Sonntag, 28. März 2010

„Quis custodiet custodes?“ - "Ab Aeterno"-Review

Ich muss gestehen, dass ich in weiten Teilen der Folge nur Spanisch verstanden habe. Aber zum Glück gibt’s ja Untertitel. „Ab Aeterno“ ist endlich mal eine Folge, die mehr Antworten birgt als neue Fragen. Außerdem gab es endlich mal wieder Flashbacks und die gleich zu drei Charakteren, die bislang allenfalls in Flashbacks von Jacob, Ben, Sayid oder Juliet auftauchten, selbst aber noch keine hatten: Ilana, Richard und „Samuel“/MiB. Klar, im Zentrum steht Richard und das sogar buchstäblich, denn seine überaus lange Rückblende wird von Ilanas und „Samuels“ eingerahmt.

Ilanas Rückblende und die Szene am Strand dienen aber vor allem als Einleitung für die Geschichte um Richard. Neue Fragen stellen sich hier nicht – es werden nur alte wieder aufgeworfen: Woher kennen sich Jacob und Ilana? Wer ist der sechste Kandidat? Und so weiter... .

Richard verlässt den Strand und will nun zu „Samuel“, weil er sich von dem Antworten erhofft und prompt sind wir in der Rückblende, denn alles andere, was in der Gegenwart passiert, macht erst Sinn analysiert zu werden, wenn wir Richards Rückblende unter die Lupe genommen haben.

Socorro, Teneriffa, Kanarische Insel, 1867: Ricardo ist auf dem Ritt nach Hause zu seiner kranken Frau, die ihm, als er zuhause ist und wieder aufbrechen will, um einen Arzt um Hilfe zu bitten, eine Kette mit einem Kreuz gibt, mit der er den Arzt bezahlen soll. Der Mediziner verweigert Ricardo die Hilfe, denn die Kette sei nichts wert und so reiche sein Geld auch mit ihr zusammen nicht für die Medizin. Wie Desmond am 22.9.2004 auf der Insel tötet auch Ricardo in einer Handgreiflichkeit seinen Gegner versehentlich, indem er ihn von sich wegstößt und jener eine tödliche Kopfverletzung erleidet. Das ist aber nicht die einzige Parallele zu Flashbacks anderer Charaktere. Richard tötet jemanden, um einen Menschen zu retten, der ihm am Herzen liegt. Viele Hauptcharaktere schadeten in ihrer Vergangenheit jemandem (oder etwas), um so Schaden von einem geliebten Menschen abzuhalten: Eko mordet, weil er so Yemi schützen kann. Ben verängstigt Danielle, um so sie und Alex zu retten. Sayid dreht einem Huhn den Hals um, damit sein Bruder es nicht machen musste. Im Glauben so ihrer Mutter zu helfen, jagt Kate deren Haus und Wayne in die Luft.

Im Fall von Isabella kommt jedoch jede Hilfe zu spät und so könnte man fast sagen: Ricardo landet umsonst im Gefängnis. Ich habe ja, als Richard dann im Knast war, jeden Moment damit gerechnet, dass Jacob um die Ecke kommt und ihm ein Angebot macht, dass er nicht ablehnen kann. Es stellt sich aber schon die Frage, warum Vater Suarez Ricardo die Absolution verweigert, denn das ist schon sehr ungewöhnlich – erstrecht, wenn der Beichtende kurz davor steht zu sterben und offen bereut. Aber es kommt ja immer anders und vor allem als man denkt: Das Lukas-Evangelium, welches Ricardo auf Englisch liest (eine Parallele zu Jin und Sun, die auch in die USA fliehen wollten – Sun lernte wie Ricardo Englisch), rettet ihm in gewisser Weise das Leben und er landet letztlich als Sklave im Besitz von Jonas Whitfield an Bord der Black Rock, für deren Kapitän Magnus Hanso Whitfield arbeitet. Muss ich jetzt erklären, wer Magnus Hanso ist? Ich glaub nicht, oder? Kleiner Tipp: er ist der Opa von Alvar Hanso^^. Wie Furya bin ich übrigens der Ansicht, dass wir Hanso aus gutem Grund nicht zu sehen bekamen. Ich denke, dass uns sein Gesicht bekannt vorgekommen wäre und es sich um jemanden handelt, der von großer Bedeutung für die Mythologie ist. Ich hatte ja schon mal Christian und Desmond in die Runde geworfen, denn mit Christian ist wohl wirklich noch irgendein Mysterium verknüpft und laut Daniel gelten für Desmond „die Regeln“ nicht, weshalb er noch ein „Loophole“ sein könnte. Ich musste aber auch an Charles Widmore denken, denn dessen genaue Herkunft ist unbekannt, er ist Brite, hatte Interesse an dem Logbuch des ersten Maats, hat geschäftliche Verbindungen zu Hanso Foundation und hat so seine Probleme mit Richard – könnte Jacob oder MiB ihn wiederbelebt haben?

Ganz interessant ist auch, dass der Offizier Jonas heißt... also ich hätte mit dem Vornamen zumindest so meine Probleme mit ausgedehnten Schiffsreisen. Man weiß ja nie, wo sich diese Wale so rumtrieben.

Mein persönlicher Kritikpunkt an diesem Teil von Richards Geschichte kennt ihr schon: Ich empfinde ihn als etwas konstruiert. Die Macher waren sich darüber bewusst, dass unter normalen Umständen ein Mann spanischer Abstammung/ ein Hispanier im 19. Jahrhundert nie als Sklave auf einem Schiff unter europäischer oder amerikanischer Flagge gelandet wäre (in den englischen Kolonien war die Sklaverei seit über 30 Jahren verboten, in den Staaten ab 1865). Viele Fans glaubten aber genau das oder wollten es gerne glauben. Also konstruieren Darlton eine Geschichte, in der es von komischen Zufällen nur so wimmelt und das obwohl Jacob nirgendwo eingreift. Nein, wir erfahren sogar, dass es Richard ist, der Jacob rät, aktiv zu werden und mehr zu tun, als nur Schiffe auf die Insel zu locken und dann abzuwarten, ob sich die Überlebenden die Köppe einschlagen – aber dazu später mehr. „Mehr“/„Meer“ ist aber ein gutes Stichwort:

Auf hoher See gerät die Black Rock des Nachts in einen ziemlich heftigen Sturm und neben Wasser regnet es jetzt auch Ungereimtheiten:

1. In „The Constant“ sagt der Auktionator, die Black Rock sei 1845 auf dem Weg nach Siam verschollen, doch jetzt stellt sich heraus: es war 1867 auf dem Weg in die Staaten.

2. Als Jacob und „Samuel“ die Ankunft der Black Rock beobachten ist es früh am Morgen und die See ist ruhig. Aus Jacobs Äußerungen kann man schließen, dass die Black Rock nicht das erste Schiff ist, das er zur Insel gelotst hat (die Szene mit Jacob und MiB muss vor Ankunft der Black Rock spielen, da die Statue noch intakt ist), weshalb man argumentieren könnte: Dann war es halt ein anderes Schiff, das wir in „The Incident“ gesehen haben. Bei genauerem Überlegen schmeckt mir die Idee aber auch nicht so recht, denn: Wo ist dann das Wrack dieses anderen Schiffes? Man müsste doch zumindest bei Ricardos Ankunft an der Statue noch irgendetwas von diesem Schiff sehen, das wohl kaum erst um die Insel rumfährt, ehe es anlandet oder zerschellt. Da das Schiff ähnlicher Bauart war wie die Black Rock kann es noch nicht so lange her sein, dass es auf die Insel kam.

3. Ein Tsunami ist eine relativ gleichmäßige Welle, die durch ein Seebeben oder abbrechende Landmassen (Klippenabbruch) verursacht wird. Ferner erreicht ein Tsunami erst in der Nähe von Festland, also im niedrigen Wasser der Küstenregionen, diese enormen Höhen, die wir aus Nachrichten und Katastrophenfilmen kennen. Hier sehen wir jedoch einen Sturm und der kann weder Wellen dieser Ausmaße erzeugen (laut Wikipedia: maximal 40m), die ein Schiff Kilometer landeinwärts schleudern, noch eine Statue vernichten – damit sind wir bei Punkt Nummer 4:

4. Die Statue geht als starres Objekt kaputt, weil ein Holzschiff dagegen geschleudert wird? Die Statue steht da seit Jahrtausenden und hat Wind und Wetter getrotzt. Sie ist aus massivem Gestein und ein Segelschiff, das gegen den Kopf geschleudert wird, würde daran zerschellen und nicht die ganze Statue (bis auf den Fuß) abreisen. Und schon gar nicht würde diese Monsterwelle die Statue vernichten, aber alles andere heil lassen. Sorry, Darlton, aber DAS kauf ich euch nicht ab.

Und ich weiß schon jetzt, dass einige von euch sagen werden: „Wie kann man sich in einer Serie, in der ganze Inseln durch Raum und Zeit reisen und Leute mit Toten kommunizieren, an so etwas stören?“ Ganz einfach: Das Rad, Jacob, Das Rauchmonster, der Schwan etc. – all das ist Teil der Mythologie, es passt sich glaubhaft und logisch in die Handlung ein. Andere werden meinen: „Solche Fehler passieren halt. Warst du es nicht, der ich letztens noch über Pingelköpfe, die überall nach Fehlern Ausschau halten, beschwert hat?“ Ja, der war ich und ich suche bei „Lost“ auch keine Fehler und finde Leute grauenvoll, die gezielt Fehler suchen. Aber das ist der springende Punkt.·.·.·. Den Fehler musste ich nicht suchen, denn er war so offenkundig da, dass er mich stört. Hier werden zwei der wichtigsten offenen Fragen zur Geschichte der Insel mit einer völlig hanebüchenen, unlogischen und unglaubwürdigen Erklärung aufgelöst. Sorry, Darlton, aber das war einfach albern und unter eurem Niveau! Das könnt ihr – wie wir alle wissen – tausendmal besser!

Also liegt die Black Rock nun im Dschungel – so kennen wir sie schließlich auch. Aus den Gesprächen an Deck, die Ricardo mithört, erschließt sich, dass Hanso bereits tot ist. Die vier gefangenen Sklaven rufen um Hilfe, doch als Jonas runterkommt, macht er kurzen Prozess und sticht drei von ihnen kaltblütig ab, weil er sich – wie er Ricardo erklärt – sicher ist, die Sklaven würden sich rächen, wenn er sie befreien würde. Ganz abgesehen davon hätten sie nicht die Ressourcen. In gewisser Weise denkt er daher wohl auch, dass er so allen Beteiligten einiges erspart, denn so gesehen ist es zumindest humaner, den Sklaven einen schnellen Tod zu bescheren als sie qualvoll verdursten zu lassen, was zu dieser Zeit wohl die meisten an Jonas’ Statt getan hätten. Jonas ist kein Unmensch – er ist einfach nur Realist. Ach, und er ist ziemlich bald darauf tot, denn ein alter Bekannter macht seine Aufwartung, ehe Jonas auch Ricardo „erlösen“ kann. Smokey killt alle bis auf einen: Ricardo, denn den scannt er nur auf die übliche Weise und verlässt ihn – vorerst!

