Freitag, 2. Oktober 2009

You are a hero, sir. And don't let anyone ever tell you differently.

Tag 9 – 30.9.2009:

Langsam mache ich mir echt Sorgen um meinen Geisteszustand. Okay, die mache ich mir schon länger, aber Lost-technisch hat es ganz neue Dimensionen erreicht. Jetzt träume ich nachts schon, dass Staffel 6 mit einer Rückblende beginnt, in der Jack von „Samuel“ angesprochen wird, Dieser unterbreitet Jack irgendeinen Deal und man merkt auch erst dann, dass es kein Reset war, sondern eine Rückblende auf einen Zeitpunkt vor dem Absturz. An mehr kann ich mich leider nicht erinnern... aber es ist bedenklich. Ich hab sogar die Kamerafahrt mitgeträumt, in der dann enthüllt wird, dass die Person, mit der Jack redet, „Samuel“ ist. Da schärfste daran: ich war wirklich überrascht, obwohl es mein eigener Traum war. Bei den realen Folgen sind wir nun bei „Der Nachfalter“ angelangt. Obgleich diese Folge überaus spannend und interessant ist, kann man nach fünf Staffel daran nicht mehr sehr viel analysieren und interpretieren. Nur wenige der offenen Frage, mit denen man aus dieser Folge geht, wurden noch nicht beantwortet.

Beginnen wir daher ausnahmsweise mal am Ende. Auch wenn wir mittlerweile alle wissen, dass Locke Sayid niedergeschlagen hat und auch warum, bleibt doch eine Frage offen: Wie? Wie hätte Locke nach menschlichem Ermessen wissen können, wo er Sayid findet? Außerdem war er die ganze Zeit mit Charlie bei den Höhlen. Woher bzw. von wem wusste er überhaupt von Sayids Vorhaben? Die Antwort kennen wir letztlich alle, denn so viele Möglichkeiten gibt es ja nicht. Er wird gedacht haben, er wisse es von der Insel oder irgendeiner komischen Erscheinung, doch in Wirklichkeit dürfte wohl mal wieder einer unserer beiden speziellen Freunde da seine übernatürlichen Finger mit im Spiel gehabt haben. Eine andere wirklich zufriedenstellende Erklärung kann ich mir nur schwerlich vorstellen.

Wenn wir über Sayids Plan nachdenken und uns des Anfangs der Folge besinnen, landen wir dann mal wieder bei Jack. Als Jack mit Kate über den Plan spricht, ist er der festen Überzeugung, dass es ohnehin nichts bringen wird und drängt Kate weiterhin zu den Höhlen zu ziehen. Ganz ähnlich ist die Szene mit Charlie kurz vor dem Einsturz der Höhle. Jack will Charlie beruhigen: „Charlie, just calm down, alright. You're not yourself!“ Doch wirkt Jack dabei mehr verzweifelt, als erahne er, was passiert, wenn Charlie weiter brüllt. Zu „You’re not yourself!“ sagt bereits Charlie selbst das entscheidende: „You don't know me.“ In der Tat ist es doch verwunderlich, dass Jack nicht so etwas allgemeingültiges wie „Du bist völlig außer dir!“ oder „Du bist ja von Sinnen“ sagt. Nein, Jack meint, Charlie wäre nicht er selbst und das kann man eigentlich nur dann zu jemandem sagen, wenn man ihn schon länger kennt als eine Woche. Kommen wir nun aber zu Charlie selbst... und natürlich nicht zu vergessen: Sein kahlköpfiger Drogenberater!

