Mittwoch, 30. September 2009

„Are you sure this is where you want to be?“

Tag 7 – 28.9.2009:

Der eine Artikel ist gerade fertig und hochgeladen – jetzt ist erst einmal Mathe dran.

Tag 8 – 29.9.2009:

Wenn ich noch eine Exponentialfunktion sehe, schrei ich. Aber bei „Lost“ läuft’s auch nicht so bombig – eine Sun-zentrische Folge steht an und Sun ist ja bekanntlich mein ganz besonderer Lieblingscharakter... . Macht euch drauf gefasst, dass es in dem Stil weitergeht und der heutige Eintrag nur so vor Sarkasmus triefen wird^^, wenn es um Sun geht.

Also auf zum „House of the Rising Sun“ oder ohne schönes Wortspiel, das man aufgrund der Popularität des zitierten Songtextes eigentlich unübersetzt hätte übernehmen können: „Die Höhlen“ - *gähn*. Viele der in dieser Episode angerissenen Handlungsfäden sind mittlerweile beendet und die meisten Rätsel aufgedeckt. Aber der Teufel steckt nun einmal im Detail. Eine Sache ist mir vor allem durch die Zusammenfassung zu Beginn aufgefallen: Michael spricht von Walt praktisch nie als seinem Sohn! Er sagt fast immer „my boy“ („mein Junge“) und nicht „my son“ („mein Sohn“). Könnte ein weiterer Hinweis darauf sein, dass Walt gar nicht Michaels Sohn ist.

Die Episode selbst wird wieder mit einem Auge eröffnet. Diesmal allerdings mit einem Schlitzauge. Sun testet mal wieder ihren grünen Daumen aus und belauscht Jack und Kate (wer den Smalltalk dieser beiden belauscht, muss echt zu viel Zeit haben), während ihr Mann Fische fängt und in bester Renate-Künast-Manier (den Ausschnitt kennt ja wohl mittlerweile so ziemlich jeder) tot knüppelt, indem er sie wieder und wieder vor ein Wrackteil haut. Es sagt doch viel über Suns Charakter aus, dass sie ihre scheinbare Sprachbarriere ausnutzt, um anderer Leute Gespräche zu belauschen. Die Unterhaltung über Jacks Tattoo mag zwar nicht sonderlich spannend sein, privat ist es dennoch. Über die Tätowierung selbst ist von vielen klugen Leuten mittlerweile schon alles gesagt worden. Deshalb will ich mich daran gar nicht erst aufhalten.

Gehen wir mal gut gelaunt in Suns und Jins Vergangenheit. Während der Gesellschaft, auf der Jin kellnert, treffen sich die beiden heimlich. Sun sagt bereits hier, dass sie am liebsten nach Amerika fliehen würde. Jin will jedoch sein Glück bei Mr. Paik versuchen. Wir haben bei Jin, Sun und ihrem Vater eine ganz ähnliche Konstellation wie bei Desmond, Penny und Charles Widmore. Anders als Desmond will Jin jedoch von sich aus mit Mr. Paik reden und schafft es nicht nur ihn zu überzeugen, sondern bekommt auch einen Job von ihm – nicht ahnend, was das bedeuten wird. Desmond hat – wie wir uns erinnern – schlechter abgeschnitten, obwohl Paik einer der wenigen Charaktere ist, die noch unsympathischer sind als Charles „ich-hacke-zum-Verhör-gerne-Hände-ab“ Widmore. Charles besitzt ja zumindest gegenüber seiner eigenen Tochter ein gewisses Maß an Anstand. Im Großen und Ganzen sind die Parallelen und Unterschiede wohl so offensichtlich, dass ich euch nicht mit einer detaillierten Analyse langweilen muss. In den Rückblenden finde ich ansonsten nur noch ein anderes interessantes Detail: Wieso prangt neben der Uhr am Flughafen, die durchaus abseits des Schalters hängt, ein relativ großes Oceanic-Logo? Man sieht es nur sehr kurz, als Sun zur Uhr („11:15“) und dann zum Wagen draußen vor dem Terminal blickt. Natürlich ist es nicht unüblich, dass direkt am Schalter Werbung hängt. Doch diese Uhr hängt wirklich penetrant alleine an der Säule. Es wirkt alles sehr arrangiert.

Und da wir gerade bei Uhren sind, kommen wir nun auch zu Jin und Michael. Jin stürmt auf Michael los und verprügelt ihn wegen der Armbanduhr. Bemerkenswert ist hier jedoch viel mehr das Geschehen um den Kampf herum. Die Reaktionen der einzelnen Personen sagen sehr viel aus. Jack, Kate und Locke sind weg – wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Walt schreit. Sun schreit. Einige Leute werden auf den Kampf aufmerksam, bleiben jedoch abseits stehen. Wer greift ein, zeigt Zivilcourage? Ausgerechnet: Sawyer und Sayid, die sich ein paar Tage zuvor am selben Strand selbst noch wegen einem Paar Handschellen geprügelt haben. Und was soll Sawyer holen, als er und Sayid die beiden Streithähne getrennt haben? – genau: Die Handschellen.