Nachdem er sich als Mischung aus Tim Taylor und Houdini probiert und mit einem Wildschwein gerungen hat, erscheint Ricardo jemand, der eigentlich tot ist und obendrein nicht auf der Insel starb und dessen Leiche sich auch nicht auf ihr befindet: Isabella. Kommt euch das auch so bekannt vor – Stichwort: Emily Linus? Isabella redet Ricardo ein, er sei tot und in der Hölle und da draußen laufe der leibhaftige Teufel rum und sie habe ihm in die Augen gesehen und alles, was sie sah, war das Böse. Wer ist nun diese Erscheinung? Der Mann in Schwarz? Denkbar, wenn auch problematisch, denn diese Annahme hat doch den ein oder anderen Haken:

1. Bislang nahm er nur die Form von Menschen an, deren Leiche sich auf der Insel befand: Yemi, Alex, Locke und womöglich Christian. Alles andere wurde nie bestätigt (siehe unter 2)

2. Das Rauchmonster kann sich zwar aufteilen („Left behind“), doch das scheint nur solange zu gelten wie es keine menschliche Form annimmt (siehe Bens Treffen mit ihm in „Dead is Dead“, Lockes Erscheinen bei Ben in „Dr. Linus“ oder bei Sayid in „Sundown“), doch wir hören Smokey draußen wüten, während Isabella noch bei Ricardo ist. Okay, ich hör jetzt schon wieder Anis Ben Amor, der in einem künstlichen Husten versteckt „Preis des Lebens“ prustet... also gut: es scheint, als hätte MiB einmal mehrere Gestalten angenommen, doch auch hier fehlt der Beweis, dass es wirklich MiB ist und nicht eine Halluznation oder eine andere Entität war. Das Problem ist einfach: Bei Alex, John und dem Rauch in „Dead is Dead“ wissen wir, dass alle drei MiB waren und da scheint er als Rauch zwar Menschen aus der Vergangenheit projizieren zu können, doch wirklich ihre Gestalt annehmen und in diesen Handeln kann er nicht.

3. Als Isabella erscheint hat sie fast so etwas wie eine Aura um sich, was mich doch sehr an Lockes Äußerung über sein Erlebnis in „Walkabout“ oder den Jungen im Wald erinnert. Klar kann an dem Lichtkegel liegen, in dem sie steht, aber ihre Erscheinung hat dennoch etwas Transzendales an sich.

Doch Jacob würde ich gänzlich ausschließen:

1. Diese Art der Manipulation passt nicht zu ihm.

2. Bislang gibt es keinen Hinweis dafür, dass Jacob eine andere Gestalt annehmen könnte.

3. Er sagt Ricardo, er würde sich nicht einmischen.

4. Warum sollte er Ricardo erzählen er sei tot und in der Hölle, wenn er ihn später eindringlich vom Gegenteil überzeugt.

5. Jacob scheint doch überrascht, als Ricardo am Strand aufkreuzt.

Wer also ist dieses Wesen, das sich hier als Isabella ausgibt? Es muss einfach eine dritte Kraft auf der Insel geben, denn weder Emily noch Isabella oder der Junge im Wald lassen sich durch Smokey und/oder Jacob gänzlich erklären. Oder sagen wir so: Jede Erklärung würde viele Wenn’s und Aber’s enthalten und ich halte es hier einfach mal mit Ockhams Rasiermesser.

Als nächstes taucht „Samuel“ selbst bei Ricardo auf, festigt dessen Glauben, dass die Insel die Hölle und er tot sei, und befreit ihn mit den Worten: „It's good to see you out of those chains.“ Das erklär ich auch nicht weiter, denn jedem, der da keinen Aha-Effekt hatte, ist nicht mehr zu helfen.

Ricardo kommt nun also ins Gespräch mit dem Mann in Schwarz, der ihn dazu überredet, Jacob aufzusuchen und umzubringen. Die drei Gespräche – sowohl die zwischen Ricardo und MiB bzw. Jacob als auch das zwischen Jacob und MiB selbst – laufen für uns als Zuschauer auf drei Ebenen ab: Handlungsebene, Informationsebene und Subtextebene. Die Handlungsebene ist ziemlich offenkundig: sowohl MiB als auch Jacob versuchen Ricardo auf ihre Seite zu zeihen und den anderen als (vermeintlichen) Lügner zu entlarven. MiB möchte, dass Ricardo Jacob in dem Glauben, er sei der Teufel und habe Isabella verschleppt, tötet. Hierbei gibt er Ricardo den gleichen Rat, den Dogen Sayid gab, als der MiB töten sollte: Er dürfe ihn unter keinen Umständen sprechen lassen, sondern müsse ihn zuvor mit einem Messer töten. Merkwürdig, nicht wahr? Mit Ben hat Jacob gesprochen und dennoch hat der ihn getötet. Jacob wiederum streitet die Unterstellungen Ricardos ab und „tauft“ ihn etwas unsanft, um ihn davon zu überzeugen, dass er lebt. Danach klärt er ihn über den Stand der Dinge auf und bietet ihm einen Job an. Später treffen sich MiB und Jacob – hier findet letztlich nicht wirklich viel Handlung statt – die zwei machen einfach reinen Tisch miteinander.

Soweit die Handlungen – doch viel interessanter sind die anderen zwei Ebenen. Ich teile die Informationen, die wir erhalten, und die zugehörigen Analysen mal in Gruppen auf, um es etwas übersichtlicher zu gestalten:

Informationen über MiB:

1. Von ihm selbst: Er gibt zu, er sei der schwarze Rauch. Ferner gibt er auch Ricardo gegenüber vor, Jacob habe ihn betrogen, ihm seine Menschlichkeit und seinen Körper genommen. MiB will die Insel verlassen und braucht Ricardos Hilfe dabei.

2. Von Jacob: Jacob sagt, der Mann in Schwarz glaube, dass jeder Mensch korrumpierbar sei und es in seiner Natur liege, zu sündigen („That man who sent you to kill me believes that everyone is corruptable because it's in their very nature to sin.“) Dieser Information können wir vertrauen, denn es entspricht exakt dem, was MiB gegenüber Jacob selbst sagt („They come, they fight, they destroy, they corrupt – it always ends the same“). Letztlich widerspricht das der Annahme, dass MiB böse wäre, denn dann würde ihn das Böse an den Menschen nicht stören. Er hält die Menschen aber für unmoralisch, egoistisch und destruktiv. Wenn der Korken aus der Flasche gezogen würde, wäre das Böse entfesselt und MiB könnte beweisen, dass die Menschen alle korrumpierbar sind, wenn keiner von ihnen dem Bösen widerstehen könnte. Anders als Jacob greift er aktiv ein, wie Ricardo richtig feststellt, aber MiB kann das auch, denn er will ja nicht beweisen, dass die Menschen nie gut handeln, sondern nur, dass jeder von ihnen sündigt, wenn die Situation es erfordert und Ricardo ist da ein ideales Versuchsobjekt, denn er tat etwas, von dem er selbst MiB gegenüber sagt, dass er weiß, dass es falsch ist/war, um Isabella zu retten: er hat gemordet.

3. Als Subtext aus den Handlungen und Gesprächen der beiden miteinander: Er bittet stets, lässt die Wahl und gibt keine Anweisungen – passt eher zu Jacob, oder? Ebenso passen auch der Vorwurf „der Teufel“ habe ihm seinen Körper geraubt und der Deal mit Dogen, von dem der Sayid erzählte, eher zu „Samuel“ als zu Jacob. So unwahrscheinlich es auch ist, so würde ich mich ärgern, diese Hypothese nicht in den Raum gestellt zu haben: Hat MiB Jacobs Körper genommen und ihn in seinem eingeschlossen? Ich wüsste auch noch nicht wie sich das ins große Ganze einfügen sollte, aber der Verdacht liegt nahe.

Zurück zu dem, was wir über MiB aus dem Subtext erfahren: Er will die Insel verlassen und zwar um jeden Preis, selbst wenn er dafür Jacob und alle Kandidaten töten muss – das Problem: er selbst kann nicht Hand an sie legen. Warum aber hält Jacob ihn fest? Es scheint weniger so zu sein, dass der Mann in Schwarz gehen will, um die Menschen zu korrumpieren und ihnen zu schaden. Er klingt mehr wie jemand, der das alles einfach leid ist. Er hat schlichtweg keinen Bock mehr, Babysitter für die Insel zu spielen. So langsam glaub ich deshalb auch, dass MiB die Insel beschützen soll und Jacob wiederum aufpasst, dass er genau dieser Aufgabe auch nachkommt: „Quis autem custodiat ipsos custodes?“ (Juvenal) = „Wer aber soll die Bewacher selbst bewachen?“ Auch bekannt als: „Quis custodiet custodes?“ oder Englisch: „Who watches the Watchmen?“

Eine andere Möglichkeit wäre noch, dass MiB tatsächlich die Inkanation alles Bösen ist und sein Zuhause nur erreichen kann, wenn er zuvor die Flasche öffnet oder den Korken in ihr versenkt.

Informationen über Jacob:

1. Von MiB: MiB behauptet von Jacob, er sei der Teufel und habe ihn, also MiB, ausgetrickst, ihm Körper und Menschlichkeit genommen und hielte ihn hier in der Hölle fest. Auch gibt er vor, gesehen zu haben, wie Jacob Isabella verschleppte. Als Ricardo nach seinem Treffen mit Jacob zu „Samuel“ zurückkehrt, gesteht dieser Ricardo zu, Jacob könne sehr überzeugend sein („I understand. He can be very ... convincing.“).

2. Von Jacob selbst: Jacob stellt sich Ricardo mit seinem Namen vor. Er erklärt Ricardo die Insel (s.u.) am Beispiel einer Weinflasche (s.u.) und offenbart, dass er Menschen – so wie auch Ricardo und die Crew der Black Rock – auf die Insel hole, um zu beweisen, dass MiB falsch liege. Will er das beweisen, kann er nicht eingreifen, denn Sinn und Zweck des Unterfangens ist es ja, die Menschen an einen Ort zu bringen, wo sie ohne jegliche gesellschaftliche und rechtliche Normen und Vorgaben neu beginnen können. Auf der Insel ist man einzig und allein dem eigenen Gewissen verpflichtet und so zeigt sich, wie die Menschen wirklich sind. Sobald Jacob ihnen sagen würde, was sie zu tun und zu lassen haben, wäre wieder eine höhere Macht/Autorität da, die alles regelt. Jacob stupst die Menschen zwar mal an, um sie auf die Insel zu bringen, aber dort angekommen, sehen die Menschen ihn – mit Ausnahme von Richard – nicht wieder. Hat er deshalb zugelassen, dass „Samuel“ ihn tötet, weil er erkannt hat, dass er nur gewinnen kann, wenn er gar nichts mehr beeinflusst und die Menschen aus eigenem Antrieb den Versuchungen „Samuels“ widerstehen? Jacob nimmt eine Funktion wie Gott ein: Er ist da, lässt den Menschen aber den freien Willen. Er sagt niemandem, was er zu tun oder zu lassen hat. Dann wäre MiB der Satan (im talmudischen und nicht im christlichen Sinne), denn er verführt die Menschen, will belegen, dass sie böse sind.

3. Als Subtext aus den Handlungen und Gesprächen der beiden miteinander: Jacob ist da, damit MiB nicht gehen kann. Anscheinend verhindert er damit aber auch, dass der Korken aus der Flasche fliegt, also dass das Böse entfesselt wird. Wie schon gesagt: „Quis custodiet custodes?“ Jacob scheint, keinen direkten Einfluss auf den Korken auszuüben, sondern lediglich indirekt über die Kontrolle über „Samuel“ den Wein am Entfleuchen zu hindern. Außerdem erfahren wir über Jacob durch sein Handeln, dass er, wäre er nicht Inselhüter geworden, auch eine Karriere als Kickboxer hätte anstreben können.

Informationen über die Insel:

1. Von MiB: Die Insel selbst ist – laut MiB – die Hölle und somit ein Gefängnis. Der Teufel (Jacob) ist der Gefängniswärter, der MiB nun hier festhält. Aussagen wie „alle sind tot“ und „die Insel ist die Hölle“ haben wir schon allzu oft gehört – nur komisch, dass wir sie nun ausgerechnet von Ricardo zu hören bekommen, was wohl beweist, wie erschüttert sein Glauben in Jacob ist.

