Sonntag, 4. Oktober 2009

„Well, accidents happen when you torture people, Jack.“

Tag 11 – 2.10.2009:

Ich geb’s zu. Ich bin wieder nicht zum Gucken gekommen, weil ich so viel geschrieben habe. Ich hol’s aber auf. Versprochen! Denn mit der Zeit werden die Reviews zwangsläufig kürzer werden, weil ich mich sonst wohl des öfteren wiederholen würde.

Tag 12 – 3.10.2009:

„Einzelhaft“: Eines der zentralen Themen dieser Episode wird uns direkt zu Beginn, in der ersten Einstellung, eindringlich klar gemacht: Einsamkeit. Sayid sitzt ganz alleine am Strand und blickt aufs Wasser. Da ist er zwar nicht der erste, denn Locke, Rose und Jack können das auch ganz gut, aber Sayid ist ganz alleine, niemand weit und breit. Er betrachtet gedankenverloren das Bild von Nadia, das Claire aus dem Wrack geborgen hat. Dann entdeckt er das Kabel zum Spiegel, das aus dem Sand hervorlugt und folgt ihm bis zu einem Stolperdraht. Er sieht den Stolperdraht und steigt darüber hinweg. Im nächsten Moment aktiviert er dann die eigentliche Falle. Ihr ahnt sicher worauf ich nun als nächstes zu sprechen komme. Genau: Jacob und „Samuel“ – ganz ausnahmsweise mal. Könnte nicht auch beim Wettkampf dieser beiden etwas, das nach Falle aussieht, von der eigentlichen Falle ablenken. „Samuel“ denkt vermutlich Jacob ausgetrickst und durchschaut zu haben und tappt unter Umständen genau deshalb in die eigentliche Falle. Vielleicht auch umgekehrt... dazu wissen wir zu wenig über die Folgen dessen, was sich unter der Statue zutrug.

Überhaupt lassen sich in dieser Folge zahlreiche Parallelen zwischen einzelnen Charakteren aufbauen. Bevor ich jedoch diesen recht großen Themenkomplex angehe, möchte ich auf einige Details und Querverbindungen hinweisen, die mir aufgefallen sind, im Zuge dessen werden einige der parallelen dann ohnehin zur Sprache kommen. Die verbleibenden arbeite ich am Ende ab ;-):

Mich persönlich hat in den Rückblenden verwundert, dass Sayid Englisch spricht. In der Deutschen Fassung habe ich wohl noch drüber weggehört, weil es nichts ungewöhnliches ist, dass in der deutschen Synchronisation Sprachbarrieren – wenn nicht handlungsrelevant – unterschlagen werden. Bei „Heroes“ etwa wurde Japanisch und Spanisch zusammen mit dem Englischen übersetzt und synchronisiert. Aber warum wird Koreanisch untertitelt und Arabisch nicht? Sicher nichts wichtiges, aber etwas merkwürdig bzw. inkonsequent fand ich es schon.

In einer Szene sehen wir John mit Ethan – dies ist sein erster Auftritt. Ich habe mich gefragt, ob Ethan sich an John erinnert? Schließlich ist er ihm schon einmal begegnet. Außerdem dachte ich: Warum haben sie ihn nicht eher eingeführt? Dadurch, dass Ethan und der komische Hypochonder beide erstmals in dieser Folge auftreten, könnte man mutmaßen, dass der eine als Ablenkung für den anderen gedacht war. Sei’s drum: ich finde es einfach merkwürdig und nicht sehr geschickt, dass Ethan nicht von der ersten Folge an präsent war. Hätte seine Rolle als Spitzel viel überraschender gemacht. Schade eigentlich, da haben die „Lost“-Autoren ausnahmsweise mal eine gute Gelegenheit den Zuschauer zu schocken verpasst.

