Sonntag, 13. Dezember 2009

Da ist man doch Feuer und...Wasser?!

Fire + Water:

Okay, die Folge ist kniffelig und deshalb diesmal erst Handlung, dann Analyse. Zur Handlung: Charlie hat Visionen, die ihn glauben lassen, er müsse Aaron vor irgendetwas beschützen. Er fängt an Schlafzuwandeln und entführt Rübenkopf, woraufhin ihn alle meiden. Dennoch schafft Charlie es, Claire davon zu überzeugen, Aaron für alle Fälle taufen zu lassen (gut, schaden kann’s nicht). Rückblende: Liam verhält sich mal wieder wie ein Arsch – auch nichts neues. Und sonst...? öhm....ja das war’s eigentlich schon.

Wir sind uns folglich wohl alle darüber einig, dass die Handlung dieser Folge nur den Zweck hat die Symbole und Andeutungen zu tragen, die hier aus jedem einzelnen Frame nur so heraustriefen. Sagen wir’s wie es ist: Handlung ist in dieser Folge Fehlanzeige, weshalb man nicht nur dazu neigt sie als langweilig abzutun, sondern gar dazu sie zu vergessen. Obwohl ich die Bilder von Claire und Charlies Mutter als „Engel“ nicht vergessen kann, sieht in meinem Kopf die zweite Staffel so aus: Glaube und Wissenschaft, Treibirgendwas, Orientierung, Alle hassen Hugo, Sun-zentrische-Folge-wat-weiß-ich-wie-die-heißt, Verlassen, die anderen 48 Tage, Kollision (P.S.: Laaaaaaangweilig!), Was Kate so alles getan hat, Psalm 23, Jagdgesellschaft, da war doch noch irgendwas?, Langer Atem, Juhu! Gottseindank da isser ja! usw.

Die ganze Folge dreht sich um Charlies Glauben, alles und jeden um sich herum schützen zu müssen, und um die religiöse Bedeutung der Taufe – insbesondere der von Jesus Christus. Das wird uns schon im ersten Bild verdeutlicht, denn das zeigt ein Gemälde von Andrea del Verrocchio, welches eben genau diese Szene aus der Bibel darstellt. Was also ist eine Taufe genau? Klar, man bekommt einen Namen und einer kippt einem geweihte Plörre über die Rübe...toll... bis vor einigen Jahren kam jedes ungetaufte Kind geradewegs in die Hölle. Was ein Glück für die ganzen Heidenkinder, dass der Papst die Vorhölle für ungetaufte und uneheliche Kinder abgeschafft hat. Pech halt für Aaron, denn er würde noch geradewegs auf den Bratspieß wandern.

Aber was steckt im Einzelnen dahinter. Wasser hat bekanntermaßen eine reinigende Wirkung – für die, die es noch nicht wissen: Duschen mit Bratfett kommt nicht so gut. Diese reinigende Wirkung wurde bereits im Alten Testament von der körperlichen auf die spirituelle Reinigung übertragen: So riet der Prophet Elischa dem aussätzigen Hauptmann Naaman aus Syrien, er solle sich siebenmal im Jordan waschen. Der Aussatz war danach verschwunden und Naaman überdies zum Glauben an Jahwe bekehrt. Im Judentum gibt es daher bis heute rituelle Waschungen zur Reinigung von Körper und Geist, zur Befreiung von den Sünden und dem Bekenntnis zu Gott... und der ganze andere Käse.

Die christliche Taufe ist hingegen eine einmalige Angelegenheit und folgt dem Beispiel Jesu, der – wie Eko uns erzählt – von Johannes getauft wurde. Anders als damals wird heute bereits im Kindesalter getauft (wegen der Vorhölle halt – ein Hoch auf die Katholiken) und die Taufpaten sprechen das Glaubensbekenntnis stellvertretend für das Kind, welches in einem schwulen Kleidchen nassgemacht wird (wie schon Dr. Cox feststellte: Nicht sehr günstig, wenn man das Kind am gleichen Tag einer Religion zuordnet, in der man auch dafür auf den Bartspieß wandert) und dann traditionsgemäß zu plärren anfängt.

