Samstag, 13. März 2010

"I can't think of a better man for the job“ - "Dr. Linus"-Review

Dr. Linus:

Was für eine Folge. Sie lässt einen doch etwas konfus zurück, denn obwohl nun scheinbare Klarheit herrscht, gibt es so einige Details, die einen aufwühlen, über die man noch lange nachsinnt und versucht die versteckte Bedeutung dahinter zu erfassen. Es sind Kleinigkeiten, die wohl noch große Bedeutung erlangen werden. Wir verlassen die Insel am Ende der Folge, nachdem sich nun auch die Heimmannschaft zusammengefunden hat. Die letzte Folge endete bei Nacht, alles war düster und der Mann in Schwarz zog mit seinem Trupp vom Tempel weg. Wie wir nun wissen, hat sich sein Team die Hydra-Insel als Basis auserkoren. „Dr. Linus“ wiederum endet bei Tag am weißen Strand, alles ist licht und hell. Eine kleine Gruppe letzter Getreuer steht beisammen, als ein weiterer Mitspieler eintrifft: Charles Widmore. Ist er der letzte Teilnehmer an diesem finalen Kampf? Wohl kaum, denn wie sagt Eloise zu Desmond? Die Insel ist mit ihm noch nicht fertig. Also ein Spieler fehlt mindestens noch, sofern er nicht bei seinem Schwiegervater im U-Boot hockt, was ich doch zu bezweifeln wage. Wenn dieser letzte Rekrut eingetroffen ist und eine Seite gewählt hat, dürfen wir uns wohl auf einen epischen Kampf freuen: „Zwei Spieler, zwei Seiten – eine ist hell, die andere dunkel.“

Aber wie findet sich Team-Jacob nun? Ironischerweise nimmt ausgerechnet Jacobs Mörder eine zentrale Rolle dabei ein, denn er schlägt, kurz bevor er überführt wird, den späteren Treffpunkt als Lager vor: das Strandlager der Losties. Aber ist Ben wirklich Jacobs Mörder? Ist er nicht vielmehr die Mordwaffe, welche über Jahrzehnte in Jacobs Händen lag und seine fragwürdigen Befehle ausführte, ehe sie der Gegenseite in die Hände fiel und gegen ihren Schöpfer gewendet wurde? Prompt sind wir auch schon im zentralen Thema der Inselhandlung: Jacob und Ben – eine Beziehung die blutig endete und deren Aufarbeitung überfällig ist. Von Richard erfahren wir in dieser Folge, dass die Berührung Jacobs einen überhaupt erst zum vollwertigen Kandidaten und praktisch unsterblich macht. Man kann sich nicht umbringen und auch nur schwerlich von anderen umgebracht werden. Man stirbt erst, wenn Jacob einen lässt – also vermutlich, wenn man von der Liste gestrichen wurde. In zweierlei Hinsicht ein wichtiger Punkt, wenn wir Bens Lebensgeschichte betrachten. Wenn selbst Tom wusste, dass die Insel (also Jacob) einen nicht sterben lässt, bis man seine Aufgabe erfüllt hat, dann wird Ben dies wohl auch gewusst haben. Plötzlich kann man Bens ersten Versuch, Locke zu töten, in einem ganz anderen Licht sehen: Ist er ein Kandidat, überlebt er. Viel bedeutsamer sind Richards Infos aber in Bezug auf Ben selbst, denn was stellt Jacob unmittelbar vor seinem Tod sicher? Genau: Er berührt Ben und geht damit sicher, dass er als letzter Kandidat doch noch im Spiel bleibt. Verknüpfen wir das nun mit Miles Aussage: „Right up until the second time the knife went through his heart, he was hoping he was wrong about you. I guess he wasn't.“ („Kurz bevor das Messer das zweite Mal in sein Herz eindrang, hoffte er, sich in dir getäuscht zu haben. Ich schätze: das hat er nicht.“) Was wird suggeriert? Jacob hofft sich in Ben geirrt zu haben, weil er glaubte Ben würde ihn töten. Doch hat Ben nicht irgendwo recht, wenn er Miles kurz zuvor entgegenhält, Jacob habe es nicht gekümmert, ob er lebt oder stirbt? Letztlich brachte sein Tod Jacob einen großen Vorteil gegenüber dem Mann in Schwarz: sein Gegner weiß nicht, dass er weiterhin die Fäden ziehen kann. Hurley wird zu Jacobs Sprachrohr und so bleibt das Spiel am Laufen. Der von Hurley gezogene Vergleich zwischen Jacob und Obi-Wan Kenobi könnte hier durchaus ein versteckter Hinweis sein, denn auch Obi-Wan lässt sich von seinem einstigen Schüler bereitwillig töten und sorgt so dafür, dass Luke entkommt und seinen Vater läutern kann. Obi-Wans Opfer macht es Vader/Anakin möglich sich aus Sidious’ Einfluss zu befreien und den Kampf zwischen Licht und Schatten endgültig zu beenden. Ferner stirbt Obi-Wan erst, nachdem er Vader gewarnt hat: „Wenn du mich tötest, werde ich mächtiger als du dir nur entfernst vorstellen kannst.“ Das führt uns zu Ben, der in diesem Bild Anakins Rolle einnimmt. Ist er also dazu bestimmt MiB zu töten, diesen ewigen Kampf zu beenden? Hätte Jacob gehofft sich in Ben getäuscht zu haben, weil er ihn für böse hielt, hätte er ihn nicht berührt. Ich denke, dieser „Irrtum“ bezieht sich auf Jacobs Liste. „117 – LINUS“ wurde durchgestrichen. Ein Erklärungsmodell wäre also, dass Jacob hoffte, Ben sei doch zu seiner Nachfolge bestimmt oder halt dazu auch „Samuel“ zu töten.