Die ganze Folge ist offenkundig ein Umbruch in der Dramaturgie, denn langsam aber sicher beginnt es mehr um das große Ganze zu gehen. Die Folge wimmelt nur so vor Vorausdeutungen und Mindfucks. Beginnen wir mal mit den Mindfucks:

- Sayid fragt Danielle: „Alex. Who is he?“ – dadurch dachte auch jeder Zuschauer automatisch, dass Alex ein Mann/Junge wäre, obgleich Alex als Kurzform sowohl für Alexander als auch für Alexandra stehen kann.

- Sayid sagt, Nadia sei tot. Man würde annehmen, dass er dafür irgendeine Gewissheit hat, doch das Gegenteil ist der Fall: er saß schließlich im Flugzeug, weil er zu ihr wollte. Ich finde das gerade in Bezug auf Richards Äußerung über 1977er Losties ganz interessant. Wir sollten nicht den Fehler machen, aus schnellen Schlüssen der Charaktere selbst übereilte Schlüsse zu ziehen. Sofern also Sayid nicht in einer Zeitschleife sitzt und weiß, dass Nadia überfahren wird, während er mit Jacob quatscht, äußert er hier eine offenkundige Fehlannahme, die dem Zuschauer und Danielle als Fakt verkauft wird.

- Da Danielle sagt, sie würde die Anderen nicht sehen, sondern nur hören, geht der Zuschauer davon aus, dass das Flüstern, das Sayid hört, von den Anderen verursacht würde. Wir wissen mittlerweile: Danielle meinte mit „Anderen“ tatsächlich die Anderen, log aber hinsichtlich ihrer Begegnungen mit ihnen. Denn einen hat sie tatsächlich getroffen: Ben. Der wiederum warnte sie, sie solle sich sofort verstecken, wenn sie nur ein Flüstern höre. So wurde ein Phänomen der Insel mit einem anderen verknüpft, das höchstwahrscheinlich nicht damit zu tun hat.

Kommen wir nun zu Vorausdeutungen und anderen interessanten Äußerungen:

Danielle sagt, dass „sie“ jetzt den Funkturm kontrollieren würden. Da entsteht wieder das alte Problem: Hat denn nicht die Dharma den Funkturm zuvor kontrolliert? Wie konnte Danielle den Funkspruch einrichten, ohne auf einen der Dharma-Mitarbeiter zu stoßen? Wer, wenn nicht die Dharma, hätte ihn errichten und einen Funkspruch installieren sollen, der die Zahlen wieder und wieder wiederholt. Gehörte der Funkturm vielleicht zur US-Armee? Und wenn die Anderen den Funkturm tatsächlich kontrollieren, wieso läuft Danielles Funkspruch dann noch immer? Warum hat Ben ihn nicht längst abschalten lassen? Das Funksignal muss doch einer Einladung auf die Insel gleichkommen, zumal er schon seit Jahren lief, als Charles verbannt wurde.

I mean, we're lost on an island, running from boars and monsters... freakin' polar bears.“ – diesen Satz von Hurley lass ich mal unkommentiert stehen ;-).

Danielle sagt zu Sayid: „It's a music box, but it's broken. It has been for a long time.“ Tja, wie ging die Spieluhr von Danielle kaputt? Wer weiß es noch? Exakt: Ben stößt sie um, als er in Danielles Zelt eindringt. Doch war das nicht das erste Mal, dass sich die zwei begegneten, denn Danielle sagt zu ihm, er sei es gewesen, der ihre Leute infiziert habe. Genauso wie sie zu Sayid sagt „sie“ seien die Überträger gewesen. Doch wie passt das damit zusammen, dass doch offenbar das Monster sie verändert hat? Auch dazu sagt Danielle etwas interessantes:

There's no such thing as monsters!“ Okay, für sie mag es das Sicherheitssystem sein. Doch bezeichnete Jin ihr gegenüber das Rauchwesen bereits als Monster, als sie es noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte. Aber statt Sayid zu entgegnen: „Du meinst das Sicherheitssystem?“ sagt sie ganz bestimmt, es würden keine Monster oder etwas vergleichbares existieren. Warum sagt sie das? Was weiß Danielle und verheimlicht es vor uns? Nehmen wir für einen Moment mal an, dass ich mit meiner Hypothese recht habe und die „Seuche“ nichts anderes ist als das Monster, welches sich der Körper von Danielles Team bemächtigte oder sie tötete und ihre Gestalt annahm. Hätte sie dann nicht sogar mit diesem Wesen kommuniziert? Oder sind es doch zwei Wesen („monsters“ => Plural!). Knüpfen wir noch mal an der Idee an: Jacob = Leben & „Samuel“ = Tod. Irgendwann hatte einer von euch (ich kann’s gerade nicht wiederfinden und weiß leider nicht mehr wer es genau war – sollte sich der Betreffende melden, editier ich es hier gerne ein) darauf hingewiesen, dass es bemerkenswert wäre, dass nur jene „wiederkommen“, die fern der Insel starben. Vielleicht hat „Samuel“ bzw. das Monster Danielles Team also gar nicht getötet. Was aber, wenn Lebende Jacob bzw. dem weißen Monster als „Wirt“ dienen können und Tote seinem Gegner. Vielleicht übertragen sie auch tatsächlich etwas, pflanzen etwas ein. Danielle behauptet, dass Ben der Überträger war. Was wenn das stimmt und Ben als er zum Tempel gebracht wurde irgendetwas „eingepflanzt“ wurde, das ihn am Leben erhielt und zu „einem von Ihnen“ machte? Das gleiche, was Jacob all seinen Auserwählten gab, denn schließlich berührte er jeden von ihnen und holte Locke auf diesem Wege sogar ins Leben zurück. Danielle merkte dann, dass sich ihre Leute irgendwie verändert hatten und tötete sie. Unter Umständen hatte „Samuel“ sich eines Toten bemächtigt, was Danielle erkannte, und sie konnte schlichtweg nicht unterscheiden, wer nun von „Samuel“ und wer von Jacob „infiziert“ war und legte alle um, die somit für beide „unbrauchbar“ wurden, weil sie auf der Insel gestorben waren. Zugegeben: Die Theorie ist etwas abgedreht, aber mein Gefühl sagt mir irgendwie, dass da was dran ist.

Dennoch spricht sie davon, dass „es“ alle getötet oder zumindest verändert habe; denn getötet hat sie ihr Team letztlich: „It took them, one after the other. I had no choice. They were already lost.“ Ferner Danielle erwähnt in dieser Folge bereits die „Black Rock“ zum ersten Mal.

