback.“). Rose kann sich an den Kilometern von Sand ohne dazugehöriges Meer nicht so recht erfreuen und auch der Ayers Rock – oder Uluru wie ihn die Aborigines nennen – kann ihre Meinung nicht wirklich ändern. Ebenso wenig erfreut ist sie, als Bernard ihr das Ziel der Odyssey offenbart: ein Wunderheiler mit dem sagenhaft einfallsreichen Namen Isaac von Uluru. Stolz verkündet Bernard: „We're not lost.“ („Wir haben uns nicht verfahren“ – ihr merkt: lässt sich schwer übersetzen, denn die Doppeldeutigkeit geht verloren). Wer aber genau ist dieser Isaac von Ulululu? Wie heilt er Menschen? Warum hat er sich selbst einen so dämlichen Namen verpasst? Fragen über Fragen.

Isaac klärt Rose darüber auf, er lenke die besonderen Energien dieses Ortes um und heile so die Menschen. Der Uluru ist den Aborigines heilig und man sagt ihm in der Tat wundersame Kräfte nach. Wir kennen alle einen anderen Ort, der solche besonderen Kräfte hat. Vorschläge? – „Der Jungbrunnen?“ – Nein! – „Hogwarts?“ – Was? Nein! – „Walt?!“ – Wer war das... blöde Frage... – „Der Keller von Thomas G. Hornauer?“ – Nein, aber das war sehr kreativ. Ich meine natürlich die Insel.

Laut Isaac haben manche Orte geologische Energie, andere magnetische und wieder andere wieder andere. Laut Isaac hat der Uluru nicht die „richtige“ Energieform, um Rose zu heilen, was jedoch nicht bedeute, dass man sie nicht heilen könne. Die Insel hat diese Energie. Sie heilt sowohl John als auch Rose. Richard sagt zu John, er glaube, Jacob sei der Grund, warum er nicht altere. Folglich ist Richard ein Mensch, denn wäre er keiner, würde er nicht mutmaßen müssen. Ferner gehen wir davon aus, dass Jacob kein Mensch ist. Doch was verleitet uns zu dieser Annahme? Könnte es nicht sein, dass Jacob die Insel entdeckte und wie Isaac im Falle des Uluru einen Weg fand, die Kräfte der Insel zu lenken und zu nutzen. Er lenkte sie auf sich und verlieh sich so selbst Unsterblichkeit. Ist „Samuel“ jedoch kein Mensch, sondern der Beschützer der Insel, dürfte ihm das so gar nicht geschmeckt haben. Dass Jacob – Mensch oder nicht – die Kräfte der Insel zu lenken vermag, daran habe ich keine Zweifel.

Isaac heilt Rose also nicht, sondern Jacob. Sie behält es für sich und anstatt Bernard später die Wahrheit zu sagen, blamiert und demütigt sie ihn lieber... hat ein wenig was von Sun. Doch anders als Sun lügt sie, weil sie die letzte Zeit, die ihr noch bleibt, so angenehm wie möglich verleben will, was man ihr kaum verübeln kann. Ferner gesteht Rose Bernard dann auf der Insel die Wahrheit und er hat kein Problem damit, zu bleiben. Bernard muss sie nicht retten, denn die Insel hat das schon längst getan. Bei Rose’ Geständnis sehen wir dann eine sehr erhellende Rückblende, in der sie Locke – im Rollstuhl – am Flughafen begegnet. Dadurch erklärt sich nun auch, die Szene, in der Rose zu Locke meint, sie wüssten wohl beide, dass Johns Bein schneller genesen werde, als Jack prophezeit habe. Gleichzeitig ist Lockes Heilung durch die Insel auch ein Beweis für sie, dass die Insel diese Macht hat. Wo wir nun ohnehin schon bei Locke sind, können wir da wohl auch bleiben, denn vielmehr gibt es zu Rose und Bernard an dieser Stelle auch kaum zu sagen.

John ist verdammt verzweifelt und fast schon handlungsunfähig, aufgrund seiner Besessenheit von der Karte. Bens Provokationen weckten überdies Zweifel in ihm und gaben ihm so den Rest. Wie gelähmt John ist, zeigt sich besonders deutlich, als der Alarm ertönt und er ihn über drei Minuten komplett ignoriert oder gar überhört. Vielleicht zögert er ihn auch hinaus, denn er wirkt fast von sich selbst enttäuscht, als er dem Alarm und Jack letztlich nachgibt und den Code eintippt. Die Ironie: Die Karte, an der er arbeitet, wird ihn zu einem Ort bringen, an dem er überzeugt wird, die Taste nicht mehr zu drücken, was obendrein ein fataler Fehler ist. Johns Verzweiflung mündet darin, dass er mit „Henry“ sprechen will, doch Ana verweigert ihm den Zugang zur Waffenkammer, weil die einzige Knarre mit Jack auf Reisen ist. Man fragt sich dennoch, was sie befürchtet. Soll Ben sie mit einem Tablett niederschlagen und dann versuchen, sie mit seinen Fesseln zu erwürgen, oder wie? Okay, schlechtes Beispiel.