Doch bedenken wir Jacobs Weitsicht wäre noch ein ganz anderes Szenario vorstellbar: Ahnte er vielleicht, dass Ilana Miles bitten würde, Jacobs Mörder zu entlarven? Ist es nicht vor allem Miles Aussage über Jacobs letzte Gedanken, die Ben dazu bringt, sich für Jacob zu entscheiden. Selbst jetzt noch ist alles, was Ben sucht, Anerkennung. MiB ist bereit ihm diese zu geben und Ben zieht in Erwägung zu ihm zu gehen. „Because he's the only one that'll have me.“ („Weil er der einzige ist, der mich annehmen wird.“) Ist es denn so egoistisch, was Ben sich wünscht? Ist es zuviel verlangt, dass er einmal von irgendeinem Menschen geliebt werden möchte? Bens Streben nach Macht folgte stets dem Wunsch Jacob zu begegnen. Er führte dessen Aufträge aus, um sich seiner Anerkennung sicher sein zu können. Ben wurde stets verwehrt, was sich letztlich jeder Mensch mehr ersehnt als alles andere: die Zuneigung anderer Menschen. Ironischer Weise ist es genau dieses zwanghafte Streben danach, zu gefallen, das ihn bei den meisten Menschen unbeliebt macht: „You make friends easy, don't you?“ („Du machst dir leicht Freunde, oder nicht?“)

Was tut Ben, als Miles ihn entlarvt? Er versucht sich rauszureden, sucht das Gespräch mit Ilana. Die will überhaupt nichts davon hören, ignoriert Ben, vergräbt sich in ihrem Zorn. Sie hätte sich und Ben viel ersparen können, wenn sie bereit gewesen wäre, zuzuhören. Doch auch Ben hat hier einen entscheidenden Fehler gemacht. Wäre er damals aus der Statue gekommen und hätte, nachdem man ihm Lockes Leiche gezeigt hatte, gesagt: „Verflucht! Ich dachte das wäre Locke und er wäre der Auserwählte, der, auf den wir gewartet haben. Die Insel hatte mir aufgetragen JEDER seiner Anordnungen zu folgen. Er hat mich dazu gebracht, Jacob zu töten“, es wäre ihm kaum schlechter ergangen als jetzt. Das ist eine der vielen Lektionen, die Ben dank Jacob nun endlich lernt: Manchmal ist die Wahrheit weitaus ungefährlicher als die Lüge. Nicht nur Ilana verliert mit Jacob den einzigen Menschen, der für sie dem, was man als „Vater“ bezeichnen könnte, je am nächsten kam. Ben leidet unter Jacobs Tod aus dem selben Grund ebenso wie Ilana und da wir nun wissen, dass Jacob all die Kandidaten besuchte und berührte und nur einen zu sehen, verweigerte, drängt sich wieder der Verdacht auf, dass Bens Leid und Jacobs Tod einen tieferen Sinn hatten. Denn Ben lernt daraus, wie diese Folge zeigt.