Sowohl bei der Taufe Jesu als auch in Charlies Vision erschien eine Taube: der heilige Geist. Oder könnte es bei Charlie nicht...? Ja warum eigentlich nicht? Könnte diese Taube nicht Jacob gewesen sein? Gott hat in der Bibel drei Gestalten (Trinität oder Dreifaltigkeit): Vater, Sohn und heiliger Geist. Wobei vor allem letzterer der Aspekt Gottes ist, der in verschiedener, nicht menschlicher Gestalt erscheint und die Allmacht Gottes symbolisiert. Er erscheint als Wind, Quellwasser und vor allem als Feuer oder Taube. Feuer? Ja, Feuer! Und was sehen wir am Himmel vorbeifliegen als Oceanic Flug 815 abstürzt? Na? Na? Genau, eine Taube. Komischer Zufall, was? Aber wo Jacob ist, gibt es bekanntlich keine Zufälle. Spinnen wir den Gedanken mal zuende und gehen davon aus, dass eine gute übernatürliche Macht existiert und diese in der Gestalt Jacobs (Gott-Vater) oder einer tierischen oder abstrakten Gestalt (Heiliger Geist) auf der Insel auftaucht. Und wo ist jetzt Gott-Sohn? Ich glaub da kommt ihr von selbst drauf, aber falls nicht: Wie wäre es mit ....öhm...sagen wir mal ...mit...AARON? Claire hätte nicht schwanger werden sollen – wir leben in modernen Zeiten: eine Jungfrauengeburt nimmt einem keiner mehr ab, aber die versagende Pille tut’s auch. Dann wäre da noch Kates Vision von Claire, die ihr aufträgt „ihn“ (vermutlich Aaron) auf keinen Fall zurückzubringen. Wo aber ist Claire? Bei ihrem Vater, der aber höchstwahrscheinlich „Samuel“ in Christians Gestalt ist oder mit „Samuel“ zumindest zusammenarbeitet – wäre es nicht denkbar, dass „Samuel“ Claire als oder ggf. durch Christian benutzt, um die Rückkehr von Jacobs rechtmäßigem Erben zu verhindern. Aarons Vater wird laut einem gewissen „Propheten“ in seinem Leben keine Rolle spielen. Klar, wie auch, wenn er verbrannt wird, ehe Aaron ihn treffen kann? Charlie ist wie Jesus Ziehvater Josef überaus religiös und bekommt in göttlichen Visionen mitgeteilt, was er zu tun hat. Maria (komisch auch, dass Charlie ausgerechnet deren Statue mit sich schleppt) bekam zwar Besuch von Gabriel und trug das Kind aus, aber Josef war eigentlich der Gläubigere von beiden und vermutlich konnte es ihm gerade deshalb zugemutet werden, für ein Kind zu sorgen, dass nicht sein eigenes war. Ich schätze mal, dass jeder von uns, die Parallelen zu Charlie erkennen dürfte.

Apropos Charlie kommen wir mal zu dem zurück. Sein erster Traum spielt an Weihnachten. Weihnachten? Da war doch was? Ach, genau der alte Konstantin wollte das Christentum einführen und da haben die Römer die guten alten Saturnalien einfach mal umbenannt und jetzt feiern wir am 24.12. nicht mehr die Wintersonnwende, sondern die Geburt von diesem Typen mit den Latschen... nicht Peter Jackson... „Walt?“ (immer dann, wenn ihr es am wenigsten erwartet^^)... nein, Jeeesus, Maria und Josef! Herr Gott, ich komm nicht auf den Namen. Jeschua? Joshua... irgendwie so was. Charlie bekommt zu Weihnachten ein Piano und zwar mit der Begründung, dass der alte Rauschebart (nicht Tom, der andere...okay, das ist schlecht formuliert, also halt nicht der Andere mit dem Rauschebart, sondern der andere mit dem Rauschebart...Nikolaus! Himmel! Herr Gott!) wohl gewusst haben muss, wie talentiert Charlie ist und: „You're special, love. Someday you're going to get us out of here, all of us.“ („Du bist besonders, Liebes. Eines Tages wirst du uns alle hier raus holen, jeden von uns“). Klingt das nur für meine Ohren genau wie die Verantwortung, die Charlie gegenüber den anderen Losties einnimmt? Er opfert sich, stirbt in Feuer und Wasser, in dem festen Glauben, so alle anderen zu retten. Oha, gleich das nächste religiöse Symbol: Jesus starb am Kreuz, um die Menschheit zu retten, ihre Sünden auf sich zu nehmen – Gottes Opferlamm. Die Taufe reinigte ihn jedoch von den Sünden, die er für die Menschen auf sich nahm, womit ihm und uns allen, sofern wir bereit sind zu glauben und zu bereuen – laut christlicher Glaubenslehre – das Himmelreich offen steht. Jedem ist wohl klar, dass die Katholiken es mit dieser Auffassung des Christentums nie so genau nahmen... aber die römisch-katholische Kirche ist halt eine große Institution und da ist Gott eben auch nur eine Einzelmeinung. Hab ich eigentlich erwähnt, dass ich auch katholisch getauft bin? Falls ihr also meint, ich soll nicht immer so auf die Katholiken schimpfen: ich bin selbst einer... mehr oder weniger.