Vielsagend ist auch ein Wortwechsel zwischen Sayid und Nadia in der Zelle: „This isn't a game, Nadia.“ – „Yet, you keep playing it, Sayid: pretending to be something I know you're not.“. Wieder einmal zwei Leitthemen: Spiel und Täuschung. Bleiben wir zunächst bei Sayid selbst. Bei ihm stellt sich die Frage, was er denn nun zu sein vortäuscht? Auf den ersten Blick würde man sagen: Er tut als wäre er ein Killer und Folterer, obwohl er es nicht ist. Nadia hat vermutlich auch genau das gemeint. Ich behaupte aber: Es verhält sich genau umgekehrt. Sayid redet sich und seiner Umwelt ein, dass all diese grauenvollen Dinge aus Notsituationen heraus getan hat, bis er auf Ben trifft, der ihm unmissverständlich sagt: „Because, Sayid... to put it simply, you're capable of things that most other men aren't. Every choice you've made in your life, whether it was to murder or to torture, it hasn't really been a choice at all, has it? It's in your nature. It's what you are. You're a killer, Sayid.“ Deshalb hat Sayid auch das Strandlager verlassen. Er will nicht wahrhaben, dass er in Wahrheit das ist, was er in Ben später sieht: ein Monster. Doch Ben unterscheidet sich von Sayid in zwei Punkten ganz entscheidend: für ihn gibt es Grenzen, Ben tötet wirklich aus Notwendigkeiten heraus und braucht Sayid später, weil er eben nicht in der Lage ist zu tun, was er tun müsste. Er hat Penny nicht getötet und er bereut auch die rolle, die er in der Säuberung spielte. Danielle und Alex hat er durch sein handeln sogar gerettet, weil er nicht in der Lage war die beiden zu töten. Ben spielt das Monster, weil er sich nicht leisten kann Schwäche zu zeigen. Sayid kehrt genau entgegengesetzt zu Ben seine helle Seite nach außen und will seine dunkle Verleugnen. Ich gestehe, dass ich Sayid nie sonderlich mochte, eben weil er anderen gegenüber den Moralapostel spielt, obwohl er Dinge getan hat, die viel grauenvoller waren, als alles, was er bei anderen anprangert. Doch bei allem Verständnis, das ich für jeden der Lost-Charaktere stets aufzubringen versuche, wer ohne in irgendeiner Notsituation zu sein auf ein wehrloses Kind schießt, ist schlichtweg ein schlechter Mensch. Viele der Lost-Charaktere haben grauenvolle Dinge getan, doch Sayid hat vermutlich mehr auf dem Kerbholz als alle anderen zusammen. Aber warum wird er dennoch als Identifikationsfigur gehandhabt? Vermutlich genau deswegen. Denn Darlton sind die, die hier eigentlich täuschen wollen. So wie man uns Sawyer und Ben zunächst als böse entgegenbringt, so wird uns etwa Sayid als gut präsentiert. Jetzt kann man die Charaktere nicht im Finale plötzlich komplett auf den Kopf stellen. Also, muss man sie geschickt darstellen und bei den einen die positiven Eigenschaften in den Vordergrund stellen und bei den anderen die negativen. Kate etwa wird uns gleich zu Beginn als Mörderin präsentiert. Hätten wir damals schon gewusst, dass nach fünf Staffeln alle Charaktere entweder Mörder oder tot sind (die meisten beides) und Kate ihren Vater aus purer Verzweiflung heraus ermordete, hätten wir Kate wohl von Anfang an unter einem anderen Licht gesehen. Auf diese und ähnliche dramaturgische Kniffe, die genauso wie versteckte Hinweise ein Teil des Puzzles bilden, werde ich in Zukunft immer mal wieder zu sprechen kommen.

Gleichzeitig spiegelt dieser Dialog über Spiel und Täuschung auch den Kampf zwischen den beiden Wesen wieder, von denen wir eines als Jacob kennen. Nicht nur, dass beide vorgeben etwas zu sein, was sie offenkundig nicht sind – nämlich Menschen – nein, „Samuel“ versucht das Spiel gegen Jacob zu gewinnen, indem er sich als John Locke ausgibt. Und wenn wir schon mal wieder bei Jacob und dessen Tod sind: „You see, some things can be fixed.“ Da muss man doch fragen: Und welche Dinge können nicht wieder hinbekommen werden? Manches kann folglich berichtigt werden und anderes nicht. Ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl? Also, ich hab mehr das Gefühl uns wird in dieser Episode mal wieder ein kompletter Zaun vor die Füße geworfen. Deshalb schätze ich mal, dass diese Aussage sich selbst erklärt. Wir alle könnten ganze Romane mit Dingen füllen, die man bei „Lost“ korrigieren bzw. nicht korrigieren kann. Das Problem sind ja auch weniger die Punkte, bei denen wir es wissen, sondern jene Variablen, von denen wir es nicht wissen. Kann man die eigene Vergangenheit korrigieren oder kann man es nicht? Ich würde sagen: Einige Dinge kann man reparieren, doch der Lauf des Universums gehört nicht dazu.