Am Strand durchwühlt er Sawyers Sachen, unterhält sich mit Frank darüber wie gut er sich an den Tag erinnere, an dem das Flugzeug abstürzte. Als Frank ihm daraufhin erzählt, eigentlich hätte er fliegen sollen, stellt Ben trocken fest, es hätte wohl nichts geändert.

Wie groß Ilanas Zorn ist, zeigt sich bald darauf: Sie zwingt Ben, sein eigenes Grab zu graben. Genau hier wird er endgültig einer der Losties, denn Ilana wählt einen interessanten Platz für Bens letzte Ruhestätte in spe aus: den Friedhof der Losties. Ethan und der Marshall liegen woanders begraben. Alle Menschen, die hier ruhen, waren an Bord von Flug 815, an dessen Absturz sich Ben erinnert, „als sei es gestern gewesen“. Die Anderen existieren nicht mehr, sie sind tot oder haben Jacob verraten, sich dem Mann in Schwarz angeschlossen. Außer Ben ist nur noch ein einziger Anderer übrig: Richard Alpert. Anders als Ben sucht dieser im Dschungel den Tod.

Richard kommt gerade vom Tempel, als er Jack und Hurley begegnet, die auf dem Rückweg vom Leuchtturm sind. Sowohl Hurley als auch Richard wollen verhindern, dass Jack zum Tempel zurückkehrt und am Ende landet das Trio an der Black Rock. Richard hat seinen Glauben verloren und will nun sein schon viel zu lange währendes Leben beenden: „Jacob touched me and when Jacob touches you... well it's considered a gift... except it's not a gift at all. It's a curse.“ („Jacob hat mich berührt und wenn Jacob einen berührt...nun, es wird als Segen betrachtet... nur, dass es letztlich kein Segen ist. Es ist ein Fluch.“)

Jacobs Tod hat ihm die Gewissheit genommen, dass alles einen tieferen Sinn hat. Richard erwidert Jack auf die Frage, warum er sterben will: „I devoted my life – longer than you can possibly imagine – in service of a man who told me that everything was happening for a reason, that he had a plan – plan that I was a part of – and when the time was right that he'd share it with me, and now that man's gone so... Why do I want to die? Because I just found out my entire life had no purpose. Now if I light this myself it won't work, but you can light it for me, Jack. I made the fuse long enough so you'll have time to get out.“ („Ich habe mein Leben – länger als man es sich nur vorstellen kann – einem Mann hingegeben, der mir sagte, alles passiere aus einem bestimmten Grund, er einen Plan habe, einen Plan, von dem ich ein Teil wäre und wenn der rechte Zeitpunkt da wäre, würde er ihn mit mir teilen. Aber jetzt ist dieser Mann fort... Also, warum will ich sterben? Weil ich erkannt habe, dass mein gesamtes Leben ohne Sinn und Zweck war. Wenn ich das jetzt selbst entzünde, würde es nicht funktionieren, aber du könntest es für mich entzünden, Jack. Ich mache die Lunte lang genug, damit du noch Zeit hast rauszugehen.“) Klingt nicht nach dem Richard, den wir kennen, mehr wie John Locke, wenn er mal wieder in Selbstmitleid zerfließt. Richard ist nun an dem Punkt angekommen, an dem Ben sich seit der Statue befindet. Ausgerechnet Jack, der plötzlich seinen bis vor kurzem noch unbenutzten und originalverpackten Glauben zu Jacob entdeckt hat, hilft Richard mit einer echt mutigen Glaubensprüfung aus der Depression. Wer hätte gedacht, dass Jacks Götterkomplex noch mal zu was gut sein Kann? Richtig: Jacob ;-).

