Donnerstag, 12. November 2009

You don't even know what you're running from!

Orientation:

Es hat nun doch etwas länger gedauert, doch das resultiert schlichtweg aus der Fülle an Querverweisen in dieser Episode. Ich habe einfach unheimlich viel gefunden, was es zu analysieren galt. Außerdem musste ich auch einiges recherchieren, nachlesen und überprüfen. Ich habe wirklich sehr viel Zeit in diese Review investiert und ich denke: es hat sich gelohnt. Also auf zur „Orientation“/„Orientierung“ – also zu dem, was ich nur in den seltensten Fällen habe.

Bei der ersten Rückblendenszene kann ich schon wieder aus eigener Erfahrung sprechen. Es ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass ich mit Angststörungen, Depressionen und ähnlichem Dreck zu kämpfen habe. Wenn man so etwas hat, probiert man ja früher oder später alles mal aus, wenn die Verzweiflung nur groß genug ist. Das Bild, welches hier in „Lost“ gezeigt wird, entspricht meinen Erfahrungen weit mehr als sonstige Darstellungen solcher Veranstaltungen in Film und Fernsehen. Selbsthilfe? Selbstmitleid! Jammergruppen sind das! Ich bin auch nur vier mal hingegangen, weil es nur zwei Typen von Menschen gibt, die sich bei so etwas lange halten: Welche, die anderen was volljammern wollen und einen Konkurrenzkampf darum führen, wem es denn nun am beschissensten geht, und solche, die den anderen vorschreiben wollen, wie sie ihr Leben zu führen haben. Ach nein, Moment, es gibt noch einen dritten Typus: Die ersten beiden zusammen. Das sind die allerschlimmsten – selbst nichts gebacken kriegen, aber altkluge Weisheiten verteilen. Insofern kann ich Johns Reaktion mehr als gut nachempfinden – nachvollziehen sowieso!

Ungewollt hat er denen aber vermutlich wirklich geholfen, denn einige hat er mit seinem Ausbruch bestimmt wachgerüttelt. Wie groß die eigenen Probleme sind, hängt immer damit zusammen, an wem man sich selbst misst. Vergleiche ich meinen dicken Bauch mit dem Sixpack von Brad Pitt oder der Wampe von Rainer Calmund? Im einen Fall möchte man sich beim Blick in den Spiegel erschießen, bei dem anderen denkt man: och, so schlimm ist es gar nicht. Das verhält sich hier ähnlich: Natürlich ist es nicht schön, von den eigenen Eltern beklaut zu werden, aber es macht doch einen Unterschied, ob es nun 30$ oder eine Niere ist, um die man beschissen wird.

Das Modell lässt sich wohl auf alle Charaktere der Serie übertragen. Vergleiche ich etwa Charlies Leben mit Jacks (Sohn eines gutverdienenden Chefarztes und auch selbst ein virtuoser Chirurg; einige Jahre glücklich verheiratet – die Ehe selbst in die Grütze geritten) oder mit Bens (Mutter bei der Geburt gestorben, vom Vater misshandelt, mit 12 Jahren beinahe erschossen, an Krebs erkrankt, vereinsamt) – dann muss ich doch sagen: Im Vergleich zu Jack hatte Charlie ein Schießleben, im Vergleich zu Ben hat er es noch ganz gut getroffen. Wobei man sagen muss: Jack hat eigentlich von allen Losties am wenigsten Grund ein Pessimist zu sein und ist dennoch der größte Schwarzmaler auf diesem verrückten Eiland. John hingegen hatte noch mehr Pech im Leben als Ben und ist ein hoffnungsloser Optimist. Das sagt aber weniger über die beiden, als über die Menschen an und für sich aus. Jack hat noch nicht viel schlimmes durchgemacht und für ihn ist der Absturz im Vergleich dazu eine Katastrophe. Ganz abgesehen davon: derart pessimistisch sein, kann nur, wer es sich leisten kann. Hätte John Jacks Lebenseinstellung, hätte er sich schon viel eher freiwillig aus dem Fenster gestürzt – da hätte keiner mehr nachhelfen müssen.

Auch bei der Selbsthilfegruppe ist John das Schicksal mal wieder gewogen: er lernt Helen kennen. Für uns zunächst ein ziemlicher Mindfuck, da einem zu diesem Zeitpunkt noch nicht so recht klar ist, dass diese Helen nicht die Helen vom Telefon ist. Selbst heute haben wir keine 100%ige Garantie, obgleich es nahe liegt, dass John die Telefon-Helen wohl nur wegen der Namensübereinstimmung kontaktiert hat. Über jene Helen wissen wir nichts definitives, wir können nur Vermutungen anstellen und die wahrscheinlichste ist wohl: es handelt sich um eine Telefonsexhotline (immer dran denken: „Telefonsex ist AIDS-sicher!“ – Thomes G. Hornauer), die John, einsam wie er ist, anruft, weil die Frau auf der anderen Seite (angeblich) Helen heißt. Ein weiteres Kapitel in der traurigen Lebensgeschichte von John Locke.

