Tag 31 – 22.10.2009:
So unproduktiv ich in der ersten Wochenhälfte auch war, so produktiv will ich nun in den letzten paar Tagen sein... allein schon wegen des nahenden Monsuns. Wir stehen mal wieder vor einer Folge mit unzureichender Titelübersetzung „Ein höheres Ziel“ – da wäre ja sogar „Der Zweck heiligt die Mittel“ besser gewesen, denn „The Greater Good“ meint bei dieser Episode ja, dass man für ein höheres Ziel ODER auch zum Wohle vieler manchmal gewisse Opfer bringen muss. Tja, Ben ist noch gar nicht in Erscheinung getreten und schon kommt eine Episode daher, die nach seinem Lebensmotto benannt zu sein scheint. Es ist mal wieder so richtig typisch Sayid, dass er in dieser Folge etwas proklamiert, was durchaus vertretbar sein kann, das er aber anderen – vor allem Jack, John und Ben – liebend gerne ankreidet. Aber es ist ja nichts neues mehr, dass Sayid der König der Doppelmoral ist – Juliet hat das in Staffel 3 ja mal so schön auf den Punkt gebracht: „You know its interesting, that you two [Sayid and Sawyer] are now the camp's moral police. I'm curious, Sayid, how long was it before you told everyone on that beach exactly how many people you've tortured in your life. Do they know about Basra?“ („Wisst ihr, was interessant ist? – Dass ausgerechnet ihr zwei jetzt die Moralapostel des Camps seid. Ich bin verwirrt, Sayid: Wie lange hat es gedauert, bis du allen am Strand genau gebeichtet hast, wie viele Menschen du in deinem Leben schon gefoltert hast? Wissen sie von Basra?“) Ich weiß: Vermutlich entseht der Eindruck als hätte ich was gegen den Charakter Sayid, was nicht einmal stimmt. Er ist einer der ganz wenigen Charaktere, die mir immer ziemlich egal waren, und viele seiner Handlungen kann man auch verstehen oder nachvollziehen. Aber man kann wohl kaum abstreiten, dass er eine etwas verschoben Wahrnehmung und merkwürdige Moralvorstellungen hat.
Sowohl in der Inselhandlung als auch im Flashback richtet Sayid seine Handlungen nach einem höheren Ziel oder dem Allgemeinwohl aus. Er hilft der CIA zunächst aus egoistischen Motiven, doch kommt sein Handeln auch der Allgemeinheit zu Gute. Auf der Insel hält er Shannon davon ab, Locke zu töten – einerseits um sie vor sich selbst zu schützen und zum anderen weil ihm klar ist, dass die Losties ohne Locke nicht lange überleben würden. Also zweimal sind seine Motive die Dame seines Herzens und die Gemeinschaft. Doch auch der Auslöser für Shannons Hass auf Locke, Boones Tod, diente einem höheren Zweck. Ich komm auf die einzelnen Punkte noch mal zu sprechen, wenn es soweit ist.
Bei der ersten Rückblende hab ich mich zunächst noch gefragt, was Sayid überhaupt in London macht. Die Antwort kam rasch: „Because we know where she is. Seven years since you left Iraq – six months here, three months there – always moving. There's only two reasons a man would do that, Sayid: Either he's running away from something or looking for something.“ („Weil wir wissen, wo sie ist. Sieben Jahre sind vergangen, seitdem Sie den Irak verlassen haben – sechs Monate hier, drei Monate dort – immer in Bewegung. Es gibt nur zwei Gründe sich so zu verhalten, Sayid: Entweder flieht man vor etwas oder man sucht etwas.“) Aber gilt das nicht für jeden Lost-Charakter? Wer von denen ist denn nicht auf der Flucht oder auf der Suche? Überlegen wir mal:
· Jack: Jack sucht seinen Vater – deshalb hat er Los Angeles einst verlassen und kaum hatte er ihn gefunden, verlor er ihn wieder. Auf der Insel sucht Jack einen Weg von ihr runter und nachdem er das geschafft hat, einen Weg zurück.