Charlies Traum wird zumindest zunehmend abstruser und offenbart sich dadurch überhaupt erst als Traum (hätte ja auch eine Rückblende sein können). Plötzlich sitzt nämlich Liam in ’ner Windel vorm Christbaum und redet Charlie mit „Baby-Brother“ an – Liam, wer von euch hat nur eine Windel an? Aber das ist ja noch nicht genug der Absonderlichkeiten. Bei der nächsten Stelle (wo Daddy die Puppe köpft) fällt mir gerade wieder etwas ein, was ich vorgestern oder so in der „Tagesschau“ (kann auch „heute“ gewesen sein) gesehen hab. Man sollte vorab bedenken, dass es Vormittag war – also eine Zeit, zu der auch mal kleine Kinder vor der Glotze hocken. Da kam ein Beitrag über Giftstoffe in Kinderspielzeug und da zeigten die eben auch, wie Spielwaren auf so etwas getestet werden und dabei war dann halt auch eine Baby-Puppe, der dann mal die Fingerchen mit ’ner Schere abgeschnippelt wurden, ehe sie ins Reagenzglas wanderten. Da hab ich nur gedacht: Super, bei Videospielen darauf schimpfen, dass die „Ziele“ menschenähnlich sind, dann aber im Vormittagsprogramm Babys massakrieren. Also ich würde mal die gewagte These aufstellen, dass ein dreijähriges Kind stärker davon traumatisiert wird, zu sehen wie einer sehr realen, menschenähnlichen Figur Finger abschnitten werden, als ein fast erwachsener Jungendlicher vom Schießen auf Pixel. Ich weiß hat nur entfernt was mit „Lost“ zu tun, aber es beschäftigt mich seit Tagen und wenn ich mir überlege, dass die zweite Hälfte der zweiten Staffel ab 18 freigegeben ist und solche Szenen im Frühstücksfernsehen laufen, zweifle ich doch am gesunden Menschenverstand unserer Medienwächter. Ein Puppenkopf in der Auslage eines Metzgers und eine weitere Puppe, die mit dem Fleischerbeil enthauptet wird, sind allerdings auch nicht viel besser, zumal mir die symbolische Bedeutung hier etwas schleierhaft ist – also nicht die des Babys, denn die ist offensichtlich, aber wen oder was, stellt Charlies Vater hier da? Außer natürlich das Baby/ die Puppe wäre Charlie und die Szene symbolisiert eher, wie er sich von seinem Vater durch die Missachtung und Verspottung seines künstlerischen Strebens behandelt fühlt, was ich offengestanden lebhaft nachvollziehen kann. Künstler sind halt kleine Sensibelchen^^.

Die Szene wechselt mit einem nahtlosen Übergang zur Insel und Charlie hört Aaron aus dem Inneren des Klaviers schreien. Man hört das Flüstern. Die Bäume bewegen sich. Ein Close-Up zeigt Charlies Hand, auf der „Fate“ („Schicksal“) steht. Charlie erwacht und beginnt nach Aaron zu suchen, als er ihn und Claire findet, unterhält sich diese gerade mit Locke, was nur Wasser auf Charlies eifersüchtige Mühlen ist.

Als Charlie mit Claire redet, macht er einen Fehler, den er die ganze Folge über noch ein paar mal wiederholt: er gibt Fehlverhalten und Geheimnisse erst zu, wenn er bereits mit dem Rücken zur Wand steht, wenn ihm keiner mehr glaubt. Über Liams erbärmliches Verhalten in der nächsten Rückblende möchte ich kein weiteres Wort verlieren – wäre Zeit- und Platzverschwendung.