2. Von Jacob: Laut Jacob ist die Insel selbst nicht die Hölle, sondern der Hölle nur sehr nahe, da sie die letzte Bastion vor der Welt des Chaos ist. Der Vergleich mit dem Wein brachte mich aber wieder auf einen Gedanken zurück, den ich vor langer Zeit schon hatte: Die Alten Ägypter gingen ja davon aus, dass vor allem anderen das chaotische Gewässer Nun, der Urozean, existierte, der dann von Atum an den Rand aller Existenz verdrängt wurde, als er die Welt schuf. Diese Schöpfung beginnt mit einer Insel: dem Urhügel, der sich als Erstes aus den Tiefen des Nun erhob. Und jetzt denkt mal an den Tempel zurück: Über dem Heilquell steht in Hieroglyphen „das urzeitliche Wasser des Nun“ und dieses Wasser verfärbt sich nach Jacobs Tod, wird trübe. Hat der Korken mit Jacobs Tod ein Leck und das Chaos des Nun beginnt hinauszuströmen? Dann wäre da noch das Relief unter dem Tempel mit dem Rauchmonster und Anubis. Meine Theorie wäre daher nun folgende: Die Insel ist der Urhügel, der sich aus Nun erhob bzw. von Atum erhoben wurde. Hier befindet sich der Eingang zurück in die Welt des Chaos, in die Unterwelt, Hölle, Duat, Thartaros, Nun – nennt es wie ihr wollt – und deshalb muss der Hügel bewacht werden. Die Frage ist nur, ob Jacob nun selbst Anubis ist oder dessen Nachfolger (wer sagt uns, dass vor Jacob nicht schon andere diesen Job hatten, wenn auch er ersetzt werden kann). Oder ist das Monster Anubis und Jacob ist Atum/Ra, der in verpflichtete, zu wachen?

3. Als Subtext aus... na, ihr wisst schon: Auch wenn Jacob es nie so direkt ausspricht, so scheint die Insel doch, eine Art Testgelände oder Spielfeld zu sein.

4. Aus Ricardos eigenen Erlebnissen und Erkenntnissen: Ricardo hat dem Mann in Schwarz wohl nie gänzlich geglaubt, sonst hätte er bei Jacob nicht solche Angst gehabt, sterben zu können. Aber ihm ist auch klar, dass die Insel ein ungewöhnlicher Ort ist und hier Dinge jenseits der Vorstellungskraft geschehen. Er steht nur vor dem selben Dilemma wie wir auch: Wem glaube ich? Um es mit den Worten von Volker Pispers zu sagen: „Die können nicht beide Recht haben. Aber sie können beide Unrecht haben – das ist es, was mich dann wiederum beruhigt!“

Sonstiges:

1. Der Stein: Unser guter alter Inside-Joke. So ganz hat noch keiner kapiert, was das sollte – vermutlich nicht einmal Jacob und „Samuel“ selbst^^ Nein, natürlich wissen die, was das zu bedeuten hat und vielleicht stehen diese Steine ja nicht nur für Jacob oder „Samuel“ als Individuen. Der weiße Stein könnte einfach für Jacobs Position stehen. Unklar sind in diesem Zusammenhang auch immer noch die Herkunft von Adam und Eva und die Bedeutung der Steine bei den beiden. Zumindest symbolisiert der weiße Stein wohl Jacob (oder zumindest seine Position) und der schwarze MiB. Als Ricardo MiB den weißen Stein gibt, soll ihn das wohl an irgendetwas erinnern. Aber was? Ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung.

2. Der Wein: Muss ich jemandem die symbolische Bedeutung von Wein erklären? Sagen wir mal so: auf Hochzeiten ist Jacob mit seiner Wein-Story der absolute Bringer ;-). Nur erinnert der Wein in dieser alten Flasche mich wie schon gesagt auch an den Heilquell im Tempel. Unklar ist, woher MiB die symbolische Bedeutung des Weins kennt, wenn er die Flasche am Ende der Folge zerschmettert.

3. Die Gabe: Jacob lügt Ricardo scheinbar nicht an, doch wirkt es etwas verwunderlich, dass er angeblich nicht im Stande ist, ihm Isabella zurückzugeben, denn bei Dogens Sohn und Locke schien das ja geklappt zu haben. Auch kann er ihm keine Absolution erteilen, was daran liegen könnte, dass Ricardo – wie Jacob kurz zuvor andeutet – auf der Insel frei von Sünde ist und einen Neuanfang geschenkt bekommt. Auf der Insel wird man automatisch eine Tabula Rasa. Letztlich deutet aber vieles daraufhin, dass Jacob Ricardo diese Wünsche gar nicht erfüllen will, sondern er auf den dritten Wunsch wartet, mit dem er Ricardo an sich bindet – das nenn’ ich Ben’sche Verhandlungsstrategie.

4. Schicksal gegen freier Wille: Sowohl Jacob als auch „Samuel“ weisen immer wieder auf die Wahlmöglichkeiten hin. Es ist also ganz offenkundig von entscheidender Bedeutung, dass sie zwar lenken und manipulieren, jedoch niemanden zu etwas zwingen dürfen.

5. Einmischung und Nichteinmischung: Hier kommt wieder das Gott-Satan-Motiv sehr klar zum Vorschein. Gott agiert über Boten (Engel) und Satan greift selbst ins Geschehen ein, um die Menschen zu prüfen, was er teilweise sogar in Gottes Auftrag tut. Jacob hat auch seine Boten/Engel: Ben agiert wie Michael – er ist Jacobs oberster Vollstrecker und führt jeden Auftrag gewissenhaft aus, ohne ihn zu hinterfragen. Richard (und später Hurley) nimmt im weitesten Sinne die Rolle Gabriels ein und fungiert als Gottes Mittler zwischen ihm und den Menschen oder anderen Engeln/Boten. Ilanas Aufgabe ist es zu beschützen, was sie mit Raphael vergleichbar macht. MiB wiederum ist der gefallene Engel, welcher sich von Gott/Jacob betrogen fühlt und ihm beweisen will, dass die Menschen schlecht sind.

6. Magic Box: Die fiel mir gerade wieder ein, denn irgendwie sind Jacob und MiB ja genau das, was Ben mit seiner „Magic Box“ beschreibt: Man wünscht sich etwas und es wird wahr.

So, ich denke bezüglich der Flashbacks war es das im Wesentlichen. Bliebe noch Richards Wanderschaft zu jenem Lagerplatz, wo er einst Isabellas Kette, die MiB ihm zurück gab, vergraben hat. Er will das Angebot, das er bereits zweimal ausschlug, nun doch annehmen. Doch vor MiB erscheint Hurley auf der Bildfläche. Der hat sich schon am Strand mit jemandem auf Spanisch unterhalten. Jack nahm an, es wäre Jacob, doch wie wir nun erfahren war es – Surprise! Surprise!: Isabella. Wo ich gerade den Anfang des Transcripts noch mal lese: Irgendwie komisch, dass ausgerechnet Jack meint, Richard habe den Verstand verloren... wer im Glashaus sitzt...ihr wisst schon.

Zumindest sagt Hurley Ricardo alles, was Isabella so sagt und fungiert dabei als Dolmetscher für uns und Medium für Isabella und Richard zugleich. Doch dann erklärt Hurley, sollte Richard keinen Weg finden, den Mann in Schwarz aufzuhalten, werden alle zur Hölle fahren.

Und mit dieser herrlich morbiden Vorstellung verabschiede ich mich für diese Woche erst mal. Schönen Sonntag! Jenen unter euch, für die das zutrifft, wünsche ich ferner schöne Osterferien!

Namaste!

Mittwoch, 24. März 2010

Wie der Korken aus der Flasche kommt - Erste Eindrücke zu "Ab Aeterno"

Oh, Mann!
Die Folge werd' ich auch ersteinmal verarbeiten müssen. Obwohl sie insgeamt großartig war, muss ich sagen, dass ich sie stellenweise etwas konstruiert fand, denn dieser zwanghafte Wunsch Ricardo als Sklaven auf die Black Rock zu schicken, kam mir persönlich etwas weit hergeholt vor. Ganz ähnlich ergeht es mir bei der Zerstörung der Statue: Ein hölzernes Schiff soll eine Statue aus massivem Stein zerstören? Ich weiß nicht... .
Überrascht hat mich vor allem, dass Jacob sagt, er könne Ricardos Frau nicht zurückbringen. Schön fand ich es aber, den Man in Black wieder in seiner wahren Gestalt zu sehen und gerade das Ende war subtil, aber brillant. Es ist also klar, was er will: die Kandidaten töten oder daran hindern, Jacobs Platz einzunehmen, damit er gehen kann. Wenn das passiert wird das Höllentor, Portal zum Duat (nennt es wie ihr wollt) geöffnet und... ja, am treffendsten wäre wohl: die Büchse der Pandora ist offen.
Wie gesagt: ich muss die Folge auch erst verdauen, ehe ich mich an die Review mache. Bei so vielen neuen Erkenntnissen sollte man erstmal seine Gedanken ordnen.

Namaste!

P.S.: Endlich wieder Flashbacks^^

Montag, 22. März 2010

"Need a pen, son?" - "Recon"-Review

Recon:

„Sie kommen, sie kämpfen, sie zerstören, sie vernichten – und immer endet es gleich.“ Ja wir alle kennen diesen Satz und man ist geneigt, ihn in „Recon“ zu verdrängen oder zumindest zu vergessen. Der Mann in Schwarz scheint ja richtig nett zu sein, spricht mit James, Kate oder Claire wie mit Ebenbürtigen, ist freundlich, hat Verständnis für ihre Sorgen und Probleme. Er zeigt Mitgefühl. Passt das zu der menschenfeindlichen Einstellung, die er gegenüber Jacob äußert? Nicht wirklich und wir können wohl davon ausgehen, dass wenn es jemanden gibt, vor dem sich „Samuel“ nicht verstellen kann oder bräuchte, dann ist es Jacob. Was bezweckt er damit, wenn er so nett zu seinem Gefolge ist? Dass er von ihnen nicht als das gesehen werden möchte, was er ist, zeigt sich schon relativ früh in dieser Folge, denn schließlich gesteht er nur James, er sei das Rauchmonster und habe all die Menschen im Tempel getötet. Sayid scheint es aber zumindest zu ahnen, denn er sieht „Samuel“ recht vorwurfsvoll an, als dieser behauptet, der Rauch habe all die Menschen getötet. Das ist nicht einmal gelogen, aber das entscheidende Detail verschweigt er dennoch. Überhaupt agiert der Mann in Schwarz derzeit zwar erwartungsgemäß und tut meist auch, was er sagt, bleibt in den Äußerungen aber so vage, dass er ebenso gut lügen könnte. Ihr wollte Beispiele? Ihr bekommt sie:

1. Die Insel verlassen: Der Mann in Schwarz verspricht James, er werde mit ihm die Insel verlassen und sagt auch den anderen unter seinen Anhängern, er wolle gehen. Mit keinem Wort erklärt er aber, wie das vonstatten gehen soll. Man hat wohl einiges erwartet: vom Rad, über den Leuchtturm oder sonst ein merkwürdiges Portal bis hin zu einem Versenken der Insel und Ändern der Zeitlinie. Doch was sagt „Samuel“ zu James? Er will das Flugzeug nehmen. Das ist nicht nur erstaunlich gewöhnlich, sondern auch vollkommen unglaubwürdig. Wer soll das Ding fliegen, sofern man schafft, es zu reparieren? Seit wann wagt der Mann in Schwarz sich überhaupt nur in die Nähe von Technologie? Er mag weder die Menschen noch die Zivilisation. Ganz abgesehen davon, scheint er geahnt zu haben, dass das Übersetzen zur Hydra-Insel problematisch werden könnte – andererseits hätte er damit sein Versprechen, die Insel zu verlassen, eigentlich schon erfüllt.

2. Seine Mutter: MiB erzählt Kate von seiner Mutter und bezeichnet sie als verrückt und verwirrt. Er vergleicht sie mit Claire und sich selbst mit Aaron. Aber wenn seine Mutter der Grund allen Übels ist, welche Rolle spielen dann Jacob und die Insel dabei? Oder ist Claire am Ende sogar seine Mutter und Er oder Jacob ist Aarons zukünftiges Ich? In jedem Fall klingt die Story lückenhaft und könnte ebenso gut aus Lockes Erinnerung geklaut oder erfunden sein. Mich erinnern diese Storys, die MiB Kate oder auch James auftischt, an den Joker in „The Dark Knight“, der sich immer wieder eine passende Geschichte für die Herkunft seiner Narben aus den Fingern saugt.