· Kate: Kate ist auf der Flucht – immer zu. Das war sie schon, ehe sie Wayne umbrachte. Es liegt in ihrer Natur, weglaufen zu wollen und das könnte daran liegen, dass sie in Wahrheit etwas sucht, nämlich eine Heimat ® Die Insel.
· John: Wir wissen wohl alle, dass Locke vor allem eines stets gesucht hat: seine Bestimmung.
· Ben: Tja, der sucht so manches und ist deshalb wohl auch so ein kaputter Typ. Zeit seines Lebens sucht er eine Vaterfigur, jemanden, zu dem er aufsehen kann und der ihn seinerseits lobt. Aber wie Locke sucht Ben auch nach seiner Bestimmung, dem tieferen Sinn seines Daseins. Zwischenzeitlich sucht er aber auch um Vergebung und läuft dabei vor seinen Taten davon. Als er an Krebs erkrankt, sucht er Heilung. Aber er ist auch auf der Flucht und zwar vor Charles und – wie ja schon gesagt – vor sich selbst.
· James: Noch einer, der vor seiner Vergangenheit flieht. Aber James ist auch ein Suchender: er sucht den echten Sawyer und somit Vergeltung und Rache.
· Desmond: Na, der sucht vor allem seine Konstante.
· Claire: Wenn man sich – wenn auch mit einem gewissen Maß an Skepsis – in die Hände eines Wahrsagers begibt und sich für Astrologie interessiert, ist man wohl immer auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Okay, das hätte sie einfacher haben können: Einmal „Per Anhalter durch die Galaxis“ lesen und man weiß: Die Antwort lautet „42“. Ins Flugzeug stieg Claire allerdings, weil sie auf der Flucht vor ihrer Verantwortung „Rübenkopf“ gegenüber war.
· Sayid: Auf der Suche nach Nadia, auf der Flucht vor sich selbst – wissen wir!
· Hurley: Hurley sucht eine Antwort. Er will wissen, was es mit den Zahlen auf sich hat. Aber vor alle sucht er jemanden, der ihm zustimmt, ihm bestätigt, dass es einen fluch gibt. In Danielle findet er diese Person.
· Charlie: Der M-TV-Clown und Teilzeithobbit Charlie H. Pace sucht eine Perspektive, einen Weg aus der Sucht, eine Zukunft als Musiker oder als irgendwas anderes... . Aber dadurch wird er auch zum Flüchtenden.
· Jin: Okay, das ist ziemlich offensichtlich. Jin will vor Mr. Paik fliehen.
· Sun: Dito
· Juliet: Als Wissenschaftlerin ist sie zwangsläufig eine ewig Suchende; sei es nun ein Weg ihre Schwester zu heilen, eine Lösung des Schwangerschaftsproblems auf der Insel oder eine Chance Ben zu entkommen. Sie sucht immerzu.
· Rose: Was sucht Rose? Heilung? Nein, sie hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Ich denke Rose sucht das, was wir letztlich alle suchen: Glück.
· Bernard: Der sucht wiederum Heilung für seine Frau.
· Richard: Richard flieht in gewisser Weise vor dem Tod und vermutlich sucht er dabei auch etwas. Fragt sich nur was...
· Charles: Also der sucht die Insel. Das war leicht^^
· Jacob: Jacob hat vermutlich sein ganzes Dasein auf der Suche nach einem Gegenbeweis zu „Samuels“ These zugebracht. Aber er flieht nicht, nicht einmal vor dem Tod.
· „Samuel“/Man in Black: Schlupf-loch, Schlupf-loch, na-na-na-na – mit dem Song trete ich demnächst mal bei „Das Supertalent“ auf
· Michael: „Walt!?“ Ich glaub die Autoren hatten irgendeinen Hotkey, mit dem die das in Michaels Textzeilen immer ganz schnell einfügen konnten.