Kommen wir nun zu der Vision mit der Taube zurück – die Schlüsselvision, wenn man so will, denn sie beinhaltet die meisten und offenkundigsten religiösen Symbole und ist daher weit weniger subtil als die vorangegangene. Bemerkenswert ist schon einmal, dass Charlie zu Aaron hinschwimmt, da dieser sich bereits im Wasser befindet, vor allem dann, wenn man bedenkt, dass Charlie uns und den anderen Losties stets weisgemacht hat, nicht schwimmen zu können. Durch Staffel 3 wissen wir, dass das von Anfang an eine Lüge war, deren Hintergründe wir bis heute nicht kennen. Am Strand erscheinen Claire und Megan Pace, Charlies Mutter, und fordern Charlie dazu auf, den Jungen zu retten, weil er in großer Gefahr sei. In Anlehnung an das Gemälde von Andrea del Verrocchio zu Beginn der Folge und eine Aussage Charlies werden Claire und Megan hier zumeist als Engel gedeutet. Allerdings hat gerade Claire auch etwas von der Jungfrau Maria, wenn ihr mich fragt. Würde auch besser ins Gesamtbild passen. Ganz abgesehen davon, dass für Engel beiden ein ganz bestimmtes Attribut fehlt – kleiner Tipp: die Taube, die dann durchs Bild fliegt, hat so was. Der Bezug zum Gemälde wird aber gerade durch die Taube bestärkt, da sie einen Schatten auf den Hintergrund wirft, als sei dieser eine zusammenhängende Ebene – etwa eine Leinwand. Hurleys Rolle in dem Ganzen ist mir derzeit ebenso wenig klar wie die Bedeutung der Beechcraft, die wir im Hintergrund hören. Aber manchmal kann man auch zu viel in solche Szenen reininterpretieren. Hurley weckt Charlie ja aus seiner Vision und könnte sich in dieser Übergangsphase durch seinen Aufzug einfach in die Szenerie einfügen.

Claire und vor allem Locke enttäuschen einen in dieser Folge ja nun sehr. Als Claire merkwürdige Visionen hatte und annahm jemand wolle ihr Baby stehlen, hat Charlie ihr geglaubt. Da Claire aber einfach Angst um ihren Sohn hat und am Ende der Episode Charlie wohl tatsächlich Glauben schenkt, kann man ihr Verhalten noch irgendwo gut heißen. Locke hingegen hat mich in dieser Folge ausnahmsweise mal richtig enttäuscht und auch wütend gemacht, obgleich er ja einer meiner Lieblinge ist. Charlie hat mit seinen Vorwürfen Locke gegenüber absolut recht. Er hat John geglaubt, darauf gehört, was er sagte. Jetzt teilt die Insel sich Charlie mit und John mutmaßt als erstes, Charlie wäre wieder auf Droge. Selbst wenn: John nutzt seine komische Pampe doch auch, um mit der Insel besser zu kommunizieren. Charlies Heroinsucht sollte für John hier völlig bedeutungslos sein. Oder ist Locke hier vielleicht selbst eifersüchtig auf Charlie, weil der plötzlich die Visionen hat und die Insel nicht zu John, sondern zu Charlie spricht. Wundern würde es mich nicht. Kate, Shannon und Sayid hatten wahrscheinlich sogar Visionen im Wachzustand. Charlie schlafwandelte und träumte? Ja, eben nicht, denn wer schlafwandelt träumt nicht – sind, wie ich schon bei „Volkszählung“ mal erklärt habe, unterschiedliche Schlafphasen.

Die nächste Rückblendenszene lässt mich hingegen jedes Mal denken, ich selbst hätte nun einen sehr merkwürdigen Traum. Nicht nur diese windelntragenden M-TV-Hobbits in ihrem überdimensionalen Kinderbettchen, nein, auch Liams peinliches....ja...ähm...“Tanzen“ kann man das ja nicht nennen und selbst „Getorkel“ wäre noch zu wohlwollend formuliert...puh, da fehlen mir tatsächlich mal die Worte. Apropos Worte: Sehr geil ist ja nun wieder der Name der Windeln. Für alle, die nicht wissen, was „Butties“ übersetzt heißt, sei so viel gesagt, dass „Butt“ das englische Wort für „Hintern“ ist – also so viel wie „Hinternchens“. Da Liam aber so völlig zugedröhnt ist, werden sie zum Glück für uns alle „geFEUERt“ („FIREd“).

Als Charlie Eko, der gerade Bäume für seine Kirche markiert, von seiner Vision und den darin enthaltenen Details berichtet, stellt jener fest, dass die Symbole im Zusammenhang mit der Taufe Christi stehen. Als Charlie dann völlig aufgekratzt versucht, Claire von seinem etwas wirschen Vorhaben zu überzeugen, sehen wir Locke, der das Ganze beobachtet, und mir macht sein Blick richtig Angst. Überhaupt hinterlässt die Konsequenz, mit der John Charlie zurückweist und sabotiert, bei mir den Eindruck, dass John von einer anderen Entität der Insel den Auftrag hat, Charlies Vorhaben zu verhindern. Gleichzeitig erklärt er Claire aber auch, was es mit der Taufe auf sich hat. Also, aus John werde ich in dieser Episode einfach nicht schlau.

