Mittwoch, 20. Januar 2010

Erstes Promobild zu meinem neuen Schreibprojekt

Wenn ich eines von den "Lost"-Autoren gelernt habe, dann ist es fast nichts zu verraten, aber ein bisschen was zu zeigen. Da ich außerdem immer noch nach ein paar kreativen Menschen suche, die mir ein wenig zur Hand gehen und an der Entstehung mitwirken wollen, nutze ich diesen Blog heute mal für etwas Werbung. Die reinen "Lost"-Fans mögen es mir verzeihen und jene, die auch andere Schreibprojekte von mir interessieren, wird es hoffentlich freuen ;-)


Und ja, ich musste bereits existierende Bilder verwenden, aber ich glaube außer dem Atompilz erkennt man davon wohl eh' nichts mehr...hoffe ich^^

Dienstag, 19. Januar 2010

"God doesn't know." - die neue Review

Dave:

Ich hatte ja erwartet, dass ich zu dieser Folge unheimlich viel zu sagen hätte, aber so viel zu sagen, gibt es da dann doch nicht. Das Meiste erschließt sich mittlerweile nämlich ziemlich rasch von selbst. Außer einigen kurzen Szenen im Schwan dreht sich alles nur um zwei Personen: Hurley und Libby, die beide von der Insel geprüft werden. Hurley wird von der Insel mit Essen und eingebildeten Glatzköpfen (ich meine nicht John, obgleich der manchmal auch eingebildet sein mag und eine Glatze hat) geprüft und Libby, indem sie vor die Aufgabe gestellt wird, Hurley bei der Bewältigung seiner Probleme zu helfen.

Wie Hurley schon gegenüber Locke zugab, ist er kein Freund von Veränderungen. Er fürchtet halt, dass Veränderung auch Verschlechterung bedeuten kann. Sowohl auf der Insel als auch in Santa Rosa will Dave Hurley davon abhalten, sich zu verändern. Das Essen und Hurleys Fresssucht sind hierbei wohl eher symbolisch zu verstehen, da sie sein offensichtlichstes Problem darstellen, obwohl er damit nur ganz andere Probleme kompensiert.

Aber wer oder was ist Dave? Wir können nach Staffel 5 wohl davon ausgehen, dass Dave nicht wirklich pure Einbildung ist, sondern schlichtweg der erste „Geist“, den unser Sixth-Sense-Man sah. Dave will die Veränderungen an Hurley, die sowohl Brooks als auch Libby vorantreiben wollen, aufhalten, um... ? Ja, warum eigentlich? Ist Dave böse? Mag er Hurley wirklich so, wie er is(s)t? Ich schätze mal, dass Hurley für Dave die letzte existierende Verbindung zur diesseitigen Welt ist und er durch ihn zumindest annähernd das Gefühl hat, die Freuden des Lebens weiterhin erleben zu können. Er vermittelt Hurley stets eine „Carpe Diem“-Einstellung, weil er selbst nicht mehr in der Lage ist, Tacos und Cheeseburger zu essen. Vielleicht bereut er sogar, in seinem Leben nicht viel mehr Tacos und Cheeseburger gegessen zu haben. Gleichzeitig befürchtet er vermutlich auch, dass eine Veränderung in Hurleys Wesen dazu führen könnte, dass Hurley die Verbindung zur jenseitigen Welt verliert und somit auch Dave nicht mehr wahrnehmen könnte.

Bleibt die Frage, wieso er erst jetzt auf der Insel auftaucht? Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: es ist gar nicht Dave, sondern „Samuel“ in Daves Gestalt (wenn Dave tot ist, würde das ja durchaus passen), der Hurleys Tod herbeiführen will. Doch darf er ihn nicht einfach töten, da er nur jene töten darf, die gesündigt haben, weshalb er ihn zum Selbstmord bewegen muss. Jetzt fragen sich wohl einige, wieso er nur Sünder töten darf. Gehen wir davon aus, dass „Samuel“ das Monster ist, so hat er nur den Piloten, einen Söldner und Eko getötet. Eko tötete er jedoch erst, nachdem dieser sich weigerte zu bereuen. „Samuel“ kann vielleicht auch Jacob nicht töten, da der ohne Sünde ist, also braucht er jemanden, gegen den Jacob sich versündigt hat, ehe er Jacob aus dem Weg räumen kann. Denn wie allen Engeln, Dämonen oder Göttern ist es Jacob und „Samuel“ nicht möglich oder zumindest untersagt, den freien Willen eines Menschen außer Kraft zu setzen. Sie dürfen überreden, manipulieren und auf jede erdenkliche Weise Einfluss auf die Menschen nehmen, die auch anderen Sterblichen offen stünde. Sie dürfen aber nicht ihre göttliche Macht missbrauchen, um den Freien Willen zu brechen, außer der betreffende Mensch hat ihnen durch sein Verhalten einen treffenden Grund gegeben. „Samuel“ kann aber auch niemanden dazu bringen, Hurley zu töten, da die Zahlen ihn schützen, also muss er Hurley manipulieren, bis der aus freiem Willen Suizid begeht. Bei Jacobs Interesse an Hurley scheint diese Möglichkeit durchaus wahrscheinlich. Es würde auch zu den Prüfungen der Insel passen, denn Libby hat schon recht: kaum befreit Hurley sich, fällt mehr Essen vom Himmel.

Die andere Möglichkeit wäre, dass es sich wirklich um Dave handelt und Libby sein Erscheinen auslöst. Wir wissen, dass der Name von Libbys Ehemann David Smith war. Dave leitet sich von David ab. Sowohl in Santa Rosa als auch auf der Insel ist Libby in der Nähe. Vermutlich hing Davids Geist also in der Nähe seiner Frau rum, folgte ihr bis nach Santa Rosa und stellte fest, dass Hurley ihn sehen und hören kann. Was er aber nicht will, ist, dass Hurley was mit seiner Frau anfängt, also interveniert er, als sich eine Beziehung zwischen Hurley und Libby anbahnt. Vielleicht fürchtet er auch berechtigter Weise der Fluch der zahlen könnte zuschlagen und Libby töten, sobald sie Hurley zu nahe kommt.