· Shannon: Die sucht nach Anerkennung, dem Gefühl gebraucht zu werden.
· Boone: Boone sucht eigentlich auch nach aufrichtiger Anerkennung. Er will respektiert, geachtet werden.
· Eko: Eko flieht vor seiner Vergangenheit und sucht sowohl nach Vergebung als auch nach seinem Bruder.
· Walt: Walt ist auf der Suche nach einer Heimat, einem Ort, wo er hingehört.
· Daniel: Der sucht vor allem sein Gedächtnis, ist aber auch auf der Flucht vor seiner Vergangenheit.
· Miles: Miles sucht Antworten.
· Charlotte: Endlich mal eine, die unsere geleibte Insel selbst sucht.
· Ilana: Bei der wissen wir noch nicht, was sie sucht oder vor wem sie flieht, doch ich bin mir sicher, dass es da etwas/wen gibt.
· Frank: Der sucht nach Antworten, nach der Wahrheit, was mit Flug 815 wirklich passiert ist.
· Ana-Lucia: Die sucht nach Rache und flieht, weil sie Rache genommen hat. Aber sie sucht wohl auch nach jemandem, der sie so schätzen oder gar lieben kann wie sie ist.
· Libby: Also Libby sucht vermutlich ihren Verstand^^
· Niki und Paulo: Diamantenfieber!
Sayid willigt also etwas widerborstig und genötigt ein und macht sich nach Sydney auf. Dort hockt er dann ganz zufällig in der gleichen Moschee beim Gebet wie Essam. Der Imam, der mit seinem Saruman-Gedächtnis-Bart aussieht, als sei er scharf auf einen Literatur-Nobelpreis (mal ehrlich: es fehlt nur noch ’ne Pfeife und dieses Klischee wäre perfekt), leiert also ein überaus abwechslungsreiches Gebet runter, zu dem auch ein paar Halswirbeldehnübungen gehören (bevor das einer falsch interpretiert: ich will mich nicht über die Religion lustig machen, sondern vielmehr über diese klischeehafte Darstellung). Dabei muss Essam dann zur Seite gucken und erblickt Sayid. Da die Rückblende mit den islamistischen Selbstmordattentätern und der Gebetsstunde noch nicht genug Klischees abgefeiert hat, ballern die Lost-Macher noch ein paar weitere raus: die Terroristen üben mit „Killerspielen“ (wozu eigentlich? Der Vorteil bei wahllosen Selbstmordattentaten ist doch, dass man eben nicht zielen muss), die Wanze ist im Rauchmelder versteckt und das Zusammentreffen von Sayid und Essam wird als Schicksal gedeutet („Perhaps it was fate“). Fehlt nur noch, dass Jack Bauer, John McClane und James Bond gemeinsam durchs Fenster geflogen kommen und die Terroristen mit ihren Maschinengewehren eine Minute wie wild um sich schießen, dabei den Fernseher, die Playstation und sämtliche Kaffeetassen, aber keinen ihrer Gegner treffen, die dann ihrerseits mit drei sauberen Kopfschüssen die bösen Muselmänner erlegen. Also wirklich, Darlton, diese Rückblende ist unter eurem Niveau!