Charlie nimmt es letztlich selbst in die Hand und legt ein Feuer, damit alle abgelenkt sind und er mit Aaron ans Wasser kann. Übrigens kann die Taufe – anderes als andere Sakramente – von jedem gläubigen Christ durch geführt werden. Mittlerweile ist Charlie regelrecht fanatisch geworden, wobei sein Fanatismus allerdings nicht die gewaltbereiten und völlig verklärten Formen annimmt wie bei John oder Jack. Charlie erreicht das Meer nicht mehr ganz und wird vom wütenden Mob gestellt. „Verbrennt ihn, er ist eine Hexe!“ Charlie und John streiten sich und John erinnert Charlie daran, dass er ebenso wenig Aarons Vater wäre wie John selbst. Anschließend schlägt John Charlie dreimal... nanana, John, so geht das aber nicht, du kleiner Drecksack.

In der nächsten Rückblende nimmt Liam zum Schutz seines eigenen Kindes Charlie etwas weg, das ihm vermutlich ähnlich viel bedeutet hat, wie eines seiner Kinder. Natürlich ist ein Klavier nur ein Ding, doch für Charlie war es weit mehr: es war ein Teil von ihm, eine Verbindung zu seiner Mutter und es war jenes Instrument, das er brauchte, um seine geistigen Kinder zu kreieren. Vermutlich sahen wir Aaron in der ersten Vision aus diesem Grund auch in Kombination mit dem Klavier: es wurde Charlie weggenommen, ist die Wiege seiner geistigen Kinder und bedeutet für ihn daher Schmerz und Glück zugleich – ähnlich ambivalent taucht es in der Vision auf: Obgleich Aaron im Klavier gefangen ist, schützt es ihn auch zugleich vor dem Ertrinken. Es bildet eine Art Kokon um das Baby... keine Ahnung, ob am Ende ein Nachtfalter daraus schlüpft.

Liam sagt Charlie, er müsse an seine Familie denken („I have to take care of myself for them – for my family.“)... okay, dann ist Charlie wohl nur der Penner von nebenan, oder was? Zu Liam, dieser Flasche vom Dienst, fällt einem echt nichts mehr ein. Wer lag denn bitte zugedröhnt auf der Couch, nachdem er seinen Flieger verpasst hatte, statt bei der Geburt seiner Tochter zu sein? Wer hat das Kind fallen lassen? Wer ist ständig so high, dass er nicht mal mehr bis vier zählen kann... okay, das schafft er vermutlich auch nicht, wenn er nicht high ist. Ich enthalte mich jeglichen weiteren Kommentars zu dieser Null.

Am Ende begutachtet Eko jenes Feld, das Charlie ihm durch seinen kleinen pyromanischen Anfall bereitet hat. Dies ist also der verbrannte Acker, auf dem Eko seine Kirche bauen wird. Außerdem erklärt er Claire noch mal die ganze Taufstory um Jesus und John the Baptist/Johannes den Täufer... befreit von allen Sünden....blablabla... wir kennen das schon.

Tja, und letztlich war es das auch mit „Fire + Water“. Es wäre meines Erachtens nach wirklich überflüssig mehr dazu zu schreiben, außer einer von euch entdeckt noch irgendwelche Symbole, die ich übersehen habe. Dann könnt ihr das gerne ergänzen. Ich hoffe mal ganz stark, dass ich den Gastbeitrag von Furya zu „Langer Atem“ heute noch überarbeitet bekomme... „Or, anytime. Just kidding, dude.“

13 Kommentare:

  1. Sehr interessant, diese Review. Ich denke, dass diese Folge schon deutlich auf den Konflikt von Samuel gegen Jacob hindeutet. Die Handlung selbst ist wirklich nicht der Bringer, die Symbolik ist aber umso bedeutsamer. Es geht um Glaube und wie dieser versucht wird, durch zu setzen. Schon daran erkennt man, dass John wohl eher von Samuel beeinflusst wurde, den er handelt genau so, wie Samuel es von der Menschheit erwartet: gewaltsam. Ich denke, das du alles wesentliche und wichtige herausgearbeitet hast. Ich selbst bin Atheist und nicht wirklich bibelfest, von daher kann ich nichts weiter erkennen in der Episode.