3. Deal mit Ben: Wie sollte Ben Jacobs Nachfolge antreten können, wenn er keiner der Kandidaten mehr ist? Und warum lotst er Ben zur Hydra-Insel? Die Ereignisse in „Dr. Linus“ und „Recon“ passieren wohl annähernd zeitgleich oder überschneiden sich zumindest teilweise. Zwischen Charles Gespräch mit James und der Ankunft des U-Bootes am Ende von „Dr. Linus“ liegen allenfalls ein paar Stunden. Auf jeden Fall war „Samuels“ Truppe, als er Ben aufsuchte, nicht einmal im Ansatz dabei, zur Hydra-Insel überzusetzen. Wäre Ben tatsächlich gegangen, wäre er Charles direkt ins Messer gelaufen und aus dem Gespräch mit James kann man entnehmen, dass „Samuel“ geahnt hat, was sich auf der Hydra-Insel abspielt. Wie man es dreht und wendet: Aufrichtig war MiB zu Ben nicht! Vermutlich hoffte er, Ilana und Ben oder Charles mit einem Mal loszuwerden.

4. Claire: Claire gegenüber hat er ganz offenkundig gelogen, um sie gegen die Anderen zu instrumentalisieren. Das rächt sich in gewisser Weise und Claire attackiert Kate. Man hätte denken können, dies wäre ihm recht, ist Kate doch ein verdammt großer Risikofaktor für Ihn. Nein, „Samuel“ verhindert es, rettet Kate und schlägt Claire und hält ihr danach auch noch eine Standpauke. Dabei scheint es doch sehr wahrscheinlich, dass MiB selbst seine Finger im Spiel hatte, als Claire verschwand – selbst wenn er nicht Christian ist.

5. Jacobs Ersatz: Wieso sollte MiB Jacob töten und dann Ersatz für ihn suchen wollen? Einzig logisch wäre es, dass sie beide einen Ersatz benötigen und nur zusammen gehen können. Jacob wollte nicht gehen, suchte ewig nach Kandidaten – „Samuel“ hatte keinen Bock mehr zu warten, sorgte dafür dass ein (ehemaliger) Kandidat Jacob tötet und will nun runter von der Insel und die Insel muss bis auf zwei Personen leer sein: Die Nachfolger von beiden Jacob UND „Samuel“.

Aber kommen wir zu James. Den schickt MiB nämlich auf die Hydra-Insel zu Widmore, dessen Leute schon einen kleinen Rauchmonsterknast aufbauen. Hier stellt sich vor allem die Frage, wer die Ajira-Überlebenden am langfristigen Überleben gehindert hat. Klar: der erste Verdacht für diesen Mini-Genozid á la Widmore fällt natürlich auch auf selbigen. Wer könnte Parallelen zu der Säuberung von 1992 leugnen? Und wer befindet sich denn noch am Tatort? Wessen Leute laufen da noch durch die Pampa? Wer wollte schon drei Jahre zuvor die ganze Bevölkerung der Insel auslöschen? Wer saß im U-Boot und wollte fortfahren wie geplant, nachdem man ihn auf die Anwesenheit von Menschen am Strand aufmerksam gemacht hatte? Also, zuzutrauen wäre Widmore dieses Verbrechen auf jeden Fall. Ein Motiv hätte er auch, denn das ist bei ihm seit 60 Jahren das selbe. Er hatte die Mittel, die Gelegenheit, das Muster passt zu ihm... und dennoch: ich glaube nicht, dass er es war. In dubio pro reo? Nein! Zunächst einmal hätte Charles keinen Grund James anzulügen, denn der weiß, wozu Charles fähig ist, und zweitens gibt es zwei andere Verdächtige. Zunächst einmal „Samuel“, der offenbar wusste, dass auf der anderen Seite keiner mehr am Leben sein würde. Der Mann in Schwarz sagt selbst, es ginge um töten oder getötet werden und jeder Mensch, ob er ihm folgt oder nicht, ist für ihn ein Risikofaktor und allem Anschein nach hinderlich bei seinem Vorhaben. Bislang hat er jeden umgebracht, der kein Kandidat war und ablehnte, ihm zu folgen. Dennoch ist er nicht mein Hauptverdächtiger für dieses Massaker. Was passierte zwischen dem Zeitpunkt, als Ilana Frank nach der Statue fragte und niederschlug, und der Ankunft von Ilanas Team auf der Hauptinsel? Wir wissen es nicht, denn in den Folgen zwischen „Tot ist tot“ und der „Vorfall“ taucht Ilanas Team nicht auf und das letzte, was wir von ihnen sahen, war, dass sie sich bewaffneten, Frank ausknockten und den Ajira-Überlebenden einige Angst machten. So ungern ich es auch sage: Für mich sind Jacobs Leute derzeit die Tatverdächtigen Nummer 1.

Was bekommt James noch zu sehen? Auf dem U-Boot gibt es einen stark gesicherten Raum, in dem Widmore irgendetwas oder wohl eher irgendwen versteckt, denn bei einer Waffe, die er vor James verstecken wollen würde, wäre es klüger gewesen die Tür einfach so zu lassen, denn mit dem schweren Schloss fällt sie weit mehr auf. Folglich müsste etwas in der Kammer sein, dass auf keinen Fall rausdarf oder so unvorstellbar ist, dass James lieber etwas ahnen als wissen soll. Wen könnte Charles also da festhalten? Die wahrscheinlichste Möglichkeit wäre wohl Desmond oder gar die komplette Familie von Charles’ Tochter. Aber warum macht Des sich nicht bemerkbar, wenn er da drin ist? Don äußerte schon, es könne Walt sein, und ich finde die Theorie hat was, denn Desmond ist ja nicht so gefährlich, dass man ihn selbst auf der Insel noch wegsperren müsste. Walt hingegen könnte Charles gezielt gegen MiB einsetzen wollen. Aber mir kamen noch vier andere ziemlich abgedrehte Ideen: Mich erinnert das Ganze etwas an die Story um die Kiste mit Johns Leiche. Was wäre, wenn (der echte) Jacob in dem U-Boot wäre? Oder eine andere mächtige Person, die wir für tot halten? Christian? Oder gar John Locke? Ist schon auffällig wie vehement Charles sofort darauf hinweist, John sei tot. Denn da gab es ja mal wegen einer geschnittenen Szene aus „Konturen der Zukunft“ die Theorie, dass das Rad den, der es benutzt hat, irgendwie dupliziert. Das führt mich zu der zweiten abgedrehten Hypothese: In der Kammer sitzt Bens böser/guter Zwilling. Als drittes dachte ich noch an Aaron, aber die wohl merkwürdigste Theorie ist die letzte: In der Kammer ist die Mutter von „Samuel“ (und – vielleicht auch – Jacob) und für die baut Charles das Sonargefängnis und nicht für den Mann in Schwarz. Falls jedoch keine Person hinter dieser Tür ist, was könnte dann so gewaltig sein, dass Charles um jeden Preis verhindern will, dass James es zu Gesicht bekommt? Vielleicht ja ein Spiegel, wenn ihr wisst, was ich meine ;-)

Wo wir schon auf dem U-Boot sind, müssen wir noch einer Frage nachgehen: Auf wessen Seite steht Charles? Was sind seine Ziele? Es scheint im Moment so, als arbeite er gegen den Mann in Schwarz, was jedoch nicht zwangsläufig heißt, dass er für Jacob arbeiten würde. Bram meinte zu Miles doch damals, er habe sich mit Widmore für die falsche Seite entschieden und, dass Bram und Ilana Jacob absolut treu ergeben sind/waren, steht wohl außer Zweifel. Jacob ließ Charles von Ben verbannen und auch sonst passt Charles einfach nicht in Jacobs Schema. Charles Widmore ist egoistisch, machthungrig und absolut rücksichtslos beim Durchsetzen seiner Ziele – alles Aspekte, die eher zum Mann in Schwarz passen. Meine Theorie wäre daher folgende: „Samuel“ machte Charles das selbe Angebot wie Ben. Er versprach Charles Jacobs Nachfolge, wenn er ihn aus dem Wegen räumen würde. Ehe Charles jedoch Gelegenheit dazu hatte, Jacob zu ermorden, verbannte Ben ihn und das ist auch der Grund, warum Charles Ben vorwirft, er habe ihm die Insel weggenommen. Jetzt ist Charles zurück und will MiB entweder zu Rechenschaft ziehen oder ihn töten, um statt Jacobs Platz den von MiB einzunehmen. Es würde auch ins dramaturgische Schema passen, denn Ben tötet seinen „Meister“ für dessen Gegner. Charles ist Bens Gegenpart – so wie MiB Jacobs ist. Aber können wir uns vorstellen, Ben und Charles bei etwas gebratenem Fisch am Strand sitzen zu sehen? Ich weiß nicht, ich weiß nicht...

Da ich auf der Insel jetzt nicht mehr so wirklich etwas von Interesse finden kann, werfen wir doch mal einen Blick auf das Leben von Detective James „Jim“ Ford. Macht ein dämlicher Kuli, denn wirklich so einen Unterschied? Offenbar jagt auch Jim Sawyer/Anthony Cooper und sagt, es habe einen Zeitpunkt in seinem Leben gegeben, an dem er entscheiden musste, ob er Polizist oder Krimineller wird. Erinnert mich schon an Jacob: „Denk dran: Du hast eine Wahl, aber die nehm ich dir zur Vorsicht mal ab!“ Mit Jacob-Faktor wird James ein Betrüger, ein hervorragender Lügner und Stratege. Ohne Jacob-Faktor ist er ein Cop, ein lausiger Lügner und absolut unfähig seinen gegenüber gut einzuschätzen (man denke an die Szene im Motel). Stellt sich nur die Frage, ob Jacob James mehr als einmal in eine bestimmte Richtung geschubst hat.

In Jims Flash Sideways finden wir eine Menge bekannter Gesichter: Miles, der ebenfalls seriös ist und als Polizist arbeitet, Charlotte, die jetzt zur Archäologie gewechselt hat, Liam, der sich tatsächlich um seinen Bruder zu sorgen scheint (eigentlich der größte Schock der kompletten 6. Staffel) und Kate, die von James am Flughafen sogar noch gedeckt wurde und ihm nun doch in die Handschellen läuft. Ferner fallen so schöne Schlüsselwörter wie „con man“, „LaFleur“, „Sawyer“ oder „Anthony Cooper“. Doch wie in jedem Flash Sideway erkennen wir auch hier am Ende: Trotz all der oberflächlichen Unterschiede, hat sich im Grunde rein gar nichts geändert.

Und mehr weiß ich echt nicht zu schreiben... dafür werd’ ich mir bei „Ab Aeterno“ wohl die Finger wund tippen müssen. Also, bis dann...

... ach und eines noch in eigener Sache: Schaut mal im „Omega“-Blog und/oder –Forum vorbei.