Zum Glück kriegen die Autoren aber noch gerade so die Kurve: Essam hat Zweifel. Ein Muslim in einer amerikanischen Fernsehserie, der sich mal nicht, nichts geileres vorstellen kann als ein Selbstmordattentat. Daumen hoch! Jetzt werden ratzfatz die zwei Geheimagenten zu den Bösen und auch Sayid, weil er seinerseits erneut mitspielt. Er betrügt Essam, manipuliert ihn, bringt ihn dazu, etwas zu tun, was er nicht tun will und von dem Sayid ihn auch abhalten wird. Jetzt muss man zu Gute halten, dass Sayid so nicht nur Nadia, sondern auch viele Unschuldige retten wird. Aber Essam ist sein Freund. Wäre es das Risiko nicht wert gewesen, ihn einzuweihen und zu hoffen, dass er ihn so ebenfalls retten kann? Sayid beschließt kein Risiko einzugehen und wiegt das Leben vieler gegen das Leben eines einzelnen auf. Eines wird hier mal wieder überdeutlich klar: Sayid mag sich für besser halten als Ben, doch in Wahrheit ist er ein noch viel dunkleres Abbild von ihm. Er ist sein Spiegel und wird sogar zu dem werden, der Ben überhaupt erst zerstört hat. Wie eng Sayid und Ben immer schon miteinander verwoben waren, zeigt sich daran, dass Ben in allen späteren Sayid-zentrischen Folgen eine große Rolle spielt. Okay, was hätte jemand wie Ben oder Sawyer in dieser Situation anders gemacht? Ein Manipulator hätte es vermutlich geschafft, selbst die Kontrolle an sich zu reißen, anstatt sie den Geheimagenten zu überlassen. Sayid wird aber ganz bewusst zu dem, was Ben stets war ohne es zu wissen: Ein Werkzeug. Er wird dazu manipuliert, seinerseits Essam zu manipulieren.
Etwas ähnliches wie zwischen Sayid und Essam spielt sich später auch zwischen dem falschen Locke und Ben ab. Ben lässt ebenfalls durchblicken, das Verbrechen nicht begehen zu wollen und wird so manipuliert, dass er glaubt, einen lang gehegten Wunsch umzusetzen. Letztlich wissen wir ja nicht, wann „Samuel“ begann Ben zu manipulieren, ob er nicht schon John auf „Samuels“ Manipulation hin tötete. Ich will hier mal kurz einen Gedanken anführen, der mir vorgestern kam: Ben behauptet ja, dass er gewusst hätte, dass John auf der Insel wieder leben würde, und gibt gegenüber Sun wiederum zu, es würde ihn ängstigen Locke wieder lebendig zu sehen. Man würde meinen dies sei ein Widerspruch. Doch was wäre, wenn „Samuel“ Ben tatsächlich eingetrichtert hätte, er müsse John töten, damit alle wieder zurück auf die Insel kommen und John würde dann auf der Insel wieder leben. Könnte nicht Jack, sondern Ben der zweifelnde Thomas sein? Denn wenn Ben zwar glauben wollte, aber nicht konnte, dass Locke wieder leben würde, würde es doch passen: es könnte ihn ängstigen, weil er nicht so recht glauben konnte, dass es möglich ist, aber er hat es dennoch gehofft. Denn von irgendjemand muss Ben doch erfahren haben, dass John sterben muss. Er sagt in seinem Büro John selbst. John hat es ihm nicht erzählt und Charles oder Richard wohl auch nicht. Nur noch zwei weitere Personen wussten jedoch davon: „Samuel“ und Christian. Entschuldigt bitte den kleinen Abstecher, doch es fiel mir gerade beim Tippen wieder ein und bis Staffel 5 hätte ich es bestimmt vergessen.