Diese Helen hingegen steht total auf Typen mit Glatze – „I'm not bald.“ – „I can wait.“ („Ich hab keine Glatze!“ – „Ich kann warten.“). Sie kann warten – mal wieder ein Verweis auf das Thema Geduld. In der Nacht bricht John auf und fährt wieder zum Haus seines „Vaters“ Anthony Cooper. Jener steigt zu John ins Auto und erklärt ihm: „There is no ‘Why’. Do you think you're the first person that ever got conned? You needed a father-figure and I needed a kidney, and that's what happened. Get over it. And John, don't come back – you're not wanted.“ („Da gibt es kein ‚Warum’. Glaubst du denn, du wärest die erste Person, die man jemals reingelegt hätte? Du brauchtest eine Vaterfigur und ich brauchte eine Niere. Das ist alles. Komm drüber weg. Und John, komm nicht wieder her – du bist unerwünscht.“) Kennen wir da nicht noch jemanden, dessen verzweifelte Suche nach einer Vaterfigur ausgenutzt wurde? Tja, John, du hast mit Ben nun einmal weit mehr gemein, als du wahr haben möchtest! Ben und John werden beide von ihrem Vater behandelt wie Müll und wenden sich darauf einer neuen Vaterfigur zu: Jacob.

Oder? Ist schon komisch, dass Anthony Cooper „Vaterfigur“ und nicht einfach „Vater“ sagt. Obgleich ich mich auch weiterhin gegen diese Möglichkeit sträube, könnte das ein weiterer Hinweis darauf sein, dass Johns Vater nicht Anthony Cooper, sondern Jacob ist. Oder aber er ist – und das wäre weitaus verrückter, aber ebenso logisch – „Samuels“ Sohn. Wie man es dreht und wendet, bleibt eines sicher: sowohl Ben als auch John sind auf ihrer verzweifelten Suche nach jemandem, der ihnen auf die Schulter klopft und ihnen gut zuredet, in ihrer Entwicklung irgendwie stehen geblieben. Wie Helen sagt: „He's not coming out of this house, John, because he doesn't care. I know why you're here – why you keep coming here. You're scared. You're scared of moving forward – with me, with us. You're going to have to choose: Him or me.“ („Er wir nicht aus dem Haus kommen, John, denn er kümmert sich nicht drum. Ich weiß, wieso du hier bist und weshalb du weiterhin hierher kommst. Du hast Angst. Du hast Angst einen Schritt nach vorn zu machen – mit mir, mit uns. Du wirst dich entscheiden müssen: Er oder ich!“). John kann (oder will) nicht über den Status quo hinaus. Er kann nicht loslassen. Doch warum kann er das nicht? Ist es denn wirklich die Niere, die er zurück will? Johns Problem liegt doch vielmehr in dem Betrug, in dem Gefühl nichts wert zu sein, das ihn auf der Insel auch so verbissen darauf hinarbeiten lässt Jacobs Auserwählter zu werden. Wie Ben geht es John nicht um die Macht, sondern um die Anerkennung, das Gefühl etwas darzustellen. Ben erkennt jedoch durch John etwas, was dieser selbst nicht zu erkennen bereit ist, obwohl er es bereits am eigenen Leib erfahren hat: Wenn Menschen (oder auch Inseln und komische Entitäten) einem sagen, man wäre etwas besonderes, dann meistens nur, um Vertrauen aufzubauen, damit es leichter wird, einem das Messer in den Rücken zu rammen. Ben hat das erkannt: Solange John nicht da war, war er gut genug und wird dann entsorgt – entweder von Jacob selbst, der Insel oder „Samuel“.

Ben verbringt 35 Jahre mit warten. Ebenso droht auch John sein Leben zu verpassen. Helen möchte ihn davor bewahren, ihn von seinem Vater befreien. Sie verlangt von ihm, dass er ihr verspricht, auch wirklich zu bleiben, wenn er sagt, er bliebe. Ich kenn da noch einen Ort, an dem man bleiben muss, wenn man einmal da ist... sonst kommt man früher oder später zurück. Helen hat aber nicht die Macht John von Anthony Cooper zu befreien – John benötigt dazu die Hilfe anderer: Richard, Ben und James. Helen kann John nur helfen, indem sie ihm den Glauben an sich selbst zurückgibt und ihm zur Seite steht. „You don’t have to be alone!“ („Du musst das nicht alleine durchstehen!“ bzw. „Du musst nicht einsam sein!“)

Ehe wir nun in den Schwan zurückkehren und uns den interessantesten Handlungsfaden dieser Episode anschauen, noch ein paar Worte zu dem, was Michael, Jin und James widerfährt: Die Ironie im Aufeinandertreffen von Losties und Tailies ist offenkundig, denn beide halten die jeweils anderen für die Anderen. Als Ana in die Grube kommt und nicht nur behauptet, sie sei an Bord von Flug 815 gewesen, sondern habe sich außerdem die ganze Zeit alleine durch den Dschungel geschlagen, merkt man schon wie Sawyer seine Zweifel an der Geschichte kommen. Zu seinem Pech hört er aber nicht auf seine innere Stimme und so fragt Ana Sawyer erst aus, schlägt ihn anschließend nieder und nimmt ihm dann die Waffe ab, ehe sie nach oben entschwindet. Wie jemand, der so eine Nummer durchzieht, den Anderen ihre Täuschung und ihr Misstrauen gegenüber Eindringlingen vorhalten kann, ist mir rational nicht so ganz begreiflich, obwohl ich das Misstrauen der Tailies an und für sich verstehen kann.

