Oh weh, okay, fangen wir mit dem Ende an, denn das hat uns wohl alle am meisten aufgewühlt. Der falsche John bringt James also in eine lustige kleine Höhle mit einer Waage und der vermeintlichen Urliste, die dort an Decke und Wände geschrieben wurde. Die Liste beinhaltet alle Kandidaten und wenn einer stirbt, wird er ausgestrichen. Gleichzeitig scheint sie der Ursprung der Zahlen zu sein, denn die letzten sechs Namen auf der Liste sind:
4 – Locke
8 – Reyes
15 – Ford
16 – Jarrah
23 – Shephard
42 – Kwon
So, man könnte meinen jetzt wäre alles klar. Weit gefehlt, denn es gibt da einige Probleme bei „Samuels“ Erklärung. Oder anders gefragt: „Where’s Kate?“ Würden die verbleibenden Kandidaten tatsächlich aus den Leuten bestehen, die Jacob fern der Insel besuchte, hätten wir da schon mal das erste, große Problem. Aber auch die Namen Alpert, Lapidus und Linus erscheinen nicht auf der Liste, obwohl Richard noch vor James ein Angebot von „Samuel“ gemacht bekommt, es schon vor langer Zeit erhielt und wohl seitdem nicht mehr altert. Ja, ich denke Richard durfte nicht älter werden und nicht sterben, weil er ein Kandidat ist. Um Ben wäre ebenfalls nie so ein Theater mit Tempel, Führungsposition etc. gemacht worden, würde er nicht auf der Liste stehen. Außerdem hätte Jacob ihn nicht im Dunkel gelassen wie Richard und die Losties, sondern ihn eingeweiht wie Dogen oder Ilana, wenn er kein Kandidat wäre. Ilana lässt durchblicken, dass sie Frank für einen Kandidaten hält. Dann wäre da noch die Frage: Ist das tatsächlich Jacobs Liste, wieso weiß Smokey dann, wo er sie findet und ist berechtigt Namen darauf auszustreichen? Ganz abgesehen davon wirken diese Kandidaten bis auf „Reyes“ und „Locke“ nicht gerade wie die Traum-Anwärter für Team Jacob. Das ist nicht Jacobs Liste, sondern „Samuels“. Das sind seine Kandidaten. Locke fällt raus, weswegen er ihn ausstreicht. Reyes? Okay, ein Problemfall. Ford ist bereits im Team Smoke Monster. Jarrah? War stets ein Folterer und Mörder, der gerne auf kleine Kinder schießt, und ist nun sogar von „Samuel“ infiziert. Shephard? Warum denn Jack Shephard? Tauchte nicht Christian Shephard vielerorts auf und tat Dinge, die „Samuel“ zu Pass kamen? Andererseits sagte Danny Pickett, Shephard stünde nicht einmal auf Jacobs Liste. Kwon? „Samuel“ behauptet, er wisse nicht welcher der Kwons. Sun ist nicht gerade eine Traumkandidatin für Jacobs Nachfolge, oder?
Ich denke, dass „Samuel“ seinen Nachfolger sucht und er will auch nicht, dass James mit ihm kommt, sondern seinen Platz einnimmt. Die Kandidaten sind Menschen, die zu Hütern der Insel werden können und es gibt stets zwei. „Samuel“ sagt selbst, er wäre einst ein Mensch gewesen. Er war der Beschützer der Insel und Jacob sein Gegenpart, der nicht bereit war zu gehen und „Samuel“ so ebenfalls auf der Insel festhielt, weil er ewig nach Kandidaten suchte. Nun sind die Kandidaten für beide auf der Insel und im Leuchtturm steht eine zweite Liste und ich gehe davon aus, dass wir auf der die fehlenden Namen finden:
4 – Alpert
8 – Lapidus
15 – Linus
16 – Austen
23 – Shephard (?)
42 – Kwon
Vielleicht stehen oder standen auch Ilana, Aaron, Walt, Desmond, Rose, Bernard, und Claire irgendwo. Auch bei der Reihenfolge will ich mich nicht festlegen.