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  2. Ich glaube ja: je mehr man sich mit der Bibel auseinandersetzt, umso mehr wird man zum Agnostiker... ging mir zumindest so. Lies mal die Offenbarung des Johannes - sehr unterhaltsam^^

    Ja, aber John ist ja sonst eher weniger der gewalttäige Typ. Woran man mal wieder sieht wie ähnlich sich John und Ben doch irgendwo sind: Schwer aus der Fassung zu bringen, ruhig und besonnen, aber wenn sie mal zuschlagen, wächst da sobald kein Gras mehr. Die Ents von "Lost"^^

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  3. Sehr netter Vergleich. Ich hab übrigens gerade die erste Filmkritik zu "Avatar - Aufbruch nach Pandora" gelesen. Und bei der Handlungszusammenfassung bin ich irgendwie stutzig geworden. Hier mal der Ausschnitt:

    In der Haut seines Avatars kann Jake auf Pandora endlich wieder gehen, muss nicht nicht mehr im Rollstuhl zu sitzen. Dafür soll er die Na'vi infiltrieren.

    Jake ist der Hauptcharakter, ein querschnittsgelähmter Ex-Soldat. Aber die Stelle mit dem infiltrieren find ich interessant. Vielleicht ist es bei John ähnlich? Er wurde von Samuel auf die Insel geschickt, um dort dann die Anderen, also Jacobs Leute zu infiltrieren. Somit hätte er bei seiner ersten Begegnung mit dem Monster die Anweisungen dazu erhalten, natürlich auf eine sehr subtile Weise. Und bei dem zweiten Treffen, als John ins Loch gezogen wurde, wollte Samuel nur die ersten Infos von ihm. Das würde auch erklären, warum John gesagt hat, dass alles in Ordnung wäre. Klingt auch irgendwie einleuchtend, vor allem wenn man da Staffel 5 bedenkt. John hat mit diesem Auftrag versagt und Samuel selbst übernimmt dessen Rolle. Nur so eine Idee von mir.

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  4. Das ganze hat aber zwei Haken:
    1. John Blick als er das schwarze Monster in "Exodus" erblickt bzw. seine Beschreibung dessen, was er in "Wildschweinjagd" sah
    2. Im Wesentlichen passt John eher zu Jacob, obgleich er angeblich ja nicht auf der Liste steht, weil er zornig ist, ist John im Großen und Ganzen ein guter Mensch. Zwar ist sein Streben danach umbeding Dschungelkönig zu werden ein wenig egoistisch und sorgt oft für Probleme, aber es ist auch nachvollziehbar. John würde nie bewusst anderen Menschen ernsthaften Schaden zufügen, wenn er eine Alternative sähe.
    Okay, das könnte ihn wiederum auch zum Kandidaten für "Samuel" machen. John ist vielleicht so sehr von der Menschheit enttäuscht und frustriert, dass "Samuel" ihn sich als Verbündeten ausguckt.
    Und eines sage ich ja schon seit der vierten Staffel: Jacob wollte Ben nie gegen John eintauschen. Ben ist loyal, gewissenhaft, willensstark, integer und geradlinig. John hingegen ist ein fanatischer kleiner Junge, der gerade zum Leiter einer Toys"R"us-Filiale ernannt wurde. John lässt sich nicht kontrollieren.
    Wobei ich bei Ben auch weiter meine Hiob-Theorie weiterverfolgen würde. Jacob gab ihm alles und dann nahm "Samuel" es ihm wieder weg und alles, was Ben bleibt, ist sein Glaube, der dadurch auf die Probe gestellt werden soll.