Hurley hat Libby also gerade seine Fresssucht gestanden und als ebenfalls verrückte Psychiaterin hat sie natürlich Verständnis für Hurley und will ihm helfen. Wie herrlich gutgläubig und naiv Libby ist, zeigt sich als das Carepaket landet und sie allen Ernstes anregt, man könne doch einfach jeden das nehmen lassen, was er braucht. Schöne marxistische Einstellung hat unsere Libby da. Doch leider ist der Mensch für gewöhnlich ein von Natur aus raffgieriger Kapitalist. Sawyer hat das erkannt und denkt sich: Wenn ich schon im Kapitalismus lebe, dann auch auf der Gewinnerseite. Wiedereinmal prallen zwei Weltanschauungen aufeinander. Auf der einen Seite haben wir den auf Konkurrenzdenken und Gewinnmaximierung – also auf persönlichen Profit – ausgelegten Kapitalismus, der aber, wie sich derzeit überall auf der Welt wieder zeigt, selbst wenn genug Kapital da ist, nicht wirklich funktioniert. Dem entgegen steht ein hypothetisches Wirtschaftssystem, das nur funktionieren kann, wenn alle in der Gemeinschaft bereit sind, ihre eignen Wünsche etwas zurückzustellen, wenn sie dadurch der Gemeinschaft dienen können. In der Wirtschaft ist das Zauberwort stets „Güter“. Güter das sind sowohl das Privatvermögen des einzelnen als auch Produktionsgüter, die im Marxismus allerdings der ganzen Gesellschaft gehören, während sie im Kapitalismus Eigentum einzelner Privatpersonen sind. Wer besonders viele Güter hat, hat ein großes Kapital. Auf der Insel besteht Kapital allerdings nicht aus Geld, sondern aus Lebensmitteln, Waffen und Arzneien, denn das sind die raren Güter. Die Losties sind noch ganz und gar in ihrer kapitalistisch geprägten Denkweise aus Konkurrenzdenken und Übervorteilung verhaftet. Sawyer ist dafür das beste Beispiel. Tom ist der einzige Andere, der je von wirklichem Besitzdenken redet. Letztlich lassen die Anderen die Losties aber gewähren, denn wem gehören schon Früchte von wilden Baumbeständen, Wasser und dergleichen? Libby, Jack und Ben nehmen mehr als alle anderen Charaktere eine marxistische Grundhaltung ein. Bei Jack ist allerdings wie immer das Problem: was für andere gilt, gilt für ihn selbst noch lange nicht (das ist wohl mehr leninistisch, als marxistisch^^). Deshalb bleiben wir mal exemplarisch bei Ben und Libby. Ben meldet selten so etwas wie Besitzdenken an, was auch den großen Unterschied zu Charles ausmacht („The Island is mine and always was!“). In einer kleinen Gesellschaft wie der der Anderen funktioniert ein kommunistisches System auch ziemlich problemlos, denn sie sind tatsächlich aufeinander angewiesen und müssen dafür sorgen, dass sowohl die Bedürfnisse des Einzelnen als auch die des Kollektivs erfüllt werden. Ben ist stets bemüht die Grundbedürfnisse aller gleichermaßen zu erfüllen, was ihn bei vielen eher unbeleibt macht. Doch wie jeder Anführer kann er sich manchmal den Verlockungen seiner Macht nicht erwehren – wie man im Fall Goodwin sieht. Nichtsdestotrotz hat für Ben vor allem das Überleben der Gruppe oberste Priorität. Grund und Boden gehören in dem Sinne keinem, es gibt kein Geld auf der Insel. Es wird erwirtschaftet und verteilt. Libby geht davon aus, dass müsste bei den Losties doch genauso funktionieren. Doch sind die einfach noch nicht voll und ganz auf der Insel angekommen. Jeder ist noch immer auf seinen Vorteil bedacht. Wie wir wissen gibt sich das mit der Zeit und das Überleben der Gruppe rückt mehr in der Vordergrund. Aber wer ist auf der Insel unter den Losties am mächtigsten? Nicht der Vermögendste, denn Hurleys Millionen helfen ihm auf der Insel herzlich wenig. Auf der Insel hat der den größten Einfluss, auf den die anderen am meisten angewiesen sind: Jack ist als Arzt für jeden überlebenswichtig, ebenso John als Jäger und Überlebenskünstler. Sayid erhält Macht, sobald seine „technischen“ Fähigkeiten von Nutzen sind. Sawyer wird zum neuen Anführer, als es darum geht, den Dharma-Futzis was vorzugaukeln. Jin hat als Fischer auch Macht, was auch Sun zu einer gewissen Machtstellung verhilft, da sie sein Sprachrohr darstellt. Dass auch solche, die scheinbar unwichtig sind, Macht unter den Losties erlangen können, konnten wir an Arzt gut beobachten: er wusste etwas, das die anderen nicht wussten, und plötzlich war er wichtig.

Zurück zu Hurley und Dave: Dave nickt Hurley sehr bedeutungsschwanger zu und dann ist er auch schon ab durch die Hecke. Hurley bleibt nur ein Slipper. Also mal wieder ein Schuh. Diesmal hängt er nicht im Baum, guckt nicht unter Trümmern vor und es ist auch nicht John, dem dieser Schuh nun fehlt, nein, diese Latschen gehört zu Dave und damit hat er mir den anderen bedeutsamen Schuhen eines gemein: er gehört einem Toten.