Da Jacob jedoch alle Kandidaten begutachtet, versucht hat auf seine Seite zu ziehen oder vielleicht auch ein fairer Spieler ist als „Samuel“, hat er sie alle besucht und auf die Insel geholt. Jacob berührt schließlich nicht nur John, Hugo, James, Sayid, Jack und Sun, sondern auch Jin, Kate, Ilana und Ben – wie man es dreht und wendet, sind wir mit dieser Liste noch lange nicht fertig und wäre sie des Rätsels Lösung und würde „Samuel“ die Wahrheit sagen, hätten wir die Liste nicht so früh zu sehen bekommen
Dann sind da noch die Steine, die wir auch bei Adam und Eva finden. Waren die zwei am Ende die Vorgänger von Jacob und „Samuel“? Ist „Samuel“ vielleicht auch so angepisst, weil Jacob ihn in die ganze Sache reingequatscht hat, weil er zum Hüter der Insel wurde und er nun einfach keinen Bock mehr hat? Jacob und „Samuel“ dürfen aber nur gemeinsam gehen und keiner von ihnen darf den anderen oder einen Kandidaten töten und nur die Kandidaten dürfen selbst das Ruder übernehmen? Vielleicht steht ein Nachfolger mit Ben auch schon fest, weil er Jacob getötet hat? Hat Jacob gewollt, dass Ben ihn tötet, weil er so automatisch seinen Posten übernimmt? War er deswegen die ganze Zeit so wichtig?
Dass „Samuel“ lügt erkennt man daran, dass er James gegenüber meint, man müsse die Insel nicht beschützen, denn schließlich sei es nur eine Insel. Klar, deswegen hat er gegenüber Jacob auch so einen Aufstand gemacht, als der die Black Rock zur Insel gelotst hat... nein, klar, Smokey, ich glaub dir jedes Wort.
Ach, ich wollte ja was zu den Steinen auf der Waage sagen: „Samuel“ nimmt den weißen Stein von der Waage und wirft ihn ins Wasser. Er nennt es einen „Insider-Witz“. Stellt sich jedoch die Frage, ob er sich für den Weißen Stein hält, der nun endlich gehen darf, da Jacob tot ist und ihn nicht mehr festhalten kann, um die Insel zu beschützen ODER ist Jacob der Weiße Stein, den er wegnimmt, weil er aus der Gleichung verschwunden ist. Die Konstante unseres Man in Black (obwohl ich dazu neige ihn mittlerweile Man in Locke zu nennen) hat das Gebäude verlassen.
Ihr merkt schon: ich traue dem Braten nicht und sehe in der Liste einen einzigen großen Mindfuck – vielleicht den letzten dieser Größenordnung. Wir haben Antworten, doch die kommen alle von jemandem, dem man noch 108mal weniger trauen kann als Ben und Sun zusammen. „Samuel“ ist nicht offen zu den Menschen. Jacob mag verschwiegen sein, doch „Samuel“ lügt und manipuliert, wirft Jacob vor dies zu tun, weil er so leichteres Spiel mit seinen „Anhängern“ hat. Er ist ein Verführer, ein Versucher. Er ist die Schlange, die James die Frucht der Erkenntnis vor die Nase hält, damit rumwedelt und wartet, dass er zubeißt. Jacob ist wie Gott: er erwartet von den Menschen, dass sie ihm vertrauen, während er ihnen Türen aufzeigt, sie lenkt, aber ihren freien Willen respektiert. Der Man in Black ist wie der Satan, denn er klagt Jacob an, macht ihn vor den Menschen schlecht, um sie dann mit Halbwahrheiten auf seine Seite zu ziehen und so zu seinem Vorteil ins Verderben zu stürzen. Doch jeder Kandidat muss sich für die eine oder andere Seite entscheiden. Ben hat sich unter der Statue entschieden, was das für ihn bedeutet, wissen wir nicht, wir wissen nicht einmal, für welche Seite er sich letztlich entschieden hat. Doch deshalb lässt MiB ihn wohl links liegen und hängt Richard in einen Baum (das kannte Ben ja auch schon aus eigener Erfahrung). Wie sagt Ilana noch gleich? „Er rekrutiert“
Der MiB sucht seine Vertretung („Substitute“), damit er endlich von diesem wundersamen Felsbrocken verschwinden kann und das Spiel von vorne beginnt: Zwei Seiten, zwei Spieler – eine ist hell, die andere dunkel. Apropos zwei Spieler: was ist eigentlich mit Charles? Hatte MiB ihn verführt und Jacob hat mit Bens Hilfe die Reißleine gezogen? Oder sollte das Spiel zunächst mit diesen beiden weitergehen.
Wo wir schon bei „Samuel“ sind, sollten wir uns fragen, wer der blonde Junge ist, der auftaucht, wo er nicht sollte und mahnt, MiB dürfe James (der den Knirps im Gegensatz zu Richard sieht) nicht töten, weil er ein Kandidat ist? Woraufhin bei MiB dann das, was von Locke in ihm gelandet zu sein scheint, durchbricht und er brüllt: „Don’t tell me what I can’t do!“
Wer ist der Junge also? Ist das so eine Art Game-Master? War er es, der Jacob und MiB in diese Position brachte? Ist es jemand, den wir kennen? Der junge Jacob? Aaron? „Samuels“ eigener Vorgänger?