Mittwoch, 17. März 2010

"The Island is mine and always was and it'll be again!" - Erste Eindrücke zu "Recon"

Da ich ja immer brutalst ehrlich bin: Ich hätte nicht gedacht, dass mich in dieser Staffel eine Folge nochmal so langweilen könnte wie "What Kate Does" - ich hab mich geirrt. Ich weiß, dass viele diese Meinung nicht teilen werden, doch ich fand die Folge bis auf die Szene im U-Boot komplett absehbar und selbst besagte Szene hat mich jetzt nicht wirklich vom Hocker gehauen. Dennoch möchte ich mit der mal einsteigen. Charles will "Samuel" also töten - da dachte ich so: Schon komisch, oder? Ben tötet Jacob und Charles "Samuel"? Mir kam da vor allem das Zitat in der Übeschrift wieder in den Sinn. Wenn Charles offenbar weiß, was es mit dem "Smoke Thing" auf sich hat, könnte er auch von den Kandidaten gewusst haben und nahm an, er sei als Anführer bestimmt, Jacob zu töten und zu ersetzen. Dann kommt Ben und nimmt ihm den Job weg. Dass Charles nicht wirklich für Jacob oder den MiB kämpft, ist wohl ziemlich wahrscheinlich. Er ist und bleibt halt doch ein sadistisches, egoistisches Schwein, das um seiner Macht Willen sogar seinen Schwiegersohn in ein U-Boot sperren und zurück zur Insel verfrachten würde... oh, da ist mir doch glatt meine Theorie zu der verschlossenen Kammer rausgerutscht. Verdammt!^^
Läuft es nun also doch auf das große Duell zwischen Ben und Charles hinaus, denn das die zwei sich gegen MiB zusammentun, ist etwa so wahrscheinlich wie zweimal auf der selben Insel abzustürzen. Charles will das Spiel beenden, aber wohl kaum für Jacob, sondern für sich. Man wird wohl abwarten müssen, was er mit "Samuel" anstellt, aber der schien weder von Charles Anwesenheit noch von dem extra für ihn angefertigten Gefängnis sonderlich beunruhigt.
Ansonsten bemüht sich MiB weiter allen munter Honig ums Maul zu schmieren. James ist also der beste Lügner, den er je getroffen hat? Wenn Ben das hört tickt er wohl endgültig aus, denn im Leute verarschen ist er (zumindest unter den Menschen) immer noch die unanfechtbare Nummer 1. Aber auch Kate versucht er einzulullen und ich frag mich, warum, denn es hätte ihm doch wie gerufen kommen müssen, wenn Claire eine Kandidatin ausm Weg räumt.
Dann wäre da noch die geschichte von "Samuels" irrer Mutter. Wer ist oder war sie? Kennen wir sie? Ist es womöglich Claire selbst und MiB ist Aarons zukünftiges Ich? Zumindest zieht er Parallelen zwischen sich und Aaron, was zumindest darauf hindeutet, dass dessen große Stunde bald schlägt. Vielleicht ist Jacob auch "Samuels" Bruder und sollte darauf Acht geben, dass sein durchgeknallter Bruder auf der Insel bleibt.
Zu den Flash Sideways: Bis auf ein paar bekannte Gesichter (Miles, Kate, Charlotte, Liam) und gewisse Schlüsselbegriffe (con man, LaFleuer, Anthony cooper, Sawyer) war da nichts wirklich Interessantes bei. Sieht man mal von dem altbekannten Motiv der Entscheidung (Krimineller vs. Polizist) ab.
Na ja, ich schau mal, wann ich zur Review komme. Bis dahin euch allen einen schönen Tag und Namaste!

Samstag, 13. März 2010

"I can't think of a better man for the job“ - "Dr. Linus"-Review

Dr. Linus:

Was für eine Folge. Sie lässt einen doch etwas konfus zurück, denn obwohl nun scheinbare Klarheit herrscht, gibt es so einige Details, die einen aufwühlen, über die man noch lange nachsinnt und versucht die versteckte Bedeutung dahinter zu erfassen. Es sind Kleinigkeiten, die wohl noch große Bedeutung erlangen werden. Wir verlassen die Insel am Ende der Folge, nachdem sich nun auch die Heimmannschaft zusammengefunden hat. Die letzte Folge endete bei Nacht, alles war düster und der Mann in Schwarz zog mit seinem Trupp vom Tempel weg. Wie wir nun wissen, hat sich sein Team die Hydra-Insel als Basis auserkoren. „Dr. Linus“ wiederum endet bei Tag am weißen Strand, alles ist licht und hell. Eine kleine Gruppe letzter Getreuer steht beisammen, als ein weiterer Mitspieler eintrifft: Charles Widmore. Ist er der letzte Teilnehmer an diesem finalen Kampf? Wohl kaum, denn wie sagt Eloise zu Desmond? Die Insel ist mit ihm noch nicht fertig. Also ein Spieler fehlt mindestens noch, sofern er nicht bei seinem Schwiegervater im U-Boot hockt, was ich doch zu bezweifeln wage. Wenn dieser letzte Rekrut eingetroffen ist und eine Seite gewählt hat, dürfen wir uns wohl auf einen epischen Kampf freuen: „Zwei Spieler, zwei Seiten – eine ist hell, die andere dunkel.“

Aber wie findet sich Team-Jacob nun? Ironischerweise nimmt ausgerechnet Jacobs Mörder eine zentrale Rolle dabei ein, denn er schlägt, kurz bevor er überführt wird, den späteren Treffpunkt als Lager vor: das Strandlager der Losties. Aber ist Ben wirklich Jacobs Mörder? Ist er nicht vielmehr die Mordwaffe, welche über Jahrzehnte in Jacobs Händen lag und seine fragwürdigen Befehle ausführte, ehe sie der Gegenseite in die Hände fiel und gegen ihren Schöpfer gewendet wurde? Prompt sind wir auch schon im zentralen Thema der Inselhandlung: Jacob und Ben – eine Beziehung die blutig endete und deren Aufarbeitung überfällig ist. Von Richard erfahren wir in dieser Folge, dass die Berührung Jacobs einen überhaupt erst zum vollwertigen Kandidaten und praktisch unsterblich macht. Man kann sich nicht umbringen und auch nur schwerlich von anderen umgebracht werden. Man stirbt erst, wenn Jacob einen lässt – also vermutlich, wenn man von der Liste gestrichen wurde. In zweierlei Hinsicht ein wichtiger Punkt, wenn wir Bens Lebensgeschichte betrachten. Wenn selbst Tom wusste, dass die Insel (also Jacob) einen nicht sterben lässt, bis man seine Aufgabe erfüllt hat, dann wird Ben dies wohl auch gewusst haben. Plötzlich kann man Bens ersten Versuch, Locke zu töten, in einem ganz anderen Licht sehen: Ist er ein Kandidat, überlebt er. Viel bedeutsamer sind Richards Infos aber in Bezug auf Ben selbst, denn was stellt Jacob unmittelbar vor seinem Tod sicher? Genau: Er berührt Ben und geht damit sicher, dass er als letzter Kandidat doch noch im Spiel bleibt. Verknüpfen wir das nun mit Miles Aussage: „Right up until the second time the knife went through his heart, he was hoping he was wrong about you. I guess he wasn't.“ („Kurz bevor das Messer das zweite Mal in sein Herz eindrang, hoffte er, sich in dir getäuscht zu haben. Ich schätze: das hat er nicht.“) Was wird suggeriert? Jacob hofft sich in Ben geirrt zu haben, weil er glaubte Ben würde ihn töten. Doch hat Ben nicht irgendwo recht, wenn er Miles kurz zuvor entgegenhält, Jacob habe es nicht gekümmert, ob er lebt oder stirbt? Letztlich brachte sein Tod Jacob einen großen Vorteil gegenüber dem Mann in Schwarz: sein Gegner weiß nicht, dass er weiterhin die Fäden ziehen kann. Hurley wird zu Jacobs Sprachrohr und so bleibt das Spiel am Laufen. Der von Hurley gezogene Vergleich zwischen Jacob und Obi-Wan Kenobi könnte hier durchaus ein versteckter Hinweis sein, denn auch Obi-Wan lässt sich von seinem einstigen Schüler bereitwillig töten und sorgt so dafür, dass Luke entkommt und seinen Vater läutern kann. Obi-Wans Opfer macht es Vader/Anakin möglich sich aus Sidious’ Einfluss zu befreien und den Kampf zwischen Licht und Schatten endgültig zu beenden. Ferner stirbt Obi-Wan erst, nachdem er Vader gewarnt hat: „Wenn du mich tötest, werde ich mächtiger als du dir nur entfernst vorstellen kannst.“ Das führt uns zu Ben, der in diesem Bild Anakins Rolle einnimmt. Ist er also dazu bestimmt MiB zu töten, diesen ewigen Kampf zu beenden? Hätte Jacob gehofft sich in Ben getäuscht zu haben, weil er ihn für böse hielt, hätte er ihn nicht berührt. Ich denke, dieser „Irrtum“ bezieht sich auf Jacobs Liste. „117 – LINUS“ wurde durchgestrichen. Ein Erklärungsmodell wäre also, dass Jacob hoffte, Ben sei doch zu seiner Nachfolge bestimmt oder halt dazu auch „Samuel“ zu töten.

Doch bedenken wir Jacobs Weitsicht wäre noch ein ganz anderes Szenario vorstellbar: Ahnte er vielleicht, dass Ilana Miles bitten würde, Jacobs Mörder zu entlarven? Ist es nicht vor allem Miles Aussage über Jacobs letzte Gedanken, die Ben dazu bringt, sich für Jacob zu entscheiden. Selbst jetzt noch ist alles, was Ben sucht, Anerkennung. MiB ist bereit ihm diese zu geben und Ben zieht in Erwägung zu ihm zu gehen. „Because he's the only one that'll have me.“ („Weil er der einzige ist, der mich annehmen wird.“) Ist es denn so egoistisch, was Ben sich wünscht? Ist es zuviel verlangt, dass er einmal von irgendeinem Menschen geliebt werden möchte? Bens Streben nach Macht folgte stets dem Wunsch Jacob zu begegnen. Er führte dessen Aufträge aus, um sich seiner Anerkennung sicher sein zu können. Ben wurde stets verwehrt, was sich letztlich jeder Mensch mehr ersehnt als alles andere: die Zuneigung anderer Menschen. Ironischer Weise ist es genau dieses zwanghafte Streben danach, zu gefallen, das ihn bei den meisten Menschen unbeliebt macht: „You make friends easy, don't you?“ („Du machst dir leicht Freunde, oder nicht?“)

Was tut Ben, als Miles ihn entlarvt? Er versucht sich rauszureden, sucht das Gespräch mit Ilana. Die will überhaupt nichts davon hören, ignoriert Ben, vergräbt sich in ihrem Zorn. Sie hätte sich und Ben viel ersparen können, wenn sie bereit gewesen wäre, zuzuhören. Doch auch Ben hat hier einen entscheidenden Fehler gemacht. Wäre er damals aus der Statue gekommen und hätte, nachdem man ihm Lockes Leiche gezeigt hatte, gesagt: „Verflucht! Ich dachte das wäre Locke und er wäre der Auserwählte, der, auf den wir gewartet haben. Die Insel hatte mir aufgetragen JEDER seiner Anordnungen zu folgen. Er hat mich dazu gebracht, Jacob zu töten“, es wäre ihm kaum schlechter ergangen als jetzt. Das ist eine der vielen Lektionen, die Ben dank Jacob nun endlich lernt: Manchmal ist die Wahrheit weitaus ungefährlicher als die Lüge. Nicht nur Ilana verliert mit Jacob den einzigen Menschen, der für sie dem, was man als „Vater“ bezeichnen könnte, je am nächsten kam. Ben leidet unter Jacobs Tod aus dem selben Grund ebenso wie Ilana und da wir nun wissen, dass Jacob all die Kandidaten besuchte und berührte und nur einen zu sehen, verweigerte, drängt sich wieder der Verdacht auf, dass Bens Leid und Jacobs Tod einen tieferen Sinn hatten. Denn Ben lernt daraus, wie diese Folge zeigt.

Am Strand durchwühlt er Sawyers Sachen, unterhält sich mit Frank darüber wie gut er sich an den Tag erinnere, an dem das Flugzeug abstürzte. Als Frank ihm daraufhin erzählt, eigentlich hätte er fliegen sollen, stellt Ben trocken fest, es hätte wohl nichts geändert.