Kehren wir jetzt zu Sayids Verrat an Essam zurück, der, kurz nachdem Sayid ihn über seine Absichten aufgeklärt hat, ganz überrascht erwidert: „You said we were going to do this together. You said you lost someone.“ („Du sagtest, wir würden das zusammen durchstehen. Du sagtest, du hättest jemanden verloren!“) Sayid klärt Essam auf. Der entgegnet: „You said it was for the greater good“ („Du sagtest, es sei zum größeren Wohl“) und ehe er sich erschießt, haut er gleich noch den nächsten Schlüsselsatz raus: „I hope she makes you whole again.“ („Ich hoffe, sie macht dich wieder vollständig.“) In der Tat gab es in Sayids Leben nur eine Phase, in der er nicht gemordet und gefoltert hat und das war, als er mit Nadia glücklich zusammen leben konnte. Doch kaum war sie tot, fehlte ihm wieder etwas im Leben. Das Gefühl nicht vollständig zu sein, kann einen Menschen umtreiben, um den Verstand bringen. Wieder haben wir etwas, das unsere Lost-Charaktere gemein haben. Jedem von ihnen fehlt etwas – entweder wurde es ihnen genommen oder sie befinden sich auf der Suche danach. Das macht sie rastlos. So explizit wie bei Sayid wird dieses „Loch“ sonst nur bei Miles angesprochen. Bram sagt ihm, dass kein Geld der Welt in der Lage sei, das Loch in ihm selbst auszufüllen. Jedem der Hauptcharaktere fehlt etwas und sei es die Insel selbst. Doch sie alle haben auch einen oder gar mehrere wichtige Menschen in ihrem Leben – oft auf grauenvolle Art und Weise – verloren (auch wenn die dazu nicht immer sterben mussten): Jack – Christian, Sarah; Kate – Tom, in gewisser Weise ihre Mutter; James – seine Eltern; Ben – seine Mutter, Annie, Alex; John – seine Stiefschwester, seine Eltern (im übertragenen Sinne); Juliet – durch die Scheidung der Eltern ihre Familie und ihren Mann durch den „Busunfall“; Desmond – Penny (zumindest zeitweilig); Claire – Thomas, ihre Mutter (die lag zur Zeit des Absturzes noch im Koma), Christian; Charlie – den Familienzusammenhalt... die Liste geht immer weiter.
Die letzte Flashbackszene beinhaltet noch zwei Details, die wir uns noch einmal kurz genauer angucken sollten. Sayid fragt, was mit Essam Leiche passieren wird, und als er erfährt, dass sie verbrannt werden soll, protestiert er; Wie schon gegenüber Jack, als der die Leichen im Wrack verbrennen wollte. Wieder ist das Argument die Religionszugehörigkeit, bei der diese Art der Bestattung mit den Glaubensgrundsätzen nicht vereinbar ist. Wobei ich mich da doch frage, wieso Explodieren in Ordnung geht und Verbrennen nicht – kann mir ja vielleicht irgend ein Muslim hier mal erklären. Um sich um Essams Bestattung selbst kümmern zu können, lässt Sayid seinen Flug umbuchen und wird sich so an Bord von Oceanic Flight 815 wiederfinden.
Auf der Insel findet zu Beginn bereits eine ganz andere Bestattung statt: Boones. Aber zuvor musste Jack mal wieder keuchend durch den Dschungel tigern. Kate folgt ihm und sagt: „You are walking in circles!“ („Du gehst in Kreisen!“) Etwas ähnliches hatten wir schon mal und wieder könnte eine tiefer gehende Bedeutungsebene suggerieren, dass Jack sich tatsächlich im Kreis bewegt und zwar durch die Zeit. Allerdings hätte Jack dann wissen müssen, dass John gelogen hat, stattdessen ist er auf der Suche nach Locke, weil dieser gelogen hat und so von Jack für Boones Tod verantwortlich gemacht wird. Ich persönlich sehe darin auch ein stückweit eine Schutzbehauptung. Jack zeigt immer wieder, dass er mit Fehlern, die er als Chirurg gemacht hat, besser umgehen kann, wenn er irgendwem anders den schwarzen Peter zuschieben kann. Häufig mag das auch berechtigt sein, aber nichtsdestotrotz sterben die Leute nun einmal Jack und nicht John oder Christian unter den Händen weg und so versucht Jack damit fertig zu werden. In diesem Fall gesteht John seine Schuld sogar öffentlich ein und Jack stürmt wutentbrannt auf ihn los: „Where were you?!“ („Wo warst du?!“). So macht Jack John öffentlich zum Sündenbock, geht ja sogar soweit, Locke als Mörder zu bezeichnen. So bringt er Shannon dazu, John ebenfalls die alleinige Schuld zu geben. Obgleich John um Vergebung bittet, fordert Shannon Sayid auf, John zu töten.