Zumindest mahnt er ihn, er dürfe James nicht töten, was darauf hindeutet, dass er es bei ihm und auch Richard vorhatte. Aber er kann es nicht, weshalb er wohl einst auch vor John und Eko zurückschreckte, bis Eko seine Chance vertan hatte, indem er sich weigerte zu bereuen. Wer weiß schon, ob Kate, und Jack die Monsterattacken gar nicht wegen den Banyanbäumen überlebten, sondern weil sie Kandidaten waren und somit unantastbar für ihn.
Unantastbar ist noch so ein gutes Stichwort. Ilana sammelt Jacobs Asche auf. Asche...tja, das war mal wieder kein Wink mit dem Zaunpfahl, sondern der komplette Sonarzaun, der da aus dem Bildschirm auf einen zuflog. Ist die patentierte Anti-Man-In-Black-Asche vielleicht alles, was von Jacobs Vorgänger übrig ist? Passen würde es.
Der komische Knabe gibt uns zumindest eine Menge Rätsel auf. Seine Kleidung erinnert an die der Anderen in Staffel 2, aber noch mehr an die komischen Typen, die Eko und Jin sahen, als sie nach Michael suchten. Ich denke außerdem, dass der Junge zu denen gehört, die das Flüstern verursachen und er ihr Bote ist, der nun „Samuel“ dazu mahnt, er müsse sich trotz allem, an die Regeln halten. Ist das Zuhause, von dem unser falscher Locke spricht, vielleicht auch die „Dimension“ dieser komischen Flüstertypen (nicht zu verwechseln mit Flüstertüten!)? Wieso hören wir vor dem Erscheinen des Jungen die Smoke-Monster-Geräusche? Von der üblichen Quelle können die kaum kommen, denn „Samuel“ steht ja als Locke im Wald. Der Knabe hat bei seinem ersten Auftritt Wundmale, die mich sehr an Stigmata erinnert haben. Hat „Samuel“ am Ende sogar Jesus gesehen? Wohl eher nicht, denn „Lost“ hat seine eigne Mixed Religion.
Ein letzter Punkt in der Handlung um Smokey, den ich ganz interessant fand, war der Weg mit James zu der Klippe, denn es gab so viele offenkundige Parallelen zu James’ Spaziergang mit Ben in „Jeder für sich“. Wobei ich fast glaube, dass das mehr eine Spielerei von Darlton war, als ein wichtiger Hinweis. Viel bedeutender ist da schon die Szene, in der James Locke mit einer Knarre bedroht und der nicht wirklich beunruhigt scheint. Hat er keine Angst, weil die Kugel an ihm abprallen würde, wie als Bram auf ihn schoss (Der klügere gibt nach – das war jetzt mein Insider-Witz). Wenn meine Theorie bezüglich Ben stimmt und er Jacob töten konnte, weil er ein Kandidat ist und Jacob es deshalb auch zugelassen hat, müsste James auch in der Lage sein, MiB zu erschießen. Doch wenn meine Theorie stimmt, dürfte ihm das keine Sorgen bereiten. Vermutlich wusste er aber, dass James sowieso nicht abdrückt. Wenn James jemanden töten will, denn tut er es einfach. Wenn er jemanden mit einer Knarre bedroht und reden lässt, will er Antworten oder eine Entschuldigung – meist beides.
Jetzt gehen wir aber erst mal munter zur Statue, wo Ilana gerade den Tod von Jacob und ihrem Team betrauert. Ben tritt ein und, als sie ihn befragt, sagt er tatsächlich die Wahrheit, er lügt nicht, er verschweigt lediglich ein unbedeutendes Detail, nämlich, dass er Jacob zweimal ein Messer in die Schulter gerammt hat, ehe Locke ihn ins Feuer getreten hat. Ilana sammelt Jacobs Asche und geht mit Ben nach draußen und hier stellt sich eine Frage: „Where’s Kate?“ – Nein, nicht wirklich, sondern: Wo sind all die Anderen hin? Plötzlich stehen da nur noch vier Leute am Strand, wo zuvor noch Richards Team war. Okay, MiB hat Richard niedergeschlagen, rumgeflucht und ist mit Richard auf der Schulter in den Wald, wo er ihn in einen Baum gehangen hat. Kleine Bemerkung am Rand: Wir erleben Richard das erste Mal wirklich ängstlich und erfahren auch, dass er nie wirklich mehr wusste als Ben oder sonst wer. Jacob hat auch ihn über das meiste im Unklaren gelassen.