Das letzte Zitat, auf das ich zu sprechen kommen möchte oder vielmehr muss, denn es schreit laut aus der Episode heraus, wäre: „You'll find me in the next life, if not in this one.“ Wir alle wissen, dass Desmond so etwas ähnliches mehr als einmal äußert, aber was könnte dieser Satz für Staffel 6 bedeuten? Vielleicht bedeutet es ja wirklich, dass wenn unsere Losties in diesem Leben nicht zusammenbleiben, so oder so aufeinandertreffen, sich also spätestens im nächsten, einem anderen Leben wiedertreffen. Wäre ausnahmsweise mal ein Indiz, das für einen Reset spräche.

Die Alternative dazu wäre: Die 1977er Losties sind tatsächlich vor Richards Augen gestorben. Damit wären alle Hauptcharaktere (bis auf Sun) tot oder einmal tot gewesen. Alle? Ja, alle! Wieso? Ganz einfach: Ben starb als Sayid ihn angeschossen hatte und wurde im Tempel ins Leben zurückgeholt – seine emotionale Entwicklung blieb stehen, aber er wurde auch zu „etwas besonderem“. Locke starb bei dem Sturz aus dem Fenster und wurde von Jacob wieder zum Leben erweckt –er ist ebenfalls „etwas besonderes“. Bleiben noch Richard, Walt, Claire und Desmond. Richard altert nicht und lebt seit Jacob-weiß-wie-lange auf der Insel, vielleicht auch weil er bereits tot war. Die Theorie, dass Walt beim Absturz draufging ist nicht neu und würde einiges erklären. Claire lässt ihr Baby zurück und ist plötzlich bei Christian in der Hütte – auch hier nehmen einige an, sie wäre tot. Desmond dreht den Schlüssel um, reist durch die Zeit und erwacht als Hellsichtiger nackt mitten im Dschungel. Hurley und Miles haben ebenfalls eine besondere Fähigkeit. Bei Miles weiß ich derzeit nicht woher die kommen könnte, aber Hurley stürzte mit einem kompletten Balkon ab. Nun sollen in Staffel 6 alle Charaktere zurückkommen, die zuvor gestorben sind und das nachdem Jacob sagte: „They are coming!“ Vielleicht sehen wir sie ja tatsächlich „im nächsten Leben“. Was wäre, wenn Jacobs Opfer genau den Sinn hatte, sie alle zurückzuholen. Zombie-Staffel, wir kommen!

Wenn euch andere Deutungsmöglichkeiten einfallen: Immer her damit! Überhaupt habe ich nichts gegen Gastbeiträge (solange sie zumindest ein gewisses Niveau halten ;-) ), müsst mich nur anschreiben und mir eure Texte schicken.

Kommen wir zum letzten großen Themenkomplex: Parallelen zwischen den Charakteren in dieser und vergleichbaren Episoden. Es ist doch wirklich immer wieder faszinierend wie weinerlich Sayid wird, wenn der Spieß mal umgedreht ist und er der ist, der gefoltert wird. Wie viele seiner Opfer werden ihm gegenüber genau wie er gegenüber Danielle beteuert haben, dass sie nichts wissen? Ich will es mir lieber gar nicht ausmalen. Mir reichen die wenigen Male, wo wir ihn in Aktion gesehen haben. Ich frage mich nur, was für ein Mensch, der selbst zweimal in der Situation war im Zuge eines Verhörs gefoltert zu werden – einmal unschuldig, einmal nicht, dazu in der Lage ist, aus Vermutungen heraus anderen Menschen weiterhin solche Dinge anzutun. Bei Sawyer hat er es noch bereut, bei Ben nicht einmal mehr das, obwohl er sich in genau der gleichen Situation befand, in der Ben sich dann befindet. Ben und Sayid landen beide in einer von Danielles Fallen und werden von Danielle für Andere gehalten und daraufhin gefoltert. Der Umstand, dass Danielle bei Ben recht hatte, mindert Sayids Schuld in keinster Weise. Ja, selbst wenn er sich absolut 108%ig sicher gewesen wäre, bliebe Sayids Handeln ein Verbrechen. Auf diese Problematik gedenke ich näher einzugehen, wenn wir zu „Einer von Ihnen“ kommen.