Locke brüllt also einfach durch die Tür. Ana guckt ziemlich irritiert, doch Ben grinst wie ein Honigkuchenpferd, ob des Zweifels, den er gesät hat. Letztlich ist es doch schon völlig egal, ob Ben die blöde Taste nun gedrückt hat oder nicht, denn John würde so oder so von Zweifeln zerfressen. Er ersehnt sich von Ben eine Antwort, weil er glaubt, so seine Zweifel zerstreuen zu können. Wie naiv! War Ben doch derjenige, der den Zweifel überhaupt erst gesät hat. Er hat John etwas gesagt, was der nicht glauben will. Würde Ben behaupten, er hätte die Taste nicht gedrückt, wäre er damit bei seiner Story geblieben, doch die wollte John von Anfang an nicht glauben. Würde Ben hingegen zugeben, die Taste doch gedrückt zu haben, könnte John ihm nicht glauben, auch wenn er es wollte, denn mindestes einmal hat Ben gelogen. So oder so: Ben ist nicht die Antwort auf Johns Fragen und so geht er spazieren. Kann man eigentlich auch spazieren humpeln?

Am Strand sitzt er dann auf Rose’ Platz und unterhält sich mit ihr. „You’re on my spot“ („Du sitzt auf meinem Platz.“) Auffällig ist, dass das Wort „spot“ auch von Isaac gebraucht wird als er von besonderen Orten („spots“) spricht. Da Rose und John beide von der Insel geheilt wurden, könnte „You’re on my spot“ auch bedeuten: „Das ist meine Heilinsel – such dir ’ne eigene!“

Irgendetwas muss das Gespräch mit Rose aber bewegt haben, denn kurz nachdem er zu Rose noch gesagt hat: „I'm done with the hatch.“ („Ich bin mit der Luke fertig.“), steht er wieder im Schwan. Dort läuft gerade Musik und Ana informiert John: „I pressed your button“ („Ich hab’ deine Taste gedrückt.“) Ui, toooooll.... Willst du dafür eine Urkunde haben, Ana? Oder vielleicht ein Fleißsternchen? John jedoch setzt sich hin und zeichnet seine Karte.

Bleibt noch der fanatische Chirurg. Jack geht zu Ben, der seit geraumer Zeit in den Hunger- und Schweigestreik getreten ist (letzteres dürfte ihm weitaus schwerer fallen). Ben richtet sich erst richtig auf, als die Tür aufgeht, dann aber sehr schnell. Ben will, dass einerseits Jack sieht wie Ben leidet aber andererseits gleichzeitig denkt, Ben wolle nicht, dass er es wisse, und Ben wolle Stärke zeigen. Vermutlich hat er Jack sogar an der Tür gehört, sich bewusst leidend hingesetzt, um sich dann, wenn Jack es sehen kann, wieder aufrecht hinzusetzen. Als Jack dann mit Ben redet, spricht er den Namen „Henry“ mit einem Unterton aus, der mich mal wieder zur Zeitschleifen-Hypothese bringt, denn es klingt einfach so wie: „Klar doch, dein Name ist ‚Henry’, Ben. Von mir aus auch das.“

Als Jack seinen tollen Plan erklärt hat (ich dachte so etwas machen nur Schurken in schlechten Filmen, aber offenbar passiert es auch in guten Serien), erwidert Ben ihm nur eines: „They’ll never give you Walt.“ („Sie werden euch Walt niemals geben.“) Bis zu einem gewissen Punkt hat er damit auch recht und kann Jack obendrein verunsichern. Ben hat mit der Verunsicherungstaktik mit nur einem einzigen Satz weit mehr Erfolg als Jack mit seiner hübsch, brav einstudierten Rede. Gut, dass im Schwan-Badezimmer auch ein Spiegel hängt, denn so konnte Jack wenigstens üben.