Und bevor ich nun zu Ben zurückkehre, sei gesagt, dass mir nicht entgangen ist, dass Richard zwischen den Zeilen durchblicken lässt, mit der Black Rock gekommen zu sein. Ja, ich hab das immer ganz vehement zurückgewiesen... vermutlich, weil es mir zu einfach war. Back To Ben:

Der bekommt beim Buddeln Besuch von Miles und unternimmt einen letzten verzweifelten Versuch, sich freizukaufen – wer könnte es ihm in der Situation verübeln. Da Miles aber von den Leichen zweier Diamantendiebe weiß, was da noch so unter der Erde wartet, interessiert ihn Bens Angebot nicht sonderlich. Doch ein unmoralisches Angebot ist es auch, was Ben letztlich rettet. Plötzlich steht „Samuel“/Locke/MiB vor ihm. Für Ilana ist John nicht zu sehen, da er hinter einem Busch steht... ein Männlein steht im Walde, gar nicht still und stumm. Sag, wer mag das Männlein sein, das da steht im Wald allein... Da MiB gerne unmoralische Angebote macht, versucht er auch Ben für sich einzuspannen. Für Mephisto in Black scheint Benjamin „Faust“ Linus ein offenes Buch zu sein, denn er bietet Ben an, wonach er sich vermeintlich sehnt: Macht, mehr Macht als er sie je hatte. MiB bietet Ben Jacobs Posten an. Warum? Ich denke „Samuel“ glaubt, er habe jetzt endlich einen Dummen gefunden. Oder er weiß etwas über Ben und seine Rolle im Ganzen, was wir noch nicht wissen. Nur hätte er nicht ganz speziell an Ben Interesse, würde er nicht so einen Aufwand betreiben. Ben ist so verzweifelt und einsam, dass er in Erwägung zieht, auf dieses Angebot einzugehen. Er rennt nicht in den Dschungel und macht sich auf den Weg zu „Samuel“, weil er sich davon Jacobs Posten verspricht. Es schmeichelt ihm zwar, dass ihm dieser Posten laut MiB wie auf den Leib geschneidert wäre, doch er geht aus einem völlig anderen Grund: pure Verzweiflung. Er fürchtet um sein Leben, ist einsam und verlassen und der einzige, der bereit ist, sich seiner anzunehmen, ist jener Mann, der ihn in diese Lage brachte und eigentlich sein Feind sein sollte. Ben macht keinen Hehl daraus, dass er wütend auf MiB ist: „Because you talked me into killing Jacob. You see that woman over there eating a mango? She's His bodyguard and she knows what I did. So now you've got what you wanted because she's going to kill me.“ („Weil du mich dazu überredet hast, Jacob zu töten. Siehst du die Frau da drüben, die eine Mango isst? Sie ist Sein Leibwächter und sie weiß, was ich getan habe. Also, jetzt hast du, was du wolltest, denn sie wird mich umbringen.“)

Ben sagt MiB er könne eh’ nicht fort und die Fußschelle öffnet sich wie von Geisterhand (Dazu fällt mir nur ein: „Alter, du warst voll der Jedi-Meister“). „Samuel“ mahnt Ben, er solle nicht zögern, wenn er das Gewehr habe, denn sie würde es auch nicht. Ach? Die wievielte Person ist das jetzt, bei der „Samuel“ versucht Ben in einen Mord reinzuquatschen? Bequeme Methode Ilana loszuwerden, denn sie beschützt für ihren Pseudo-Daddy Jacob die Kandidaten, wie sie Sun in dieser Folge ja eröffnet. Woher kennt sie die Liste? Und warum weiß sie nicht für welchen Kwon Eintrag 42 steht? Und wer ist der sechste Kandidat, wenn 42 nur für einen steht? „There are only six left.“ („Es sind nur noch sechs übrig.“) Wo wir gerade beim Thema sind: Sieht so aus, als hätte MiB in dem Punkt die Wahrheit gesagt. Hat er dies auch, als er Ben das Angebot macht, wissen wir schon, wer der sechste Kandidat ist, doch dann fragt sich, wie Ilana ihn hätte töten sollen.