Die Insel testet Hurley also ähnlich wie auch Charlie. „Sure, okay. Pretty weird, huh? So the Island won't let you lose weight. You destroy your stash, then BANG: more food falls from the sky.“ („Sicher, okay. Ist schon ziemlichmerkwürdig, hä? Die Insel will also nicht, dass du Gewicht verlierst. Du vernichtest dein Versteck und PENG: Mehr Essen fällt vom Himmel.“) Das ging Charlie mit dem Heroin ähnlich. Die Tests der Insel enden nicht einfach, man muss es selbst beenden. Und alles, was bis dahin passiert, ist Fortschritt.

Und da Eko und Charlie gerade mit dem Kirchenbau beginnen und es auch sonst gut in die Folge passt – wie ihr noch merken werdet – bleiben wir mal direkt religiös: In nomine Jakobi, et Benjaminis, et Insulae Sanctae. Amen. Es steht geschrieben im Heiligen Lindelof Evangelium Kapitel 4 Vers 23-42, dass Hurley mit einem Schuh in der Hand nach Dave suchte und stattdessen Fischcracker fand. Als er dieses ihm bereitete Mahl zu sich nahm, erblickte er Dave und verkündete die frohe Botschaft: „Youuummmm n’t he’e!“ („Du ...mmmmh... bi’d ni’t hie’“) AMEN! Dave hingegen sprach nicht und warf stattdessen eine Kokosnuss nach dem Haupte des Propheten. „Aua!“, sprach der Prophet und folgte dem infamen Kokosnuss-Werfer, dessen Haupt auch aussah wie eine Kokosnuss, in den Dschungel. Doch so führte Dave den Propheten zu dem Felsen, auf dem Eko, ein rechtschaffener Mann, der nur 42 Leute umgebracht hatte, seine Kirche, ein Haus Gottes, baute. Dort verkündete nun Charlie, er habe einen Eisbären des Herren auf Rollschuhen erblickt. Amen.

Doch höret nun die frohe Botschaft von unserem Messias, der erschoss die Lahmen und Fußkranken – oft mit mäßigem Erfolg. Was als kleiner Scherz begann kommt nun recht nah an die Realität, denn, wenn ich so gucke, wie Ben da so hängt, erinnert mich das doch an irgendwen... wartet! Sagt nichts! Ich komm gleich drauf! Während ich nachdenke, gucken wir mal nach einem Fußkranken: John Locke. Der Arme muss sich nämlich von Jack verarzten lassen. John hat’s echt nicht leicht im Leben! Nierenklauende Väter, einige Jahre im Rollstuhl... kann man alles verschmerzen, aber: Jack als Arzt? Oh, Gott! Dann doch lieber Dr. House oder Dr. Mabuse oder Dr. Frankenstein...oder Dr. No.

Als John im Krankenbett liegt wird sein Fuß aus der gleichen Kameraperspektive gezeigt wie direkt nach dem Crash, wodurch die Parallelen zwischen den beiden Situationen ebenso verdeutlicht werden, wie die offenkundigen Unterschiede. Was ich aber mal wieder viel bemerkenswerter finde ist Jacks plötzlicher Sinneswandel bezüglich „Henry“. Mit unglaublicher Sicherheit bekräftigt er John gegenüber, „Henry“ wäre nur nicht geflohen, weil er geglaubt hätte, dass seine Geschichte funktioniert. Dieses Übermaß an Gewissheit würde ich mal wieder als Indiz für die Zeitschleifen-Hypothese werten, denn Jack verhält sich plötzlich so wie dann erst wieder Wochen später, so als würde er Ben schon ewig kennen.

Womit wir wieder beim Insel-Messias wären und nun ist mir auch der Name von dem anderen Knilch wieder eingefallen: Brian aus „Das Leben des Brian“. Okay....gewisse Parallelen zu diesem Jesus bestehen sicherlich auch... . Ben fehlt eigentlich nur noch das Kreuz im Hintergrund, dann wäre das Bild perfekt. Die kleine, rasch enttarnte Lügenstory, die Baron Linushausen Sayid jetzt auftischt, will ich gar nicht weiter vertiefen. Sie demonstriert nur mal wieder Bens Einfallsreichtum und seine Intelligenz. Sayid kommt ihm hier wiederholt nur durch einen verdammt glücklichen Zufall auf die Schliche, aber das zeichnet einen guten Detektiv wohl aus: er muss an das denken, woran sein Gegenüber trotz allem nicht gedacht hat.

Daraufhin „verplappert“ sich Ben und ihm rutscht ganz aus Versehen ein „er“ raus. Tja, jetzt kommt die Story vom großen Unbekannten. Der Anführer der Anderen ist Ben selbst, also erfindet er mal rasch ein bedrohliches Schreckgespenst, eine Mischung aus sich selbst, Jacob, Charles Widmore und Darth Vader. Denn dieser „Er“, von dem Ben hier angsterfüllt spricht, existiert nicht. Weder Jacob noch Ben selbst würden den Tod eines der Ihren anordnen, nur weil er unter Folter und Todesdrohungen eingeknickt ist – was auch passiert ist, ist passiert – eine Bestrafung á la Darth Vader nützt dann auch nichts mehr. Ben dämonisiert sich selbst, weil er einmal als angeblicher Untergebener auf Mitleid der Losties hofft und außerdem, um für später so schon mal ein Bild von sich selbst in ihren Köpfen festzusetzen, dass sie mit genug EhrFURCHT erfüllt, damit sie ihm nicht ohne weiteres gefährlich werden. Das ist wohl eines der wenigen Beispiel für einen Plan Bens, der nicht einmal ansatzweise von Erfolg gekrönt wäre. Daher sattelt er, als Sayid ihn mal wieder erschießen will (würde er in „He’s Our You“ nicht treffen, wäre ich geneigt zu sagen: langsam wird’s langweilig^^), auf eine andere Taktik um und ruft weinerlich: „I’m not a bad person!“ („Ich bin kein schlechter Mensch!“) Tja, ein Hoch auf die Vorurteile. Ben ist ein Anderer – das ist alles, was Sayid noch interessiert. Bens ewiger Fluch ist wohl, dass keiner seine einmal gefasste Meinung über ihn revidiert (da schließe ich mich selbst keineswegs aus ;-) ). Dank Ana erschießt Sayid statt Ben nur die Wand – das hat er von Greedo gelernt. Ab und an ist Ana ja dann doch mal zu was gut. Jack ist vom Geschehen überraschender Weise nicht sehr überrascht und schließt Locke, als der wissen will, was passiert ist, mal wieder munter aus allem aus – frei nach dem Motto: „Dein Bein ist gebrochen, also halt dich da raus, denn ich bin Jack Shephard und mein Wort ist Gesetz!“