Wie groß Ilanas Zorn ist, zeigt sich bald darauf: Sie zwingt Ben, sein eigenes Grab zu graben. Genau hier wird er endgültig einer der Losties, denn Ilana wählt einen interessanten Platz für Bens letzte Ruhestätte in spe aus: den Friedhof der Losties. Ethan und der Marshall liegen woanders begraben. Alle Menschen, die hier ruhen, waren an Bord von Flug 815, an dessen Absturz sich Ben erinnert, „als sei es gestern gewesen“. Die Anderen existieren nicht mehr, sie sind tot oder haben Jacob verraten, sich dem Mann in Schwarz angeschlossen. Außer Ben ist nur noch ein einziger Anderer übrig: Richard Alpert. Anders als Ben sucht dieser im Dschungel den Tod.

Richard kommt gerade vom Tempel, als er Jack und Hurley begegnet, die auf dem Rückweg vom Leuchtturm sind. Sowohl Hurley als auch Richard wollen verhindern, dass Jack zum Tempel zurückkehrt und am Ende landet das Trio an der Black Rock. Richard hat seinen Glauben verloren und will nun sein schon viel zu lange währendes Leben beenden: „Jacob touched me and when Jacob touches you... well it's considered a gift... except it's not a gift at all. It's a curse.“ („Jacob hat mich berührt und wenn Jacob einen berührt...nun, es wird als Segen betrachtet... nur, dass es letztlich kein Segen ist. Es ist ein Fluch.“)

Jacobs Tod hat ihm die Gewissheit genommen, dass alles einen tieferen Sinn hat. Richard erwidert Jack auf die Frage, warum er sterben will: „I devoted my life – longer than you can possibly imagine – in service of a man who told me that everything was happening for a reason, that he had a plan – plan that I was a part of – and when the time was right that he'd share it with me, and now that man's gone so... Why do I want to die? Because I just found out my entire life had no purpose. Now if I light this myself it won't work, but you can light it for me, Jack. I made the fuse long enough so you'll have time to get out.“ („Ich habe mein Leben – länger als man es sich nur vorstellen kann – einem Mann hingegeben, der mir sagte, alles passiere aus einem bestimmten Grund, er einen Plan habe, einen Plan, von dem ich ein Teil wäre und wenn der rechte Zeitpunkt da wäre, würde er ihn mit mir teilen. Aber jetzt ist dieser Mann fort... Also, warum will ich sterben? Weil ich erkannt habe, dass mein gesamtes Leben ohne Sinn und Zweck war. Wenn ich das jetzt selbst entzünde, würde es nicht funktionieren, aber du könntest es für mich entzünden, Jack. Ich mache die Lunte lang genug, damit du noch Zeit hast rauszugehen.“) Klingt nicht nach dem Richard, den wir kennen, mehr wie John Locke, wenn er mal wieder in Selbstmitleid zerfließt. Richard ist nun an dem Punkt angekommen, an dem Ben sich seit der Statue befindet. Ausgerechnet Jack, der plötzlich seinen bis vor kurzem noch unbenutzten und originalverpackten Glauben zu Jacob entdeckt hat, hilft Richard mit einer echt mutigen Glaubensprüfung aus der Depression. Wer hätte gedacht, dass Jacks Götterkomplex noch mal zu was gut sein Kann? Richtig: Jacob ;-).

Und bevor ich nun zu Ben zurückkehre, sei gesagt, dass mir nicht entgangen ist, dass Richard zwischen den Zeilen durchblicken lässt, mit der Black Rock gekommen zu sein. Ja, ich hab das immer ganz vehement zurückgewiesen... vermutlich, weil es mir zu einfach war. Back To Ben:

Der bekommt beim Buddeln Besuch von Miles und unternimmt einen letzten verzweifelten Versuch, sich freizukaufen – wer könnte es ihm in der Situation verübeln. Da Miles aber von den Leichen zweier Diamantendiebe weiß, was da noch so unter der Erde wartet, interessiert ihn Bens Angebot nicht sonderlich. Doch ein unmoralisches Angebot ist es auch, was Ben letztlich rettet. Plötzlich steht „Samuel“/Locke/MiB vor ihm. Für Ilana ist John nicht zu sehen, da er hinter einem Busch steht... ein Männlein steht im Walde, gar nicht still und stumm. Sag, wer mag das Männlein sein, das da steht im Wald allein... Da MiB gerne unmoralische Angebote macht, versucht er auch Ben für sich einzuspannen. Für Mephisto in Black scheint Benjamin „Faust“ Linus ein offenes Buch zu sein, denn er bietet Ben an, wonach er sich vermeintlich sehnt: Macht, mehr Macht als er sie je hatte. MiB bietet Ben Jacobs Posten an. Warum? Ich denke „Samuel“ glaubt, er habe jetzt endlich einen Dummen gefunden. Oder er weiß etwas über Ben und seine Rolle im Ganzen, was wir noch nicht wissen. Nur hätte er nicht ganz speziell an Ben Interesse, würde er nicht so einen Aufwand betreiben. Ben ist so verzweifelt und einsam, dass er in Erwägung zieht, auf dieses Angebot einzugehen. Er rennt nicht in den Dschungel und macht sich auf den Weg zu „Samuel“, weil er sich davon Jacobs Posten verspricht. Es schmeichelt ihm zwar, dass ihm dieser Posten laut MiB wie auf den Leib geschneidert wäre, doch er geht aus einem völlig anderen Grund: pure Verzweiflung. Er fürchtet um sein Leben, ist einsam und verlassen und der einzige, der bereit ist, sich seiner anzunehmen, ist jener Mann, der ihn in diese Lage brachte und eigentlich sein Feind sein sollte. Ben macht keinen Hehl daraus, dass er wütend auf MiB ist: „Because you talked me into killing Jacob. You see that woman over there eating a mango? She's His bodyguard and she knows what I did. So now you've got what you wanted because she's going to kill me.“ („Weil du mich dazu überredet hast, Jacob zu töten. Siehst du die Frau da drüben, die eine Mango isst? Sie ist Sein Leibwächter und sie weiß, was ich getan habe. Also, jetzt hast du, was du wolltest, denn sie wird mich umbringen.“)

Ben sagt MiB er könne eh’ nicht fort und die Fußschelle öffnet sich wie von Geisterhand (Dazu fällt mir nur ein: „Alter, du warst voll der Jedi-Meister“). „Samuel“ mahnt Ben, er solle nicht zögern, wenn er das Gewehr habe, denn sie würde es auch nicht. Ach? Die wievielte Person ist das jetzt, bei der „Samuel“ versucht Ben in einen Mord reinzuquatschen? Bequeme Methode Ilana loszuwerden, denn sie beschützt für ihren Pseudo-Daddy Jacob die Kandidaten, wie sie Sun in dieser Folge ja eröffnet. Woher kennt sie die Liste? Und warum weiß sie nicht für welchen Kwon Eintrag 42 steht? Und wer ist der sechste Kandidat, wenn 42 nur für einen steht? „There are only six left.“ („Es sind nur noch sechs übrig.“) Wo wir gerade beim Thema sind: Sieht so aus, als hätte MiB in dem Punkt die Wahrheit gesagt. Hat er dies auch, als er Ben das Angebot macht, wissen wir schon, wer der sechste Kandidat ist, doch dann fragt sich, wie Ilana ihn hätte töten sollen.

Ben rennt zumindest in den Dschungel und findet – wie versprochen – ein Gewehr, doch er tötet Ilana nicht. Ben hat mit diesem Leben abgeschlossen: Mord gehört nicht länger zu den Dingen, die er zu tun bereit wäre. Vom Paulus zum Saulus und wieder zurück zum Paulus. Ben ist geläutert, ein für allemal: „I watched my daughter Alex die in front of me. And it was my fault. I had a chance to save her, but I chose the island over her. All in the name of Jacob! I sacrificed everything for him. And he didn't even care. Yeah I stabbed him, I was... so angry...confused...I was terrified that I was about to lose the only thing that had ever mattered to me: my power. But the thing that really mattered was already gone. I'm sorry that I killed Jacob. I am and I do not expect you to forgive me because...I can never forgive myself.“ („Ich habe meine Tochter Alex vor meinen Augen sterben sehen. Und es war meine Schuld. Ich hatte eine Chance sie zu retten, aber ich habe die Insel ihr vorgezogen. All das im Namen Jacobs! Ich habe alles für ihn geopfert. Und ihn hat es nicht einmal interessiert. Ja, ich habe ihn erstochen. Ich war... so wütend... verwirrt... ich hatte Angst, das einzige zu verlieren, was je wichtig für mich war: meine Macht. Aber das, was wirklich wichtig war, war längst fort. Ich bedaure Jacob getötet zu haben. Das tu’ ich und ich erwarte nicht von dir, dass du mir vergibst, weil... Ich werde mir selbst niemals vergeben können.“) Da spricht ein reuiger Sünder. Also hat Jacob sich wohl nicht in ihm getäuscht. Ben hat seine Lektion gelernt, verstanden, dass Macht nicht von Bedeutung ist, wenn einem sonst nichts bleibt. Nun ist er tatsächlich der beste Mann für den Job („I can't think of a better man for the job“). Jetzt da Ben die Macht nicht mehr interessiert und er weiß, was sie aus ihm gemacht hat, scheint es doch so, als sei er nun wahrlich prädestiniert für Jacobs Nachfolge, eben weil er sie nicht mehr möchte. Ilana hat nun erkannt was für ein gebrochener Mann Ben ist und sie könnte mit ihm anstellen, was sie wollte, denn keine Strafe der Welt könnte schlimmer sein als das, was Ben schon erleiden musste. Also nimmt Ilana Ben mit zurück. Dann treffen auch Jack, Hurley und Richard am Strand ein und es kommt zur großen Wiedersehensfeier. Nur einer steht abseits und beobachtet das Szenario: Ben – „Er wandelt unter uns... aber er ist keiner von uns.“

Kommen wir von einer Insel zur nächsten. Die Insel, um die es nun geht, heißt Elba. Die Parallelen, die hier zwischen Ben und Napoleon Bonaparte gezogen werden, sind offenkundig. Für Napoleon war jedoch die Insel das Exil – für Ben hingegen das Festland. Beide besaßen sie unglaubliche Macht, gingen ins Exil, kehrten von dort zurück und schafften es ohne Waffengewalt wieder eine Führungsrolle zu übernehmen, um binnen weniger Tage endgültig bei Null anzukommen. Das war es aber mit den Übereinstimmungen. Napoleon war ein Feldherr, Ben bevorzugt da andere Mittel, um seine Ziele zu erreichen. Was entscheidend ist, ist die Frage nach dem Machtverlust. Macht zu besitzen und zu verlieren ist weitaus schlimmer als sie nie besessen zu haben. Ben lernt auf der Insel (also in der Crash-Timeline) wie unwichtig Macht letztlich ist. Napoleon hat diese Lektion nie gelernt und starb einsam und verbittert in einer Hütte auf St. Helena und das erinnert weniger an Ben als an Jacob und/oder den MiB. Doch treffen wir in der Schule, an der Ben Geschichte unterrichtet, eine Person wie sie Charles Widmore aus Bens anderem Leben kaum ähnlicher sein könnte: Rektor Reynolds. Beide bringen sie Ben in Rage, weil sie ihre Macht missbrauchen, sich nicht mehr um ihre Aufgabe kümmern und er will sie ersetzen. Man kann Ben als Anführer viel nachsagen, doch letztlich war er stets bemüht, im Interesse der Gruppe zu handeln, hat den Kontakt zu jenen, für die er die Verantwortung hatte, nie verloren.