Ben rennt zumindest in den Dschungel und findet – wie versprochen – ein Gewehr, doch er tötet Ilana nicht. Ben hat mit diesem Leben abgeschlossen: Mord gehört nicht länger zu den Dingen, die er zu tun bereit wäre. Vom Paulus zum Saulus und wieder zurück zum Paulus. Ben ist geläutert, ein für allemal: „I watched my daughter Alex die in front of me. And it was my fault. I had a chance to save her, but I chose the island over her. All in the name of Jacob! I sacrificed everything for him. And he didn't even care. Yeah I stabbed him, I was... so angry...confused...I was terrified that I was about to lose the only thing that had ever mattered to me: my power. But the thing that really mattered was already gone. I'm sorry that I killed Jacob. I am and I do not expect you to forgive me because...I can never forgive myself.“ („Ich habe meine Tochter Alex vor meinen Augen sterben sehen. Und es war meine Schuld. Ich hatte eine Chance sie zu retten, aber ich habe die Insel ihr vorgezogen. All das im Namen Jacobs! Ich habe alles für ihn geopfert. Und ihn hat es nicht einmal interessiert. Ja, ich habe ihn erstochen. Ich war... so wütend... verwirrt... ich hatte Angst, das einzige zu verlieren, was je wichtig für mich war: meine Macht. Aber das, was wirklich wichtig war, war längst fort. Ich bedaure Jacob getötet zu haben. Das tu’ ich und ich erwarte nicht von dir, dass du mir vergibst, weil... Ich werde mir selbst niemals vergeben können.“) Da spricht ein reuiger Sünder. Also hat Jacob sich wohl nicht in ihm getäuscht. Ben hat seine Lektion gelernt, verstanden, dass Macht nicht von Bedeutung ist, wenn einem sonst nichts bleibt. Nun ist er tatsächlich der beste Mann für den Job („I can't think of a better man for the job“). Jetzt da Ben die Macht nicht mehr interessiert und er weiß, was sie aus ihm gemacht hat, scheint es doch so, als sei er nun wahrlich prädestiniert für Jacobs Nachfolge, eben weil er sie nicht mehr möchte. Ilana hat nun erkannt was für ein gebrochener Mann Ben ist und sie könnte mit ihm anstellen, was sie wollte, denn keine Strafe der Welt könnte schlimmer sein als das, was Ben schon erleiden musste. Also nimmt Ilana Ben mit zurück. Dann treffen auch Jack, Hurley und Richard am Strand ein und es kommt zur großen Wiedersehensfeier. Nur einer steht abseits und beobachtet das Szenario: Ben – „Er wandelt unter uns... aber er ist keiner von uns.“

Kommen wir von einer Insel zur nächsten. Die Insel, um die es nun geht, heißt Elba. Die Parallelen, die hier zwischen Ben und Napoleon Bonaparte gezogen werden, sind offenkundig. Für Napoleon war jedoch die Insel das Exil – für Ben hingegen das Festland. Beide besaßen sie unglaubliche Macht, gingen ins Exil, kehrten von dort zurück und schafften es ohne Waffengewalt wieder eine Führungsrolle zu übernehmen, um binnen weniger Tage endgültig bei Null anzukommen. Das war es aber mit den Übereinstimmungen. Napoleon war ein Feldherr, Ben bevorzugt da andere Mittel, um seine Ziele zu erreichen. Was entscheidend ist, ist die Frage nach dem Machtverlust. Macht zu besitzen und zu verlieren ist weitaus schlimmer als sie nie besessen zu haben. Ben lernt auf der Insel (also in der Crash-Timeline) wie unwichtig Macht letztlich ist. Napoleon hat diese Lektion nie gelernt und starb einsam und verbittert in einer Hütte auf St. Helena und das erinnert weniger an Ben als an Jacob und/oder den MiB. Doch treffen wir in der Schule, an der Ben Geschichte unterrichtet, eine Person wie sie Charles Widmore aus Bens anderem Leben kaum ähnlicher sein könnte: Rektor Reynolds. Beide bringen sie Ben in Rage, weil sie ihre Macht missbrauchen, sich nicht mehr um ihre Aufgabe kümmern und er will sie ersetzen. Man kann Ben als Anführer viel nachsagen, doch letztlich war er stets bemüht, im Interesse der Gruppe zu handeln, hat den Kontakt zu jenen, für die er die Verantwortung hatte, nie verloren.