Jetzt aber ab unter die Erde.. okay, die Grube ist so gesehen auch unter der Erde...öhm...ja... also zumindest gehen wir nun in den Schwan und dürfen uns nun zum dritten Mal angucken, wie Desmond John eine Knarre an den Kopf hält und dann den Lüftungsschacht abknallt. Außerdem fragt Jack zum dritten Mal dusseliges Zeug – darunter auch sein All-Time-Favorite: „Where’s Kate?“ Und wo ist Kate denn nu’? Die ist weiter im Lüftungsschacht rumgekrabbelt und in der Waffenkammer gelandet. Aus irgendeinem Grund kommt mir jetzt die Simpsons-Folge „Freund oder Feind“ in den Sinn... da hat der Schotte sich allerdings ausgezogen, eingeölt und ist dann selbst in den Lüftungsschacht...

Zumindest findet Kate in der Waffenkammer etwas, das man da so gar nicht vermuten würde: Waffen. Schließlich nutzt man Waffenkammern auf dieser Insel viel lieber als Depot für in Madonnenstatuen versteckte Drogen oder als Behelfsknast für manipulative Hobbits. Bislang dachte ich aber auch Kate würde immer vorgeben nicht zu wissen, wie man eine Schusswaffe gebraucht, doch hier belehrt sie mich eines besseren: Sie weiß es wirklich nicht und benutzt das Ding daher als Knüppel. Sie schlägt Desmond nieder und der erschießt daraufhin den Computer und das obwohl es kein Windowsrechner war. Wobei ich glaube, hätten die im Schwan Windows als Betriebssystem, hätte Desmond am 22.9.2004 da wohl ein Pop-Up-Fenster mit folgender Nachricht vorgefunden:

Desmond und Jack haben definitiv schon mal eines gemeinsam: sie sind die totalen Pessimisten, weshalb Desmond kaum, dass er den Computer erschossen hat, meint: „We are all gonna die!“ („Wir werden alle draufgehen!“) Jacks wirklich ätzendes Benehmen in dieser Folge möchte ich später gesondert analysieren, denn entweder er verhält sich völlig unverständlich oder einfach wie ein Arsch. Kümmern wir uns erst einmal um die Schwan-Station selbst, den Orientierungsfilm und Desmond, ehe wir uns dann Locke und zum Schluss Jack vornehmen. Desmond lebt in dem Glauben, er würde jedes Mal, wenn er die Taste drückt, so die Welt retten bzw. ihren Untergang verhindern. Dieser „Auftrag“ wird auf der Insel sehr häufig vermittelt – immer geht es gleich um die ganze Welt, die gerettet werden muss. Das spricht doch wahrlich Bände über die Bedeutung der Insel. Sie ist das Spielbrett auf dem ein Konflikt ausgetragen wird, der um so vieles größer ist als alle, die daran teilhaben. Fällt die Insel, fällt die Menschheit.

Die ganze zweite Staffel über wird die Frage im Raum stehen, ob das, was im Schwan passiert, nur ein Experiment ist. Wir gingen vor drei Jahren aus der zweiten Staffel in dem Glauben heraus, dass der Schwan echt und die Perle das Experiment sei. Aber stimmt das? Kommt es nicht vielmehr darauf an, in welcher Relation wir das Ganze betrachten? Denn letztlich ist die ganze Insel doch ein einziges Experiment, ein Test, ein Spiel. Testet Jacob Ben nicht jeden Tag seines Lebens, ob er die Taste auch weiterhin drückt? Wenn Ben versucht, Jacob zu töten (er bringt es ja nicht zuende – das besorgt jemand anders), ist es doch nichts anderes, als würde Desmond aufhören, die Taste zu drücken. Man lässt es drauf ankommen, testet aus, ob wirklich alles endet, wenn man die Autorität über einem in Frage stellt. Funktioniert man einfach nur oder ist man ein freier Mensch, der selbst über sein Schicksal entscheidet? Ben tötet Menschen, weil man ihm sagt, dass es nötig wäre, um die Insel zu beschützen. Die Insel muss wiederum beschützt werden, weil sonst die gesamte Menschheit zu Grunde geht. Alle Menschen, die Jacob auf die Insel holt sind Laborratten und die Insel ist das Versuchslabor. Jacob und „Samuel“ sind wie zwei konkurrierende Wissenschaftler, die das Experiment zu ihren Gunsten manipulieren, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Wir kommen darauf nachher zwangsläufig noch ein paar mal zurück.