Als Jin dann ans Flugzeugwrack gekettet wurde, zeigt Sun immer wieder auf ihre Armbanduhr. Da sie aber nicht sagen kann, dass es um die Uhr ging, wird sie missverstanden: „The cuffs stay on.“ Nachdem sie Michael das Problem unter vier Augen erklärt hat, sucht dieser Jin auf und in seiner Schimpftirade fällt ein überaus bemerkenswerter Satz: „Mine broke and I found this in the wreckage, and I figured, hey, why let a $20,000 dollar watch go to waste which is ridiculous since time doesn't matter on a damn island.“ Auf der Insel spielt Zeit im klassischen Sinne in der Tat keine Rolle, da sie sich nun einmal unabhängig davon bewegen kann. Allerdings ist aber genau das der Grund, weshalb Zeit an und für sich sogar eine ganz entscheidende Rolle spielt. Hier werden wir also auch auf die Bedeutungen von Uhren in „Lost“ ganz allgemein hingewiesen. Neben der Uhr, die Jin für Mr. Paik in die USA bringen soll, und der Uhr am Flughafen tauchen noch viele andere Uhren auf, die eine besondere Rolle spielen: Die erste Mobisode drehte sich ausschließlich um eine Uhr und trug daher auch den Titel „The Watch“. Bens Armbanduhr gibt bei dessen Konfrontation mit Jack (Ende Staffel 3) den Takt an. Ein weiterer Countdown beherrscht die ganze zweite Staffel: Der Zähler im Schwan. Daniel gelingt es durch seine Uhr die Zeitdifferenz zwischen Insel und Frachter erstmals zu beweisen. Die Uhr als Symbol für die Zeit, aber auch für die Ratio, ist ein Leitmotiv von „Lost“ – wie Spiele, religiöse Symbole oder die Zahlen. Warum wird die Insel denn nicht verschoben, indem Ben einen Knopf drückt oder an einem Hebel zieht? Ganz einfach: Die schwerfällige, aber präzise Mechanik des Rades hat etwas von einem riesigen Uhrwerk, dessen Zahnrad manuell vor- bzw. zurückgestellt wird. Gleichzeitig haben Uhren und Räder den Kreislauf gemein – es gibt keinen Anfang kein Ende. Im Gegensatz dazu dann der Countdownzähler, der immer wieder auf Anfang gesetzt wird, wenn er durchgelaufen ist.

Kommen wir nun zu Handlungsfaden Nummer 2: John und Charlie. Jack fordert Charlie auf in den Wrackteilen nach Medikamenten und „Drugs“ zu suchen. Charlie wird wohl gedacht haben: „Drogen? Eye, gut, dass du mich dran erinnerst, Jack!“ Deshalb verzieht er sich auch und stellt ich mit seiner Bienenphobie und einem Klümpchen Heroin auf ein Bienennest. Wiedereinmal darf Jack kommen und ihn retten, doch ein kleiner Fehltritt und die Beinen greifen an. Komisch ist vor allem, dass Charlie trotz seiner angeblichen Bienenallergie und über hundert Stichen danach noch im Stande ist Witze über „Körbchen“ zu machen. Wann Locke Charlie genau durchschaut hat oder ob vielleicht sogar die Insel ihm gesteckt hat, dass der kleine Rock’n’Roll-Hobbit auf Droge ist, werden wir vermutlich nie erfahren. Jedenfalls tritt Locke hier als Sprecher der Insel auf, wenn er Charlie sagt, er müsse der Insel etwas geben, damit sie ihm etwas gibt. Charlie tritt seine Drogen letztlich nicht an die Insel ab, sondern an John, der Charlie dann auch zeigt, wo seine Gitarre hängt. Die Gitarre ist auf wundersame Weise intakt: Ob sie aus der „Magic Box“ kommt?

Der letzte Handlungsfaden, der auch der deutschen Fassung ihren Namen gibt: Die Höhlen. Jack will umziehen. Warum ist er so besessen davon? Nicht das seine Argumente nicht einleuchtend wären, doch er beharrt darauf, dass es eigentlich keine Alternative gibt. Er ist der festen Überzeugung, dass keine Rettung kommen wird. Wieder ein Indiz dafür, dass er doch irgendwie mehr weiß?! Der Einwand zur letzten Folge war folgender: Wieso führt Jack sie nicht gleich zu den Höhlen? Meine Antwort: Nehmen wir mal an, er sitzt in einer Zeitschleife, so wissen wir, dass es dann zwar eine menge Konstanten gibt und im Wesentlichen nichts verändert werden kann. Doch unter Umständen gibt es winzigkleine Variablen, die sich auch Desmonds Zeitreise äußerten: Obwohl alles wieder beim gleichen Ergebnis rauskommt, hatte er doch die Möglichkeit zu winzigen Veränderungen. Unter Umständen weiß jack auch nur schubweise oder in groben Zügen, was passieren wird, aber nicht im Detail, weil die Details nicht konstant sind. Zugegeben: keine Hypothese mit der ich selbst sehr glücklich wäre, aber denkbar wäre es.