Sayid beginnt also Locke zu verhören, fragt ihn zunächst über seine Narbe aus und lässt sich dann zur Beechcraft bringen. Warum lügt Locke Sayid über seine Narbe von der Organtransplantation an? Wieso beichtet er Sayid, dass er ihn niedergeschlagen und den Transceiver zerstört hat? Sayid erklärt Shannon später, er hielte es für einen Unfall, woraufhin die Jack den Schlüssel zum Waffenkoffer stiehlt. Weil Sayid selbst weiß, wie schwer es ist, damit fertig werden zu müssen, jemanden getötet zu haben, hält er Shannon auf („If you do it, you can never take it back.“). Letztlich hätte die Insel Lockes Tod sowieso nicht zugelassen – ganz abgesehen davon: ich traue Shannon einen Mord nicht so recht zu. Hätte sie Locke wirklich töten wollen, hätte sie direkt geschossen und nicht gewartet, bis Jack, Kate und Sayid dazukommen und sie davon abhalten.
Der Handlungsstrang um drei Männer und ein Baby beinhaltet nur ein erwähnenswertes Detail: Claires Angst, man könne ihr Rübenkopf wegnehmen. Natürlich hat sie Angst davor, ihn jemand anderes anzuvertrauen, nach allem was ihr widerfahren ist. Es widerstrebt ihr daher ihren Sohn nur für einen Moment aus den Augen zu lassen oder gar jemand anders auf ihn aufpassen zu lassen. Umso unbegreiflicher ist es da doch, dass sie ihn später im Dschungel zurücklassen wird.
Na, hat da jemand James Bond dieses Wochenende geguckt ;) ?^^
AntwortenLöschenWie immer großes Kompliment von meiner Seite aus!
Zu deinem kleinen Abstecher fiel mir noch folgendes Gespräch ein:
RICHARD: I'm starting to think John Locke is gonna be trouble.
BEN: Why do you think I tried to kill him?
Auch hieraus wird man jedoch leider nicht unbedingt schlauer. Einerseits könnte es heißen: "Ja, ich weiß dass er uns Probleme bereitet. Das hat er schon länger. Was glaubst du warum ich ihn umgebracht habe?" (So sollte es wahrscheinlich Richard auffassen)
Jedoch denke ich, dass Ben hier natürlich auch wieder was anderes meinte. Es könnte zum Beispiel auch heißen: "Ja, ich weiß dass er dir und Jacob Probleme bereitet, Richard. Ich wusste, dass es so passieren wird. Daher habe ich ihn umgebracht". So würde es wohl gemeint sein, wenn Ben tatsächlich schon vor Lockes Tod von Samuel manipuliert wurde, aber jedoch auch von Samuels Vorhaben genau bescheid weiß. Wenn wir jedoch davon ausgehen würden, dass Ben zwar irgendwie manipuliert wurde, jedoch John tatsächlich nur mit dem Glauben dass nur so alle wieder zurück auf die Insel kommen getötet hat, würde seine Antwort auf Richards These meiner Meinung nach leider wieder etwas widersprüchlich erscheinen. Dann hätte Ben das wohl nur gesagt, um vor Richard gut dazustehen.
Ich glaube ich habe mich verzettelt. Was denkst Du, Anubis, bzw natürlich auch denkt ihr Leser darüber?
Zur Folge an sich fällt mir nichts mehr ein. Ich persönlich würde deine Frage "Wieso beichtet er Sayid, dass er ihn niedergeschlagen und den Transceiver zerstört hat?" mit "Um Vertrauen zu gewinnen, damit Sayid denkt, John würde ihm alles verraten, und daher auch tatsächlich nichts mit dieser "Luke" zu verbergen habe." beantworten.
Also nochmals: Wieder einmal super gemacht! Danke!