Und wo wir schon bei verrückten Patienten und ihren noch verrückteren Ärzten sind, können wir ja mal gut gelaunt (und verrückt) nach Santa Rosa zurückkehren, wo Lennard Hurley gerade im VIER-Gewinnt abzieht. „4 8 15 16 23 42 4 8 15 16 23 42 4 8 15 16 23 42“ (übersetzt so viel wie: „4 8 15 16 23 42 4 8 15 16 23 42 4 8 15 16 23 42“). Gebt Lennard ein Megaphon, legt einen lauten, schnellen Beat drunter und fertig ist der neue Hit von Scooter. Obwohl? Nein, der Text ist für die zu anspruchsvoll.

Dave klärt Hurley derweil darüber auf, dass Sellerie KEIN Snack ist und damit hat er ja nun irgendwo recht. Auch überredet Dave Hurley dazu, die Tabletten nicht zu nehmen. Die Gründe für beides haben wir – denke ich – hinreichend geklärt. Dr. Brooks kommt zumindest vorbei und schießt sein Foto und da frag ich mich doch, ob Dave da nicht schon geahnt hat, wie das Ende vom Lied aussieht. Aber wäre er aus der Rolle gefallen, hätte die Story mit Photoshop wohl keine Früchte tragen können.

Zurück auf der Insel vermöbelt Hurley Sawyer, nachdem der ihn verarscht hat. Ben ist wohl nicht der einzige, der in dieser Serie regelmäßig aufs Maul kriegt. Außerdem hat Hurley Norman Bates einen Satz geklaut, den man ausnahmslos von Leuten zu hören bekommt, die nicht mehr ganz rund laufen oder wie Locke sagte „Verrückte wissen nicht, dass sie verrückt werden – die denken, sie sehen endlich klar.“: „I’m not crazy!“ („Ich bin nicht verrückt!“) Kate ist später sehr belustigt, als sie von dieser Anekdote erfährt.

An dieser Stelle kurz mein Lieblingsdialog dieser Folge, der im übrigen sehr schön zweideutig ist: „I'm just going to live alone and be one of those guys... you know, the crazy guys with a big beard and no clothes, who's naked and throws doodie at people.“ – „Hurley, you don't have to do this.“ („Ich werden einfach alleine leben und sein wie einer dieser Typen... du weißt schon, diese verrückten Typen mit einem buschigen Bart und ohne Kleider, die nackt sind und mit Kacka nach Leuten werfen.“ – „Hurley, du musst das nicht tun?“ – im übrigen kannte mein Word das Wort „Kacka“ nicht und bot mir stattdessen „Kafka“ an; dem armen Mann bleibt auch nichts erspart^^) Ich frag mich einfach: Worauf bezieht Libby dieses „du musst das nicht tun“? Auf das nackt Rumlaufen? Auf das Werfen mit Stoffwechselendprodukten? Auf das in den Höhlen leben (lustig wäre, wenn sie es nur auf diesen einen Punkt bezogen hätte)? Auf das volle Programm?

Hurley macht also den Sayid und will das Lager verlassen – mit Erdnussbutter. Was haben die in dieser Serie nur immer mit ihrer Erdnussbutter? Vermutlich hängt die Lösung irgendeines großen Geheimnisses damit zusammen. Vielleicht hat „Samuel“ ja eine Erdnussallergie und Ben kippt ihm am Ende von Staffel 6 so ein großes Glas Dharma-Peanutbutter über die Rübe (Manoj Night Shyamalan lässt schön grüßen – zum wiederholten Male in dieser Review, aber wenigstens mal mit „Signs“ statt mit „The Sixth Sense“ ).

Wo diese Erdnussbutter endete, wissen wir: da freuen sich bald irgendwelche Eisbären drüber. Wieder verkündet Hurley, Dave sei nicht hier; wieder hat er den Mund dabei voll und deshalb versteht man wieder nur die Hälfte.

Das nächste Flashback zeigt uns ein Einzeltherapiegespräch Hurleys bei Dr. Brooks. Es geht um Hühnchen, Balkone, Fresssucht, die Zahlen 23 und 8... ach und über imaginäre, glatzköpfige Bandemantelträger. Interessant an der Geschichte mit dem Unfall ist einzig und allein die Tatsache, dass Hurley bereits glaubte, für anderer Leute Pech verantwortlich zu sein, ehe er im Lotto gespielt hatte. Wäre es da nicht denkbar, dass die Zahlen nur eine Projektionsfläche, ein Sündenbock für Hurley sind und es tatsächlich keinen Fluch gibt. Was wäre also, wenn die Zahlen einfach eine Seriennummer waren, übernommen wurden für den Computer und Hurley so besessen von den Zahlen war, dass er tatsächlich das Tonband für den Funkturm besprochen hat. Der größte Knalleffekt, den man bezüglich der Zahlen bringen könnte, wäre es letztlich, gar keinen zu bringen ;-). Brooks gibt also Hurley zu verstehen, Dave würde nicht existieren. In der Tat interagiert Dave in Santa Rosa (anders als auf der Insel) nie mit der Umgebung: beim Basketballspiel bekommt er nie den Ball, beim Vier-Gewinnt sitzt er daneben, tut aber nicht und bei der Flucht handelt stets Hurley (Lasagne, Schlüssel klauen, Aufschließen des Fensters etc.). Auf der Insel hingegen wirft Dave zumindest mit Kokosnüssen und verliert Pantoffeln. Ebenso streitet Insel-Dave gar nicht ab, ein Aspekt von Hurleys Fantasie zu sein. Es gibt also schon signifikante Unterschiede zwischen dem Insel-Dave und dem Flashback-Dave.