Was LAX-Ben im Gespräch mit Leslie über Reynolds und das Schulsystem äußert, ist eine schwer zu leugnende Wahrheit und wir stellen wieder einmal fest: das Leben der Menschen mag sich ohne Insel und Jacob ändern, aber die Menschen selbst ändern sich nicht wirklich. Ben hat auch in dieser Realität ein gewisses Machtgen, möchte es aber zum Guten nutzen. Seine Maxim ist: der Zweck heiligt die Mittel (ein Erpressungsversuch ist nicht gerade die feine, englische Art). In beiden Zeitlinien liebt Ben Kinder und eines liegt ihm besonders am Herzen: Alex. Eine Sache unterscheidet sich aber ohne Jacob-Faktor dann doch gewaltig: Bens Beziehung zu seinem Vater. Zwar sind auch in dieser Zeitlinie Gefäße mit Gas im Spiel, doch hier, um Roger das Leben zu erleichtern, und nicht, um es zu beenden. Roger sagt Ben, er habe sich für seinen Sohn ein besseres Leben gewünscht und sei deshalb auf die Insel gegangen und der Dharma beigetreten. Was folgern wir aus dieser Aussage? Zunächst einmal etwas, was wir auch so wussten: Ben ist als Geschichtslehrer intellektuell so unterfordert wie es Mozart bei einem Song von Scooter wäre. Und LAX-Roger ist um einiges netter als Crash-Roger. Viel wichtiger aber: In beiden Zeitlinien existierte die Insel und Ben und Roger waren als Mitglieder der Dharma dort. Gab es aber auch in dieser Realität die Explosion, fragt man sich, wie all das zusammenpasst. Die ganzen Erklärungsmodelle aufzureihen, erscheint mir aber wenig sinnvoll.

Wichtiger ist da schon Bens Verhalten, als von Alex kompromittierende Informationen über Reynolds erhält. Von einer Äußerung Lockes angestachelt beginnt Ben, gegen Reynolds zu Felde zu ziehen, doch der erpresst zurück. Ben entscheidet sich für Alex und gegen die Macht – er hat getan, was er auf der Insel nicht tat. Wenn MiB tatsächlich hinter dieser neuen Zeitlinie steckt, könnte Bens Wunsch also eine zweite Chance gewesen sein. Diesmal will er alles richtig machen: seinen Vater umsorgen, der Macht zu Gunsten von Alex entsagen und ein ganz normales Leben führen. Jedoch hatte LAX-Ben die Macht nie inne, es gab nichts, was er aufgeben musste, weil er nie etwas hatte. Aber dieser Wunsch würde zum neuen, geläuterten Ben passen. Ist er damit glücklicher? Nein, glücklich wäre er, wenn er wieder in dme Haus stehen könnte und Keamy Forderung einfach nachkäme. Aber dann hätte er wohl nie begriffen, was er begreifen musste... Whatever happened, happened!

So, ich denke das reicht soweit für diese Woche. Wir lesen uns zu „Recon“. Bis dahin noch ein Schönes Wochenende und

NAMASTE!

Mittwoch, 10. März 2010

Doctor, Doctor give me the news... - Erste Eindrücke zu "Dr. Linus"

Tja, was soll man dazu sagen: Ben ist wohl endlich da angekommen, wo er hingehört. Was mich an dieser Folge am meisten beschäftigt ist, dass Jacob gehofft haben soll, er habe sich in Ben geirrt, denn diese Äußerung ist ja ebenso vage wie irritierend, denn wir wissen gar nicht, was er über Ben wirklich dachte. Wer weiß, ob er nicht für Ben hoffte, sich geirrt zu haben, weil er annahm Bens Rolle im Finalen Kampf wäre eine unschöne. Angenommen Jacob bezog sich darauf, ihn von der Liste gestrichen zu haben und hofft jetzt, dass dies ein Fehler war und Ben der Kandidat ist, den er sucht. Denn eines ist wohl sehr entscheidend: Jacob lässt sich gegen Ben fallen, berührt ihn, stellt kurz vor seinem Tod sicher, dass Ben im Spiel bleibt. Richard sagt, er könne nicht Suizid begehen, weil Jacob ihn berührt habe. Ich denke es geht weit darüber hinaus: Wer von Jacob berührt wurde, kann nur sterben, wenn Jacob es zulässt - wir erinnern uns an Michael. Nun ist Jacob tot und MiB darf die Kandidaten nicht anrühren. Durch Jacobs Tod hat der MiB vielleicht verhindert, dass er die Insel jemals verlassen kann, denn das geht erst, wenn Jacob und er einen Nachfolger haben. Jacob wollte nicht abtreten, also musste er weg, doch jetzt lässt sich kein Nachfolger finden, da das Eliminierungsspielchen durch Jacobs Tod vorbei ist. Also versucht MiB jetzt an Bens Machtgen zu appellieren und scheitert damit. Er will die Losties aufeinanderhetzen, damit sich die Kandidaten gegenseitig umbringen: auch das dürfte schwierig werden. Also holt er jemanden, der ebenso Anspruch auf Jacobs Thron hat wie Ben und kein gewissen hat: Charles Widmore. Oder war es Jacob selbst, der Charles zurückholte, um MiB auszuschalten? So oder so: Ben hat sich endgültig entschieden: "Samuel" bietet ihm die Herrschaft über die Insel an und er lehnt das Angebbot ab. Was wenn all sein Leiden ihn genau auf diese Lektion vorbereiten sollte, wenn Jacob ihm alles nahm, damit er erkennt, was für ihn wirklich wichtig ist. Ben ist nicht wie Napoleon. Es war nicht die Macht um die es ihm ging, sondern die Anerkennung. In der Flash-Sideways-Timeline ist das nicht anders: Ben entscheidet sich gegen die Macht und für Alex, weil er erkannt hat: es ist wichtiger och in den Spiegel gucken zu können als Macht auszuüben.
Namaste und bis zur Review, die dieses Mal hoffentlich eher kommt ;-)

Dienstag, 9. März 2010

Catch a Falling Star

Sundown:

Der Vorteil an einer so actionlastigen Folge wie „Sundown“ ist für mich, dass es weniger zu analysieren gibt. Wobei weniger im Falle von „Lost“ immer noch eine Menge ist. Also auf geht’s. Da die Flash Sideways wenig mit der aktuellen Inselhandlung zu tun haben (bis auf eine sehr wichtige Schnittstelle, die wir uns ganz genau ansehen werden), behandeln wir sie mal kurz vorab. Sehr viel gibt es dazu letztlich auch nicht zu sagen, denn es zeigt sich, dass in der anderen Zeitlinie alles irgendwie anders, aber doch beim Alten geblieben ist, denn obwohl Sayids inselfreies Dasein auf den ersten Blick die gewaltigsten Unterschiede zur ursprünglichen Zeitlinie aufweist, wenn man es mit Kate, Jack, Hurley, John oder Claire vergleicht, stellt man bei genauerem Hinsehen fest, dass sich hier letztlich überhaupt nichts geändert hat. Sayid hat Nadia auch in dieser Zeitlinie nicht, weil er glaubt, sie nicht zu verdienen. Omer ist noch immer darauf angewiesen, dass sein hartgesottener Bruder ihm Probleme aus der Welt schafft. Sayid selbst ist ebenso wie in der Crash-Timeline bemüht sein wahres Naturell zu verleugnen. Na ja, und Martin Keamy ist und bleibt ein riesengroßes ******** (dieses Wort darf erst nach 22Uhr geschrieben werden). Einzig überraschend war der Koreaner im Kühlschrank und Keamys Kochkünste, die der Szene im Lokal so einen leichten Hauch vom ersten Auftritt von Linderman bei „Heroes“ geben. Mehr gibt es hier tatsächlich nicht zu sagen, würde ich mal sagen. Daher gehen wir nun gutgelaunt auf die Insel, wo sich ein Unwetter (in Form einer verdammt übelgelaunten, bisweilen glatzköpfigen, Gewitterfront) zusammenbraut.

Vor dem Tempel warten „Samuel“/MiB/der falsche Locke/The Antagonist formaly known as The Smoke Monster und Claire auf besseres Wetter (nein, da ist und war nicht der letzte Gewitterwolken-Witz dieser Review). Da „Samuel“ immer noch Probleme mit Asche und – wie wir später erfahren – Dogens Präsenz hat, schickt er Claire vor, um seine Nachricht zu überbringen. Claire weist „Samuel“ nachdrücklich daraufhin, dass er ihr versprochen hat, sie werde ihren Sohn zurückbekommen, wenn sie da nun reingehe (wir kommen später noch einmal darauf zurück). Dass Claire noch viel Gutes in sich hat, zeigt ihre Sorge um die Menschen im Tempel, denn trotz ihres Zorns und ihres Hasses fragt sie, ob „Samuel“ die Menschen im Tempel töten werde und er erwidert: „Only the ones who won't listen.“ („Nur jene, die nicht zuhören wollen.“)

Im Tempel hat derweil Sayid Dogen zu Rede gestellt und wurde von ihm dann quer durch dessen Büro geprügelt und es ist schon schön zu sehen, dass es auch für Sayid noch jemanden gibt, der ihm die Fresse polieren kann. Doch obwohl er es einst wollte, tötet Dogen Sayid nicht und verbannt ihn stattdessen. Vielleicht durfte er Sayid auch nicht töten, weil der noch immer ein Kandidat ist. Viel interessanter ist aber der Dialog, der dieser radikalen Renovierungsorgie im Tempel vorangeht: Dogen erwähnt hier etwas, das uns durchaus bekannt vorkommt. Er spricht davon, dass sich in der Seele jedes Menschen eine Waage befindet und auf der einen Seite sei das Gute und auf der anderen das Böse. Die komische Diagnoseapparatur mit den Elektroden und dem glühenden Schürhaken verrät Dogen – so sagt er zumindest – welche Waagschale schwerer ist. Bei Sayid dominiere das Böse. Mein lieber Dogen, das Messergebnis hättest du auch ohne Sayids Bad in der heilenden Brühe erhalten, sofern deine Instrumente noch richtig funktionieren. Wir können es nur mutmaßen, aber vermutlich durchliefen Claire und Ben einen ähnlichen Test – zumindest soweit es Ben betrifft, würde das wieder einmal dafür sprechen wie besonders er ist, da er in Jacobs Namen all diese schrecklichen Dinge tun konnte, ohne dass sich die Waage zur falschen Seite neigt. Er ist vermutlich in der Lage seine Aufträge auszuführen, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen.

Woran aber erinnert uns diese Metapher von der Waage? Richtig: die Höhle in der Felswand, zu der MiB Sawyer geführt hat. Wessen Waage ist das? Oder innerhalb von was zeigt sie die Verteilung von Gut und Böse an? Bezieht sie sich nur auf das Kräfteverhältnis zwischen MiB und Jacob? Zeigt sie an, wer auf der Insel einflussreicher ist? Oder geht es hier um etwas weit größeres? So oder so: der „Inside Joke“ wird ein weiteres Stückchen mehr zum „Outside Joke“. Ganz abgesehen von den offenkundigen Analogien, die sowohl die Höhlen-Waage als auch Dogens Schilderung zur Waage der Maat oder der Waage beim Jüngsten Gericht haben, kann man das Bild wirklich auf jede Figur, jede Gruppe in „Lost“ übertragen.

Dass Dogen Sayids Tod für besser hielte, illustriert ferner das Verständnis der Anderen von Gut und Böse: einen Menschen zu töten, der Schaden über die Welt bringen wird, ist kein Verbrechen, sondern gerechtfertigt. Dogen verfolgt eine von Ben schon altbekannte Maxim: Im Zweifelsfall heiligt der Zweck die Mittel – eine Regel, nach der auch Jacob selbst zu handeln scheint, wie Dogens eigene Lebensgeschichte uns im späteren Verlauf der Folge aufzeigt.