Desmond sagt Jack und John, sie sollten den Film ansehen, er stünde hinter „The Turn of the Screw“. Worum geht es denn in dieser Novelle von Henry James? Gut, dass wir in einer Zeit mit Wikipedia leben. „Das Durchdrehen der Schraube“ ist eine Geistergeschichte über Kontrollzwang, Halluzinationen und andere Wahnvorstellungen – es ist also alles andere als ein Zufall, dass die Filmrolle ausgerechnet hinter diesem Buch steht. Kleine Randnotiz: Falls einer von euch das Buch gelesen hat oder Lust hätte es zu lesen, würde ich mich sehr über einen Gastbeitrag freuen, der Inhalt und Bezug zu „Lost“ aufdröselt. Das gilt übrigens ganz allgemein für literarische Werke, die in „Lost“ vorkommen. Der Orientierungsfilm selbst ist, anders als die der anderen Stationen, keine Videokassette, sondern eine Filmrolle. Warum? Ganz einfach: Videokassetten nutzen Magnetaufzeichnung und die dann neben einem riesigen Magneten aufzubewahren ist etwa so, als wenn man einen Brand mit hochprozentigem Alkohol löscht: kontraproduktiv.

Betrachten wir zunächst einmal die harten Daten und Fakten, die wir aus dem Film bekommen: Der Film ist auf das Jahr 1980 datiert – also drei ganze Jahre nach dem Vorfall. Außerdem wird der Schwan als dritte von sechs Stationen der Initiative aufgeführt und bereits hier wird’s problematisch, denn wir können uns nicht nur an allen zehn Fingern ausrechnen, dass es mehr als sechs Stationen gibt, sondern auch, dass der Schwan als eine der letzten Stationen errichtet wurde. Die Stationen 6 (Orchidee) und 4 (Flamme) existierten definitiv vor dem Schwan, ebenso wie Station 2 (Pfeil). Nur die fünfte Station (die Perle) wurde höchstwahrscheinlich nach dem Schwan errichtet. Jetzt könnte man ja argumentieren: Die haben nur sechs geplant und deshalb steht da „3 von 6“, obwohl es mehr Stationen gibt. Allerdings wurden auch Hydra, Stab, Spiegel, Laternenmast, Sturm und die Sicherheitsstation definitiv VOR dem Schwan gebaut. Hydra und Spiegel werden 1977 bereits erwähnt und die Sicherheitsstation sehen wir sogar nur im Jahre ’77. Sturm und Stab sind notwendige Versorgungsstationen, die ebenfalls bereits existiert haben müssen und der Laternenmast hat die Dharma überhaupt erst zur Insel geführt und müsste folglich die älteste Station und somit 1970 (laut dem Orientierungsfilm das Gründungsjahr der Dharma) oder 1971 (bereits 1972 kam Ben im Alter von acht Jahren auf die Insel) gebaut worden sein. Okay, jetzt kann man mutmaßen, dass nur Forschungsstationen gezählt würden und das wären dann immer noch: Schwan (Elektromagnetismus), Orchidee (Zeitreisen, Elektromagnetismus, Gewächshaus), Hydra (Zoologie), Perle (Psychologie), Pfeil (Verteidigung), Sturm (Meteorologie, Stromerzeugung, Giftgasspeicher) und Laternenmast (Wie finde ich die Insel?). Das sind aber immer noch sieben und die Kommunikationsstation „Die Flamme“ ist nicht dabei, hat aber dennoch eine Nummer. Selbst wenn man also den Sturm weglässt, weil er vielleicht nur als Versorgungsstation gewertet wurde, und den Laternenmast als externe Station nicht mitzählt, käme es vorne und hinten nicht hin, denn wenn die Flamme zählt, müsste der Spiegel auch zählen. Ganz abgesehen davon, dass wir nicht einmal wissen, ob denn die Station mit der Nummer 1 die Hydra ist?

Chang, der sich hier aus einem uns bislang noch immer unbekannten Grund als Dr. Marvin Candle ausgibt, erwähnt auch den Vorfall und dass man die Station ursprünglich entwickelt hätte, um das elektromagnetische Feld zu erforschen. Laut Chang wäre es zum Vorfall gekommen, NACHDEM die Forschungen begonnen hätten. Wir wissen: der Bau am Schwan hatte nicht einmal richtig angefangen, als es zum Vorfall kam. Schon sind wir bei zwei echten Wissenschaftlern, die miteinander in Konkurrenz stehen: Stuart Radzinsky und Dr. Pierre Chang. Warum sollte Radzinsky, der Jahre in der Dharma tätig war und den Schwan entwickelte, am Orientierungsfilm rumschneiden müssen? Und für wen? Was hat Radzinsky damit bezweckt? Dass Chang und Radzinsky in den seltensten Fällen einer Meinung gewesen sein dürften, liegt wohl auf der Hand – der eine ein hitzköpfiger, paranoider Egozentriker, der andere ein ruhiger, bisweilen vielleicht etwas launischer, aber dennoch besonnener Philanthrop. Bis auf ihren enormen Intellekt und ihre Dickköpfigkeit haben die beiden so gut wie nichts gemein. Aber was passierte nach dem Vorfall, dass Radzinsky zwar Dienst im Schwan hatte, aber sonst kein Mitspracherecht mehr besaß. Ich denke hier gibt es noch einige große Lücken, die Staffel 6 füllen sollte, denn bislang ist kein nachvollziehbarer Grund zu erkennen, weshalb Radzinsky etwas davon gehabt hätte, wenn im Orientierungsfilm nicht mehr darauf hingewiesen würde, dass man den Computer nur zur Codeeingabe gebrauchen darf. Der Code selbst wiederum wird im Orientierungsfilm nicht einmal erwähnt. Der Zuschauer wird mit Informationen nur so bombardiert, aber den Code „4 8 15 16 23 42“ nennt man ihm nicht, obwohl das doch das wichtigste ist. Wobei sich da dann gleich die Frage anschließt, weshalb dieser Code überhaupt notwendig ist? Würde es nicht genügen, einfach einen Knopf zu drücken und gut ist? Das ist aber noch lange nicht die letzte Ungereimtheit rund um den Film.