Was LAX-Ben im Gespräch mit Leslie über Reynolds und das Schulsystem äußert, ist eine schwer zu leugnende Wahrheit und wir stellen wieder einmal fest: das Leben der Menschen mag sich ohne Insel und Jacob ändern, aber die Menschen selbst ändern sich nicht wirklich. Ben hat auch in dieser Realität ein gewisses Machtgen, möchte es aber zum Guten nutzen. Seine Maxim ist: der Zweck heiligt die Mittel (ein Erpressungsversuch ist nicht gerade die feine, englische Art). In beiden Zeitlinien liebt Ben Kinder und eines liegt ihm besonders am Herzen: Alex. Eine Sache unterscheidet sich aber ohne Jacob-Faktor dann doch gewaltig: Bens Beziehung zu seinem Vater. Zwar sind auch in dieser Zeitlinie Gefäße mit Gas im Spiel, doch hier, um Roger das Leben zu erleichtern, und nicht, um es zu beenden. Roger sagt Ben, er habe sich für seinen Sohn ein besseres Leben gewünscht und sei deshalb auf die Insel gegangen und der Dharma beigetreten. Was folgern wir aus dieser Aussage? Zunächst einmal etwas, was wir auch so wussten: Ben ist als Geschichtslehrer intellektuell so unterfordert wie es Mozart bei einem Song von Scooter wäre. Und LAX-Roger ist um einiges netter als Crash-Roger. Viel wichtiger aber: In beiden Zeitlinien existierte die Insel und Ben und Roger waren als Mitglieder der Dharma dort. Gab es aber auch in dieser Realität die Explosion, fragt man sich, wie all das zusammenpasst. Die ganzen Erklärungsmodelle aufzureihen, erscheint mir aber wenig sinnvoll.

Wichtiger ist da schon Bens Verhalten, als von Alex kompromittierende Informationen über Reynolds erhält. Von einer Äußerung Lockes angestachelt beginnt Ben, gegen Reynolds zu Felde zu ziehen, doch der erpresst zurück. Ben entscheidet sich für Alex und gegen die Macht – er hat getan, was er auf der Insel nicht tat. Wenn MiB tatsächlich hinter dieser neuen Zeitlinie steckt, könnte Bens Wunsch also eine zweite Chance gewesen sein. Diesmal will er alles richtig machen: seinen Vater umsorgen, der Macht zu Gunsten von Alex entsagen und ein ganz normales Leben führen. Jedoch hatte LAX-Ben die Macht nie inne, es gab nichts, was er aufgeben musste, weil er nie etwas hatte. Aber dieser Wunsch würde zum neuen, geläuterten Ben passen. Ist er damit glücklicher? Nein, glücklich wäre er, wenn er wieder in dme Haus stehen könnte und Keamy Forderung einfach nachkäme. Aber dann hätte er wohl nie begriffen, was er begreifen musste... Whatever happened, happened!

So, ich denke das reicht soweit für diese Woche. Wir lesen uns zu „Recon“. Bis dahin noch ein Schönes Wochenende und

NAMASTE!

9 Kommentare:

  1. Schöne Review, fast alles, was mir auch durch den Kopf ging zusammen. Nur in einem Punkt kann ich dir nicht zustimmen: Es ist nicht nur Ben der abseits steht. Auch Richard steht abseits und wird von niemandem begrüßt. Nicht einmal von Ilana oder Ben, die sich ja doch schon eine ganze Weile kennen. Richard scheint noch nicht so ganz in der neuen Situation angekommen zu sein, dass doch alles noch gut werden kann.