Charlie spielt Gitarre, als Locke ihn auf einen Spaziergang einlädt. Was daraus geworden ist, können wir nur erahnen. Als wir Charlie das nächste Mal sehen, steht er mitten im Dschungel und ruft etwas ängstlich: „Locke? Is that you?“ – tja, das frag ich mittlerweile fast täglich. Kurz darauf wird Charlie von einem Wildschwein durch den Wald gejagt, das dann in Lockes Falle landet. Die Jagdszene überschneidet sich mit der Rückblende in der Kirche. Das zentrale Thema beider Szenen bringt Locke sehr gut auf den Punkt: „And having choices, making decisions based on more than instinct, is the only thing that separates you from him.“ Es geht letztlich darum, den inneren Schweinehund zu überwinden, sich selbst im Griff zu haben und nicht jeder Begierde nachzugeben. Der Kampf zwischen Verstand und Gefühl wird nun auf eine neue Ebene gebracht, denn diese beiden kämpfen nicht nur zwischen den Menschen miteinander, sondern auch in ihnen. Das ist es, was die Menschen ausmacht: Sie können Entscheidungen treffen, können ihren Begierden nachgeben oder auch nicht – oder können sie das etwa nicht?

Ein Materialist wie Ben hätte Charlie wohl etwas anderes erzählt. „What choice?“ Welche Wahl wird Charlie gelassen? Die Wahl, eine Wahl zu haben bzw. sich von Locke vorgaukeln zu lassen er hätte eine. Hätte irgendetwas von dem, was passiert ist, anders passieren können? Der Kampf zwischen Idealismus und Materialismus zieht sich wie ein roter Faden durch die Serie. Am Ende der fünften Staffel obsiegt der Materialismus in der einen Zeiteben, während in der anderen der Idealismus zu siegen scheint. Jacob sagt Ben, als sie erstmals aufeinandertreffen, dass er eine Wahl habe. Doch die hat er nicht. Bens Entscheidung, Jacob zu töten, hatte er nicht zu treffen, weil es nie eine Entscheidung gab. „Samuel“ als Verkörperung des Kausalitätsprinzips hat alles so eingefädelt, dass es nicht anders passieren kann und er selbst hätte auch nie anders handeln können. Jacob suggeriert Ben unter der Statue oder auch Hurley im Taxi, dass ihnen eine Wahl bliebe. Gleichzeitig und dennoch in einer anderen Zeit ;-) wirft Jack eine kleine Atombombe in einen Schacht, weil Daniel etwas von Variablen und freiem Willen erzählt hat, doch wenn das stimmt, wieso redet Jack dann von Bestimmung? Eine Bestimmung, ein vorbestimmtes Schicksal, schließt den Freien Willen aus. Wie kann Locke sich also hinstellen und Charlie sagen, er habe eine Wahl? Ganz einfach: Es geht darum, dass Charlie bewusst kämpft und zwar gegen sich selbst. Die Entscheidung ist nicht das, was Locke wichtig ist oder dem Priester im Beichtstuhl. Vielmehr geht es um das Bewusstsein, sich nicht nachgegeben haben, denn würde ein Mensch sich darin ergeben, dass er nie einen freien Willen haben wird, würde er ihn vor Verzweiflung vermutlich erlangen oder völlig zugrunde gehen.

Die Szene mit dem Wildschwein hat auf das Staffel-5-Finale bezogen jedoch noch eine weitere Bedeutungsebene, die um einiges offensichtlicher ist: die Falle selbst. Ist Jacob das Wildschwein? Vielleicht! Ich glaube aber eher, dass Jacob Charlie ist und „Samuel“ ist das Wildschwein. Ben ist die Falle, das Werkzeug und Locke... nun ja, das gilt es wohl herauszufinden. Vermutlich ist Locke Locke. Jacob ist der Köder. Weder bei Jacob noch bei Charlie haben wir bislang erfahren, ob er sich seiner Rolle als Köder bewusst war. Die Szene gibt keinen Aufschluss darüber, ob Locke Charlie ohne dessen Wissen ausgenutzt hat oder nicht. Wir können aber wohl davon ausgehen, dass es mit Jacobs Tod nicht endet und er nicht bereitwillig auf „Samuel“ warten würde, wenn er sich nicht in der Sicherheit wägen würde, dass er im Tod triumphiert. „Samuel“ wartete also Jahrhunderte auf sein „Loop Hole“ und es kam: in Gestalt von Benjamin Linus. Wir wissen nicht, ob Jacob nicht sogar derjenige war, der die Dharma auf die Insel holte, denn wir können davon ausgehen, dass auch hier einige sein Interesse schon im Vorfeld geweckt haben dürften: etwa Ben oder Ethans Mutter Amy (Amelia?). Wir wissen auch nicht, ob Jacob nicht auch Ben in jungen Jahren mal einen Besuch abstattete – wie bei Kate oder James. Meine Theorie zu Bens Rolle in dem Kampf zwischen Jacob und „Samuel“ sieht wie folgt aus:

Jacob holt in unregelmäßigen Abständen Gruppen von Menschen auf die Insel unter denen stets einige Auserwählte sind. Letztlich sucht er aber nach dem einen, der sich aus seinem Einfluss befreit. Jacob weigert sich, die Anführer der Anderen persönlich zu treffen, weil er auf den einen wartet, der trotzdem darauf besteht. Richard hat die Anordnung den Anführer solange hinzuhalten und zu verunsichern, bis jener darauf besteht, Jacob zu treffen. Das würde erklären, warum Richard in den letzten drei Folgen von Staffel 5 handelt wie er handelt. Aus irgendeinem Grund ist es für Jacobs Sieg von entscheidender Bedeutung, dass der Anführer gegen ihn rebelliert und ihn sogar tötet. Jacob will, dass alles genau so passiert. Es ist eine Art psychologisches Experiment, bei dem gezeigt werden soll, dass die Menschen in der Lage sind ohne göttliche Autorität auszukommen. „Samuel“ weiß das aber nicht und wartet ebenfalls auf jemanden, der das Potenzial hat, Jacob in Frage zu stellen. Vielleicht gibt er selbst Befehle, die angeblich von Jacob sind, an die Anderen und will so im Gegenzug die Abhängigkeit unter Beweis stellen. Dann kam Ben – ein hochintelligenter, emotional verkrüppelter Junge auf der verzweifelten Suche nach einer Vaterfigur. Dass Ben das Potenzial zum Rebellen hat, zeigt sich gegenüber Charles ganz deutlich. Jetzt muss „Samuel“ nur noch einen Weg finden, Ben dazuzubringen, dass er von Jacob als Vaterersatz enttäuscht ist und gegen ihn aufbegehrt. Ben zu manipulieren ist keine leichte Sache. Locke hingegen lässt sich leichter formen. Nur wer außer den höheren Mächten selbst kann schon sagen, wer welches „Wunder“ vollbrachte? Deshalb ist es auch so schwer zu sagen, wer Locke und Ben wann, wie lenkte und was sie auch aus eigenem Antrieb taten. Ben hat uns selbst immer wieder eindrucksvoll bewiesen, wie berechenbar die Menschen doch sind. Wir sprechen von Ben immer als großem Manipulator, aber in erster Linie ist er – genau wie „Samuel“ – vor allem anderen ein aufmerksamer Beobachter. Wer Menschen manipulieren will, ohne dass sie es merken, muss sehr viel globaler agieren als man vielleicht glauben mag. „Samuel“ musste alles exakt planen, jedes Detail im Voraus berechnen und die Handlungen seiner Werkzeuge vorhersagen können. Und da schließt sich der Kreis zur Entscheidungsfreiheit. Freier Wille ist eine Illusion – alles passiert, wie es passieren muss. Jedes Ereignis ist eine Folge des vorangegangenen.