So wird etwa das Foto von Alvar Hanso laut Lostpedia von der Hanso Foundation selbst auf 2003 datiert – 23 Jahre nachdem der Film entstanden sein soll. Wieso erfahren wir aber überhaupt davon? Wusste Chang, dass der Schwan länger existieren würde als die Dharma? Denn in keinem anderen Orientierungsfilm wird etwas über die Hintergründe der Initiative erklärt. Wobei auch diese Hintergründe eine Menge weiterer Fragen aufwerfen: Das Bild, was uns hier von der Dharma geschildert wird, hat mit dem, was wir auf der Insel sehen, nur wenig zu tun, denn von einer weltweit operierenden Gemeinschaft aus Forschern und Freidenkern ist wenig zu erkennen, wenn die Losties im Jahr 1977 landen. Die Lehren Burrhus Frederic Skinners wiederum treffen eher auf die Anderen zu als auf die Dharma. Zwar sind der Raum 23 und die Käfige der Hydra mit Skinners Forschungsergebnissen und Experimenten in Verbindung zu bringen, doch seine soziologischen Gedankengänge treffen auf die Dharma eher weniger zu, obgleich sowohl Dharma als auch Skinner auf dem Gebiet der Utopischen Sozialwissenschaften forschten. Doch eine „gerechte“ Gesellschaft, in der wie in Skinners Roman „Walden Two“ durch Manipulation Herrschaft ausgeübt wird, findet sich ganz klar bei den Anderen und nicht bei der Dharma. Das sind Bens Methoden, nicht die der DeGroots. Die Dharma ist eindeutig eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft mit einer festen Aufgabenteilung, vergleichbar mit dem Gesellschaftssystem der Alten Ägypter.

Die anderen genannten Forschungsfelder lassen sich in den Stationen auf der Insel wiederfinden. Schwan und Orchidee beschäftigten sich beide mit Elektromagnetismus, die Perle mit Psychologie und Überwachung, die Hydra diente für Zoologische Forschung und Meteorologie kann man so ziemlich überall studieren, obgleich der Sturm hier eine naheliegende Möglichkeit wäre. Bliebe noch die Parapsychologie und die... sagen wir mal so: die ganze Insel ist eine einzige parapsychologische Forschungseinrichtung.

Finanziert wird der ganze Mumpitz von Alvar Hanso. Aber wer ist eigentlich Alvar Hanso? Ja, ja, ich weiß: „ein dänischer Industrieller und Rüstungsmagnat“. Aber das ist ja längst nicht alles! Zunächst einmal ist er der Enkel von Magnus Hanso, dem Kapitän der Black Rock und der ist höchstwahrscheinlich verwandt mit Tovard Hanso, der das Hauptbuch der Black Rock versteigern ließ. Es wechselte in den Besitz von Charles Widmore, der wiederum Chef der Widmore Corporation ist, die unmittelbar mit der Hanso Foundation und Paik Heavy Industries zusammenarbeitet. Tja, und da kommt man doch erstmals ins Stocken. Zunächst einmal muss man eine Frage in den Raum werfen: Wie konnte Charles Widmore in weniger als 12 Jahren vom Anführer der Buschmenschen zu einem der einflussreichsten und wohlhabendsten Geschäftsmänner der Welt werden? Diese Lücke in Charles Biographie wird von Staffel 6 zu füllen sein. Wer weiß, am Ende schloss er einen Faustischen Pakt mit „Samuel“? Zuzutrauen wäre es ihm. Oder aber Charles hatte dieses Vermögen schon vorher? Denn dann hätte er wie Darth Sidious bei „Star Wars“ auf beiden Seiten die Fäden in der Hand gehalten. Sowohl in der Dharma als auch bei den Feinden hätte er in der Chefetage gesessen oder zumindest großen Einfluss auf sie gehabt.