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  2. Richard steht aber schon näher dran, während Ben ganz alleine in der Ferne steht und zusieht. Aber ich hab das auch nicht mehr so genau im Kopf^^

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  3. Was sagst du eig. zu dieser Theorie:

    Ben wurde ja 1977 zum Tempel gebracht und dort geheilt. Richard sagt doch zu Sawyer und Kate, dass er immer einer von uns sein wird. Ich glaube, MIB hat gewusst, dass Ben sich nicht ihm anschließen kann, durch die Begegnung mit dem Monster in "Dead id Dead".
    Was könnte dann der Grund sein, dass MIB Ben losgebunden hat, wenn er wusste, dass er sich ihm nicht anschließen kann? Mir fällt nur ein, Illana zu töten, damit MIB einen weniger hat um dem er sich sorgen muss.

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  4. Kurze, mehr oder weniger Off-Topic Frage:
    Michael hatte ja auch einen Job zu erledigen- er konnte ja auch nicht sterben sooft er es versucht hat.
    Wurde er auch von Jacob berührt? Oder war es die Insel selbst oder ist das eine Frage, wo man 3000 blühende Theorien aufstellen kann, im Grunde aber nichts gewinnt, weil das Thema Michael abgeschlossen ist.
    Apropos: So langsam könnte Walt wieder kommen. Er hat doch auch diverse ominöse Fähigkeiten, die nicht geklärt sind. Ob er wohl noch eine Rolle spielt?

    Nebenbei nochmal: Danke für die Mühen die Reviews zu schreiben!

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  5. Ich gehe doch stark davon aus, dass Michael auch von Jacob berührt wurde. Er ist 124 auf der Liste.

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  6. Öhm, schaus dir nochmal an, Richard steht sogar ein bisschen weiter weg als Ben. Sehr schön zu sehen, als der Strand vom Meer zu sehen ist. Aber das ist ja nur ein Detail.

    Zu Walt: Ich glaube kaum, dass er eine Rolle spielen wird, leider. Dafür ist der Schauspieler einfach zu alt.

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  7. Off Topic:

    Ich habe schon seit Staffelbeginn einen komischen Gedanken den ich nicht mehr los werde. Und zwar hat doch Jack in "LA_X" eine Wunde am Hals. Ich glaube die kommt von dem Einstick einer Nadel (Spritze). Aber keine Ahnung wie das zusammenhängt. Vlt fällt jemand anders etwas dazu ein.

    Ich habe vorhei bei YouTube eine schöne Erklärung für die FlashSideways (nicht die direkte Erklärung sondern nur ein Modell) gehört:

    Und Zwar, wenn man ein Kieselstein in einen Bach wirft passiert nichts. Wirft man aber ein riesigen Felsen (H-Bombe) in den Bach (Zeitlinie) dann teilt sich das Wasser, fließt um den Felsen und kommt iwann wieder zusammen.

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  8. SPOILER SPOILER SPOILER + Halb OffTopic; Sry :-)))







    Hab mir gerade "Recon" reingezogen, und erst durch die Review hier, speziell durch einen Satz, ein kleines Detail sofort gepeilt. (Hoffe bzw. glaube ich zumindestens)

    "Also ein Spieler fehlt mindestens noch, sofern er nicht bei seinem Schwiegervater im U-Boot hockt, was ich doch zu bezweifeln wage."

    Tja, genau das tut er wohl, wenn auch recht unfreiwillig..........Viele Schlösser für so einen kleinen Dessi, Desmondo, oder einfach nur den Entscheider! Gut wer dieses Ass im Ärmel hat, schlecht wer es gewaltätig in diesen Ärmel gezwängt hat!

    In diesem Sinne, nächste Woche wird gerichard..ähhhh...geblackrockt...ähhh..gerockt!
    Grüße und NAMASTE ZOE!

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  9. @ZOE
    Ja, ich hatte den selben Gedanken^^

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