Für Locke und Charlie bedeutet das: Locke fordert von Charlie das Heroin ein, indem er ihm im Tausch das einzige anbietet, was ihm mehr wert ist. Nun hat Locke die Drogen und zwingt Charlie so, nicht seinen niederen Instinkten nachzugeben. Als Charlie das zweite Mal nach den Drogen fragt, kommt nun endlich der Nachtfalter ins Spiel. Offenkundig ist der Nachtfalter eine Analogie zu Charlie. Aber nicht nur: Letztlich ist er eine Analogie auf alle Lost-Charaktere, die Leid und Prüfungen der Insel überstehen müssen, um ihren Frieden zu finden. Bei Charlie endet das zwar für seine Charakterentwicklung positiv, doch für ihn selbst... nun, wir wissen alle, wie es mit ihm zu Ende ging. Apropos: Charlie hätte zweimal bei der Höhle und einmal auf der Flucht vor dem Wildschwein sterben können. Andere Charaktere leben zwar noch und sind durch ihr Leid stark geworden, haben dafür aber auch gute Charakterzüge eingebüßt. Man denke an Ben, dessen Leid ihn zu einem verbitterten, einsamen Intriganten formte. Er zügelt seine Emotionen und Begierden fast zu sehr, rationalisiert alles. Doch das führt dazu, dass seine Emotionen sich schubweise entladen. Wenn Ben emotional reagiert, kommt es einem Vulkanausbruch gleich. Charlie hingegen ist nun einmal überaus emotional. Er trifft Entscheidungen, sofern es so etwas gibt ;-), aus dem Bauch heraus! Anders als sein Bruder – und zu dem kommen wir jetzt – ist Charlie dabei selten egoistisch, allenfalls verzweifelt und dann begeht er Dummheiten.

Ich möchte zu Liam Pace mal etwas zitieren, was Volker Pispers einst über unseren Bundesinnenminister sagte: „Wenn ich so Leute [...] sehe, dann frag ich mich: Wie steigert man eigentlich Arschloch?“ Liam ist für mich der erste Charakter bei „Lost“, bei dem selbst ich als überzeugter Pazifist dachte: dem sollte man mal ordentlich eins in die Fresse geben - und damals wusste ich noch nicht, was er mit Charlies Klavier anstellen würde. Liam ist das genau Gegenteil zu Charlie: egoistisch, narzisstisch und heuchlerisch. Er braucht Charlie und das weiß er. Er bringt Charlie gegen dessen Willen dazu weiterzumachen und mit ihm auf Tour zu gehen: „Your songs that got us signed. I'm just a clown with a pretty face that sings them. And you want to take away my chance to be somebody?“ – „Liam, it's not about you. It's -- I love the band. It's not who I am. Sometimes I just get LOST in it.“ Später will er dann die Lorbeeren ernten und drängt sich in den Vordergrund. Charlie geht es um die Musik, die Kunst – Liam will einfach nur auf Rockstar machen, um Groupies abzuschleppen und sich mit Drogen vollpumpen zu können – frei nach der Devise: „Hiya kids. Here is an important message from your Uncle Bill. Don't buy drugs. Become a pop star, and they give you them for free!“ (Billy Mack – gespielt von Bill Nighy – in „Love Actually“). Am Ende sagt Liam etwas zu Charlie, was ihn nicht nur in den Drogenkonsum treibt, sondern uns auch die Gelegenheit gibt, Liam die Antworten zu geben, die Charlie ihm zu geben versäumt: „I am Drive Shaft! Nobody even knows who the sodding bass player is. This is it, Charlie -- end of the rainbow. You really think you can walk away? Then what, eh? Face it: if you're not in this band, what the bloody hell use are you?“ Wozu ist Charlie nütze? Was ist seine Bestimmung? Eines können wir schon einmal direkt festhalten: Liam hat Unrecht, wenn er glaubt Charlie sei ein Niemand, denn: „You are a hero, sir. And don't let anyone ever tell you differently.“ Für alle, die jetzt gerade nichts mit diesem Zitat anfangen können: Das war die Nummer #2 auf Charlies Greatest-Hits-Liste. Charlie hat – ähnlich wie etwa Shannon oder der junge Ben – über Jahre eingetrichtert bekommen, nichts wert zu sein. Während Shannon darauf mit Frustration und Abweisung gegenüber anderen reagiert und Ben sich in seiner Verzweiflung an Jacob wendet, der ihn nur aufs Neue wieder und wieder enttäuscht, macht Charlie sich bewusst schlecht. Seine Bandkarriere hebt er stets als einzige Stärke hervor. In allen anderen Belangen redet er von sich selbst schlechter als andere von ihm denken. Locke will ihm zeigen, dass er stärker und besser ist, als er es von sich selbst glaubt. Oder um Jack zu zitieren: „Yes, you can!“ (jetzt wissen wir endlich, von wem Obama den Slogan „Yes, we can!“ hat).