Welche Rolle spielt aber Alvar Hanso selbst. Es ist gewiss kein Zufall, dass die Beziehung seiner Familie zur Insel bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Ferner soll Alvar Hanso 112 Jahre alt sein, sieht aber nicht wirklich so aus. Kommt einem doch irgendwie bekannt vor... Nicht viel ist über Alvar Hansos Leben sonst noch bekannt. Man könnte meinen das es nicht zusammenpasst Rüstungsmagnat und Philanthrop zu sein, doch hier stimmt es wohl, da Hansos Waffenexporte währen des zweiten Weltkrieges an Widerstandbewegungen gegen die Nazis gingen und er im Kalten Krieg für Nato und UNO defensive Waffensysteme konstruierte. Man kann nur hoffen, dass Staffel 6 diese mysteriöse Figur noch einmal aufgreift, denn sonst wären Inhalt der Lost Experience und des Orientierungsfilmes ziemlich zusammenhangslos und einfach in den Äther gebrabbelt.

Nachdem Locke, Jack und wir nun einiges über die Dharma wissen und somit alle Klarheiten restlos beseitigt sind, kommt Chang/Candle/Wickmund/Halowax/Miles’ Daddy nun endlich zum Wesentlichen. Eigentlich sollte jedes Zweierteam 540 Tage in der Station sein – Des, Kelvin und Radzinsky waren definitiv länger da. Warum kamen Essenslieferungen, aber keine Ablösung? Was ist passiert? Okay, Charles Widmore ist passiert, schon klar, aber irgendwer von der Dharma ist ja noch da draußen und schickt mit Rosinenbombern Carepakete. Nur wer?

Ähnliche Fragen stellt Jack auch Desmond, währen sich Locke den Film ein zweites Mal ansieht. Er fragt nach der Initiative, Essenlieferungen und dem Absturz – Desmond gibt entweder zu verstehen, die Antwort nicht zu kennen, oder er weicht der Frage aus. Darauf, dass er Jack wiedererkannt hat, geht er auch nicht mehr ein. Vermutlich ist er sich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal sicher von wann und wo er Jack kennt. Als Desmond den vermeintlich reparierten Computer wieder anstartet, fliegt ihm der Kasten um die Ohren. Obgleich er noch 49 Minuten übrig hätte, das Teil zu reparieren, flieht er. „It’s over!“ („Es ist gelaufen!“). Der gibt aber schnell auf! Jack folgt Desmond, der in Richtung Elizabeth unterwegs ist, und lässt John im Schwan zurück. Warum verlässt Desmond die Station so rasch? Zum einen natürlich aus Angst. Er will soweit von der Insel weg sein wie möglich, wenn sie hopsgeht. Aber er sieht auch eine Chance endlich aus der Verpflichtung, die Taste zu drücken, rauszukommen, denn wenn Sayid den Computer repariert bekommt, haben die Losties ein Interesse daran bewiesen, die Taste selbst weiter zu drücken. Wenn Desmond dann nicht mehr anwesend ist, ist er aus dem Schneider.

Nachdem Jack John im Schwan alleine zurückgelassen hat, tickt der total aus. Wieder zeigt sich John Ungeduld und Wut. Den Test der Insel, mit dieser Situation besonnen umzugehen, besteht John nicht. Er wird wütend, klagt die Insel an: „Why is this happening like this? What do you want? What do you... What am I supposed to do?!“ („Warum passiert das so? Was erwartest du ? Was willst... Was bin ich bestimmt zu tun?“) Hier zeigt sich mal wieder auf was für wackeligen Füßen Johns Glaube doch steht. Hatte er Charlie nicht einmal gesagt, dass die Insel ihn leiden ließe, damit er stark wird? Johns Überzeugung beginnt sofort zu bröckeln, sobald er vor einer Aufgabe steht, die von ihm verlangt, sich selbst etwas einfallen zu lassen. Vergleichen wir John nun mit Ben, müssen wir doch sagen: Bens Glauben ist weitaus gefestigter. Er hinterfragt zwar, was die Insel ihm aufträgt, aber geht dennoch gefestigt seinen Weg. John ist fanatisch, so fanatisch, dass er glaubt, er selbst müsse nicht selbst aktiv werden. Ben hingegen hat als einzige Maßgabe die Insel zu schützen, ob sie ihm nun hilft oder nicht. Selbst als sie sich komplett von ihm abwendet, ist er nicht bereit sie zu verraten. Mehr noch: er hilft, Jacob zu ermorden, weil er glaubt, dass es der Wille der Insel ist. Ben ist in seinem Glauben unerschütterlich ohne dabei seinen Verstand auszuschalten und fanatisch zu werden. John hingegen kommt sofort ins Wanken, wenn jemand oder etwas an seinem Glauben kratzt bzw. sich die Dinge anders entwickeln, als er angenommen, geglaubt hat. John ist so voll von Zweifeln, dass es ihm schwer fällt zu glauben, obwohl er es möchte – „It has never been ‚easy!“ („Es war niemals ‚leicht’!“). Er präsentiert seinen Glauben, kehrt ihn nach außen und versteckt so seine Zweifel, vor sich selbst, vor der Insel und vor allem vor Jack. Und damit sind wir nun auch endlich bei Jack angekommen:

In dieser Folge gibt es wieder eine Menge Hinweise darauf, dass Jack mehr weiß und daher auch etwas anderes meint, als wir und auch John, Des und Kate daraus lesen. Seine Aussagen gehen über das hinaus, was offenkundig ist. Zunächst verhält sich Jack nur herrisch, unausstehlich: „Don’t tell me what to do!“ („Sag mir nicht, was ich tun soll!“) Doch wieso ist er so erpicht darauf, dass John und Des aufhören, die Taste zu drücken, den Zähler auf Null laufen lassen. Jacks Verhalten beginnt merkwürdig zu werden, als er und John den Film ansehen. Obgleich Jack sagt, dass er nichts von alledem glaubt, ist er weitaus nervöser als John. Den Film guckt er nur widerwillig, ein zweites Mal will er ihn nicht sehen. Warum? Wäre es denkbar, dass er den Film schon kannte? Wenn Jack in einer Zeitschleife festhängt und weiß, was es mit dem Schwan auf sich hat, will er Desmond und John vielleicht wirklich davon überzeugen, den Zähler auf Null laufen zu lassen, um so die Zeitschleife zu unterbrechen: denn der Schwan ist der Dreh- und Angelpunkt von Jacks Schicksal. Was hat Jack zu verlieren, wenn John die Taste drückt? Warum ist es ihm so wichtig John von seinem Weg abzubringen? Aber auch Desmond will er vom Gegenteil überzeugen. Doch vielleicht ist das Spiel, von dem Jack spricht, gar nicht die Taste, sondern die Insel selbst. Jack agiert hier wie „Samuel“ als eine Art Verführer, jemand, der die beiden Gläubigen von ihrem Pfad abbringen will.

Jack lässt John alleine („We do nothing!“) und folgt Desmond, der, als Jack ihn einholt, denkt, er sei ihm wegen dem Code gefolgt. Mit einer unverständlichen Wut und Überzeugung brüllt Jack: „Nothing is going to happen!“ („Nichts wird passieren“) Doch sehr viel faszinierender ist noch der bedeutungsschwangere Ausbruch: „Why are you running? You don't even know what you're running from!“ („Warum läufst du davon? Du weißt doch nicht einmal wovor du davon läufst!“) Die Art und Weise wie er das sagt, klingt fast wie: „Ich weiß es, du aber nicht! Ich weiß es, weil ich die Bombe gezündet habe, wegen der es zu dem Vorfall kam! Ich weiß es, weil ich schon miterlebt habe, was passiert, wenn der Zähler auf Null springt! Und weißt du was? Ich will, dass es passiert, damit all das endlich ein Ende hat!“

Desmonds Fragen weicht er aus, entgegnet ständig: „It doesn’t matter“ („Es spielt keine Rolle“). Doch Desmond trifft zielsicher nicht nur Jacks Achillesferse, sondern auch das, was sie beide gemein haben. Sie beide haben die Frau, die sie geliebt haben, verloren, ehe sie auf der Insel strandeten. Das schlimmste daran ist: Sie beide sind selbst schuld daran! Desmond verlässt Jack, der weinend zusammensackt, mit den Worten: „See ya in a another life, yeah?“

Sayid hat derweil den Computer repariert und John tippt den Code ein: 4 8 15 16 23 32. „It’s not 32, it’s 42!“ („Es ist nicht die 32, es ist die 42!“), sagt Jack, als er den Schwan erreicht, kurz bevor John die Taste drücken kann. Jack ist sich sicher. Hat der sich die Zahlen aber schnell gemerkt, obwohl er sie gar nicht wissen wollte... faszinierend!

Aber der Rest dieser Szene ist dann schon fast etwas gruselig, so viel Subtext fließt da mit ein. Jack ist völlig verzweifelt, hat Tränen in den Augen. Hier geht es nicht mehr nur um den Knopf. Wenn Jack weiß was passiert, dann ist er so fertig, weil er nicht die Kraft hatte, es passieren zu lassen. Er will nicht noch einmal nachgeben, den Kreislauf nicht auch noch selbst im Spiel halten. Doch wenn er nicht weiß, was passiert, wenn es wirklich eine Frage des Glaubens ist, dann ist er über seinen eigenen Zweifel erbost. Und John? John geht es auch nicht nur um die Taste, es geht darum, Jacks Glauben zu prüfen. John will herausfinden, ob Jack in der Lage ist zu glauben. Dabei hat Jack schon längst bewiesen, dass er das Zeug zum Fanatiker hat, allerdings in der entgegengesetzten Richtung. Dann fällt der alles entscheidende Satz, die Frage, die die Beziehung zwischen John und Jack auf den Punkt bringt: „Why do you find it so hard to believe?“ („Warum fällt es dir so schwer, daran zu glauben?“) Was antwortet Jack? „Why do you find it so easy?“ („Warum fällt es dir so leicht?“) Wenn Jack in einer Zeitschleife steckt, könnte er hier versucht haben, John zu retten. Letztlich ist es nämlich genau dieser fanatische Glaube, der John tötet und somit auch zu Jacobs Tod führt. Es geht schon längst nicht mehr um die Taste, es geht um Autorität und Glaube, aber auch darum, wer bereits ist zu zweifeln. John erwidert Jack: „It's never been ‘easy’!“ („Es war niemals ‚leicht’!“) John legt Jack seine Zweifel offen und bittet ihn um Hilfe. Er will, dass Jack mitzieht, weil er jemanden sucht, der bereit ist, mit ihm zu glauben: „I can't do this alone, Jack. I don't want to. It's a leap of faith, Jack.“ („Ich kann das nicht alleine tun, Jack. I will es nicht. Es ist eine Frage des Glaubens, Jack.“)