Jack will also zu den Höhlen. Kate hingegen möchte am Strand bleiben, obwohl sie nicht einmal gerettet werden will. Schließlich würde die Rettung für sie im Knast enden. Ist es die innere Rastlosigkeit, die sie davon abhält? Würde sie den Strand verlassen und in die Höhlen ziehen, würde sie in gewisser Weise sesshaft werden. Die Vorstellung allein kann sie schon nicht ertragen. Sie kann den Gedanken nicht zulassen und reagiert auf jede Frage ausweichend. Sie ist weder für Strand noch für die Höhlen: Sie ist gegen beides! „I don’t wanna be Eve!

Ach, da hätt’ ich doch fast die zwei modernden Leichen vergessen. Adam und Eva – oder sollte ich lieber sagen „Rose und Bernard“? Denn aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um eben diese. Wäre dem so, würde auch das gegen einen Reset und für eine Zeitschleife sprechen. Darauf werde ich mal genauer eingehen, wenn ich etwas mehr Zeit und Nerv habe. Was wir jedoch weit weniger erahnen können: Was hat es mit den Steinen auf sich? Wer hat die beiden in den Höhlen zur Ruhe gebettet? Seit wann liegen sie nun wirklich da?

Und noch eine Frage bleibt nach dieser Folge offen: Warum hat Hurley noch Batterien für seinen Walkman, obwohl Sayid alle Energiezellen für sein Funkgerät haben wollte?

5 Kommentare:

  1. F(x)=12*eˆ(x-3,75)

    Nur um dich im bisschen auf Trab zu halten :-P

    Aber jetzt zu LOST.

    Diese Folge hat in der Tat oberflächlich nichts neues zu bieten. Ich habe krampfhaft versucht, Dinge zu finden, die man jetzt anders sehen kann, aber viel wahr nicht zu holen. Was Jack und die Höhlen angeht, da stimme ich dir zu. Es wirkt wirklich so, dass er bereits alle Hoffnung auf Rettung aufgegeben hat, weil er weiß, es kommt keine. Das spricht also durchaus wieder für deine These. Was das Vergessen der Höhlen in der vorherigen Folge angeht, habe ich ja auch schon geschrieben, dass es durchaus sein kann, dass Jack durch Christian einfach zu sehr abgelenkt war. Ich würde da jetzt also mal keine schubweisen Erinnerungen ins Spiel bringen, ganz einfach, weil es mir nicht gefällt.
    Auch die Geschichte mit John und Charlie finde ich sehr interessant. John wirkt in dieser Story schon sehr wissend, was die Insel angeht, man könnte fast sagen, er ist erleuchtet. Das könnte natürlich durch die Begegnung mit dem Monster in Walkabout zu tun haben (tippe ich ganz stark darauf). Er versucht nun quasi Charlie als seinen Jünger heranzu ziehen, was ja durchaus gut funktioniert, wenn man mal ein bisschen in die Zukunft schaut. Charlie hängt viel mit John herum und hört auch auf ihn. Gleiches wird auch bei Boone später noch passieren.
    Dass Hurley noch Batterien hat, ist finde ich ganz einfach zu begründen: Es muss einfach ein Musikstück am Ende laufen. Ich denke dass ist die einfachste Erklärung und man sollte hier auch nicht zu viel hinein interpretieren.

    So, dass war mein Senf zu dieser Folge, die wirklich nicht viel hergibt. Alles, was ich nicht speziell nochmal angesprochen habe, hat der werte Anubis oben schon zur genüge erklärt.

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  2. Das mit Hurley und den Batterien war auch nicht ganz ernst gemeint ;-)

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  3. Ja, is klar. Aber bei Lost sind es ja auch teilweise solche Kleinigkeiten, die später wirklich wichtig werden. In diesem Fall sicherlich nicht, aber es gibt einige Situationen, wo es noch so ist. Deswegen finde ich es schonmal gut, dass du auch auf sowas eingehst.

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  4. Was ist denn mit Day 7, verstehe das nicht ganz!
    Aber zu Tag 8 kann man wohl echt nichts hinzufügen, vor allem das mit der Zeit hat mich verblüfft!
    Aber Adam und Eva nicht vergessen ;D

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  5. @Anonym
    Es ist ja ein Tagebuch. Das heißt ich vermerke alles gemäß dessen, was ich an dem Tag gemacht habe. Deswegen sind die Tage in den Artikeln auch öfters auf ein älteres Datum datiert als das, an dem ich den Artikel hochgeladen habe.
    Apropos: Ich habe den Nachtfalter gestern geguckt und auch schon längst mit dem Schreiben angefangen, aber irgendwie komme ich schleppend voran... ;-)

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