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  5. Aber wir wissen immer noch nicht, was genau das Rauchmonster ist. Es könnte verschiedene Erscheinungsformen haben. Und vielleicht hat er auch nicht Smokey gesehen, sondern Samuel in seiner wahren Gestalt. Denn das der kein Mensch ist, ist ja wohl mal klar (ebenso wie bei Jacob). Smokey ist nur ein Diener, bzw. eine weitere Erscheinungsform von Samuel, weswegen es durchaus zu Verwirrungen auf Johns Seite kommen kann. Und mich stört immer noch, dass John so sicher war, das ihm nichts passieren wird. Vielleicht hat er durch die Berührung Smokeys gespürt, dass es die gleiche Kraft ist, die er schon zuvor gesehen hat. Und ich denke auch, dass John prima in Samuels Bild passen würde, ebenso wie er auch zu Jacob passt. Bei John ist es doch nur eine Frage, wie er sich entwickelt, zu wem er letztlich gehört. Denn er hat, vor allem durch Cooper doch erfahren, wie schlecht die Menschheit sein kann. Er hat wirklich allen Grund, die Menschheit zu hassen. Er wurde doch eigentlich imemr nur enttäuscht. Erst gibt ihn seine Mutter fort, sein Vater betrügt ihn um eine Niere und selbst Helen steht nicht zu ihm. Klar hat John sie auch hintergangen, doch eigentlich wollte John sie nur schützen. John wurde von so ziemlich jedem enttäuscht, den er je gemocht hat. Das einzig gute an ihm ist wirklich seine Art, denn er ist im allgemeinen wirklich nicht zu Gewalttaten bereit, wenn sie vermieden werden können. Er will das Leid von anderen abwenden. Aber ich denke, dass nur ein kleiner Stoß bei ihm gefehlt hat, dass er sich von der Menschheit abgewendet hätte. Und Samuel könnte ihn in diese Richtung beeinflussen, ebenso wie Jacob es in die andere Richtung tun kann. John ist für mich ein Wackelkandidat, was die Seite angeht, auf der er am Ende steht.

    Was Ben angeht, kann ich dir nur zustimmen. Hiob ist wirklich auch ein sehr guter Vergleich und ich glaube, das Ben seinen Glauben nicht verloren hat, bzw. er jetzt auf jeden Fall wieder erstarkt.

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  6. Gut gemacht, wie immer halt! Da kann ich mich nur ständig wiederholen. Charlie entführt Aaron - genau wie die Anderen die Kinder entführt haben - wenngleich auch nicht dauerhaft. Er tut es für einen ganz bestimmten Zweck, von dem er überzeugt ist, dass es getan werden muss. Die Motive der Anderen dafür kennen wir noch nicht.

    Charlies puppenköpfender Vater ist ein Bezug zum "Yesterday und Today"-Album-Cover der Beatles, auf dem die Bandmitglieder inmitten geköpfter Puppen sitzen. Worum es in dem Album geht, weiß ich leider nicht - vielleicht ja aber ein anderer Leser. Ansonsten würde ich hier auch eher Charlie selbst als Puppe sehen, der ja durch seines Vaters Rede sprichwörtlich einen Kopf kürzer gemacht wird.

    Hurley mit Heiligenschein in der Vision könnte ein Hinweis darauf sein, welche Charaktere auf der Insel tatsächlich reinen Herzens sind, auch wenn Rose und Vincent fehlen :-)

    Lockes Rolle in dieser Episode ist mir, wie Dir auch, nicht wirklich schlüssig. Er verhält sich hier völlig entgegen seiner sonstigen Verhaltensmuster. Nicht umsonst sagt ja auch Sawyer: "Das ist, als würde Ghandi seine Kinder schlagen." Die Frage ist warum? Folgt man der Annahme, dass er Samuel ist, würde ich auch sagen, dass dieser hier bereits irgendwie Besitz von ihm ergriffen hat. In den folgenden Episoden tut er ja einiges, weswegen man an seinem Charakter zweifelt. Ansonsten sehe ich John auch, wie Furya, als Kandidaten für jede Seite. Eddie sagt in "Der Auftrag", dass er u.a. ausgewählt wurde, weil er leicht manipulierbar sei.

    Zur Hiob-Theorie: Hiob wurde ja geprüft, weil Satan seine Gottesfrömmigkeit aufgrund seines Wohlstandes in Frage gestellt hat. Daraufhin wurden ihm als Prüfung alle seine Besitztümer, alle seine Kinder und schließlich seine Gesundheit genommen. Dennoch bleibt er gottesfürchtig. Ben jedoch hat im Vergleich dazu nie wirklich etwas besessen außer seinem Glauben und seiner Gesundheit, denn streng genommen gehörte ihm ja nicht mal Alex, die zweifelsohne trotzdem ein herber Verlust für ihn war. Und dann hätte er mit Jacobs Tötung die Prüfung doch gar nicht bestanden, oder?

    PS: Ich hatte ja mal bis zur 5. Staffel die Theorie vertreten, dass es sich bei Dannielle um Annie handeln könnte, schon allein weil sich der eine Name im anderen versteckt. Aber das war wohl ein typischer Fall von Lost-Paranoia :-)

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  7. Echt suuuper Review. Juhu, endlich wieder ein Charlie Review! Die letzte Stelle in der du Liam eine Null genannt hast war super! Du hast es echt auf den Punkt gebracht!