Aber vergleichen wir doch mal die Flucht Nadias mit Bens Flucht aus dem Schwan. Für beide ist das Urteil gefallen: Tod. Michael und Sayid verraten beide ihre Leute, um jemanden zu schützen, den sie lieben. Sayid will Nadia retten und Michael Walt. Michael erschießt von vorne herein Ana-Lucia, doch dann kommt jemand hinzu, dem er nicht schaden wollte: Libby. Bei Sayid verläuft es ähnlich: er wird von Omar überrascht, den er kurzerhand erschießt. Danach richten sowohl Michael als auch Sayid ihre Waffen gegen sich selbst, um so vortäuschen zu können, dass sie überwältigt und angeschossen wurden und erst danach Omar bzw. Libby und Ana getötet wurden.

Abgesehen von der Funktion als Folterknecht gibt es noch einige andere Parallelen zwischen Danielle und Sayid. Einige werden auch offen angesprochen (wie etwa das mit dem Namen), andere werden zwar angedeutet und nicht vertieft und wieder andere muss man suchen. Zunächst einmal haben sie beide jemanden durch ihr eigenes Zutun verloren: Danielle erschoss Robert und Sayid spielte in Nadias Folterung und Flucht eine ziemlich offensichtliche Rolle. Sayid verlor Nadia aber auch durch äußere Einflüsse – sie wurde ihm weggenommen, so wie Danielle Alex abgenommen wurde. Beide waren sie zu feige für diese Menschen zu kämpfen und verurteilen sich selbst dafür. Sie trauen beide niemandem und sind deshalb auch lieber für sich (das ist bei Danielle zugegebenermaßen ausgeprägter). Aber trotz all ihres offenkundigen Fehlverhaltens verteidigen sie ihr Handeln, rechtfertigen es vor sich und anderen und lernen deshalb auch nichts aus ihren Fehlern. Beide maßen sich an, das Recht zu besitzen, zu entscheiden, was mit anderen Menschen geschehen soll, weil sie nicht dem entsprechen, was sie erwarten.

Da es jetzt schon wieder fast 17Uhr am nächsten Tag ist, noch ein letzter Punkt und dann ist für heute Schluss: Sayid trickst Danielle auf ähnliche Weise aus wie die Wachen im Gefängnis. Er baut bei Danielle das Vertrauen erst auf, bei den Wachen hat er es bereits. In dem Moment jedoch, wo Danielle bzw. die Wachen unaufmerksam werden und gehen, nutzt er seine Gelegenheit aus.

So und das muss jetzt reichen. Das ist wirklich ein Fass ohne Boden^^.

5 Kommentare:

  1. Ich stelle mir dieselben Fragen über den Funkturm.
    Ein Erklärungsversuch ist, meiner Meinung nach, mit unseren derzeitigen Lostwissensstand kläglich zum scheitern verurteilt.
    Trotzdem will ich mal ein paar Gedanken festhalten.
    Ein Indiz dafür, dass der Turm früher von der Dharma kontrolliert wurde sind die Zahlen, die vor dem Notsignal gesendet wurden.
    Aber wozu braucht man einen Funkturm, wenn man die Flammenstation hat? Hm.
    Entweder wurde dieser vor der Flamme gebaut, als Übergangslösung, er ist ein Überbleibsel des US Militärs oder vielleicht auch was anderes.
    Also die Zahlen werden bis 1988 gesendet, von Leonard Simms gehört, dann wird der Funkspruch durchs Notsignal geändert, welches von Ben durch den Spiegel blockiert wird. Nur wann bzw wozu, wenn man es doch abschalten könnte?

    Nun die mir persönlich wichtigste Frage: Warum werden die Zahlen 2007 beim Absturz von Flug 316 wieder gesendet?
    Losttypisch viele Fragen, keine Antworten.