Insel-Dave versucht zumindest Hurley davon zu überzeugen, dass die ganze Schose nur ein wirrer Traum ist und führt ihn zu einer Klippe, wo er gerne das Ende von „Vanilla Sky“ mit Hurley nachspielen will. Gleichzeitig wird hier aber auch eine Parallele zum Fenster im Flashback aufgebaut. Beide Male springt Dave hindurch bzw. hinüber und will, dass Hurley ihm folgt. Außerdem darf natürlich auch einer unser aller Lieblingssätze nicht fehlen und so verabschiedet Dave sich vor seinem Fall von der Klippe mit einem herzlichen: „See you in another life, Hurley.“ („Seh dich in einem anderen Leben, Hurley.“) Als Libby auftaucht, schmettert Hurley gleich den nächsten Lost-Standard-Satz raus: „You don’t know me!“ (Mal ehrlich muss ich das noch übersetzen?) Libbys Argumente, die Hurley davon überzeugen sollen, dass die Bekloppteninsel real ist, hinken allerdings gewaltig, denn jeder dürfte es schon mal erlebt haben, dass in einem sehr realen Traum, das Gehirn einem Streiche spielt und man dann von seinen eigenen Gedanken überrascht wird. Also nur weil Libby etwas weiß, das Hurley selbst nicht bewusst ist, muss er noch lange nicht träumen. Denn das ist ja das fiese an Träumen: sie existieren wie jede Sinneswahrnehmung vor allem im Gehirn. Einfaches Beispiel: Nehmen wir nur mal hypothetisch an, das Gehirn eines Menschen verarbeitet Blau als Rot und Rot als Blau, dann würde er trotzdem nie merken, dass er es anders wahrnimmt, weil er ja gelernt hat eine bestimmte Farbe, auch wenn er sie als Rot wahrnimmt, als Blau zu bezeichnen und jeder wird ihm recht geben: „Ja, das ist blau!“ Denn keiner weiß ja, dass er in Wahrheit das sieht, was sie alle als Rot kennen und es würde keinen Unterschied machen, denn der Gegenstand ist trotzdem blau ;-)

Zum Schluss sehen wir noch Libby in der Psychiatrie. Wenn ihr mich fragt: etwas unglaubwürdig, dass Hurley sich nicht an sie erinnern kann. Eine Situation wie sie in einer Psychiatrie oder auch auf der Insel vorherrscht, schweißt Menschen zusammen – nur in wenigen Tagen lernt man sich in so einer Situation besser kennen als andere Menschen, die 10 Jahre zusammen zur Schule gegangen sind. So jemanden vergisst man nicht.

Schauen wir zu guter letzt noch nach John und Ben, die im Schwan ein durchaus erhellendes Gespräch führen. „What's your name, your real name?“ – „Why don't you just keep calling me ‚Henry’? I've gotten used to it.“ („Wie ist dein Name, dein richtiger Name?“ – „Warum nennst du mich nicht einfach weiter ‚Henry’? Ich hab mich dran gewöhnt?“) Okay, das meinte ich jetzt weniger, wobei... klingt da nicht schon der dezente Wunsch an, lieber jemand anders zu sein. Wäre Ben vielleicht ganz froh, wenn er nicht Jacobs Mann fürs Grobe wäre, sondern einfach nur Henry Gale aus Minnesota? Nichtsdestotrotz meinte ich eigentlich eine andere Stelle, also John, Ben, jetzt mal Butter (Bitte, keine Erdnussbutter! – nicht schon wieder...) bei die Fische. „Did you get caught on purpose? You and your people have been here for God knows how long, and you got caught in a net...“ („Hast du dich absichtlich fangen lassen? Du und deine Leute seid hier seit Gott weiß wann und du lässt dich von einem Netz fangen...“) Jaaaaha, jetzt kommen wir der Sache schon näher. John beweist, dass nicht nur seine Messer scharf sind, sondern auch sein Verstand – nur ist ein geistiges Duell mit Ben für ziemlich jeden so, als würden man einen Vierjährigen gegen einen der Klitschkos in den Ring schicken. Nichtsdestoweniger hat John ins Schwarze getroffen: Kein Anderer – und Ben schon gar nicht – würde sich jemals von einer von Danielles Fallen schnappen lassen; vor allem, wenn man bedenkt, dass die ihre Fallen seit 16 Jahren baut und Ben erst genau jetzt hineintappt. Ben geht allerdings auf einen ganz anderen Teil von John Aussage ein und sagt den Satz der Sätze: „God doesn't know.“ – „Excuse me?“ – „God doesn't know how long we've been here, John. He can't see this Island any better than the rest of the world can.“ („Gott weiß es nicht.“ – „Wie bitte?“ –„Gott weiß nicht, wie lange wir schon hier sind, John. Er kann diese Insel kein bisschen besser sehen als der Rest der Welt es kann.“) Boing! (ich habe lange nach einem anderen Wort gesucht, aber dieses erfasst es einfach am besten^^) Ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl? Ich habe mehr das Gefühl, dass Ben uns hier gerade den kompletten Zaun um die Ohren gepfeffert hat. Gott weiß es nicht, Gott hat mit der Insel nichts zu tun, kann sie nicht einmal sehen. Gott greift auf der Insel nicht ein. Die Insel – das ist eine Sache zwischen Jacob und „Samuel“. Auf der Insel existiert Gott nicht, sie gehorcht ihren eigenen Gesetzen. Damit John nicht zu lange darüber nachdenkt und nun vollends verwirrt wird, gibt Ben ihm dann den Rest: „May I ask you a question? What possible reason could I have for putting myself through all this?“ – „Maybe your people were looking for this place.“ („Darf ich dir eine Frage stellen? Welchen Grund sollte ich haben, mich selbst in so eine Situation zu begeben?“ – „Vielleicht haben deine Leute nach diesem Ort gesucht?“) Nicht schlecht, John, doch nun holt Benjamin Klitschko zum K.O.-Schlag aus: „This place? This place is a joke, John.“ („Dieser Ort? Dieser Ort ist ein Witz, John.“) John Locke ist am Boden und wird angezählt – 4 – 8 – 15 – 16 – 23 – „What are you talking about?“ („Wovon sprichst du?“) – argh – 42 – das war’s. Benjamin Linus gewinnt mit einem klaren Knockout in der vierten Runde.