Sayid will gerade aufbrechen, als Claire erscheint. Sie übermittelt Dogen die Nachricht, dass „er“ ihn sehen wolle und zwar vor dem Tempel. Da Dogen angeblich derjenige ist, der „Samuel“ draußen hält, wäre es nicht nur für ihn selbst, sondern auch für alle anderen das Ende, wenn er sich dem Mann in Schwarz stellen würde. Claire schlägt Dogen vor, er solle jemanden schicken, den „Samuel“ nicht töten würde: also einen Kandidaten. Kate, James und Jin sind schon länger weg. Jack und Hurley wurden von Jacob in Sicherheit gebracht: bleibt nur Sayid. Wie bei Saruman dem Weißen soll Sayid darauf achten, dass MiB nicht das Wort an ihn richten kann – er muss ihn vorher umbringen. Dogen schickt Sayid also mit einem überdimensionalen japanischen Küchenmesser auf Rauchmonsterjagd. Noch ein paar Worte zu Claires Gespräch mit Dogen und ähnlichen Dialogen im Rest der Folge: es wird weiterhin kategorisch vermieden „Ihn“ beim Namen zu nennen. Sie sprechen von „Ihm“ (kommt euch das auch so bekannt vor?) mal als „an angry man“ („ein verbitterter/zorniger Mann“) oder „a man in the jungle“ („Ein Mann im Dschungel“) und dann sogar als „evil incarnate“ („Inkarnation/Personifizierung des Bösen“). Wie immer also der Name dieser Person lautet, er würde uns etwas verraten. Als Grund dafür gibt es zwei Möglichkeiten: der Name ist uns aus der Serie schon längst bekannt und beim Mann in Schwarz handelt es sich keineswegs um einen Unbekannten. Oder: der Name ist historischen oder mythologischen Ursprungs und jeder findige Fan könnte anhand des Namens ein großes Puzzelstück aufdecken. Ich denke nicht, dass es auf so etwas banales wie „Satan“, „Luzifer“ oder „Tod“ hinauslaufen wird. Und selbst wenn „sein“ Name Samael ist, ist er dies wohl eher symbolisch und nicht im Sinne des realen Erzengels und Dämons. Vielleicht handelt es sich bei dem Mann in Schwarz ja auch um Imhotep. Nein, nicht den Knilch aus „Die Mumie“ und „Die Mumie kehrt zurück“. Ich meine die historische Persönlichkeit: ein Baumeister, Schriftgelehrter, Magier und Ratgeber des Pharaos. Später erlangte Imhotep sogar den Status eines Gottes, was einzigartig in der Geschichte ist, da hier tatsächlich ein Mensch aufgrund seiner Leistungen und nicht etwa seiner Abstammung einen Gottstatus erlangte. Ist aber nur so ein Gedanke.

Dogen erwähnt gegenüber Sayid, dass „er“ eingesperrt gewesen sei und nun da Jacob fort sei, wäre „er“ frei. Viele mögen jetzt an die Hütte und den durchbrochenen Aschekreis denken, doch wäre „Samuel“ in der Hütte gefangen gewesen, wer sollte dann das Rauchmonster in den vorigen Staffeln gewesen sein? Außer der Bannkreis war schon längst zerstört als Oceanic Flug 815 abstürzte. Wahrscheinlicher ist aber wohl, dass Jacob oder jene andere Person, die laut Ilana die Hütte benutzt habe, den Bannkreis zog, um MiB draußen zu halten und die Insel selbst das Gefängnis ist.

Sayid geht also los auf Gewitterwolkenjagd und macht falsch, was man nur falsch machen kann: Er lässt „Samuel“ sprechen. Dann greift er ihn mit dem Dolch an und stellt fest, dass bei dem Mann in Schwarz wohl nicht funktioniert, was bei Jacob funktioniert hat. Dies wäre mal wieder ein Indiz dafür, dass Jacob und „Samuel“ doch nicht so recht vom selben Schlag sind. Der Mann in Schwarz behauptet, Dogen habe Sayid geschickt und ihm diesen Auftrag erteilt, weil er gehofft hätte, MiB würde Sayid dann töten, weil er Sayid schließlich schon einmal von jemandem töten lassen wollte (von Jack). Ich denke: sowohl Dogen als auch der Mann in Schwarz sagen teilweise die Wahrheit, verheimlichen beide aber einen ganz entscheidenden Punkt: Sayid ist ein Kandidat und weder Dogen noch der Mann in Schwarz dürfen ihn töten. Würde einer von ihnen es dennoch tun, hätte er gegen die Regeln verstoßen und der Kampf wäre vorbei. Sowohl Dogen als auch „Samuel“ benutzen Sayid in der Hoffnung, der jeweils andere würde ihn töten oder Sayid würde den Gegner ausschalten – egal wie es ausgeht: man hätte gewonnen. Hier zeigt sich aber, dass der Mann in Schwarz um einiges cleverer ist als Dogen, da er Sayid gewisse Informationen offen legt und so eine Vertrauensbasis schafft. Mich erinnert das Ganze etwas an das Gespräch zwischen Charles und John in Tunesien.

„Samuel“ verspricht Sayid, er könne ihm jeden Wunsch erfüllen, wenn er ihm dafür einen Gefallen täte. Hier möchte ich mal etwas nach vorne springen zu dem, was Dogen Sayid später erzählt. Denn daran zeichnen sich sehr klar die Verhandlungsstrategien und –Muster der beiden Kontrahenten Jacob und „Samuel“ ab. Jacob macht ein konkretes Angebot über die Heilung eines geliebten Menschen (Juliet, Dogen) oder der Person selbst (Ilana). An dieses Angebot knüpft er die Bedingung, dass man ihm auf die Insel folgen und sich in seine Dienste stellen muss. Manche Menschen lenkt er aber auch auf die Insel und versucht sie dann für sich einzuspannen (Oceanic-815-Überlebende, Ben). Auf jeden Fall ist Jacob sehr konkret bei seinen Deals, stellt die Menschen vor eine Wahl und bindet an sein Geschenk ein Opfer. Wie so oft heiligt bei Jacob der Zweck die Mittel, denn die sind offenkundig recht fragwürdig, obgleich sie weder den freien Willen ignorieren noch irgendwelche Luftschlösser sind. „Samuel“ hingegen wäre ein guter Politiker, denn er verspricht erst mal alles mögliche ohne daran mehr zu knüpfen als, dass man die Insel mit ihm verlässt: also genau das Gegenteil von dem, was Jacob tut. Jacob will die Menschen auf die Insel holen, „Samuel“ will sie mit ihnen verlassen. Jacob legt die damit verknüpften Folgen offen, „Samuel“ bleibt selbst in der Erfüllung der Wünsche vage und hält sich wie üblich ein Hintertürchen offen. Und jetzt überlegen wir mal, was sich jeder der Kandidaten wohl wünschen würde, wenn er könnte?

Beginnen wir mit Claire und Sayid, denn von denen wissen wir, was sie sich gewünscht haben: Claire will mit Aaron wieder vereint sein und Sayid möchte Nadia lebendig und wohlauf sehen. Was würde Kate sich wünschen? Freiheit. Hurley? Vermutlich für seine Freunde da zu sein. Auch, wenn er tot ist: John? Ein Leben mit Helen und eine gute Beziehung zu seinem Vater. Jack würde sich wohl wünschen, ein besserer Vater zu sein, als es sein eigener war. Sun und Jin wünschen sich einander. Ben würde sich vermutlich einfach Normalität herbeisehnen und James wahrscheinlich auch. Dogen würde mit seinem Sohn vereint sein wollen. Es ist mittlerweile wohl jedem klar, worauf das hinausläuft. All das ist im Flash-Sideways-Szenario erfüllt. Und mehr noch: Die Insel liegt auf dem Meeresgrund und folglich ist kein Mensch auf ihr mehr am Leben. Es ist also klar, was uns suggeriert werden soll: „Samuel“ hat allen ihre Wünsche erfüllt. Aber sind sie damit glücklicher? Nicht wirklich oder denkt hier wer Sayid würde die wenigen Monate mit Nadia gegen ein Leben ohne sie ernsthaft tauschen wollen? Ist Locke damit besser dran, nie auf der Insel gewesen zu sein und noch immer im Rollstuhl zu sitzen? Würde Ben sein Leben als geschichteunterrichtender Kaffeekocher gegen die erfüllte Existenz in Jacobs Dienst wirklich tauschen wollen? „Samuel“ mag ihnen geben, was sie wollen. Jacob gibt ihnen, was sie brauchen. Außer (und das ist kein so unwahrscheinliches „außer“): Darlton wollen uns mal wieder auf eine falsche Fährte LOCKEn und die LAX-Timeline hat mit Smokeys Versprechen soviel zu tun wie ich mit Synchronschwimmen: NICHTS.

Sayid kehrt zumindest mit seiner Botschaft in den Tempel zurück und wiedereinmal geht es um die Entscheidung. Nehmen die Anderen die rote oder die blaue Kapsel... sorry, falscher Film. Nein, die Wahl, vor die sie der MiB stellt, ist: Bleiben sie bis Sonnenuntergang in den vermeintlich sicheren Tempelmauern oder schließen sie sich Smokey an. Dies ist weniger eine Frage des Gewissens als des Glaubens, denn beides könnte tödlich enden: bleiben sie im Tempel sind sie eigentlich in Sicherheit, doch Smokeys Drohung sagt etwas anderes aus. Verlassen sie den Tempel, weil sie Sayids Botschaft Glauben schenken, könnte sich dies als Falle entpuppen, um alle vor die Tür zu locken und dort kalt zu machen. Tatsache ist: „Samuel“ hat mal wieder die Wahrheit gesagt und aus seiner Sicht tut er das wohl recht häufig. Da Jacob ihn gefangenhielt, sieht er in Jacobs Gefolge vielleicht wirklich auch Gefangene. Wer weiß schon, ob der Mann in Schwarz nicht einst ein ganz ähnliches Angebot von Jacob unterbreitet bekam wie Dogen?

Kate ist derweil zurück im Tempel und verlangt vom Klon des verstorbenen Komponisten, Gitarristen und Mundharmonikaspielers der Beatles, er solle sie zu Claire bringen. Die wohnt nun in einem hübschen, adäquaten Erdloch, was bei mir die Frage aufwirft, wo der Psychokiller mit der Körperlotion steckt. Kate erzählt Claire die Wahrheit über Aarons Verbleib und zum Pech aller Kate-Hasser macht Claire ihre Drohung nicht war... könnte allerdings daran liegen, dass sie in einem Erdloch sitzt und da nicht einmal Kabelfernsehen geschweige denn ihre Axt oder eine Knarre hat. Als Kate klarstellt, sie sei zurückgekommen, um Claire zu retten, erwidert diese, während Kate schon von Lennon weggezerrt wird: „I'm not the one that needs to be rescued, Kate. He's coming, Kate! He's coming and they can't stop him!“ („Ich bin es nicht, die gerettet werden muss, Kate. Er kommt, Kate! Er kommt und sie können nichts dagegen tun!“) Zumindest der erste Teil klingt ähnlich wie das, was Juliet zu Jack nach der Rückkehr gesagt hat.

Sayid bringt das Messer zurück, lässt Dogen seine Geschichte erzählen und was dann folgt ist eine der großartigsten Szenen, die ich je gesehen habe. Sayid tötet Dogen und ebnet so dem Rauchmonster den Weg. Wie eine Naturgewalt fegt es alles im Tempel mit sich fort, tötet alle verbleibenden Anderen. Doch dann jagt eine Überraschung die nächste: Claire sagt Kate, sie solle sich mit ihr in der Grube verstecken und rettet ihr so das Leben, obwohl sie doch vor kurzem noch vorhatte, Kate umzubringen. Plötzlich tauchen Ilana, Sun, Frank und Ben im Tempel auf und ausgerechnet Ben, der wahrlich allen Grund hätte, Sayid den Tod zu wünschen, geht in die Höhle des Löwen zurück, um Sayid zu retten. Ben beweist also einmal mehr, dass seine Waage letztlich richtig ausgerichtet ist. Aber Sayid hat seine Wahl getroffen und zu den Klängen von „Catch a Falling Star“ versammelt sich das Heer des Mannes in Schwarz. Jacob hat nur noch wenige, auf die er zählen kann: Hurley, Jack, Ben, Ilana, Frank, Sun, Miles und vermutlich noch Jin und Richard irgendwo da draußen. Ob Kate aber nun im Gefolge des Man in Black bleibt, steht noch in den Sternen – auch in denen, die fallen, und ein fallender Stern ist doch ein vielsagendes Bild, weshalb ich damit auch schließen möchte.