Als wir Liam ein (vorerst) letztes Mal begegnen wohnt er mitsamt seiner Familie in Sydney und die Rollen sind vertauscht: Nun ist Charlie der Junkie (und wir wissen, wer daran Schuld hat) und braucht Liam, um Drive Shaft am Leben zu halten. Hier zeigt Liam seines wahres Gesicht besonders deutlich: Er versteckt sich hinter seiner Familie, um die sich zu Beginn Charlie mehr kümmerte als er selbst, und speist seinen Bruder mit hohlen Phrasen und halbherzigen Mitleidsbekundungen ab. Er verrät Charlie, schlägt ihm jenen Gefallen aus, um den er selbst Charlie einst bat. Charlie kam der Bitte seines Bruders damals widerwillig nach und endete als Junkie und verarmter Ex-Rockstar in Liams Garten. Der Bruder, der Charlie alles nahm, verweigert ihm nun den Gefallen zu erwidern, der Charlie einst ins Verderben stürzte.

Den Themenkomplex „Religion“ schon im Hinterkopf, komme ich mir ein wenig komisch vor, nun nach diesen ellenlangen Analysen auf die Leitmotive zu sprechen zu kommen, da diese vermutlich vom Rest des Recaps erdrückt werden. Ich bringe sie dennoch zur Sprache: Als Charlie durch den Schacht zu Jack in die Höhle gekrochen ist, sagt er: „I'm here to rescue you!“ Kommt euch dieser Satz auch so vertraut vor wie mir? „I'm Daniel Faraday. I'm here to rescue you.“ Das bedarf wohl keiner weiteren Erläuterungen, oder?

In der Episode fällt immer wieder der Satz „We walk away!“ Unmittelbar damit ist natürlich das Motiv der Flucht verknüpft. Neben Charlie gibt es zahlreiche anderer Charaktere, die vor irgendetwas fliehen und bei den wenigsten ist es so offensichtlich wie bei Kate. Die meisten laufen vor sich selbst davon – wie Charlie. Locke will die Insel nicht verlassen, weil er vor der Welt da draußen fliehen will. Jack wollte in gewisser Weise seinem Vater entfliehen und wird auf der Insel von ihm verfolgt. Sawyer flieht vor seinen Taten, seinem Gewissen – ganz ähnlich wie Sayid und Kate. Sie alle sind auf der Flucht und laufen davon.

Ein letztes Detail, das ich einfach der Vollständigkeit halber kurz erwähnen will: Jack Schulter ist ausgekugelt und Charlie muss sie wieder „einkugeln“^^ => Juliet