Das, was Ben John jetzt auftischt, brauchen wir nicht zu wiederholen. Die Frage ist nur der Zweck dieser Story, bei der Bens Nase so lang werden müsste, dass sie am anderen Ende der Insel wieder rauskommt und Jacob beim Frühstücken stört. Ben sollte wohl klar sein, was passiert, wenn John die Probe aufs Exempel macht. Ich schätze, er will John testen, seinen Glauben einer Probe unterziehen.

John denkt völlig richtig, dass Ben lügt. „No, I'm done lying.“ – der Tag wird niemals kommen^^.

Sonntag, 17. Januar 2010

Verriegelung in 42 Sekunden, 23, 16, 15, 8, 4...ALARM!!!!

Karte auf der Feuerschutztür:

Wie bereits angekündigt habe ich mich nun doch noch mal auf die Feuerschutztür gestürzt, hab mir dabei ordentlich die Rübe angehauen und bin wie ein nasser Sacke auf dem Boden vom Schwan liegen geblieben, bis ich wieder zu mir kam. Als Grundlage für meine Analyse dient mir daher dann doch lieber die interaktive Karte von „LOST 4 8 15 16 23 42“, außerdem hab ich natürlich auch auf Lostpedia zurückgegriffen und ich würde euch empfehlen zwei Tabs oder Fenster zu öffnen, damit ihr jederzeit auf die Karte und die übersetzten Anmerkungen von Lostpedia zugreifen könnt, denn sonst wird es schwer werden mir zu folgen, doch wenn ich dieses wirre Teil auch noch beschreiben wollte, wäre ich bis zum Staffel-6-Finale zugange^^.

Die untersten zwei Ebenen (auch bei der interaktiven Karte) bilden die landschaftlichen Gegebenheiten und ein paar undefinierbare Linien bzw. geometrische Formen. Begrenzt wird die Karte außen von einem Achteck, dass ganz offenbar Freihand gemalt wurde, da es kein gleichmäßiges Octagon ist. Innerhalb dieses Achtecks erkennen wir den Fluss und einige Seen und Teiche; vielleicht auch Hügel – da nichts farblich markiert wurde, kann man das nur mutmaßen. Der Umstand, dass Radzinsky es offenbar nicht für nötig hielt detailliertere Angaben zu der Landschaft zu machen, zeigt schon mal ganz klar, um was es ihm eigentlich ging bzw. worum auf jeden Fall schon mal nicht: Die Landschaft. Die geographischen Angaben sind nur eine grobe Orientierungshilfe. Die ebenfalls blauen, aber um einiges dicker eingezeichneten geometrischen Figuren und Linien könnten Tunnel oder Katakomben sein, die entweder zum Tempel oder zu den Versorgungsleitungen der Dharma selbst gehören. Ebenso gut könnte es sich aber auch um fiktive Wegmarken handeln, vergleichbar mit Längen- und Breitengraden. Radzinsky traue ich grundsätzliche jedwede wirre Idee zu, auch, dass er nur versucht hat eine Frühstückspflocke zu zeichnen, von der er fand, sie sähe einem Lenk- und einem Deltadrachen ähnlich, die am Himmel miteinander kuscheln... wer weiß das schon. Der Typ hat ja schließlich den Schuss nicht gehört. Jetzt werden einige wieder sagen: Wie auch, denn die Rübe war ja schon weg, bevor der Schall das Ohr überhaupt erreichen und verarbeitet werden konnte. Da kann ich nur erwidern: Auch wieder wahr.

Obgleich Radzinsky also der durchgeknallteste schießwütige Spinner unter all diesen waffenverrückten Irren ist, hat er uns mit der Karte dennoch ein hochinteressantes Vermächtnis hinterlassen. Betrachtet man die geometrischen Formen in Zusammenhang mit den Stationen, scheint es sehr wahrscheinlich, dass es sich um Versorgungsleitungen oder aber Verbindungen für einen Datentransfer handelt, denn alles läuft unter dem großen Fragezeichen in der Mitte zusammen. Jemand, der immer paranoid ist, muss wohl irgendwann auch mal mit einer Verschwörungstheorie ins Schwarze treffen, weshalb ich mal annehme, dass Radzinsky mutmaßte, dass irgendwo unter dem Fragezeichen, irgendwas gebaut wurde, wovon man ihm nie was erzählt hat. Da die Perle wohl den Sinn hatte, besonders ihn im Auge zu halten, wäre es auch verdammt sinnfrei, wenn er davon gewusst hätte. Wobei er zumindest wusste, dass es eine Station „Die Perle“ gab und auch, dass mindestens zwei weitere Stationen, deren Namen er nicht kannte, nach seiner „Verbannung“ noch in Planung waren.