Ilana weiß hingegen so einiges, auch über Sun und überzeugt sie so, zum Tempel zu gehen. Doch zuvor muss – da hat Sun ausnahmsweise mal Recht – John beerdigt werden. Ben und Frank tragen ihn zum Friedhof der Losties und heben ein Grab aus. Doch das dicke Ende kommt erst noch: ausgerechnet Ben, John Mörder, hält die Grabrede. Er hat John wohl in der Tat als einziger wirklich gekannt und ich für meinen Teil denke, dass Ben wirklich trauert und meint, was er sagt. Vermutlich hat er schon begriffen, dass „Samuel“ ihn dazu gebracht hat, John zu töten, denn er wirkt auch ein wenig zornig: auf sich, aber auch auf den Man in Black. Frank meint, es sei das skurrilste Begräbnis, auf dem er je war – klar, John liegt im Grab und läuft trotzdem noch im Dschungel rum und der einzige, der wirklich um John trauert, ihn beweint und an seinem Grab spricht, ist sein Mörder. Gleichzeitig beichtet Ben Sun, Ilana, Frank und auch dem Rest der Welt, seine Tat. Er hätte nicht gestehen müssen, dass er John getötet hat, tut es aber, spricht es laut aus und bittet so auch um Vergebung. Ich schätze nur: am Ende mag ihm ein jeder vergeben, außer ihm selbst.
Auf der Insel, in unserer Crash-Timeline, war es das wohl auch, denn aus dem Tempel sehen wir diesmal nichts und bei Sawyers Besäufnis im Dharma-Dorf ist allenfalls interessant, dass eine Textzeile des Songs, den James hört über „the end of the world“ geht, wenn ich recht gehört habe (als John ins Haus kommt). Im Los Angeles einer anderen Realität kommt John daheim an und hat etwas Probleme mit der Rampe seines Wagens, also springt der alte Draufgänger einfach samt Rollstuhl auf den Rasen und legt sich natürlich erst mal lang. Obwohl dann sogar noch der Rasensprenger (vielleicht auch ein Verweis auf die Szene, in der John am Strand saß und, als es zu regnen begann, die Arme ausbreitete und lächelnd gen Himmel blickte) angeht, ist John eher belustigt über seine Schusseligkeit. Ein wenig überraschend ist da schon, wer dann die Tür aufmacht: Helen. Sie und John wollen nächsten Monat heiraten und anscheinend sogar John Vater einladen. Da auch an John Arbeitsplatz ein Bild von Cooper und ihm bei der Jagd hängt, denke ich, dass vor allem Anthony Cooper in dieser Realität ein anderer Mensch ist, was auch James’ aufgeschlosseneres Verhalten in den vergangenen Flash Sideways erklären würde. John dürfte wohl auf anderem Wege im Rollstuhl gelandet sein und vermutlich noch beide Nieren haben oder sie freiwillig an Daddy abgetreten haben. Was uns zu der einen Frage führt: Wer oder was ist Anthony Cooper wirklich ODER wer hat ihn so gemacht, wie er in der uns bekannten Realität war? Hier sind wohl noch einige Fragen offen, die es noch zu beantworten gilt.
Bei der Arbeit wird John erst gefeuert, um dann Hurley über den Weg zu laufen, der – nett wie er in jeder Realität ist – John direkt wieder einstellt. So langsam wird das Ganze dann wirklich skurril, denn wer führt Johns Einstellungsgespräch? Hurleys Wahrsagerin und ihre Chefin ist Rose, die wirklich noch immer Krebs hat, sich aber damit arrangieren konnte und John so hilft, sich auch mit seinen Problemen zu arrangieren, weshalb er Jack nicht anruft und Helen die Visitenkarte von Jack in vier Teile zerreißt. Damit aber nicht genug mit den merkwürdigen Wiedersehen, denn einer fehlt noch und dem scheint es in dieser anderen Realität wirklich besser zu gehen: Als Geschichtslehrer bringt Ben bestimmt keine Leute um (außer sie lassen den Filter in der Kaffeemaschine). Der Beruf passt aber durchaus zu Ben, obgleich er intellektuell wohl etwas unterfordert ist, wissen wir ja, dass er Kinder liebt (und daran hat sich bestimmt nichts geändert) und ohne Jacob im Nacken und die Bürde des Anführers ist er wohl auch ein besserer Mensch. Er bleibt zwar weiter ein wenig wunderlich wie alle Genies, aber er wirkt dennoch zufrieden. Es zeigt sich aber auch, dass Ben und John in jeder Zeitlinie stets etwas verbinden wird, auch wenn John nur die „Vertretung“ bleibt. Mit Ben am Leben und in den Staaten haben wir aber wieder ein sehr eindeutiges Indiz dafür, dass hinter dieser Zeitlinie weit mehr steckt als Jughead.
Falls mir noch was einfällt, werde ich noch eine Ergänzungsreview schreiben, doch mir schien es bei dieser Folge wichtig und richtig, die Review möglichst schnell zu tippen und zu veröffentlichen, um unser aller Gedanken zu ordnen.