Wieder sehr schön geschrieben, auch wenn ich in einem Detail absolut nicht mit dir übereinstimme: Locke hat Sayid was seine Narbe angeht niemals angelogen. Es war, ist und bleibt eine "War Wound" ("Kriegswunde"), zumindest aus Lockes Sicht. Denn wie sonst könnte man den Konflikt mit seinem Vater bezeichnen? Es ist ein Krieg, ein Kieg Lockes gegen Cooper. Von daher finde ich seine Bezeichnung mehr als treffend. Und er verneint die Nachfrage Sayids nicht, im Gegenteil. Für mich klingt das erneute Sagen, dass es eine Kriegswunde ist, sogar als Zustimmung. Es ist also eine chirurgische Narbe (was Jack sicher bestätigen könnte), aber gleichzeitig eben auch eine Wunde, die im Krieg gegen Johns Vater erlitten wurde.
AntwortenLöschen@ Code14J
AntwortenLöschenAber Locke bzw. FLocke konnte Richard und Jacob doch nur Probleme bereiten, gerade WEIL Ben ihn getötet hat!
"Why do you think I tried to kill him?"
AntwortenLöschenWissen wir überahupt worauf er da genau anspielt? Könnte ja auch auf den Versuch am Massengrab anspielen oder auf den Gedanken John nun doch zu töten, als er wieder auf der Insel ist.
Ich denke aber, es war keine Äußerung mit großartigen hintergedanken. Er sagt es so beiläufig wie er Jack auch antwortet als er fragt: "Wie kannst du lesen?" - "Meine Mutter hat es mir beigebracht!" Auch da weiß jeder von uns, dass es gelogen sein muss. Ben weiß wie er sich darstellen muss, um nicht umgelegt zu werden. Es gibt ständig mehrere Leute, die an seinem Stuhl sägen und wenn er denen nicht ab und an was anderes zum spielen gibt, war's das für ihn. Charles, John, Richard, Sayid und Jack sind weniger eine Gefahr für seine Position als für sein Leben. Keiner von denen würde nur eine sekunde zögern Ben umzulegen, wenn die Situation es erlaubt oder verlangt - Sayid und Jack haben es schon versucht. Doch die größte Gefahr für bens leben ist Richard, da dieser stets in seiner Nähe ist ohne ihm zu Loyalität verpflichtet zu sein. Jacob müsste nur mit dem Finger schnippsen udn Richard würde Ben um die Ecke bringen ohne mit einer der schönen schwarzen Wimpern zu zucken^^
P.S.: Ich habe kein James Bond geguckt... war auch nie ein großer Bond-Fan, wenn ich ehrlich bin. Die meisten hab ich geguckt, weil ich die Darsteller der Schurken gut finde: Goldfinger (Gert Fröbe), Der Mann mit dem Goldenen Colt (Christopher Lee), Sag neimals nie (Klaus Maria Brandauer), Golden Eye (Sean "Boromir" Bean), Die Welt ist nicht genug (Robert Carlyle). Und einen hab ich gesehen, weil nichts besseres lief: Stirb an einem anderen Tag. Casino Royal werd ich mir wohl auch mal angucken. Aber apropos Bond-Schurken: Wäre eigentlich auch eine Traumrolle für Michael Emerson - so ein charismatischer, schön verschlagener Superschurke. In den Off-Island-Folgen hat er ja so schon was von einem Geheimagenten gehabt^^
Ja da hast du Recht. Und ... hahaha.. Michael Emerson als Bond, ist tatsächlich auch garkeine so schlechte Idee^^
AntwortenLöschenNein, nicht als Bond, als Bond-Schurke - allein schon optisch ginge das mit Bond nicht. Als Bond wäre da wohl eher Mark Pellegrino geeignet, aber wer guckt James Bond schon wegen James Bond? Die meisten interessieren sich doch entweder für die Bond-Girls, die Technick-Gimmicks, die Q immer so bastelt, oder wie ich für die Schurken.
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