Wir haben also acht Dharmastationen: Vier bekannte (Schwan, Stab, Flamme, Pfeil), eine durchgestrichene, zwei geplante (C3 und C4) und die Perle als „?“ in der Mitte. Auffallend ist die Positionierung der Stationen, denn sie orientieren sich an dem Achteck. Sechs von ihnen sind genau in einer Ecke und verlaufen von dort auf den Mittelpunkt zu, der Schwan erstreckt sich über zwei Ecken und die Perle steht ziemlich exakt im Mittelpunkt. Radzinsky vermutete hinter C4 die Perle, wir wissen, dass das schon mal nicht stimmen kann. Ich hatte erst vermutet, es könnte sich hier um den Spiegel handeln, mir scheint da C3 aber ein wahrscheinlicherer Kandidat „Warum so viele Dharmatel Relais an einem solch unhaltbaren Standort?“ Gibt es einen unhaltbareren Standort als Mitten im Ozean? Und da es eine Kommunikationseinrichtung war, würde das doch alles in allem gut zusammenpassen.

Von den Stationen ist der Schwan eindeutig die größte, wobei ich stark annehme, dass Radzinsky sie auch einfach detaillierter eingezeichnet hat, da er nicht nur dort gelebt hat, sondern sie sogar mitentwarf. Ein Teil des Schwans ist versiegelt, abgetrennt vom Rest. Außerdem sind der Dom und die beiden Ein- und Ausgänge klar zu erkennen. Rund um den Schwan befinden sich drei CVs (Cerberus Vents; Nummer I bis III). Würde zumindest erklären, wieso unser Monster so weit vom Tempel relativ kurz nach dem Crash nahe der Absturzstelle sein Unwesen treibt. Ich zumindest stelle mir unter Cerberus Vent das Loch, in welches Smokey Locke in „Exodus“ ziehen wollte, oder auch die Kammer unter dem Tempel vor. Was mich bezüglich des Schwans wiederum sehr belustigt ist: „I AM HERE“ Ach, ne? Nicht dein Ernst? Und weißt du was, Stu, mittlerweile bist du vermutlich über den halben Schwan verteilt, von daher...

Unter dem Schwan steht „Ut sit magna, tamen certe lenta ira deorum est“ (zu Deutsch: „Obwohl er [der Zorn der Götter] groß ist, ist der Zorn der Götter sicher langsam“). Wird kaum ein Zufall sein, dass das unter dem Schwan steht, denn darüber werden „Die Götter“ wahrlich nicht begeistert sein.... zu Stuarts Glück lassen sich Jake und Sammy aber wohl Zeit oder wer könnte mit den „Göttern“ sonst noch anders gemeint sein als unsere beiden Spezialisten? „Sie kommen!“ – „Wer?“ – „Die Götter!“ Wäre natürlich auch noch eine Möglichkeit ;-) Sind die Götter also so langsam, dass sie ihren Zorn erst 30 Jahre später entladen und es dann zum Krieg kommt?

Wo ich aber schon mal bei den lateinischen Anmerkungen bin, mach doch da mal direkt weiter, denn die finde ich offengestanden interessanter als den Rest. Über CVIII steht „Liberate te ex inferis“ („Rette dich selbst vor der Hölle!“). Den meisten ist dieser Satz vermutlich aus „Event Horizon“ geläufig. Man sollte das wohl nicht allzu wörtlich nehmen, denn die Insel ist kaum DIE Hölle, aber Radzinsky mag sie so vorgekommen sein und da ist er gewiss nicht der einzige, dem es so geht/ging. Doch an wen schreibt er diese Warnung, denn genau wie bei „Credo nos in fluctu eodem esse“ („Ich denke, wir sind auf derselben Wellenlänge“) – zu finden zwischen Pfeil und C3 – spricht er hier ja jemanden direkt an, aber wen?

Da er – auch wenn das meiste Zitate sind – Latein verwendet, würde man ja zunächst an die Anderen oder sonstige mit Jacob verbundene Gruppierungen denken. Wobei Stuart selbst für die Anderen zu paranoid ist. Also an wen schreibt er? Jacob? Ich persönlich glaube ja, er schreibt an Desmond, denn für den gelten gewisse Regeln ja angeblich nicht und er ist der einzige, der mir einfallen würde, der die Karte theoretisch lange genug gesehen haben könnte, um aus ihr schlau zu werden, ohne Radzinsky persönlich gekannt zu haben. Wäre derzeit zumindest mein Vorschlag. Da das Latein relativ groß ist könnte es natürlich auch für die andere Seite der Überwachungskamera bestimmt gewesen sein.

Unter der Flamme lesen wir „Ö16 Ö64 Ö225“ (solltet ihr da statt der Wurzelzeichen, was anderes zu lesen bekommen, was ja manchmal passiert: es waren Quadratwurzeln^^) und darunter „Cogito ergo doleo“ („Ich denke, also leide ich“). Rechnet man die Quadratwurzeln aus, erhält man – oh, Wunder, oh, Wunder – 4 8 15. Genau gegenüber steht x4 y8 z15 (also Koordinaten im Dreidimensionalen Raum eines Kartesischen Koordinatensystems). Der Satz „Cogito ergo doleo“ ist nicht nur wahr, sondern auch eine Anspielung auf „Cogito ergo sum“ („Ich denke also bin ich“) – für letzteren gilt: Sollte er stimmen, müssten sich viele Menschen augenblicklich in Luft auflösen^^. Aber ich bin noch da, also weiter im Text. Ausnahmsweise hat Radzinsky mal recht: Wer denkt, ist sich seiner Situation nicht nur im Hier und Jetzt bewusst, sondern auch der Zukunft und der Vergangenheit. Folglich leidet er stets irgendwie. Die Intelligenz des Menschen ist nicht nur ein Vorteil, sondern auch der Ursprung all seiner destruktiven Neigungen, seinem Streben nach Macht und seine Gier, welche über das natürliche Maß eines gesunden Egoismus hinausgehen. Tiere handeln so wie es für den Erhalt ihrer Art am besten ist. Der Mensch tut das nicht. Ganz im Gegenteil: Wir sind fast ohne Ausnahme darauf bedacht, besser zu sein als andere Menschen und uns ihnen überlegen zu fühlen, auch wenn es auf Kosten der Gemeinschaft geht. Für die meisten Menschen gilt „jeder für sich“ und nicht „zusammen leben, alleine sterben“. Letztlich ist es genau das, was „Samuel“ doch anprangert: der Mensch ist schlecht und erzeugt stets bei seinen Mitmenschen Leid und oft sogar bei sich selbst. Warum? Weil er Verstand hat – Cogito Ergo Doleo! (aus irgendeinem Grund muss ich schon die ganze Zeit an einen halbnackten Löwen mit einem sprechenden Fußball auf dem Arm denken... verrückt)