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  8. Wunderbare Review. Glaubt Ihr, dass Charlies Visionen ihm von Jakob oder "Samuel" eingegeben worden sind? An Zufälle kann ich bei Lost eigentlich nicht glauben.

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  9. Danke , für das positive Feedback, besonders da ich bei der Folge echt so meine Zweifel an der Review hatte. Jetzt zu den Anmerkungen:

    @elli
    Ach, ein Beatles-Cover? Verdammt, da hätte ich drauf kommen müssen, wenn ich an die Musiksammlung meines Vaters denke, aber so auf Anhieb wüsste ich zwar die Cover von Abbey Road, Yesterday, Sgt. Pepper... und dann wird es schon schwierig... okay, Das Weiße Album ist jetzt nicht so das Problem^^.
    Zu Hiob: Och, Ben ging es in den 10 Jahren, in denen er der Anführer war, schon ganz gut: machtposition, Wohlstand, Alex, gesundheit... allerdings auch zu dieser Zeit große Einsamkeit. nichtsdestotrotz ist es schon auffällig wie ihm alles binnen kürzester Zeit weggenommen wird. ferner rechnet "Samuel" ihm die ganze Liste ja nochmal vor und meint dann: "Die Frage ist doch, Ben: Warum solltest du Jacob nicht töten wollen?"
    Zu Annie: Ich hab ja immer gedacht, dass Annie womöglich die Andere war, die von Ana erschlagen wurde, denn so wie ben gegenüber Ana austickt, muss es für ihn eigentlich was persönliches sein.


    @canabi
    Ich denke schon, dass Charlies Visionen von Jacob kamen. Da einmal Charlies Glaube geprüft wird und zudem alles eher eine friedlichere Natur hat, tragen die Visionen für mich schon mehr Jacobs Handschrift. "Samuel" hätte vermulich weit mehr Druck gemacht.

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  10. @ anubis:
    Ich finds voll lustig, wie Du mit den charakteren so mitgehst und dich selbst mit ihnen einlässt...
    so sehr dass Du TV-Charakteren eine echte Persönlichkeit unterstellst :-D
    siehe Liam ("die Null")

    Das erinnert mich an meine Frau, die sowas gerne in TV-Frauen-Serien macht.
    Sie kommt dann mit Sätzen wie:
    "Hast du das gesehen? Der Typ ist voll der Arsch, wie der sie da belogen hat"
    oder
    "oh guck mal, wie romantisch der ist, von dem könntest Du was lernen"

    da schüttel ich immer mitm Kopp
    ;-)

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  11. Das liegt vielleicht daran, dass ich selbst auch schreibe und daher weiß, dass so fiktive Charaktere meist alles andere als fiktiv sind ;-) ich weiß von mir zumindest, dass ich mich selbst in vielen meiner Figuren wiederfinde. Gerade bei den ernsthafteren Texten. Bei der Harry-Potter-Parodie, die ja einige von euch kennen, ist wohl Don die einzige Figur, die bezeiten stellvertretend für mich spricht.

    Außerdem gehört das für mich zu einem guten Film, einer guten Serie oder einem guten Buch dazu, dass die Charaktere so glaubwürdig sind, dass man beizeiten vergisst, dass sie nur fiktiv sind. Wäre doch langweilig wenn nicht.

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  12. Oh Mann, hab gerade meinen einen Kommentar gelesen: ich meinte natürlich "Yellow Sobmarine" und nicht "Yesterday" - verfluchtes Y. "Yetserday" war ja kein Album...autsch!

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  13. Du hattest nach weiteren Symbolen gefragt:

    Es gibt einige Reminiszenzen an das Leben Moses:

    zum einen an den brennenden Dornbusch, in dem sich Gott offenbart und (noch wichtiger:) seinen Namen nennt.
    Irgendwie passend, daß Eko genau dort seine Kirche bauen will.

    Außerdem wurde Mose auf dem Nil in einer schwimmenden Wiege ausgesetzt.

    Charlies Mutter sagt über ihn: "Someday you're going to get us out of here, all of us." => Mose brachte sein Volk aus Ägypten ins verheißene Land.

    Nur was das nun alles bedeuten soll, darüber bin ich doch reichlich ratlos!

    Im Übrigen finde ich, nach dem man "The Incident" gesehen hat, folgende Textpassagen irgendwie irritierend:
    "Save us, Charlie. Save us." und "I should have told you about the statue -- what was in it."

    P.S.: Die Engel auf dem Gemälde hatten aber auch keine Flügel!

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