Obwohl Jin Bernard unmissverständlich zu verstehen gab, dass es am Strand dieser Insel keine Austern gäbe, pult Kate da gerade was vom Fels ab, was für mich doch ganz verdächtig nach Auster aussieht. Aber Inseln sind auch nur Menschen... sind ihr halt Austern gewachsen. Jack kommt dazu und lädt Kate auf seine Dschungeltour ein, weil Sayid nicht mitwollte. Dass Kate zweite Wahl ist, erfährt sie allerdings erst später – ein Wunder, dass Jack mal so ehrlich ist, es ihr überhaupt zu sagen. Der Grund dafür, dass er sie mitnimmt, ist jedoch ein wunderbarer Trugschluss, denn die Anderen haben sehr wohl Interesse an Jack und Kate – allerdings nur im Rundumsorglospaket zusammen mit James und Hurley. James brauch aber nicht mit, denn Jack hat ja schon eine Wumme. Die hilft Jack und Kate gegen ihre eigene Dummheit allerdings herzlich wenig. Und ich frage mich, wer von den beiden nun der Dümmere ist. Kate, die Jacks Warnungen ignoriert und dennoch zur Puppe geht und so die Falle auslöst? Oder Jack, der auch noch zu Kate hinläuft, damit er auch ja noch mit ins Netz kommt? Wäre Jack einfach da stehen geblieben, wo er stand, hätten sich die beiden eine Menge Ärger ersparen können. Wenigsten hilft die Knarre ihnen aber nun, aus der Falle rauszukommen... immer wenn man R2-D2 mal braucht ist er nicht zur Stelle. Jack trifft also wie durch ein Wunder das Seil... okay, statt auf den Stamm zu schießen, hätte er auch einfach nach oben langen können und auf das sehr viel näher gelegene Seil über sich ballern können, aber hey: Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht? Solche Aktionen sieht man in Filmen ja ständig und mein Favorit ist da das Streichholz in „Das Fünfte Element“, denn da denke ich jedes Mal: Warum entzündest du, selten dämlicher Hornochse, das Ding nicht direkt über dem blöden Stein, statt so eine Schau abzuziehen?! Sorry, aber das musste mal gesagt werden.

Jack und Kate landen also lautstark wieder auf dem Boden der Tatsachen und setzen ihre Pilgerfahrt unbekümmert fort. Als das Gespräch auf die Falle kommt, gesteht Kate Jack, was sie im Stab entdeckt hat. Jacks Reaktion ist mal wieder so etwas von typisch, dass man sich wünscht, Kate hätte ihn in der Fall gelassen: „When were you going to tell me this?“ („Wann hattest du vor mir das zu erzählen?“) Gegenfrage, Jack: Hast du irgendwie einen Kurs an der VHS besucht, wo einem beigebracht wird, ein beschränkter, überheblicher Metzger mit Allmachtsphantasien zu werden? Kate ist hier mal meiner Meinung und überhaupt ist das so eine der Szenen, in der man Kate einfach lieben muss, denn sie erwidert Jack: „When you decided to let me back in the club. What? You can keep one of Them locked up in the hatch for like a week and say nothing…“ („Wenn du dich entschlossen haben würdest, mich in den Klub zurück zu lassen. Was? Du kannst einen von Ihnen für eine Woche oder so in der Luke einsperren ohne einen Ton zu sagen... ?“) Ja, kann er, denn er ist schließlich Jack und er hat sich selbst ewige Immunität gegeben.

Sie erreichen die „Grenze“, doch ist diese ebenso ein Fake wie die Bärte oder der glubschäugige Ballonfahrer. Die Anderen interessiert es nämlich einen Scheiß, ob Jack ihre blöde Grenze überschreitet oder nicht oder ob er in eine Höhle zieht, sich einen Bart wachsen lässt, sich nackt auszieht und Leute mit Scheiße bewirft (wir erinnern uns.... ^^). Dass Jack sich die Seele aus dem Leib brüllt, weil Sie ihn hören (klar doch), interessiert die Anderen auch herzlich wenig. Vermutlich sitzen die meisten gerade gemütlich zuhause oder spielen Billard, während sie literweise Dharmabier vernichten.

Wir bekommen kurz vor Ende der Episode noch einen sehr schönen Rundumblick: John malt an seiner Karte und Eko und Charlie bauen ihre Kirche. Im Schein wärmender Feuer sitzen und liegen Sun und Jin, Claire und Aaron, Libby und Hurley, Sawyer und Vincent (???), Rose und Bernard und auch Jack und Kate. Doch dann taucht ein asthmatischer Fackelläufer aus den Büschen auf, der es noch ganz schnell zu den Olympischen Spielen schaffen will... ach, nein ist nur Michael. Aber ohne „Walt?“