Zwischen der durchgestrichenen Station und Stab lesen wir dreimal „Sursum corda“ („Hebt eure Herzen“) – abgesehen davon, dass so was neben einer medizinischen Station – sollte es nicht bildlich gemeint sein – ziemlich makaber ist, fällt mir dazu nicht viel ein, um ehrlich zu sein. Wer soll da wieso sein Herz heben? Hoffe, dass euch dazu mehr einfällt als mir. Unterm Stab steht dann noch etwas, das sich fast wie Radzinskys verspätete Einsicht ließt, aber was auch passiert ist, ist passiert: „Malum consilium quod mutari non potest“ („Es ist ein schlechter Plan/Beschluss, der nicht geändert werden kann“). Wovon spricht er da? Was für ein Plan oder Beschluss ist hier gemeint? Ein Beschluss der Dharma? Der Feinde? Oder von wem? Redet er vom Vorfall? Von der Säuberung? Und was haben die Illuminaten mit alledem zu tun? Diese und weitere Fragen werden beantwortet: Jetzt bei „Galilosto Mystery“.

Etwas abseits vom Stab steht noch etwas, dem man wohl besondere Aufmerksamkeit schenken sollte: „Aegrescit medendo“ (etwa so viel wie: „Die Heilung ist schlimmer als die Krankheit“/„Das Heilmittel verschlimmert die Erkrankung“ oder „Er/sie wird krank, indem er/sie geheilt wird“ – Randbemerkung: Langsam erinnere ich mich wieder, warum ich Latein nach der 10 abgegeben habe^^). Eine solche Erkenntnis passt gut zu „Quarantine is a hoax“ („Die Quarantäne ist ein böser Scherz“), was auf der Rückseite der Puzzle, die zusammen die Karte ergaben, am Rand stand. Dort stand ebenfalls: „There is no Sickness“ („Es gibt keine Seuche“). Radzinsky wusste also, dass die sogenannte Seuche eine Erfindung der Dharma oder Tarnung für etwas war. Die Impfungen dienten also einem anderen Zweck und waren vielleicht – ebenso wie die Krankheit – nur ein Instrument der Kontrolle.

Besonderes Augenmerk sollten wir noch mal auf alle Anmerkungen rund um C4 lenken, denn neben der Warnung „Liberate te ex inferis“ finden sich hier noch einige andere interessante Notizen, die – allen voran „Primary Nexus of Cerberus related Activity“ („Primärer Nexus Cerberus-bezogener Aktivitäten“) – darauf schließen lassen, dass Smokey in dieser Gegend besonders aktiv ist und es sich außerdem um das Dunkle Territorium handelt, was folgende Angabe bestätigt: „Known final resting place of Magnus Hanso/Black Rock“ („Bekannte Ruhestätte von Magnus Hanso/ der Black Rock“). Hier sind auch viele CVs eingezeichnet, was Radzinsky erklärt mit: „Mus uni non fidit antro („Eine Maus verlässt sich nicht auf nur ein Loch“). In der Tat finden sich gerade hier und um den Schwan alle vier „Mauslöcher“. Ferner finden wir ganz in der Nähe noch die Notiz: „Hic sunt dracones“ („Hier sind Drachen“) Dies kann zwar – wie Lostpedia angibt – bedeuten, dass dieser Bereich unerforscht ist und es auch bleiben sollte. Ich schätze aber mal, dass Radzinsky mit „Drachen“ auf Cerberus verweist. Das wiederum führt mich mal wieder zur Bibel, denn in der Offenbarung des Johannes tritt der Teufel als Drache auf und wird daher in der Literatur oft nicht nur „satan“ oder „diabolus“, sondern auch „draco“ genannt. Etwa im Exorzismusritual, wo ziemlich gegen Ende folgender Passus als Anrede an den Dämon zu finden ist: „draco maledicte et omnis legio diabolica“ („verfluchter Drache und alle teuflischen Legionen“).

Es bleiben noch drei lateinische Anmerkungen. Zwei davon sind schlichtweg zoologisches Fachvokabular für Tiere, mit denen die Dharma experimentierte: Carcharodon carcharias ist der Große Weiße Hai ( so einen sahen wir in „Treibholz“) und Ursus maritimus ist der Name für die knuddeligen Teddybären der Marke Knut – kurios: Ich hab als Kind immer lieber mit einem Plüschhai gekuschelt, während ich Teddys nie was abgewinnen konnte.... das sollte ich mal untersuchen lassen^^ - von der Lost-technischen Ironie und Schicksalhaftigkeit mal abgesehen .

Die dritte und letzte verbleibende, lateinische Klausel hat schon einen gewissen What-Ever-Happened-Subtext: „Nil actum reputa si quid superest agendum“ (Lostpedia-Übersetzung: „Erwarte nicht, dass etwas getan wurde, wenn noch etwas getan werden muss" oder "Erwarte, dass nichts getan wurde, wenn noch etwas getan werden muss“). Wir finden diesen Passus aus Lucans zweitem Buch direkt am Standort der Perle, also unterm Fragezeichen.

Die restlichen Anmerkungen erklären sich soweit ich das she entweder von selbst oder gar nicht. Daher belasse ich es mal dabei und arbeite weiter an „Dave“.