    Zum Thema Leute, die nicht auf der Insel gestorben sind:
    Das hab ich geschrieben bei Wildschweinjagd.

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  2. Ben blockiert die Funksignale aber erst, nachdem die Energiespitze bei der Implusion des Schwan einer schriftlichen Einladung an Charles gleichkam. Vorher brauchte er das Funksignal des Spiegels selbst damit die Galaga hin- und hergelotst werden konnte. Und da fragt man sich dann wieder wie Tom hin und zurück kam.

    Da die Zahlen als Teil der Valenzetti-Gleichung nach der Kuba-Krise in Auftrag der US-regierung ermittelt wurden, wäre es schon denkbar, dass der Funkturm zum US-Militär gehörte und nicht zur Dharma.

    Und zum Absturz von Flug 316: die kommen vermutlich durch das Wurmloch, welches Jack, Kate, Sayid udn Hurley aus dem Flugzeug nach 1977 bringt. Nebeneffekt des Zeitsprungs würde ich mal sagen. Oder Richard hat sich gedacht: "Danielle ist eh' tot, lass ich mal wieder die Zahlen laufen, wenn wir schon kein Radio haben!"

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  3. Genau, wir wissen ja nicht, was 2004-2007 auf der Insel passiert ist, sodass auch so ein netter Funkturm einfach mal wieder eingeschaltet wird

    Alles wieder gut herausgearbeitet, würde aber gerne nochmal beim Thema Jacob's Tod und "Zombie-Staffel" kommen. Wie stellst du dir das denn vor, wenn Jacob das geplant hat? Für ihn wird sich dohc nichts ändern, wenn eine Alternative Zeitlinie/Reset aktiviert werden, sein Tod hat doch mit reset nichts zu tun?
    Bin mit dem Sinn von jacobs Tod ganz mit deiner ersten Theorie einverstanden. Jacobs Tod ist auch nur eine Falle. Deshalb ist "Samuel" auch so überrascht über das "Sie kommen".


    Mal so nebenbei, schaffst du es denn diese Menge pro Episode bis zur letzten Folge von S5 zu halten? Ich denke alle Mitverfolger wären auch zufrieden, wenn du es etwas kürzer schafst, aber dafür sicher bis zum ende durcziehst!

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  4. Bezüglich des Rauchmonsters, Danielle, Jin und dem Begriff "Monster" gibt es noch eine Erklärung, auch wenn diese natürlich weniger schön wäre: vielleicht war in diesem Stadium der Serie noch nicht klar, dass die Landung der Franzosen auf der Insel in Verbindung mit einer Zeitreise gezeigt wird. Wir müssen auch damit rechnen, dass einige Unklarheiten, Widersprüche und dadurch entstehende "quasi" Mysterien nur Logikfehler bei der Umsetzung der Serie sind.

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  5. @Alpert94
    Da hab ich mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Angenommen es gibt keinen reset und die Bombe war der vorfall und Jack und Co sterben wie Richard es gesagt hat im Laufe der nächsten 27 Jahre, dann wären alle Losties tot (in welcher Zeiteben ist ja schnuppe). da sie auf der Insel gestorben sind, unterliegen sie aber nicht "Samuel"s Macht und Jacob holt sie durch seinen Tod zurück. Und wer weiß, wenn er all seine Auserwählten zurückgeholt hat, brauch man für ein paar Black-Rock-Matrosen nicht einmal mehr einen zeitsprung oder Rückblende.

    Und nein, die Länge werde ich nicht durchhalten, aber dazu hab ich schon was in der zweiten Review, die heute noch kommt, geschrieben (ja, heute kommen zwei aufeinmal)



    @Tavor
    Ja, das wäre zwar möglich, aber diese Möglichkeit besteht prinzipiell bei allem und für uns ist ja nur die andere Alternative von Interesse. ;-)

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