Montag, 9. November 2009

Sorry - mit klitzekleinem Trostpflaster

Das Schicksal hat irgendwie was gegen mich. Immer wenn ich denke, ich käme mal zum Schreiben kommt wieder irgendwas dazwischen... "Sei es ein Meteorit... oder ein Araber... oder ein arabischer Meteorit" (Serdar Somuncu). Meine Meteoriten heißen unplanmäßige Nachhilfe, abgelaufener Personalausweis und familiärer Krankheitsfall. Obwohl also schon fast zwei Seiten getippt sind, zweifle ich daran, dass ich heute noch fertig werde. Da aber ein Teil der Review sich um einen positiven Wink des Schicksals drehen und weniger, um die Folge, kommt dieser Part von gestern morgen schon mal vorab:

Schon komisch wie einem manchmal der Zufall zur Hilfe eilt. Eigentlich hätte ich heute morgen ja die nächste Lost-Folge gucken sollen. Doch weil sich beim Frühstücken so schlecht schreiben lässt, habe ich aus einem Anflug von Nostalgie heraus kabel1 angeschaltet, wo am Wochenende vormittags ja immer die guten, alten Trickserien laufen, auch solche, die eigentlich nie für Kinder gedacht waren. Aber das werden die deutschen Medienaffen wohl nie begreifen: Zeichentrick kann auch für Erwachsene und Jugendliche sein. Na ja, zumindest lief da eine Folge von „Gargoyles“, in der es um eine Insel und eine alte Indianerkultur ging. Auf dieser Insel konkurrieren zwei Kinder des Elfenkönigs Oberon um die Herrschaft. Es ist ihnen allerdings untersagt, sich in ihrer übernatürlichen Gestalt zu erkennen zu geben oder gar in die Geschicke der Menschen ummittelbar einzumischen. Die gute Macht, die Großmutter, lebt in menschlicher Gestalt als Stammesälteste in der Indianersiedlung, die jedoch bis auf den Häuptlingssohn komplett verlassen wurde. Auch der Häuptlingssohn lehnt das Erbe seiner Vorfahren ab, ist im Aufbruch zurück in die Zivilisation inbegriffen, in der er sich weit mehr zuhause fühlt. Er hat in Harvard studiert und ist ein Mann der Wissenschaft. Die chaotische Macht, der „Blender“ wie ihn die Großmutter nennt, ist der Rabe. Er ändert seine Gestalt je nach dem, welche ihm nützlich ist: mal fliegt er als Rabe umher, um unerkannt zu beobachten, dann wieder zeigt er sich als Mensch und manipuliert so die Menschen. Den drei Gargoyles zeigt er sich natürlich selbst als Gargoyle. Die Großmutter hingegen nimmt nur dann übernatürliche Gestalten an, wenn sie so Menschen (insbesondere den Häuptlingssohn) von der Existenz übernatürlicher Wesen überzeugen kann. Sie gibt sich in jenen Gestalten aber nie zu erkennen, sondern will einfach den Glauben stärken. Ihre Täuschung ist also rein friedlicher Natur. Es ist wichtig, dass sie den Glauben des Häuptlingssohnes stärkt, weil nur dieser den Raben im Kampf besiegen darf/kann/soll... wie auch immer. Als ihm das gelungen ist, wird die Großmutter zu einem Fluss und Eins mit der Insel – sie stirbt und erschafft damit neues Leben. Die drei Gargoyles und Elisa, die auf der Insel gestrandet waren und in diesen Kampf hineingerieten, verlassen die Insel am Ende wieder.

Ich will Darlton nun absolut nicht unterstellen, sie würden bei „Gargoyles“ abschreiben, da ich aus eigener Erfahrung nur zu gut weiß, dass solche Parallelen viel öfter Zufall oder genrebedingte Ähnlichkeiten sind, als der Leser bzw. Zuschauer bereit wäre zu glauben. Doch die Ähnlichkeit zu dem Kampf zwischen Jacob und „Samuel“ ist schon sehr frappierend und daher fand ich es erwähnenswert und vielleicht fühlt sich ja der ein oder andere zu neuen Theorien inspiriert, die er bitte posten soll. Mir sind zwar auch ein paar Gedanken gekommen, doch würde ich gerne erst mal hören, was euch spontan einfällt, ehe ich wieder meinen Senf dazu abgebe. Falls sich einer die Mühe machen möchte, das Internet nach der Folge zu durchforsten (YouTube, MyVideo und wie sie alle heißen), fänd’ ich das klasse – laut imdb ist es die 25. Folge der 2. Staffel „Heritage“.


Der Rest, also die eigentliche Review, kommt bald als möglich