Kommen wir nun zum letzten Punkt auf meinen Notizzetteln: Religion (ich sagte doch „kurz“ – bezieht sich auf die Schultergeschichte). Da dieser Rückblick schon lang genug ist und wir noch oft genug auf Religion zu sprechen kommen werden, beschränke ich mich mal auf die Sache mit dem Beichtstuhl. Charlie vergleicht die Höhle, als er Jack gegenübersitzt, mit einem Beichtstuhl, woraufhin Jack erwidert, er sei kein Beichtvater. Zu Beginn sehen wir Charlie in der ersten Rückblende in einem richtigen Beichtstuhl und er umschreibt beschämt und voller Euphemismen eine Sexorgie mit zwei Groupies. Charlies Beziehung zur Religion ist sehr zwiespältig. Anders als etwa Eko oder Ben, die einfach auf Gott vertrauen und stets glauben, dass er ihnen ihre Sünden vergeben wird, wenn man den tieferen Zweck dahinter darlegt, fürchtet Charlie Gott. Er wendet sich von ihm ab, weil er glaubt es ihm nicht recht machen zu können. Für ihn scheint die Beichte weniger den Sinn zu haben, sich von seinen Sünden zu befreien und Reue zu zeigen, als vielmehr sich selbst Gottesfürchtigkeit einzureden, indem er einem religiösen Ritual verhaftet bleibt, dessen Sinn und Zweck er nicht verinnerlicht zu haben scheint. Die Beichte ist für ihn eine Pflichtübung. Das widerspricht eigentlich Charlies Naturell, denn er ist häufig selbstlos ohne darüber nachzudenken, was er sich davon versprechen könnte. In der katholischen Kirche soll man selbstlos sein, um in dem Himmel zu kommen. Bereits Luther erkannte schon vor über 500 Jahren, dass man kaum selbstlos sein kann, wenn man anderen nur mit dem Hintergedanken hilft, dass es vor Gott gut aussieht. Es ist nicht gerade altruistisch anderen zu helfen, damit man selbst besser dasteht oder sich selbst vormachen kann, was für ein guter Mensch man doch ist. Wirklich selbstlos sind nur jene, die anderen helfen oder sich selbst aufopfern, ohne an mögliche Konsequenzen welcher Art auch immer zu denken.

Ich denke: das reicht fürs erste. Ob ich mit „Der Betrüger“ heute auch noch fertig werde, weiß Jacob allein!

6 Kommentare:

  1. Starke zusammenfassung!!!
    muss dir in allen punkten recht geben....
    (die theorie mit jacob is gut!!)

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  2. Wow echt gut...hat wie immer richtig spaß gemacht es zu lesen und für einen alten charlie fan wie mich natürlich doppelt...dein spruch am ende mit 'Weiß Jacob allein' ist gut...den werde ich mir merken...

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  3. Super Reviews. Auch wenn mir Deine Theorien zu Jakob und Samuel manchmal etwas zu abgedreht ist, ich kann kaum folgen. Kann natürlich auch an mir liegen.^^
    Aber bei Liam Pace bin ich voll und ganz Deiner Meinung. Den hätte ich auch immer ....

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  4. Schmunzel, einen Lost Taum hatte ich auch neulich, sind wir wirklich schon solche Nerds geworden ;-)?!

    In meinen Traum krabbelte Ben in eine art dunklen Schacht/Tunnel & hatte mal wieder großes vor, erinnerte mich ein bischen an seine Frozen Donkey Wheel Szene.
    Wenn so eine Szene vorkommt in Staffel 6, weis ich nicht, wie meine reaktion sein wird.
    Außerdem gehören Träume ja auch zu wiederkehrende Themen bei Lost, denn schon viele Charaktere hatten schon Träume, die man sehr stark unter die Lupe nehmen muss. Btw, wieder mal eine tolle zusammenfassung Anubis:)

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  5. @canabi
    Das tut mir leid, wenn es etwas wirsch geworden ist, nur wenn ich versucht hätte es noch dezidierter und somit verständlicher aufzudröseln, würde ich wohl noch immer daran sitzen^^
    Aber es liegt nicht an dir ;-) Meinen Gedankengängen zu folgen ist nicht immer so einfach - schon gar nicht, wenn ich versuche sie aufzuschreiben und mein Kopf schon vier Schritte weiter ist als meine Hände und die Tastatur ;-)
    Werd' versuchen mich zu bessern... hab ja noch genug Folgen vor mir.

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  6. "Ist Jacob das Wildschwein?" ;-))) Das ist mir zu wirsch.
    Ich freue mich aber sehr über diesen Blog und Deine Versuche, Zusammenhänge zu späteren Folgen herzustellen. Aber vielleicht ist weniger doch manchmal mehr, oder ich muss mich auch damit abfinden bald von Lost zu träumen ;-)

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